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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1932
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- 1932-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1932
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trieben hat. In Wirklichkeit mar aber ein viel größeres und brei teres Fundament vorhanden; wir wissen nämlich, daß Goethe durch Jahre hindurch ein weitverzweigtes Orientstudium getrieben hat. Die Weimarer Bibliothek zählt flir diese Zeit nicht weniger als hundert Werke auf, meist wissenschaftlichen Inhalts, die Goethe zu diesem Studium benützt hat. Es ist fast die ganze damalige Orient literatur. Auch persische und arabische Handschriften zog er heran und wußte sie auf sich wirken zu lassen. Und der Divan ist nun kein Sonderfall. Für die anderen Werke dieser Zeit, für »Dichtung und Wahrheit« und die »Italienische Reise« ist das Literaturstudium ähnlich umfangreich. Mitunter sind Anfang und Ende davon deutlich zu erkennen: im März 1814 werden die ersten Bücher zur Ausarbeitung der »Italienischen Reise« entliehen, deren erster Teil 1816 erscheint. Und nun geht es in gewissen Perioden vor sich: naturwissenschaftliche Bücher, Kunstbücher, Zeit genössisches, Orientlttcratur, — dann werden wieder Jtalienbücher entliehen, sehr genaue und detaillierte Beschreibungen. Oft lausen diese Richtungen auch miteinander, nicht nacheinander. Auch bei »Dichtung und Wahrheit« stoßen wir auf diesen Lite raturgebrauch. Hier findet Goethe, möchte man sagen, sich selber in der Literatur wieder; in Büchern, die früher gelesen morden waren, und in Büchern, die inzwischen erschienen sind, rust er seine eigene Jugend wach. Da werden Lavaters Lebensbeschreibungen und die Lebensgeschichte Jung-Stillings hervorgcholt, und selbst das liebe, alte Reichskammergericht wird in mehreren Schriften aufs neue »studiert«. Studiert? Hat Goethe diese ganze ungeheure Literatur wirklich streng durchgearbeitet? Nein — und Ja! Vollständig durchge lesen hat er sich durch diese Bücherkolonnen jedenfalls nicht. Denn wo blieb ihm die Zeit dazu? Goethe las beileibe nicht alles, aber er las das Notwendige! Goethe besaß die Kunst des Lesens in einem höchsten Maße, ohne ein Buch äußerlich ganz zu bewältigen, wußte er mit dem richtigen Griff zum Mittelpunkt zu dringen. Die Kunst zu überfliegen — genial nach der einen, gefährlich nach der anderen Seite — handhabte er so, wie es eben sein muß: er flog nicht über die Dinge hinweg, sondern er faßte die Dinge im Fluge! Aber so richtig das sein mag, so erweckt es doch leicht den Ein druck, als habe Goethe Bücher nicht auch wirklich durchwühlt und durchackert, als habe er doch nicht alles aus ihnen herauszuholen vermocht. Dazu ist nun noch eine andere Seite zu betrachten. Und zwar ist hier mit einem einzigen Satze schon alles gesagt: Goethe wollte Bücher nicht lesen, sondern — sprechen. Er wollte sie vorgelesen haben oder selbst vorlesen, er wollte Bücher nicht, wie wir es heute tun, nur einfach mit den Augen verschlungen wissen. Das »stille für sich Lesen ist ein trauriges Surro gat der Rede«. Und anders: »Schreiben ist ein Mißbrauch der Sprache«. Eine ungeheure Hochschätzung des gesprochenen Worts ist bei ihm vorhanden. Für ihn ivar es eine Selbstverständlichkeit, daß zwischen dem gesprochenen, durch den Menschen hindurchgegangenen und also der Welt mitgeteilten Wort und dem nur gedachten und deshalb gestaltlosem und isolierten Wort ein tiefgreifender Un terschied besteht. Die geistige Existenz, die hinter beiden steht, ist nicht die gleiche, sondern verschieden; im einen Kalle tritt der Mensch aus sich heraus und teilt sich der Welt mit, im andern bleibt er in sich selbst. Nur uns Heutigen ist diese Wahrheit fcrngerückt, daß das gesprochene Wort eine viel größere Dichte hat als das bloß ge lesene, daß es viel voller und schwerer ist. Es sei seine alte Über zeugung, sagte Goethe, daß Poesie durch das Auge nicht gefaßt werden könne. Lesen ist für ihn etwas viel Totaleres; was da steht, muß durch den ganzen Körper und durch den ganzen Menschen hin- dnrchdringen. Poesie, können wir mit ihm sagen, wird, ist über haupt erst in dem Augenblick Poesie, wo sie gesprochen wird. Das ist eine Erkenntnis, die auch heute dazu führen könnte, das Bücherlesen auf besondere Art zu beleben. Tenn indem man Bücher vorlesend andern mitteilt, in der Familie, im größcrn Kreis, wird man diesen Büchern neue Freunde zuführen, wird die geistige Diskussion anregen und vom einzelnen Buch so auf den weiteren Bezirk der Geisteswelt in den Büchern hinlciten. ISO Jahre Mufikverlag F. E. C. Leuckart in Leipzig. Am 1. März 1782 gründete Franz Ernst Christoph Leuckart gemeinsam mit Johann David Korn die »Buch-, Music- und Kunst handlung Leuckart L Companie. Leuckart, geboren 1748, stammte aus einer alten Buchdruckerfamilie in Helmstedt und war auch selbst als Buchdrucker ausgcbildet worden. Von seinem Gesellschafter Korn trennte er sich schon nach sechs Jahren und firmierte nun mehr F. E. C. Leuckart. Spezialgebiet war in den ersten Jahren u. a. der Vertrieb von Landkarten. Von Anbeginn war aber auch eine große Musikalien-Leihanstalt angcgliedert. Die ersten Verlags erfolge auf dem Gebiete der Muslk im Jahre 1786 veranlaßten Leuckart, sich mehr dem Musikverlag und Musikaliensortiment zu- zuwenden und so knüpfte er insbesondere zu schlesischen Kompo nisten Beziehungen an. Nach Leuckarts Tode — am 9. Februar 1817 — ging das Ge schäft an seine einzige Tochter Auguste und durch deren Verheiratung mit Wilhelm Sander an diesen über. Schon Wilhelm Sander hatte mit den heute noch gangbaren Sludienwerken von Moritz Schön einen großen verlegerischen Erfolg zu verzeichnen. Sein Sohn Constantia Sander, der ab 3. März 1856 das Geschäft weiterführte, betätigte sich zuerst besonders auf dem Gebiete der katholischen Kirchenmusik. Genannt seien nur die Orgelwerke und Messen von Brosig, Hahn, Schnabel und Horak. Auf dem Gebiete der Unterrichtsliteratur ver öffentlichte er u. a. Violinstudieirwerke von Jakob Dont. Im Jahre 1870 siedelte der Verlag von Breslau nach Leipzig über. Das Musiksortiment und die Leihanstalt in Breslau sowie die Filiale in Glatz wurden verkauft. Besondere Pflege ließ Sander der Chorlitcratur angedeihen. Es gelang ihm bald, seinem Verlag eine führende Stellung ans diesem Gebiete zu verschaffen, so insbesondere durch die Werke von Thomas Koschat, Eduard Kremser (altnieder- ländischc Volkslieder), Weinzierl u. a. Daneben baute er seinen Verlag systematisch aus und knüpfte Beziehungen zu den namhaftesten Komponisten seiner Zeit, wie Ambros, Robert Franz, Liszt, Bülow, Neger, Rheinberger, Thuille, Georg Schumann, Richard Strauß; von letzterem veröffentlichte er u. a. das berühmte »Wiegenlied« und das »Heldenleben«. Nach dem Tode von Constantin Sander im Jahre 1905 über nahm dessen Sohn Martin Sander, geboren 1859, die Leitung des Verlages. Er hatte in großen Verlagshäusern in Paris, Brüssel, Vevey, Wien, Stockholm usw. eine vielseitige Ausbildung erhalten und schon reiche Erfahrungen gesammelt. Auch als selbständiger Firmeninhaber war er schon erprobt, hatte er doch 1887 die Firma Leuckart Sortiment (Martin Sander) gegründet. Martin Sander verstand es, nicht nur die von seinem Vater übernommenen Be ziehungen fortzusetzen, sondern auch dem Verlag durch seinen regen Unternehmungsgeist, insbesondere aus dem Gebiet der Chor- und Orchesterliteratur, wachsende Bedeutung zu verleihen. Die hohe Auffassung seines Berufes veranlaßte ihn, sich ausschließlich der Pflege ernster Musik zuzuwcnden. Auch in den schweren Kriegs und Nachkriegsjahren zeugte seine Arbeit im Dienste der kulturell wertvollen Musik von seinem Verantwortungsgefühl und Idealis mus. Von Richard Strauß veröffentlichte er eine Reihe bedeutender Werke, u. a. feine »Alpensymphonie« und den Männerchorzyklus »Tie Tageszeiten«. Aus dem Gebiete des Oratoriums entfaltete er ebenfalls eine rege Verlagstätigkeit. Namen wie Richard Trunk, Bernhard Sekles, Julius Bittner, Walther Moldenhauer, Armin Knab, Arnold Mendelssohn, Hugo Kaun bezeugen, wie sehr er sich die Pflege und Hebung des Chorgesanges angelegen sein ließ. Sein Heimgang am 14. März 1930 wurde weit über die Kreise seiner Berufskollegen hinaus betrauert; insbesondere die zeitgenössischen, schaffenden deutschen Musiker beklagten den Tod eines ihrer tat kräftigsten Förderer. Seit seinem Tode führt sein Sohn, Herr Horst Sander, den Verlag weiter, bemüht, auch in diesen Krisenjahren, die eine laute Feier des heutigen Tages verbieten, die Tradition der väter lichen Firma aufrechtzuerhalten. ISO Jahre Dietor Zimmer vorm. Leuckartsche Sortimentsbuchhandlung in Breslau. Das vom Verlag Leuckart 1870 abgetrennte Sortiment besteht unter obiger Firma weiter und ist somit also auch 150 Jahre alt. Zur Geschichte der Firma erfahren wir noch folgendes: In den archivalischen Notizen der Stadt Breslau vom Jahre 1782 ist zu lesen: »Breslau, den 5. Maerz 1782. Franz Ernst Christoph Leuckart, 34 Jahre alt, aus Helmstädt, Sohn des Buchdruckers Günther Leuckart zu Helmstädt, hat 5 Jahre bey dem Buchhändler Wcigaud zu Helmstädt die -Handlung erlernt, hat 7 Jahre bey Johann Friedrich Korn d. A. als Handlungsdiener serviret, hat Bürgerrecht erworben und wird, um en Compagnie mit H. Johann Daniel Korn eyne Kunst- und Bücher-Handlung zu trcyben bei der Kaufmannschaft recipiert.« Die Zeit bis 1870 behandelt der vorhergehende Artikel über F. E. C. Leuckart in Leipzig, und es kann hier mit dem Bericht über die Firma Victor Zimmer begonnen werden. — Im Jahre 1870 übernahm Albert Clar aus Trebnitz und Ernst Hoffhetnz aus 163
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