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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1930
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- Deutsch
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Neues vom amerikanischen Buchhandel. Bon Egon E i s e n h a u e r - New Jork. Im Börsenblatt ist bereits über die gesetzgeberischen Maß nahmen der amerikanischen Regierung gegen die Einfuhr »an rüchiger« Literatur wiederholt berichtet worden. Durch das neue Gesetz wird auch der Schatzamtssekretär zur Zulassung von Auslandwerken ohne Rücksicht auf deren etwaigen anstößigen Inhalt ermächtigt, sofern sie sogenannte »Klassiker« sind, jedoch dürfen solche Schriften nur von Lehrinstitutcn zur Einfuhr gebracht, und sie dürfen nicht in den Handel gebracht werden. Als Folge davon ist man gegenwärtig im Zollamt mit dem Studium dieser »Klassiker« eifrig beschäftigt. Die Beamten müssen dabei mit besonderer Vorsicht Vorgehen, da dem neuen Gesetz eine Bestimmung einverleibt worden ist, wonach jeder Re- gicrungsbeamte, welcher bei der Einfuhr verbotener Literatur behilflich ist, hohe Strafe, und zwar bis zu 10 000 Dollar Geld buße und bis zu zehn Jahren Gefängnis gewärtigen muß. Da nun auch im Falle verbotener Literatur die Importeure das Recht haben, gelegentlich einer von ihnen beanstandeten Zoll entscheidung an die Bundesgerichte zu appellieren, diese jedoch hauptsächlich infolge der Prohibitions-Gesetzgebung derart mit Arbeit überhäuft sind, daß die Entscheidung weniger wichtiger Fälle oft Jahre in Anspruch nimmt, so ist die Zollbehörde gegen wärtig dabei, mit den Buchimporteuren Abkommen privater Natur zu schließen, damit Konfiskationen nicht regelmäßig be anstandet werden. Der als hervorragender Literaturkritiker bekannte Professor William Lyon Phelps von der Hale Universität hat in der Ok tober-Nummer von Scribner's Magazine eine Liste der besten Er scheinungen der Belletristik veröffentlicht und erklärt, seine anfäng liche Auswahl von 15 der besten Romane der Weltliteratur habe er auf vielfaches Verlangen nun auf 100 erweitert. Sie enthalte die Romane, welche ihm am meisten gefallen und die er als die besten auswählen würde. Natürlich gibt die Liste amerikanischer und englischer Romanliteratur den Vorzug, Deutschland ist darin nur durch Goethe, Sudcrmann und Paul Heysc vertreten, doch immerhin wird der Phclps'schen Auswahl in Kreisen unserer Buchhändler für Werbungszweckc viel Beachtung geschenkt. Und zwar sind es u. a. hauptsächlich die folgenden Werke: Defoc, Robinson Crusoe; Swift, Gullivcr's Reisen; Prevost, Manon Lescaut; Goldsmith, Vicar of Wakefield; Goethe, Wil helm Meister und Wahlverwandtschaften; Scott, Jvanhoe; Coo- per, Letzte Mohikaner; Hugo, Notre Dame und Misörables; Dumas, Drei Musketiere, Graf v. Monte Christo; Balzac, Pore Goriot; Flaubcrt, Mine. Bovary; Dickens, Pickwick; Thackeray, Vanity Fair; Hawthorne, Scarlct Letter; Stowe, Uncle Tom's Cabin; Gogol, Taras Bulba; Turgenjefs, Väter und' Söhne; Tolstoi, Krieg und Frieden, Anna Karenina; Carroll, Alice im Wunderland; Twain, Toni Sawyer; Heyse, Kinder der Welt; Sudermann, Frau Sorge; Galsworthy, Forsytc Saga; Lewis, Dodsworth. Zivei neue Erfindungen sind bestimmt, für seltene Bücher durch mikroskopische Nachbildungen billigen und bequemen Ersatz zu schaffen. Eine dieser Erfindungen wurde letzter Tage im New Jorker Commodore-Hotel einem großen Kreise von Interessenten durch einen hohen Marineoffizier, Admiral a. D. Bradley A. Fiske, vorgcführt. Er hofft, unter den Literaturfreunden mit der von ihm erfundenen Lesemaschine zahlreiche Interessenten zu gewinnen. Dieselbe wiegt nur vier Unzen und hat die Form einer Lorgnette, durch welche mittels eines Vergrößerungsglases der Leser den Inhalt einer 45 gewöhnliche Druckseiten in mikro skopischer Schrift wiedergebendcn Karte unter Benutzung nur eines Auges verfolgt, während auf Fingerdruck die Schrift vor dem Auge vorllbergleitet. Der Vorteil der Erfindung besteht darin, daß sie zu mäßigen Kosten den Druck technischer Bücher in mikroskopischer Form ermöglicht, die sonst wegen ihres beschränk ten Leserkreises unveröffentlicht bleiben würden. Der Erfinder hofft, daß auch bald mikroskopische Klassiker und populäre Bü cher auf dem Markte erscheinen werden, für welche der neue Lese apparat erforderlich ist. Bon der hiesigen lltsganic 8ocist)' sind 1000 Exemplare von seltenen Büchern der Literatur des ge nannten Landes in mikroskopischer Schrift in Auftrag gegeben worden, welche zusammen mit der Fiskcschen Lesemaschinc zur Ablieferung gelangen. Das entgegengesetzte Prinzip vertritt eine andere Erfindung, die cs ermöglicht, die Seiten eines Buches, nachdem sie mit Hilfe eines Mikroskops in winziger Schrift photographisch reprodu ziert worden sind, mittels eines Projektionsapparates als Film in starker Vergrößerung auf eine Wandsläche zu werfen. Mit tels dieser Methode ist es möglich, den Inhalt eines ganzen Romans auf einen Streifen zu bringen; auch können mikrosko pische Photographien wissenschaftlicher Werke auf diese Weise vergrößert dem Lescpublikum zugänglich gemacht werden. Eine ganze Reihe Bücher könnte im Umfang einer Broschüre in solch mikroskopischer Reproduktion zum Versand gelangen, uni von dem Empfänger sodann auf eine der genannten Arten gelesen zu werden. Zum Tröste des Buchhandels läßt sich wohl anneh men, daß das Publikum sich an solche Miniaturbüchcr schwerlich gewöhnen und die alten Methoden des Kaufes von Original- Werken vorziehcn wird. In diesem Sommer hat der als Chef der Firma Horace Livcright bekannte Verleger gleichen Namens seine Beziehungen zur Firma gelöst, um Teilhaber eines Filmunternehmens in Hollywood zu werden, nachdem sein Plan, seinen Verlag mit den: von Coward-McCann zu verschmelzen, gescheitert war. Kurz darauf wurde bekannt, daß George H. Doran, der sich seit Jah ren im internationalen Buchverlag einen Namen erworben und vor drei Jahren seine frühere Firma, die George H. Doran Co., mit Doubleday, Page sc Co. vereinigt hatte, die Stellung eines Vize-Präsidenten der Firma Doubleday, Doran L Co. auf- gegeben hat, um die redaktionelle Leitung der von dein großen Zeitungsverlegcr Hearst veröffentlichten Monatsschriften zu übernehmen. Sinclair Lewis war übrigens einer der ersten von Dorans redaktionellen Mitarbeitern. Auch George Palmer Putnam, der bisherige Vize-Präsident von G. P. Putnam's Sons ist ausgeschieden, um in die hiesige neue Verlagsfirma von Brewer L Warren einzutrcten, die noch bis vor kurzem den Namen Payson L Clark führte. Gleichzeitig ist das jüngere Verlagsuntcrnehmen Minton, Balch L Co. unter eigenem Namen Teil der Putnam-Firma geworden. Dieses im Jahre 1837 gegründete Vcrlagshaus hat bisher stets einen Angehörigen der Familie Putnam zum Leiter gehabt, und zwar wurde sic von dem ersten George Palmer Putnam gegründet, bekannt als Soldat und Schriftsteller sowie als Freund einst hervorragender Autoren, deren Werke er veröffentlichte, wie Fenimore Coopcr und Washington Irving. Palmer Coslett Putnam, ein Sohn George Havcn Putnams und von Beruf Geologe, tritt jetzt an die Spitze der Firma. Putnams sind nicht die einzige Verlagsfirma, deren Leitung in den Händen der dritten Generation liegt; auch Scribners und Lippincotts werden von Enkeln der Gründer geleitet. Doch seit langer Zeit gibt es keine Firmenleiter mit dem alten Fami liennamen mehr bei Harpcr, Appleton, Macmillan, Holt, Dut- !on oder den Bostoner Vcrlagshäusern von Houghlon, Mifslin, Littlc oder Brown. Auch im Buchhandel wissen sich junge Fir men, junge Verleger und neue Methoden Geltung zu verschaffen. Aus Italien. Auch in Italien gibt es eine »Krise des Buches«. Namhafte Literaten des neuen Italien, wie Ugo Ojetti, nennen es zwar eine »Krise der schlechten Bücher«, womit sie zum Ausdruck bringen wollen, das; die Krise lediglich durch mindere geistige Qualität der gegenwärtigen Buchproduktion in Italien verursacht sei. Der Di rektor des lstituto Italiano clel 1-ibro in Florenz, G. Fumagalli, ist der Meinung, daß es sich überhaupt nicht um eine »Krise« handle, viel eher schon um eine chronische Krankheit. 1091
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