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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1932
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- 1932-03-01
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- 01.03.1932
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6. Presse, Zeitschriften, Vereine und deren Organe sind über das Deutsche Dichter-Dank-Wer! unterrichtet worden. Im merhin sollte aber auch der beiliegende Aufruf dazu benutzt werden, Lücken der Bekanntgabe auszufüllen. Unsere Mitglieder werden gut tun, von Zeit zu Zeit zu prüfen, ob alle am eigenen Platz in Frage kommenden Stellen darüber unterrichtet sind. (Siehe auch die Artikel »Das Buch im Goethejahr» und »Goethe liest- in dieser Nummer.) Matern des Plakates können von der Geschäftsstelle ange fordert werden. Leipzig, den 29. Februar 1932. Or. H e ß. Verein der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler. Verschiedene reichsdeutsche Sortimenter versuchen, beim Be zug österreichischer Verlagsartikel die neu eingeführte deutsche Ausgleichsteuer durch Abzug von der Fakturensumme aus die Verleger abzuwälzen. Der österreichische Verlag kann diese Be lastung nicht aus sich nehmen. Der Verein der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler hat dah^r beschlossen, daß etwaige Fakturenabzüge aus diesem Titel nicht anerkannt werden. Wien, den 25. Februar 1932. Der Vorsitzende: Komm.-Rat Wilhelm Fr ick. Der Syndikus: vr. Sig in und Wislo s ch i l l. Buchhändler-Verband „Kreis Norden" e. D. Wir verlegen am 4. März d. I. unsere Geschäftsstelle in neue Räume: Hamburg I, Große Bäckerstraße 13—15II. (Tel.: 36 22 68.) Buchhändler-Verband »Kreis Norden« e. V. Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein e. V. Das Buch im Goethejahr. Von den beiden nachstehenden Aufsätzen stellt die Presse stelle Abzüge zur Verbreitung in der örtlichen Presse kosten los zur Verfügung. Wenn in diesem Jahr allenthalben der Name Goethe aufklingt und sein Bild, mehr oder weniger erkennbar, überall auftaucht, dann mögen viele fragen: was sollen wir denn dabei tun? Sollen wir in alle Goelhevorträge laufen und bei allen Goethefeiern ehrfürchtig stillhalten? Sollen wir Goethes Werke lesen und immer nur wieder ihn? Ja, in der Tat, ihn selbst zu Wort kommen lassen, sich in stiller Stunde recht oft in seine Werke vertiefen, das könnte gewiß nichts schaden. Denn gerade bei dem lauten Festefeiern wird man den Verdacht nicht los, daß mancher dem Dichter damit genug ge huldigt zu haben glaubte, und man möchte Lessings bekanntes Sinn gedicht von Klopstock auf Goethe und seine Leser umdichten: Wer wird nicht einen Goethe loben? Doch wird ihn jeder lesen? — Nein. Wir wollen weniger erhoben Und fleißiger gelesen sein. Wieviel Kluges und Kennenswertes auch immer über Goethe geschrieben ist und gerade in diesem Jahr ans Licht kommen mag — niemals darf darüber sein eigenes Werk vergessen werden. Wer ein noch so schmales Bändchen seiner Gedichte recht mit Andacht liest, wird ihm näher sein als der eifrigste Bücherwurm, der sich durch die ganze Goethelitcratur durchfrißt. Darüber wollen wir nicht vergessen, daß Goethes Wort heute schon nicht mehr jedem etwas zu sagen hat, daß er uns nicht mehr mit jedem seiner Sätze anspricht und daß seine Dichtung natürlich gar nicht etwa als ein ewig gültiger Maßstab gelten kann. Formen sind bedingt durch die Zeit und den Boden, die sie wachsen lassen. Was aber beispielhaft und über ein Jahrhundert hinaus gültig bleibt, ist die menschliche Leistung, die hinter dem Werk steht. Und insofern diese Leistung, Goethes Wesen und Wirken, durch seine 158 Biographen und das unübersehbare Schrifttum um seine Person besonders deutlich gemacht wird, darf doch auch diese Literatur unsere Beachtung, unser aufmerksames, vielleicht kritisches Studium finden. Goethes Werke, Goethelitcratur — aber damit ist es noch nicht getan. Die Forderung des Goethejahres geht weiter. Der deutsche Buchhandel hat als Text seines Plakats für den Goethetag ein Wort aus dem Tasso gewählt: »Und wer der Dichtkunst Stimme nicht vernimmt, ist ein Barbar, er sei auch, wer er sei«. Kein besseres Wort konnte gefunden werden, kein besseres für diese Zeit, in der man mit einer gefährlichen Geistfeindschaft liebäugelt. Das Buch im Goethejahr soll Dichtung sein! Niemand wird diese Wendung mißverstehen dürfen. Natürlich ist das Buch nicht immer Dichtung, und Dichtung allein macht uns nicht satt. Mit Recht hat man den deutschen Träumer bekämpft und sich über das Volk der Dichter und Denker zuweilen lustig ge macht. Mit Recht auch hat man in diesen letzten Jahren immer wieder auf die praktische Bedeutung des Buches hingemiesen und betont, daß Bücher kein Luxus sind, sondern wesentlicher Teil unserer Arbeit. Gerade darum aber, weil das Buch gleichsam in unseren Alltag eingetreten und obendrein durch die Streitigkeiten über seinen Preis in den allzu irdischen Bezirk unserer »Interessen« gezogen ist — durum sollte nun das Goethejahr Anlaß geben, uns auch wieder einmal der hohen geistigen Werte des Buches und insbesondere eben der Dichtung zu erinnern. Politische Kämpfe, wirtschaftliche Nöte, Feindschaften im Kleinen und im Großen, hastiges Treiben und Gehetztwcrden — ist das unser ganzes Leben, ist das ein menschenwürdiges Leben? Es ist trivial, so zu fragen, gewiß, und die Antwort mit dem Hinweis auf die Welt der Dichtung, auf ein höheres Leben in dieser Welt erscheint allzu bequem und billig. Man muß gleichwohl den Mul zu diesem Hinweis haben — nur der Gläubige schafft Glauben. Wem es also ernst ist mit der Goethefeier in diesem Jahr, dem sind tausend Wege offen. Wo immer er sich der Dichtung zuwcndet, wird er durch seinen Eintritt in das Reich des Geistes dem großen Genius huldigen. Möchten viele in diesem Jahr das Buch als Dichtung, die Dichtung im Buch neu entdecken! Friedrich Michael. Goethe liest. Von Karl Wilhelm. Es erscheint zunächst ganz selbstverständlich, daß Goethe viel gelesen hat. Und wäre es nicht selbstverständlich, so wüßten wir's bis ins einzelne aus seiner eigenen Lebensbeschreibung; das erste Buch von »Dichtung und Wahrheit« fängt ja sozusagen damit an, jene eigentümliche Bücherneugier des Knaben zu beschreiben, diese selt same Lust und dieses Abenteuergefühl, mit dem ein Kind zu seinen ersten Büchern greift, bei Goethe schon ganz mit dem Instinkt: hier ist ein Tor zu meiner Welt! Trotzdem wird man aber überlegen: hat Goethe wirklich so viel gelesen? Soll er gerade der Vielbelesene, der Vielwisser sein, Goethe, der für uns letzthin alles andere, der für uns das Urbild des tätigen Menschen ist! Ter große Reisende, der Sammler, der Mann der Staatsverwaltung, und Goethe, der ewig produktive Dichter! Sollen wir diesen, der unablässig aus sich selber schöpfte, uns als ausnehmenden und hinnehmenden, als »rezep tiven« Menschen vorstellen? Tatsächlich hat Goethe ungeheuer viel gelesen. Durch ein Ver zeichnis der von der Weimarer Bibliothek seinerzeit an Goethe verliehenen Bücher sind uns die Belege dafür gegeben, wie ungemein ausgebreitet und wie wissenschaftlich seine Lektüre in den mittleren und späteren Jahren war, und wie sehr er seinen einzelnen Werken literarisch vorgearbeitet hat. Wenn man dazu bedenkt, daß er selbst eine große Bibliothek besaß, daß zwischen ihm und dem Weimarer Kreis ein lebhafter Tauschverkehr bestand, und bedenkt, wieviel er auswärts und auf der Reise las, gar nicht zu sprechen davon, daß Goethe im höchsten Maße auf mündliche Mitteilung eingestellt war und sich ebensoviel berichten ließ, wie er selbst las, so ist dieses Stück Bücherstudium, das wir hier verfolgen können, ganz enorm! Was las Goethe und wie las er? Man wird gut tun, für die Beantwortung dieser Fragen den Blick auf einen bestimmten Zeit raum zu lenken, etwa die Zeit seiner Beschäftigung mit dem Orient, die Periode von 1813 bis 1819. Geht man hier vom geistigen Er gebnis, von der Frucht dieser Jahre aus, dem »West-östlichen Divan«, so hat cs, wenigstens was die Gedichte angeht, den An schein, als sei es nur der Perser Hafis (in der Hommerschen Über setzung) und immer nur Hafis gewesen, der Goethe dazu ange- (Fortsetzung s. S. 163.)
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