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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1928
- Strukturtyp
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- 1928-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1928
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- Deutsch
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Nr. 220 (R. 116). Leipzig, Donnerstag den 20. September 1928. 95. Jahrgang. ReLMiouMer TÄ Herbsttagung in Königswinter. über 300 Teilnehmer aus dem deutschen Buchhandel haben sich in Königswinter zur diesjährigen Herbstversammlung, der ersten vom Börsenverein selbst ausgerichteten versammelt. Herr lichstes Spätsommerwetter begünstigt die Veranstaltungen und hilft die frohe Stimmung schaffen, die eine nicht unwesentliche Voraussetzung für das Gelingen des Ganzen und auch für den Erfolg der sachlichen Beratungen bildet. Nach dem wohlgelungenen Begrüßungsabcnd am Sonnabend auf dem Drachenfels begannen am Sonntag morgen im Düs seldorfer Hof die allgemeinen Vorträge. Herr Röder eröffnete die Verhandlungen mit Worten der Begrüßung folgenden In halts: Meine sehr geehrten Herren, die erste Herbstversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler ist eröffnet. Die Einladungen sind im Börsenblatt Nr. 138 vom 16. Juni veröffentlicht worden. Die Rednerliste führt wie gewöhnlich unser Erster Schriftführer, Herr Nitschmann, und in seiner Vertretung Herr Direktor Bayer. Uber unsere Zeit einteilung möchte ich Ihnen sagen, daß für 13 Uhr eine Früh stückspause vorgesehen ist, daß wir dann aber hinterher nur noch vielleicht zwei Stunden zu unserer Verfügung haben, weil dieser Saal geräumt werden muß. Ich hoffe aber, daß diese Stunden ausreichen werden, um unsere Tagesordnung zu erledigen. Die Tagesordnung umfaßt zunächst einen kurzen Bericht über die voraufgegangenen Tagungen des Kreisaus schusses und des Fachausschusses des Börsenvereins und sodann zwei Vorträge, einen des Herrn vr. Friedrich Oldenbourg, München, über «Die geistige Krisis und das Buch« und einen andern des Herrn Direktors vr. Otto Ackva, Leipzig, über »Die Wirtschafts- und Kreditlage im Buchhandel«. Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit! Nach 50 Jahren erfolg- und segensreicher Arbeit hat der Verband der Kreis- und Ortsvereine zu Kantate dieses Jahres seine Auflösung be schlossen. Die Hauptaufgabe des Verbandes im letzten Jahr zehnt, die Veranstaltung und Durchführung der Herbstvcr- sammlungen des deutschen Buchhandels ist auf den Börsen verein übergegangen. Es ist wahrlich nicht leicht für uns, nach den glänzenden Tagungen der letzten Jahre, von denen ich nur Königsberg, Stuttgart, Wien und Homburg zu nennen brauche, in den Alltag der Arbeit zurückzufinden. Unsere heutige Tagung ist keine außerordentliche Hauptversammlung des Bör senvereins im Sinne der Satzung, sondern die Fortführung der alten traditionellen Herbstversammlung. Wir sind nicht zu sammengekommen, um weltbewegende buchhandelspolitifche Beschlüsse zu fassen, sondern um aus berufenem Munde über wichtige Gegenwartsfragen des Buchhandels auf geistigem und wirtschaftlichem Gebiete unterrichtet zu werden, um die kom mende Kantateversammlung vorbereitende Beratungen zu pfle gen, und den Ausschüssen Material für ihre Arbeit mit auf den Weg zu geben. Wir Deutschen sind recht unpolitische Leute, wir treiben Politik entweder historisch, d. h. auf Grund langer Erfahrungen, von denen Wassermann im »Fall Maurizius« sagt, daß sie das Monument auf einem Grabe sind, oder wir blasen Zukunftsmusik, die ganz hübsch klingen mag, aber das Fundament zum Aufbau vermissen läßt. Uns fehlt das Gegen wartserfassen, das unseren angelsächsischen Vettern so geläufig, ganz besonders aber den Amerikanern eigen ist. Wir wollen und müssen heute Gegenwartsmenschen sein nach dem Worte Tolstois, dessen 100jährigen Geburtstag wir am vergangenen Sonntag feiern konnten: »Ich habe allein mit der Gegenwart zu tun. Gott wird für die Zukunft sorgen. Die wichtigste Zeit ist das Jetzt. Der wichtigste Mensch ist der Nächste, mit dem ich jetzt spreche. Die wichtigste Tat ist, dem Nächsten, mit dem ich jetzt spreche, Gutes zu tun«. Wenn die heutige Versammlung ihre Aufgabe im Sinne dieses Wortes löst, d. h. wenn sie es als wichtigste Tat betrach tet, dem Nächsten, mit dem wir hier reden, Gutes zu tun, da durch, daß wir die brennendsten Fragen, die den deutschen Buchhandel auf geistigem und wirtschaftlichem Gebiete beschäf tigen, einer Lösung näher zu bringen suchen, dann werden wir zu den Eingangsworten: Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, auch den zweiten Teil fügen dürfen: und neues Leben blüht aus den Ruinen. (Bravo!) Im Anschluß daran erstattete er außerdem kurz Bericht über das Ergebnis der Beratungen des Kreisausschusses und des Fach ausschusses, die am Freitag und Sonnabend stattgefunden hatten. Der Kreisausschuß hat sich in der Hauptsache mit den Gebiets veränderungen der Kreis- und Ortsvereine beschäftigt, die in folge der Reorganisation des Börsenvereins sich als notwendig erweisen. Ferner mit den Bibliotheksabkommen und dem Stu- denten-Abkommen. Der Fachausschuß hatte eine Beratung der Abänderungsmöglichkeiten für die §§ 11—14 der Verkaufsord nung auf seiner Tagesordnung stehen. Herr Röder hob befriedigt und erfreut hervor, daß die Arbeiten beider Ausschüsse einen er freulichen und erfolgversprechenden Verlauf genommen hätten, naturgemäß können endgültige Ergebnisse noch nicht vorliegen, die eingeleiteten Arbeiten werden weiter geführt und hoffentlich zu Neuordnungen führen, die den Buchhandel für die Überwin dung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten stärken. Deutlich ist in Erscheinung getreten, daß der Börsenverein mit der durch die letzten Kantate-Verhandlungen eingeleiteten Reor ganisation den richtigen Weg eingeschlagen hat und daß ein Weitergehen auf dem in vertrauensvollem Zusammenarbeiten von Verlag und Sortiment gefundenen Wege für den Buchhandel und das Buchwesen die besten Aussichten eröffnet. Danach erteilte Herr Röder Herrn vr. Oldenbourg als erstem Redner das Wort. Herr vr. Oldenbourg zeigte an Hand einer Reihe von Beispielen und statistischen Feststellungen aus der Entwicklung des Buchhandels in früheren und im letzten Jahrhundert, worin für den Buchhandel die geistige Krise der Gegenwart bestehe und woraus sie sich entwickelt habe. Den Kernpunkt seiner Ausführungen bildete der Hinweis darauf, daß die geistige Krise in nichts so starken Ausdruck finde als in der Tatsache einer bedenklichen Abstumpfung des sprachlich- literarischen Ausdrucks, der bereits aller Wirksamkeit entbehre, zum mindesten auf zahlreichen Gebieten, die früher auch buch händlerisch starke Erfolge erlebt hätten. Die Abwendung unserer Zeit vom Literarischen einerseits und die Hinwendung zu rein sinnlichen Eindrücken andrerseits glaubte der Vortragende in diesem Zusammenhang als Naturnotwendigkeit betrachten zu müssen. Eine Überwindung der geistigen Krise erwartet er unter diesen Umständen davon, daß dem gesprochenen Wort wieder Klang gegeben würde. Die Gegenwartskrise würde vermutlich in gleichem Sinne überwunden werden, wie im Altertum So- 1037
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