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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1931
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- Deutsch
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X- 142, 23. Juni 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. ö. Dtschn Buchhandel. Zweck, Kunden anzulocken, zweifellos nicht gegen die guten Sitten verstößt. Auch wenn die Klägerin bei dieser Reklame von vornherein mit der Möglichkeit rechnet, daß die eine oder andere Losentnehmerin sich scheuen werde, ihr Geschäftslokal ohne Bewirkung eines Kaufes zu verlassen, so drückt das doch ihrer Handlungsweise noch nicht den Stempel des Sittenwidri gen aus. Das Bestreben, den Umsatz auf diese Art zu erhöhen und gleichzeitig durch Ankündigung und Vornahme einer der artigen Verlosung weitere Kreise für einen Geschäftsbetrieb zu interessieren, hat gewiß etwas Aufdringliches und Ungewöhn liches an sich. Aber ähnliches kommt auf dem Reklamegebiet auch sonst vor, ohne daß der Vorwurf der Sittenwidrigkeit da gegen erhoben wird. Entgegen der Auffassung des Berufungs gerichts vermag das Reichsgericht dem sogenannten Gewissens zwang, in den die Losentnehmerinnen versetzt werden sollen, keine entscheidende Bedeutung zuungunsten der Klägerin beizu legen.- Diese interessante Entscheidung des Reichsgerichts ist meines Erachtens durchaus zu begrüßen. Eine Reklame mag vom Standpunkt der Mitbewerber unerwünscht und lästig sein, des halb ist sie aber noch nicht unlauter. Man muß den Kreis der Personen, auf deren Urteil es ankommt, weiter ziehen. Nur das verstößt gegen die guten Sitten, was »den anständigen Gebräu chen auf dem Gebiete des Gewerbes und des Handels nicht ent spricht« <Art. 10 dis des Pariser Unionvertrages). Wenn man die Begriffe zu weitgehend und damit zu kautschukartig gestaltet, so liegt gerade darin die Gefahr, daß man wirkliche Un lauterkeiten nicht trifft. Der Buchhandel in den Europäischen Ländern und in den Bereinigten Staaten. (Schluß zu Nr. 1Z2.) Biele von uns haben sich wohl Unwin und auch Melcher anders vorgestellt, als sie in Wirklichkeit aussehen, aber beide bestätigten die Richtigkeit des Schnabelschen Satzes: »Der Typus des Buchhänd lers ist universell, aber die Art feiner Geschäftsführung ist doch sehr verschieden«. Auch Mr. Umvins Kenntnis der deutschen Sprache und Verhältnisse wird manche überrascht haben, und vielen von uns wird er lebendes Vorbild schon allein dafür geworden sein, daß man andere Völker am besten dadurch kennen lernt, daß man mit ihnen lebt und unter ihnen arbeitet. Unwin hat drei Monate in einem Leipziger Sortiment gearbeitet, war einige Zeit in dem Landschulheim Hau- binda in Thüringen und hat Deutschland jahrelang geschäftlich bereist. Er schickte seinen Ausführungen ein zweifaches Bekenntnis voraus: Zum Buchhändlcrberuf, es gäbe keinen besseren Berus, als gute Bü cher zu verbreiten! Und zur Jugend, es sollte nur »Jungbuchhändler« geben — der jüngste Buchhändler aber, den er kenne, sei viel älter als er, nämlich über vv Jahre! »Einen Börsenvcrein wie in Deutschland gibt es in England nicht. Es bestanden zunächst nur ein Buchhändler- und ei» Verleger- Verein, die jedoch keine Zusammenarbeit kannten. Wünschte der Buchhändlerverein eine Besprechung mit dem Verlcgerverein, so wurde diese meist vom Berlegerverein mit der Begründung abge lehnt, ,daß es sich dabei ja doch nur um die Bezugsbedingungen han deln könne'. Vor etwa kV Fahren gründeten unter diesen Verhält nissen einige .junge' Verleger, Buchdrucker, Buchhändler, Autoren und Journalisten eine kleine Gesellschaft, die Soviel;- ok Lvokmen, die sich zum Ziel setzte, für eine möglichst große Verbreitung des Buches zu arbeiten. Man versammelte sich monatlich einmal und gründete Une Werbestelle. Doch von den .alten' Verlegern wurde die Gesellschaft abgelehnt und bekämpft. Trotz alledem begnügte man sich keineswegs mit der Einrichtung der Werbestelle, sonder» suchte vielmehr die Organisation des englischen Buchhandels zu verbessern und studierte zu diesem Zwecke die Organisation anderer Länder. Unter Unwins Führung sandte man eine Studienkommission nach Holland und vor allem nach Deutschland. In drei Tagen wurden die buchhändlerischen Einrichtungen in Leipzig gründlich besichtigt, und noch im Harz wurde der Bericht über das Ergebnis der Studien reise festgclcgt. Der englische Berlegerverein wehrte sich aber strikte dagegen, vom Ausland etwas lernen zu sollen! doch nahmen die Sor timenter — es gibt in England kaum 100 wirklich gute Buchhandlungen — den Bericht ernsthaft ans und prüften, wie die englische Organi sation verbessert werden könne. Und ,da man junge Leute aus die Dauer nicht unterdrücken könne', setzten sich die Nenerungsbestrcbun- gen nach heftigen Kämpfen doch mit der Zeit auch unter den Ver legern durch. Es bildete sich eine neue Kommission .kennt Ooinmit- teo', bestehend aus 12 Verlegern und 12 Sortimentern, die in wei teren Unterausschüssen Satzungen ausarbeitete, eine Zeitschrist .Lublisker anck Loolisellsr' herausgibt, die Fragen des festen Laden preises, des Rabattes, der Portokostenbcrechnung,' der Bibliotheks rabatte prüft und den Verlegerverein zu beraten >!> hat. — In Eng land spielt das Leihbibliothekswesc» eine viel bedeutendere Nolle a!s bei uns, sodaß sich hierdurch die Verhältnisse im englischen Buch handel wesentlich von denen im deutschen unterscheiden. Die meisten Engländer, die Bücher lesen — und das ist eine große Zahl — haben bei einer Leihbibliothek ein Jahresabonnement zum Preise von 10 bis 4V Mark. Wer 10 Mark bezahlt, hat nur Anspruch auf ältere Bü cher, die Neuerscheinungen stehen nur denen zu, die den höchsten Bei trag zahlen. Dadurch wird es ermöglicht, nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl der Neuerscheinungen anzuschafsen. Es gibt beson ders zwei große Leihbibliotheks-Unternehmen. Das eine unterhält aus jedem größeren Bahnhos eine Filiale, das andere ist ein Dro geriekonzern, der in etwa 700 Zweigstellen überall eine Leihbiblio theksabteilung eingerichtet hat. Durch diese vielen Filialen, die sich über das ganze Land erstrecken, ist dem Abonnenten ein Bücherum tausch fast in jeder Stadt möglich. — Wünscht ein Abonnent das Buch zu besitzen, so kann er es 8 Monate nach Erscheinen zu einem er mäßigten Preis kaufen. — Von einem schöngeistigen Buch wird zu nächst meist nur eine Versuchsauflage von lövv Exemplaren heraus gebracht, natürlich zu einem relativ hohen Preise, der aber ja sür die Bibliotheken keine besondere Rolle spielt. Erst später, wenn das Buch bei den Leihbibliotheken Erfolg hatte, folgt dann eine größere Auslage — eine billige Volksausgabe. — Für Übersetzungen ins Englische warnt Unwin vor Amerikanern als Übersetzer, oftmals müßte» in Amerika übersetzte Bücher für England nochmals übersetzt werben. — Parteipolitische Literatur wird fast nur durch Partei- oder Erziehungs-Organisationen vertrieben. — Die Erziehung zur Lite ratur ist bedeutend besser und schon wirksam geworden: ein An wachsen der Leserzahl ist zu bemerken. — Das Interesse sür Deutsch land, für deutsche kulturelle Dinge ist beschränkt — zwar nicht be schränkter als sür andere europäische Staaten — sondern allgemein durch die insulare Stellung und die enge Verbindung mit den Do minions begründet. — Erst neuerdings hat man begonnen, Buch woche» zu veranstalten, doch ist hierüber noch nichts Nennenswertes zu berichten. — Alte unverkäufliche Bestände werben meist, wenn sie »och ungebunden sind, eingestampst! gebundene Büchel verkauft man meist antiquarisch. — Etwas wie einen .Leipziger Platz' gibt es in England nicht, doch ersetzt eine Londoner Speditionsfirma i» etwa die Leipziger Kommissionäre dadurch, baß sie die einzelnen Bücher- pakete in Sammelsendungen zu niedrigen Preisen den Empfangs- firmcn rasch zustcllt.« Mr. Unwin mußte leider schon am Sonntag mittag abrcisen, da er bereits am Montag abend wieder in London sein mußte. Der herzlichste Dank aller Anwesenden begleitete ihn und als wir bann am folgenden Tage in den Zeitungen lasen, daß der Zug, mit dem Mr. Unwin fuhr, im Saargebiet verunglückt sei, waren wir nicht eher beruhigt, bis aus London von ihm die Nachricht kam, daß er wohl behalten, wenn auch sehr verspätet, drüben angekommen sei. Die Berichterstattung über die Aussprache mit Mr. Melcher hatte Kurt Sellin, Heidelberg, übernommen, dessen Ausführungen hier folgen: »Amerika, du hast es besser, als unser Kontinent der alte , ob dieses Goethewort seine Wahrheit auch im Hinblick aus Bücher, ihre Herstellung und ihren Vertrieb erweisen würbe, war die Frage, die uns nachmittags um Mr. Melcher versammelte. In seinen ein leitenden Worten bezeugte Mr. Melcher seine Hochachtung vor dem Lande, aus dem die Kunst des Buchdrucks ihren Weg in die Welt nahm, und vor den organisatorischen Leistungen des heutigen deut schen Buchhandels, die er jetzt auf seiner ersten Deutschlanbreise in Leipzig — der interessantesten all der vielen ihm bekannten Städte der Welt — kenne» lernte. Im übrigen wolle er, wie er sagte, ant-' Worten aus Fragen, die wir ihm stellen möchten. Es entspann sich nun ein reger Wechsel von Krage und Antwort, ans dem hier nur die wesentlichsten Dinge erwähnt werden können. Wie zu erwarten war, rückte sofort die Frage nach der amerikanischen Reklame, der Werbung fürs Buch, in den Vordergrund. Mr. Mel cher betrachtet die amerikanischen Buchwochen, die er für besser er klärte als irgendwo in der Welt, als einen entscheidenden Faktor der Werbung. Durch eine Meldestelle, die Mr. Melcher vor etwa 18 Jahre» organisierte, ist die korporative Werbung mit Erfolg zen- üralisiert worden. Da in Amerika noch relativ sehr wenig Bücher gelesen werden, war das Ziel, das allgemeine Interesse am Buche zu heben. ,Wir erwarteten nie viel, aber wir habe» immer glänzen den Erfolg gehabt'. S99
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