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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-05-22
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1930
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
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X- 117, 22. Mai 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.b.Dtschn. Buchhandel. den wir so mit unseren Veranstaltungen und Verhandlungen unter dem Bann schicksalsschwerer Entscheidungen, die unser Volk ungefähr gleichzeitig zu fällen hatte. Mehr als vieles andere hat uns das immer wieder zum Bewußtsein gebracht, wie sehr unser engeres persönliches und berufliches Schicksal und Wohl und Wehe abhängig sind von dem unseres Vater landes. War es einst gern geübte Sitte, das erste Glas dem Landesherrn und dem Kaiser zu weihen, so ist es jetzt um so ernstere Pflicht, sich bei jeder Gelegenheit in erster Linie der Volksgemeinschaft und ihres Staates zu erinnern. Wir sind ein Volk, das größer ist als seine Grenzen, und wir wollen immer ein einiges Volk sein und bleiben, das seinen Platz unter den Völkern zu behaupten vermag. War es mir schon immer eine angenehme und ehrende Ausgabe, Ihre Ge danken in diese Richtung zu lenken, so unterziehe ich mich ihrer heute nur um so lieber. Erheben Sie sich, bitte, von Ihren Plätzen und stimmen Sie mit mir ein in den Ruf: Unser deutsches Volk, unser liebes Vaterland, sie leben hoch! — hoch! — hoch! (Die Versammelten stimmen begeistert in die Hochrufe ein.) Der zweite Redner des Abends war Herr Bürgermeister Hofmann, der im Namen der Stadt und im Namen der Ehrengäste sprach: Meine Damen, meine Herren! Wenn die Stadt Leipzig sich mit dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler in eine Zwiesprache einläßt, so ist das, ols ob zwei Menschen, die reif geworden sind, alt im schönsten Sinne, miteinander reden. So alle Jahre einmal kommen sie zusammen und tauschen ihre Gedanken aus über das, was ihr Herz drückt und was ihnen Freude macht im Laufe des Jahres, des Tages, der Stunde. So haben auch Sie heute wieder, wie nun-schon in einer Überlieferung von mehr als hundert Jahren, Ihre Sorgen ausgetauscht und, wie ich hoffe und gehört habe, sich auch zum großen Teile vom Herzen geredet, sodaß, um mit Friedrich Schiller zu reden, der ja hier in Leipzig auch ge dichtet hat, holder Friede, süße Eintracht in Ihrem Kreise herrscht (Heiterkeit). Wenn auch die Gegensätze, die ja bei einem Bunde, der wie der Ihre die Erzeuger und die Händler in sich vereinigt, unvermeidlich sind, sich nicht immer aus- gleichen lassen, so habe ich doch in Ihrem Jahresbericht ge lesen, daß der große Gedanke sich durchgesetzt hat, daß, wie jedes einzelne Gewerbe, so auch das Ihre steht und fällt mit der Gesamtwirtschaft, mit ihrem Gedeihen oder ihrem Unter gang. Immer wieder der große Gedanke der Einigkeit, des Zusammenhanges aller Interessen und alles Erstrebenswerten in, ganzen Volke, der Gedanke, daß einer auf den andern blickt, auch wenn er Konkurrent ist, der so schöner, lange überliefer ter kaufmännischer Geist ist! Und so ist es doch wohl auch, wenn am heutigen Tage, wie nun schon an die 105 Jahre, die wieder gemeinschaftlich älter gewordenen alten Herrschaften, die Stadt und der Börsenverein, hier miteinander plaudern? Aber sie denken dann auch gern an die Vergangenheit, sie gedenken ihrer Jugend und denken daran, wie sie in dem Geiste, den ich eben angerufen habe, gemeinschaftlich schwere und große Zeiten erlebt haben, wie sie durch die Jahrzehnte nach der Gründung hindurch, die doch in Deutschland zwar die eines Aufstiegs, aber doch wirklich eines ganz langsamen, mit kleinen, ärmlichen Mitteln nur durch Fleiß und Intelligenz mühsam erarbeiteten Aufstiegs, waren, in die schweren Jahre der Revolution von 1848 kamen, in denen aber schon der große Gedanke aufzuckte, der den deutschen Buchhandel in die Höhe bringen sollte, — noch höher bringen sollte als bis dahin, und der auch Ihr Leitgedanke, wie ich auch aus den Worten Ihres Herrn Ersten Vorsitzenden gehört habe, immer gewesen ist, der Gedanke des Vaterlandes! Sie erlebten dann beide mit einander die großen Zeiten von 1886 bis 1870/71, den Krieg und die Gründung Bismarcks und das stolze Erstehen eines einigen Deutschen Reiches, in dessen festem Maucrgürtel die Wirtschaft sich entwickelte, und sie waren c i n Volk, sie gehörten 482 beide einem Volk an, das noch souverän war, das noch selbständig und stolz unter den Völkern stehen konnte, und sie erlebten den Zusammenbruch und die schwere Zeit, in der wir leben, und sie haben doch wie alte reife Menschen Ehrfurcht vor der Begeisterung ihrer Jugend behalten und fest in ihren Herzen behalten den Glauben an die deutsche Zukunft, wie ich aus den Worten Ihres Herrn Ersten Vorsitzenden mit freu digem Herzschlag wieder und wieder gehört habe. So ist es denn wirklich ein Bund und ein Strauß schöner Gedanken, der die beiden Alten wieder miteinander vereinigt — auch heute und, wie wir hoffen, noch ungezählte weitere Jahre. Und so wäre ich denn am Ende und könnte, wie so viele meiner Vorgänger an dieser Stelle, die herzlichen Wünsche der Stadt dem deutschen Buchhandel und dem Bör- senverein zu Füßen legen. Aber so einfach ist es nicht. Eine gleichfalls alte und, wie ich glaube, auch gute Tradition — eine gute Überlieferung vielleicht im Interesse der Zuhörer — hat es mit sich gebracht, daß im Namen aller Gäste nur einer der Gäste spricht und daß Ihnen so mit mehr solcher Reden erspart bleiben, aber dafür dieser eins dann für alle spricht. Es ist auch zugleich Gepflogenheit, daß man erst an der Tür des Saales den Redner auswählt — oder ich weiß nicht, ob man etwa würfelt —(Heiterkeit), den das Los trifft, diese Rede zu halten. Ich glaube, man hat das so ein geführt, damit keiner, wie zu Möros, mit dem Dolch im Ge wände, mit einer fertigen Rede hierher kommt, die er hier vom Stapel läßt. Aber die Ehre weiß ich hoch zu schätzen, auch wenn sie vielleicht nur erwürfelt ist (Heiterkeit), daß ich nun im Namen aller der hohen Gäste, die Sie, hochverehrte Damen und Herren vom Verein, heute zu sich eingeladen haben, zu Ihnen reden darf, und es ergreift mich nun ganz selbstver ständlich eine gewisse Schüchternheit (Heiterkeit). Sie werden mir dieses kleine Disagio Nachsehen, wenn ich hier zu reden habe vor so hohen Gästen, vor Gästen von Rang. Freilich fällt mir dabei ein: es geht uns ja, wie Napoleon von den Damen gesagt hat: »I-os äauws u'out pas 6o rang»; ebenso habe ich als städtischer Vertreter auch keinen Rang in der Hoford nung, stehe also infolgedessen niemand nach. (Große Heiterkeit.) Aber trotz alledem muß ich doch, wenn die Theorie richtig ist) daß die übergeordneten Behörden auch Vorge setzte sind, auch im Namen vieler tugendhaften Vorgesetzten sprechen, und da soll man immer sehr vorsichtig sein. (Hei terkeit.) So schließe ich denn, indem ich dem Wunsch aller Gäste — das weiß ich nun gewiß — aus freudigem Herzen Ausdruck gebe, mit dem Glückwunsch für das weitere Blühen und Ge deihen des deutschen Buchhandels und insbesondere des Bör- senvereins der Deutschen Buchhändler. Ich bitte die Gäste, mit mir einzustimmen in den Ruf: Der deutsche Buchhandel und der Börsenverein der Deutschen Buchhändler, sie leben hoch! — hoch! — hoch! (Auch diese Hochrufe finden begeisterten Widerhall.) EinKantateliedvonderNormung. In 8 noch ungenormten Versen und schon genormten Bildern. Melodie: Das Trinken, das soll man nicht lassen. Das ist der Titel des diesjährigen Kantate-Liedes, dessen Absingen zwischen Fisch und Braten die Tafelkarte bereits in origineller Weise angezeigt hatte. Seinem Verfasser, Herrn Hayno F o ck e n - Dresden wurden am Schluß begeisterte Ovationen dargebracht. Da wir das Lied den Nichtteilnehmern nicht vorenthalten können, bleibt nur übrig, noch hinzuzufügen, daß die »genormten« höchst ge lungenen Bilder von dem im Buchhandel sehr bekannt gewordenen Maler und Graphiker I. Heinz Böttcher-Leipzig stammen, die Satzgestaltung und Druck (selbstverständlich Grotesk in Klein schrist) von der Offizin Haag-Drugulin A.-G. in Leipzig, die Buchbinderarbeiten von der Firma Haaring K Schramm, eben falls in Leipzig, ausgcführt wurden. Nachstehend geben wir das Lied, in unsere Börsenblattschrift und die immer noch gültige Orthographie übertragen, wieder:
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