Er richtete sich sein Ledergehänge mit der Pistole. Der wagen stand mit schrillenden Bremsen. Rasch stiegen die beiden aus. Halblaute Iubelruse, junge Gesichter überall, feierliche Freude. „wenn ich für meine heutige Rede das Thema ,Dom Dolk zur Nation' wählte", sagte eben Rakr. Da entstand Tumult an den Türen. Er hielt inne. Irgendwelche Fremdkörper suchten einzudringen. Aller Augen wendeten sich dem Saalcingang zu. Uniformen leuch teten aus der Masse . . . Scharfe Rommandoworte. Unruhe flog durch den Raum. Da geschah etwas Unvorhergesehenes. Aus dem Rnäuel am Eingang löste sich ein Trupp Bewaffneter, stürmte in den Saal, direkt auf Rahr zu. Pistolen blinkten in er hobenen Händen. In einigen Augenblicken waren die Be waffneten bei Rahr, der, ohne sich zu rühren, kreidebleich auf dem Podium stand. Jetzt waren sie bei ihm. Ein Mann sprang vor, rief etwas in die Menge, was man nicht gleich verstand. „Hitler", sagte jemand. Natürlich, es war Hitler, niemand anders, man erkannte ihn sofort. Hinter ihm sein ewiger Schatten, ein eiserner, mit Energie geladener Schatten allerdings, Heß. was ging da vor? „Es geht nicht gegen R a h r", ruft Hitler, allen vernehmlich. Jetzt steht er vorn, hebt die Pistole, ein Schuß peitscht durch den Raum. In das Entsetzen der Menschen dröhnen Hitlers Worte: „Die Regierung ist gestürzt, die nationale Republik ist proklamier t!" Die Menschen, die zu begreifen beginnen, sehen, wie Hitler auf Rahr und General Lossow, auf Oberst Seißer und andere Herren, die hilflos aus dem Podium stehen, ein- redct, wie er mit Gesten die Herren aufsordert, in ein Nebenzimmer vorauszugehen. Als erster, noch immer bleich wie der Tod, schreitet Rahr. Ihm folgen die beiden Offiziere. Auf dem Podium steht plötzlich ein Fliegeroffizier, Haupt- 12 mann Göhring. Man kennt ihn ja. Schreit in das Chaos: „Heute beginnt die nationale Republik . . . nicht gegen Rahr geht es, . . . nicht gegen das Militär und gegen die Polizei, . . . bloß gegen die Berliner Iudenregierung, jawohl . . Die Menge hat sich wieder erholt, klatscht in die Hände und ruft dem Redner zu . . . Aber in einem Teile des Saales ballen sich die Menschen zusammen. Es sieht aus, als käme es dort zu einem Raus handel. Bewaffnete führen einige Leute durch den Saal. Die Gefangenen schieben sich mit finsteren Gesichtern durch das Spalier der Neugierigen . . . Ihre Namen fliegen dem Trupp voran: „Sie sind ver haftet worden:" „wer? . . ." „Der Ministerpräsident von Rnilling . . . und Gürtner . . . den Schweyer führen sie auch ab. Der Letzte ist der wutzelhofer . . ." Aber alle Neugierde wird hinweggeschwemmt von einem neuen Ereignis. Atemlos steht die Menge: Hitler, Rahr und Lossow betreten wieder das Podium. Man Hort die Herzen schlagen in der Stille. Tausend Augenpaare hängen an den Lippen Hitlers. Er sagt: „wir haben die Novemberver brecher abgesetzti" Ein Iubelstoß antwortet ihm. Er spricht weiter, wirft die einzelnen Sätze wie Bälle in die Menge. Die hebt sie hoch, gibt sie weiter. „Landesverweser wird von Rahr! Ministerpräsident pöhner: (Bravo:) Die Rerchsmarine erhält Ludendorss. . . (wieder ein Iubelstoß) . . . Reichswehrkommandeur von Lossow, poli- zeikommandant Oberst Seißer . . . Ich schlage weiter vor: Bis wir mit den Novemberver brechern abgerechnet haben, die Deutschland zugrunde richten, übernehme ich die Leitung der Politik der natio nalen Regierung . . . Ist euch das recht?" Der Saal birst von Jubel. Noch ein Wort wirst Hitler in den Saal: „Ebert ist abgesetz t". In diesem Augenblick bildet sich unten im Saal eine Gasse. Ein ernster Mann im schwarzen Raiserrock besteigt das Podium: Ludendorss: Ganzleinen «LN. s.vcr Über 10 ooci «Sxemvlare «eierten wie auf Grund unsere»! Voranzeige vom 2t. November beute aus „Wir brsuebon oinon nsuon piutsreb, oinon, rlsr Non IVIsnn suk sein I^Snnii- ebos bin snsiobt, suk kraust unci ttirn, sufrst unv Qksrsktor. Wir müssen vis IVIsnnor, Nis ^Irlriieb Sosebiobts rnsokon mit neuen k-evsnlrsn unv suf neuen Wegen, sobsn lernen, unbeirrt vom rrstseb poiitisebsr ttintsrbLusor. stier Ist snrliieb sinrnsi bin Sueb, riss plutsrebiseb unrl «loeb mit clor innsrsn /mtsii- nsbmo sn einer groksn Lrsekeinung «Inen Noutsobon IVIsnn rsiobnot, sin Suob, In Nom wioNsr oin IVIsnn Nsstebt." >«>»«>. «i»« 57^l_l_IlxIO-Ol.v^6^0 l.O. Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel. 97. Jahrgang. 1361