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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1930
- Strukturtyp
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- 1930-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1930
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- Deutsch
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279, 2. Dezember 7930. Redaktioneller Teil. V0r1ev-latt f. b. Dtlchn vuchhaad«t. Schließlich noch einige Wendungen, in denen das Wort livrs, Buch, selbst erscheint. Ein Nus der Verbissenheit ist das Wort »j'v drülerai M68 livres«, was zu übersetzen wäre: »Und wenn ich meine Bücher dabei verbrennen sollte!« Es spielt ans die Hartnäckigkeit eines alten Alchimisten an, der sich eines Tages unmittelbar vor der Entdeckung des Steines der Weisen wähnte, und-, weil ihm ge rade die Kohlen zum Experimentieren ausgingcn, alle seine Bücher verbrannte, nur um sein Vorhaben nicht aufgeben zu müssen. Auf dieselbe Anekdote nimmt Bezug die Wendung ».k'x perckrai ni68 Iivre8«. Man braucht diese Worte, um anzudeuten, daß man eine Sache um jeden Preis durchführen will. Übrigens finden wir im Französischen auch unsere Redensart »Reden wie ein Buch« wieder. Sie lautet dort »parier comme uu livre« oder kürzer »parier livre«. Nicht zu vergessen ist endlich die Bibliothek in der sprichwört lichen Wendung. Eine sehr belesene Persönlichkeit wird gern eine lebende oder wandelnde Bibliothek (0'68t une bibliotlieque vivante. uns dibliotkeque ambulante) genannt, ein verworrener Kopf da gegen weniger schmeichelhaft une bibliotkeque renver8ee, d. h. eine durcheinander-geratene Bibliothek. I. ckokiann ^mkrn^ius Uartli. ^eiprix >780—>930. Xum loOjäbri- VVolkZanA kleiner. 203 8. mit 10 l'skeln. Or.-8° v>vck. Die Geschichte der Firma ist anläßlich ihrer 150jährigen Jubel feier an dieser Stelle bereits eingehend gewürdigt und in entspre chendem Umfang vorgctragen worden. Auch auf das Erscheinen der im besten Sinne des Wortes repräsentativen Festschrift zu dieser Ge legenheit konnte in den damaligen Berichten bereits hingewicsen wer den. Wenn hier noch einmal referierend daraus zurückgckommen wird, so soll das nicht nur in der üblichen Weise einer Anzeige der Publi kation geschehen. Vielmehr soll gerade an diesem besonders geeig neten Beispiel einmal auf die Bedeutung solcher firmengeschichtlichen Arbeiten kurz hingewiesen werden. Die Festschrift besteht aus zwei Teilen. Im zweiten gibt der der zeitige Seniorchef Herr Hosrat vr. Meiner selbst einen Rechenschafts bericht über seine eigene Tätigkeit für seine Firmen wie fiir den Buch handel überhaupt. Der Quellenwert solcher Darlegungen für die Geschichte darf nicht unterschätzt werden. Gerade im Verlagswesen reicht das Werk allein nicht immer aus, um sich selbst genügend zu illustrieren. Mag der Zufall, mag sorgsamste Vorbereitung und um sichtigste Erwägung für Entstehen und Werden Voraussetzung und Grundlage schaffen, selten wird man darüber Aufschluß erhalten, es sei denn, daß die Verantwortlichen selber den Schleier lüsten. Soll aber einmal der Anteil des deutschen Verlagswesens an der Ent- wicklnng der deutschen Wissenschaft nachgewiesen werden — und daran hat der Verlag ebenso viel Interesse wie die Wissenschaft —, so wird man auf Zeugnisse, wie sie hier vorliegen, in erster Linie angewiesen sein. Immer noch machen Menschen die Geschichte. In der Wirtschaft znmal ist die Unternchmcrpersönlichkeit unentbehrlich. Zu wissen, in welchen Bindungen und Beziehungen sich die Tätigkeit eines Mannes erfüllt hat, hilft nicht nur den Mann selbst in seinem Wesen und Wert verstehen, sondern viel mehr noch die Entwicklung aller der Angelegenheiten, in die einzugreifen ihm vergönnt war, aber auch erforderlich und ersprießlich erschien. Es braucht hier nicht noch ein mal hcrvorgehoben zu werden, in welchem Sinne das insbesondere aus Hosrat vr. Meiner zutrifft. Seine Bedeutung steht längst fest. Wohl aber schien angebracht, auf diese Bedeutung seines Tätigkeits berichtes in der Festschrift seiner Firma hinzuweiseu. Er wirkt um so sympathischer, als der Verfasser Label seine Person in keiner Weise in den Vordergrund schiebt, vielmehr stets bescheiden hinter den Dingen hält. Er läßt die Sache fiir sich sprechen. Gerade diese unauf dringliche Sprache aber ist um so überzeugender. Was hier fiir das Selbstzeugnis festzustellen ist, findet in der vorangehenden Schilderung der früheren Inhaber des Verlages weitestgehend Echo und Bestätigung. Das schafft eine Stileinheit für die ganze Festschrift, die nicht das letzte ihres Wertes mit bedingt. Es war dafür doch wohl nicht von nebensächlicher Bedeutung, daß cs Vater und Tochter sind, die ihrem Inhalt Gestalt gegeben haben. Fran vr. Annemarie Meiner hat als Schriftstellerin auf dem Gebiet des Buchwesens ja bereits ihren Namen und ihre scharf genug um- rissene Stellung. Für die Darstellung der Geschichte der Barths hat sie aber nicht nur die fachwissenschaftliche Schulung und ein reiches Rüstzeug an Wissen und Erfahrung mitgebracht, sondern vor allem unverkennbar noch eine Liebe, die ihr mit bewundernswertem Ein fühlungsvermögen gestattete, neuen dem rein Firmengcschichtlichen auch das Persönliche so anschaulich zu gestalten, daß die Lektüre in hohem Maße Genuß und Gewinn bringt. Die Quellen, die zur Ver fügung standen, flößen keineswegs besonders reich. Aber dieses 1132 Wenige ist auch bis zum letzten ausgcschöpst, und gerade dem Detail, selbst dem scheinbar nebensächlichen, ist mit Scharfsinn und Geschick immer wieder eine Fülle des Lichts und der Aufklärung abgerungen. Auch hier aber wird in der Darstellung, wie gesagt, vor allem die Bedeutung der Persönlichkeit sichtbar. Man erlebt mit, wie sich aus dem Charakter und den Anlagen, aus dem Wollen und den Neigungen der Menschen ihre eigenen Geschicke wie das Aus und Ab ihres Wer kes gestalten. Die Firmcngeschichtc wird so zugleich zu einem Stück allgemeiner Geschichte, nicht nur des Buchhandels überhaupt, sondern auch der Zeit im ganzen. Besonders sympathisch berührt es, daß nicht nur die Leiter und Inhaber, sondern mit gleicher Liebe auch ihre maßgeblichen Mitarbeiter geschildert werden und entsprechende Berücksichtigung finden. Die Festschrift ist so alles in allem eine wertvolle Bereicherung der buchhändlerischen Fachliteratur, zugleich ein schönes Denkmal für die früheren und die jetzigen Inhaber der Firma. vr. Me uz. Wiegler, Paul: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 2: Von der Romantik bis zur Gegenwart. Mit 24 Tafeln. Berlin: Ullstein (1930). (XI, 867 S.) gr. 8° 22—; Lw. 26.— NM. In diesem zweiten Bande, der nach Mitteilung des Vorworts zugleich selbständig als »Geschichte der neuen deutschen Literatur« erscheint, ist eine erstaunliche Fülle des Wissens aufgehäuft, die der Leser als fast unbegrenzt empfindet, da der straff inncgehaltene Plan des Werkes und eine disziplinierte Darstellung sie niemals zu vollem — und ermüdenden — Ausströmen kommen läßt. Die Ab sicht des Werkes: kein Kompendium, sondern eine Auswahl zu sein, nicht in die Breite, sondern in die Tiefe zu gehen, nicht Zensur- prädikate zu geben, sondern Verständnis zu wecken, wird verwirk licht in 17^ Kapiteln der 20 Kapitel dieses Buches. In der Dar stellung der Literatur der Gegenwart kann sich leider der Ver fasser nicht entschließen, mit der Schärfe auszuwählen, die sein Werk von ihm fordert. Wieglcr hat offenbar selbst die Empfindung ge habt, daß der Schluß der schwächere Teil seines Buches sei, er sucht die Erklärung in der Vorrede nicht ganz zu Unrecht in der stärkeren subjektiven Gebundenheit des Urteils den zeitgenössischen Dichtern gegenüber. »Je tiefer die Nacherzählung in das Gebiet der Lebenden gelangt, desto subjektiver, desto bedingter durch Sympathien und Schwächen des Verfassers muß sie werden. In um so stärkerem Maße ist sie gezwungen, ihre Wahlverwandtschaften und Fremdheiten zu verraten und über das, was noch in der Entwicklung ist, zu ur teilen.« Wieglers Besorgnis ist unbegründet, soweit es sich um das ausgesprochene Urteil handelt. Gerne will ich ihm bezeugen, daß er sich auf das äußerste im Urteil zurückhält, wo er aber wertet, selten fehlgreift und stets nur in der mildesten Form verdammt. Be gründet ist seine Besorgnis, als ihn Zweifel, Rücksichten und Sym pathien manchen Namen aufnehmen lassen, den die Nachwelt ver gessen wird. Der Fehler des Schlusses ist nicht das Zuviel des Urteils, sondern das Zuviel der Zahl. Die Hälfte der behandelten Dichter gestrichen, der frei gewordene Raum zur Vertiefung der Dar stellung verwandt — das wäre ein harmonischer Abschluß, eine er wünschte Bekrönung des Werkes! Die Darstcllnngsform des ersten Bandes, die Urteile bedeu tender Dichter oder Zeitgenossen vorweg zu schicken, dann eine Bio graphie nnd eingehende Inhaltsangaben der Werke zu bringen, ist folgerichtig bcibchalten worden. Das 19. Jahrhundert, dem dieser Band gewidmet ist, wird in richtiger Erkenntnis von Wieglcr ge sehen als Entfaltung und Abblühen der Romantik und »Umwand lung der Literatur zu dem, was Jahrzehnte Realismus genannt haben«. »Der Wunsch war, zu erweisen, daß das Junge Deutsch land mehr als ein Vortrupp ist, daß eine einheitliche Bewegung des Radikalismus existiert, über 1848 zur Philosophie Stirners und zum Sozialismus von Karl Marx.« In der Periode der Wagner, Hebbel, Keller beginnt »jene unauflösliche Verstrickung, die der Schlagwort-Asthetik der Literaturhistoriker spottet, die auch der Naturalismus nicht zerreißt, die über das Intermezzo des Expres sionismus bis iu unsere Tage fortdauert, und die nichts ist als ein neuer Kampf deutschen Formwillens, des Triebes zur Realität, und der deutschen Formlosigkeit, des Traumes«. Auch diesen Ausfüh rungen kann man getrost zustimmen. Bei der Lektüre stellt man mit Vergnügen fest, daß Jmmermann, Grabbe, Anzengruber, Gutz kow, Stifter nach Gebühr gewürdigt werden nnd einige Vielschreiber der vergangenen Zeiten den ihnen kulturgeschichtlich zugehörenden Platz einnehmcn. Gcrhart Hauptmanns Alterswerke werden nicht überschätzt. Sudermanns Erzählertalent wird nicht unterschätzt, Rilkes Bedeutung (gegenüber Stefan George) betont. Heinrich Heine dürfte mit einer Darstellung von 35 Seiten zu viel Ehre an-
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