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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1930
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- 1930-11-29
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- 29.11.1930
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Weiter ragen aus den Inkunabeln die Erstausgaben der antiken Literatur hervor, schon deshalb, weil sie z. Tl. für den Text die Stelle verlorener Handschriften vertreten müssen. Ich erwähne den Bergil von 1470, von dem ein Pergamentexemplar 1888 20 000 Mk. kostete, Ciceros okkicia, Mainz, Schösser 1465 <1905 38 000 Mk.>, den Homer von 1488 <1886 4000 Mk.). Unter den Erstausgaben der romanischen und germanischen Literaturen ist zu besonderer Berühmtheit der Boccaccio von 1471 (bei Valdarser in Venedig gedruckt) gekommen. Er erzielte 1812 auf der Roxburghcauktion in London 45 200 Mk.; dieser Preis war damals so märchenhaft, daß man in der Begeisterung dieses Tages die erste Bibliophilengesellschaft, den Roxburghe- tlub, gründete. Später hat sich allerdings herausgestellt, daß es schon eine Ausgabe von 1470 gibt. Der Petrarca von 1470 (bei Wendelin von Speyer in Venedig) erzielte 1888 2 400 Mk. Die Erstausgabe des Parzival und Titurel, 1477 bei Mentelin in Straßburg erschienen, wurde 1898 mit 4000 Mk., Barlaam und Josaphat, ebenfalls 1477 von Günther Zainer in Augsburg gedruckt, mit 3000 Mk. bewertet. Wie wir Deutschen, so sammeln auch die übrigen Völker mit Eifer ihre Erst- und Frühdrucke. Hier stehen wohl an erster Stelle die Bücher aus der Offizin des englischen Erstdruckers William Caxton. Die lltstoi;- ok rro^, das erste in englischer Sprache gedruckte Buch, wurde schon 1885 mit 36 400 Mk. be zahlt, der King Arthur von 1485 aber sogar mit 39 000 Mk., Vergils Äneis von 1490 mit 7000 Mk. Daß man aber heute noch an Stellen, wo man es nicht gerade vermutet, auf solche Selten heiten stoßen kann, lehrt eine Notiz, die wir vor kurzem in Oliamdsrs' lourusl fanden. Bei einem Straßenhändler am Quai Voltaire in Paris fand ein Glücklicher einen Caxtondruck und be zahlte für ihn 80 Fr. — 14 Mk.; er konnte ihn bald daraus für 15 000 3 wieder verkaufen. Ein Handbuch der Jnkunabelpreise veröffentlichte vor kur zem Max Sander (Mailand 1930: Ulrico Hoepli). Die Preise sowohl der Inkunabeln als auch der Handschriften sind immer noch ziemlich stark auf Amerika eingestellt, das eben, zumal in der Nachkriegszeit für Seltenheiten mehr Geld hat als wir. Aber im ganzen ist doch ein Rückgang spürbar. Auch unter den Drucken aus der ersten Hälfte des 16. Jahr hunderts, die man früher wohl Postinkunabeln genannt hat, sind sehr viele seltene und geschätzte Bücher, wie die erste grie chische Bibel, die 1518 bei Aldus Manutius in Venedig heraus kam und mit etwa 1600 Mk. bewertet wird, die Complutensische Bibelpolyglotte von 1514—1517, von der Papierexemplare mit 1800 bis 4000 Mk., Pergamentexemplare aber mit 10 000 bis 13 000 Mk. bezahlt worden sind, ferner die Wittenberger Luther bibeln und ihre Nachdrucke, deren Preise in die Hunderte gehen und zum Teil auf 2000 und mehr Mark gestiegen sind, die übri gen Schriften Luthers und die Flugschriften der Zeit, die illu strierten Bücher aus der Hochblüte des Holzschnittes wie die Werke von Albrecht Dürer, Hans Burgkmair, Hans Holbein, Lukas Cranach, Hans Wechtlin, Hans Weiditz, Daniel Hopser, Urs Graf, Hans Sebald Beham, Anton Wonsam usw., endlich die wertvollen Klassiker- und Kirchenväterausgaben von Froben und von Amerbach in Basel. Im übrigen aber genügt schon von jetzt ab bei der Massen produktion, die mit der Reformationszeit einsetzt, das bloße Alter nicht mehr, um einen besonderen Seltenheitswert zu be gründen. Zu dem Alter müssen noch andere besondere Eigen schaften kommen, es sei denn, daß das Buch nur in einem oder in wenigen Exemplaren vorhanden ist. Da sind zunächst die Drucke hervorragender Druckereien. Besonders geschätzt werden diejenigen von Aldus Manutius in Venedig, die sogenannten Aldinen. Die Firma Par von 1494 bis 1597 tätig. Das Buchwesen verdankt ihr die Erstausgaben der griechischen Klassiker Aristophanes, Sophokles, Euripides, Aschylus, Herodot, THucydides, Aristoteles usw., die Einführung einer neuen griechischen Type, die Kursivschrift, das Kleinoktav format und die Maroquinbände mit Goldpressung. Auch der innere Wert und die Sorgfalt der Drucke sind bedeutend. Der Homer von 1504 ist mit 16 500 Goldfranken bezahlt worden. In Leiden und Amsterdam druckte von 1592 bis 1681 die Druckersamilie Elzevir schöne kleine Klassiker und Volksausgaben. Die Elzevire, die textlich allerdings nur Nachdrucke sind, bilden ebenfalls einen beliebten Sammelgegenstand. Besonders gesucht sind die undatierte Nachfolge Christi von etwa 1653, das Ovrpus juris civilis von 1663 und die französische Bibel von 1669. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war Giambattista Bo doni, der Hofbuchdrucker des Herzogs von Parma, der erste unter den Buchkünstlern seiner Zeit. Vor allem seine Titel sind Musterbilder logischer Verteilung und ästhetischer Gesamtwirkung. In England schuf John Baskerville geschmackvolle Typen, mit denen er 1757 den berühmten Bergil, 1758 Miltons Para- dise lost druckte. Sehr viel höhere Preise aber erzielen die Erstausgaben der Dichter und Schriftsteller der verschiedenen Völker. In Frank reich werden Montaigne, Rabelais, Corneille, Racine eifrig ge sammelt. Der Rabelais von 1542 bringt es auf 6000 bis 8000 Goldfranken. Aber was ist das gegen die außerordentlichen Be träge, die die Angelsachsen für ihre Shakespearesolios aufwenden? Für das erste Folio von 1623 sind 5400, 6100, 8600 Pfund be zahlt worden, das zweite von 1632 hat 540, 615, 690 Pfund er zielt. Seltener als das zweite ist das dritte Folio von 1664; es ist auf 190—434 Pfund gekommen. Das vierte Folio von 1685 hat auf Auktionen 42—125 Pfund gebracht. Vor einigen Jahren aber hat noch ein Reisender in einem kleinen Altbücherladen im Westen Englands ein Stück des zweiten Folios für 2 Mark kaufen können. Aber auch die neueren englischen Erstausgaben und Dichterhandschriften haben auf der Auktion Kern in New Jork im Januar 1929 ganz unglaublich hohe Preise erzielt: Goldsmiths Vicar of Wakesield 23 000 Mk., die Pickwickier von Dickens, die 1921 noch für 14 000 Mk. zu haben waren, 120 000, die Gedichte von Dante Gabriel Rossetti 22 000, Scotts Waver- ley 16 000, Brownings Pauline 64 000, Fieldings Tom Jones 116 000, Fitzgeralds Omar Khayyam 32 000, während man ihn früher für einige Groschen kaufen konnte, Shelleys Queen Mab 68 000, Kiplings Broken-Link Handicap 26 000 Mk. Neuerdings ist eine Komödie von Shaw in der Urschrift mit 6000 Dollar, die Erstausgabe von Joseph Conrads »Nigger des Narzissus« mit handschriftlicher Widmung mit 4900 Dollar bezahlt worden. Die Amerikaner sammeln auch mit ganz anderem Eiser als wir die alte geschichtliche, geographische und politische Literatur ihres Landes. Aus der Ashburnhamauktion im Jahre 1900 er zielte .4 briet cksscriptiou ok kiorv Vor!: (1670) 8000 Mk., 6voä dervs krom Uecv btiiglauä (1624) 4800 Mk., lielattou ok dlar^lsuck (1635) 3300 Mk., llistvr^ ok Uerv Lnxlsnck (1654) 800 Mk. Das Buch der allgemeinen Gesetze und Freiheiten der Bewohner von bridge, Mass., von dem 1906 ein Exemplar in England gefunden und von Dodd, Mead L Co. in New Jork erworben wurde, schätzte man damals auf 100 000 Mk. und mehr. Dagegen sind die Preise unserer deutschen Erstausgaben, die manchen von uns in Erstaunen versetzen, gewiß sehr beschei den. Goethes Faust von 1790 kostete in neuerer Zeit 1800 bis 2100 Mk., Götz von Berlichingen 1150 bis 2500 Mk., Egmont 200 bis 300 Mk., Werthers Leiden 500 bis 700 Mk., Das römische Karneval 3000 Mk., Schillers Räuber 1300 bis 2800 Mk., Heines Buch der Lieder 300 Mk., Heines Tragödien 400 Mk. Sehr be gehrt sind auch die Romantiker. Brentanos Godwi ist schon mit 300 Mk., Gockel, Hinkel und Gackeleia mit 250 Mk., die Ge sammelten Schriften mit 270 Mk. bezahlt worden. Die seltenste Gesamtausgabe der Romantik aber sind Arnims Sämtliche Werke 1839—56. Viele Sammler sind dem schönen, besonders dem illustrier ten Buche zugetan. Aus der Zeit, in der nach dem Verfall des Holzschnittes der Kupferstich die Buchillustration beherrschte, sind etwa die Topographien von Merian-Zeiller mit ihren schönen Städteansichten hervorzuheben; die einzelnen Bände kosten 100
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