X- 128, 6. Juni 1S31. Fertige und Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt >. d.Dlschn.Buchhand-I. 3575 s Dichtung gehört als Roman zum Vollkommensten, was wir aus letzter Zeit ge« ^ haben, ein Werk von ungeheurer Macht. Die Welt, die Gmelin hier schafft, überwältigt uns seit den ersten Zeilen, wir leben, wir atmen in dieser Dichtung solange wir sie lesen. Die Welt, die in diesem geschichtlichen Romane dargeftellt wird, erscheint als die Welt des untergehenden Roms zwischen den Jahren etwa 37 5 und 410; als ihre Hauptkraft und zum Vollender der Handlung entwickelt sich der Westgotenkönig Alarich gegenüber vielen Gegenspielern; ihr Geschehen gipfelt in der Eroberung Roms durch AlarichS Scharen, das heißt dem Untergang RomS als Inbegriffs der alten Welt. Nun wissen wir nicht nur, wir spüren sogar, daß jene Welt niemals so ausgesehen hat, wie Gmelin sie uns schildert, wir erkennen vielmehr in den altgermanischen und byzantinischen Gewändern unsere Gegenwart wieder. Aber das stört nicht: denn die von Gmelin gestaltete Welt ist ganz, ist geschloffen, hat eben ihr eigenes Klima, sie ist auf der Ebene, die ihr Schöpfer ihr gegeben hat, lückenlos dicht und vollkommen. Doch auch durch die Gegenwartsdeutung, die dies Werk mit sich bringt, packt es unS: unser Geschick, unsere Mühen, unsere Hoff nungen, unsere Verheißungen erleben wir aus ihm deutlichst; sie werden uns im altertümlichen Gleichnis klarer als aus unserem Alltag. Jede Person ist erfüllt von einem Schicksal ähnlich dem unseren, und jede Person steht vor uns hier in einem Lichte, das ihr Gerechtigkeit widerfahren läßt. A Die Ieit»encke über Otto Qmelin / vsr iteue keicki Eugen Diederiche Verlag / Jena In Kürze erscheint: Der cktzampf zweier wetten um das Vayreuiher Gebe Julius Knieses Tagebuchblätter aus dem Jahre 1883 Mit einer Einleitung von Professor Dr. Freiherrn R. von Lichtenbcrg Herausgegeben von Hulie Voetz-cktniefc Mit 15 Bildtafeln. Geheftet RM 4.—, Ganzleinen RM 5.—, Ganzleder RM 9.— In der Geschichte des hehren Bayreuther Werkes wird der Name „Julius Kniese* stets in hohen Ehren genannt werden und erhalten bleiben. Der großen Menge der Festspielbesucher blieb sein rastloses, selbstloses Wirken zumeist verborgen, denn in der Stille, hinter der Bühne, in hingebungsvollstem Studium mit den darstellenden Künstlern sowie in vielfachen Sorgen um die Zukunft deS großen Kultur- werkeS, daS Richard Wagner seinem Volke hinterlaffen hat und in unermüdlicher Arbeit und hartem Kampfe für die Reinhaltung dieses Werkes bestand dkeS Wirken und blieb der Hauptinhalt von KnieseS Leben biS zu seinem Tode. Die Biiefe KnieseS an seine Gattin zeigen ihn als edlen idealgesinnten Menschen und als großen Künstler. Die 30 Briefe bieten aber auch ein wichtiges Stück Bayreuther Geschichte. Leipzig, Anfang Juni 1931 E> THSVdVV tVkilhev Börsenblatt f» b. Deutschen Vuchhanbel. S8. Jahrgang. 496