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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1931
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- 1931-07-02
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- 02.07.1931
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MsMMGMAMlMVlläüumklä Nr. 189 (R. 77). Leipzig, Donnerstag den 2. Juli 1931. 98. Jahrgang. Redaktioneller Teil Bekanntmachung der Geschiiftsstelle. Bctr.: Mitgliedsbeitrag. Wir bitten hiermit unsere Mitglieder, den Mitgliedsbcitrag von Mk. 11.25 siir das dritte Vierteljahr 1931 (Juli—Scpt.) auf Postscheckkonto Leipzig 13 463 spätestens bis zum 2 5. Juli 1931 zu überweisen. Bei hen Zahlungen ist an zugeben: Betr. bl. IS. III. Vierteljahr. Soweit Zahlung durch Kommissionär oder über die BAG in Frage kommt, wird die Einziehung der Beiträge auf diesem Wegs erfolgen. Wir bitten, durch baldige Zahlung oder rechtzeitige An weisung des Kommissionärs zur Abkürzung des Einzugsver- fahrens beizutragen. Leipzig, den 29. Juni 1931. Vr. Heß. Norwegisch oder dänisch? Als in den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die nordischen Literaturen bei uns einen maß gebenden Einfluß gewannen, wurde, wie man sich erinnern wird, zunächst nicht scharf zwischen Dänen, Norwegern und Schweden geschieden. Es kam oft genug vor, daß ein Norweger als Schwede oder als Däne angesprochen wurde, oder ein Schwede als Däne oder Norweger uswi, und am schlimmsten fuhren dabei wohl die Norweger, obwohl gerade sie die stärkste Wirkung auf unser literarisches Leben ausübten. Erklärlicherweise! Es be stand noch die schwedisch-norwegische Union unter einem schwedi schen König. Was Wunder, daß da ein norwegischer Schrift steller den Schweden zugezählt wurde! Die Werke der Ibsen, Björnson, Kielland, Lie erschienen in dänischem Verlag, und ihre Sprache erschien dank der dänischen Rechtschreibung, der sie mehr oder weniger angepaßt wurde, ungefähr als dieselbe wie die dänische. Was Wunder, daß diese Schriftsteller oft den Dänen zugesellt wurden! Und dabei bestand schon damals die heftigste Rivalität zwischen den nordischen Ländern. Die Nor weger strebten politisch die, 1995 endlich erreichte, Lösung der norwegisch-schwedischen Union an und zugleich die endgültige Überwindung der dänischen Vorherrschaft in Sprache und Lite ratur; sie kämpften das ganze neunzehnte Jahrhundert bis ins zwanzigste hinein an zwei Fronten um ihre nationale Unab hängigkeit. Bon ihrem Kamps um die politische Unabhängigkeit stand in den deutschen Zeitungen so viel zu lesen, daß er nicht unbe merkt bleiben konnte. Von ihrem Kampf auf dem Gebiete der Sprache war weniger die Rede, und er wurde also weniger be achtet, trotzdem er wohl wichtiger war als die Lösung der schwe disch-norwegischen Union. Wie stand cs damit? Man muß sich erinnern, daß Norwegen erst seit 1814 mit Schweden vereinigt war, vorher aber, seit der Kalmarer Union, jahrhundertelang mit Dänemark, und man muß sich weiterhin daran erinnern, daß Norwegen in der Union mit Schweden, mit eigner Verfassung, selbständiger war als in der Dänenzeit, daß es nach 1814 in der Verbindung mit Schweden erst so gestellt war, daß es sich seine nationale Selbständigkeit zurückerobern konnte. In der Dänenzeit war es dahin gekommen, daß die alte norwegische Sprache aus der Öffentlichkeit verschwand und das Dänische die Schriftsprache und die Umgangssprache in den Städten wurde; das Norwegische wurde die Bauernsprache, die wohl sortlebte, aber keine Geltung hatte. Die dänische Sprache nun machte wohl in norwegischem Munde Wandlungen durch — der Tonfall war anders, die Anssprache namentlich der Mit laute war anders, etliche Worte und Wendungen drangen auch aus der Landessprache ein —, aber sie blieb doch im wesentlichen dänisch, ein norwegisch gefärbtes Dänisch. Und es ist verständ lich, daß das norwegische Selbstgefühl, je mehr es erstarkte, sich damit nicht zufrieden geben konnte. Wie in Deutschland das Nationalgesühl wesentlich gestärkt wurde durch die Wiederent deckung des deutschen Mittelalters und seiner Kultur, so förderte die Wiederentdeckung der alten norwegisch-isländischen Sprache und Literatur auch in Norwegen die nationale Erhebung. Wei terhin gewannen die norwegischen Bauern, die noch die alte Sprache bewahrten, im Verlaufe des 19. Jahrhunderts immer größeren politischen Einfluß. So ist es denn kein Wunder, daß ein Kamps um die Nationalisierung der Sprache einsetzte. Dä nische Schauspieler beherrschten noch die norwegischen Bühnen. Sie mußten weichen, und man erinnert sich wohl, welche Rolle in diesem Kampfe Björnson und Ibsen gespielt haben. Auf dem Gebiet der Schriftsprache aber gab es zwei Kampftruppen. Die einen strebten die allmähliche Nationalisierung der nun einmal herrschenden dänisch-norwegischen Schriftsprache an, die andern die Neuschöpsung einer Nationalsprache auf Grund der fortlebenden Bauerndialekte. Von diesen beiden Bestrebungen ist bei uns die zweite lange Zeit mehr als Kuriosität angesehen und in der breiteren Öffentlichkeit wohl erst beachtet worden, als bekannt wurde, daß Arne Garborg doppelsprachig war, in der »Reichs»- und in der »Landes»sprache schrieb und sich schließlich ganz in den Dienst der »Landes»sprachenbewegung stellte. Und neuerdings ist man auf die Stärke und den Erfolg dieser Bewegung erst durch Olav Duun aufmerksam geworden, einen Erzähler, der sich ausschließlich der »Landes»sprache be dient und mit europäischen Maßen gemessen werden will. Heute kann wirklich nicht mehr von einer »Kuriosität» gesprochen wer den; die Bewegung ist eine Macht geworden, die aus dem öffent lichen Leben Norwegens nicht mehr hinweg gedacht werden kann. Gleichzeitig aber ist, namentlich etwa seit der Jahrhundertwende, die »Reichs«sprache stark nationalisiert worden. Wer die maß gebenden Zeitungen der neunziger Jahre mit den heutigen ver gleicht, ist erstaunt, um wie viel norwegischer die Sprache in Wortschatz und Syntax geworden ist, von der Rechtschreibung zu schweigen. Ein unübersehbarer Beweis dafür, wie weit der bis gegen das Ende des neunzehnten Jahrhunderts immer noch stark spürbare Einfluß der dänischen Sprache und Kultur zurückge gangen ist. Auch im Berlagsbuchhandel macht sich diese Entwicklung be merkbar. Während die Björnson, Ibsen, Kielland, Lie, die Gun- nar Heiberg und Knut Hamsun in ihren Anfängen ihre Werke in Dänemark verlegen mußten, finden heute die norwegischen Schriftsteller Unterkunft in heimischen Perlagen (s. a. Börsen blatt 1931, Nr. 111). Die alte enge Verbindung zwischen Däne mark und Norwegen ist auch auf diesem Gebiete zerrissen — zu gleich aber auch etwas andres, das nun auch unsre deutschen Verleger und Schriftsteller angeht: die enge Verbindung zwi schen dänischem und norwegischem Leserpublikum. Während noch in den neunziger Jahren — soweit es sich nicht um Bücher in der »Landes«sprache handelte — ein norwegisches Buch, ohne 629
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