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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1923
- Sprache
- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 282, S. Dezember lS23. jacher Weise in die Weltwirtschaft verflochten ist. Dazu kommt, daß bei uns immer noch ein Rest DebisenzwangAwirtschaft besteht, aus- gedrückt in den Berliner Einheitsnotierungen, die bekanntlich den Notierungen an den internationalen Börsenplätzen nicht ganz ent sprechen. Das reizt dazu, dies« künstliche Beeinflussung der Gold- mark durch entsprechende Regelung der in Goldmark ausgedrUckten Preise auszugleichen. Dabei ist es aber sehr wesentlich, ob das Mißverhältnis zwischen Berliner und den auswärtigen Kursen nur als vorübergehend oder als Dauererscheinung zu gelten hat. Schon hat sich «ine leise Besserung des Markkurses an den auswärtigen Börsen feststellen lassen. Gelingt es dem Währungskommissar vi. Schacht, das Mißverhältnis zwischen den Kursen ganz zu be seitigen oder auf einen unwesentlichen Rest herabzumindern, so würden damit vermutlich auch alle Folgeerscheinungen verschwinden müssen. Unter diesen Verhältnissen ist es sehr schwer, etwa ber- einsmäßig dafür irgendeine Ausgleichregelung zu treffen. Es muß vielmehr jedem einzelnen überlassen bleiben, auf Grund seiner Lage zu prüfen, ob er zu entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen genötigt ist und mithin seine Goldmarkpreise (Grundzahlen) mehr oder weniger stark zu erhöhen hat, oder ob er glaubt, ohne weitere Preisänderungen auskommen zu können. In jedem Fall« ist im Interesse der Allgemeinheit, wie im Interesse des Buchhandels überhaupt, zu empfehlen, daß die Neufestsetzung von Goldmark- preisen möglichst einheitlich und ohne zu starke Künsteleien (nament lich bei Teuerungszuschlägen) erfolgt. Vielleicht empfiehlt es sich, bei der Wahl der Maßnahmen von vornherein ins Auge zu fassen, daß auch ein Abbau der Goldpreise später einmal in Frage kommen könnte. Möglichste Dauerhaftigkeit der festzusetzenden Preise wird immer ein erstrebenswertes Ziel sein. Dieses Moment spielt bei der Verkoppelung zwischen Gold mark- und Auslandpreisen im Hinblick auf die letzteren noch eine ganz besonder« Rolle. Der Auslandabsatz wird von einer Stabil eihaltung der Auslandpreise ganz besonders stark abhängen. Jede weitergreifende Erschütterung der Auslandpreise müßt« lediglich eine Beunruhigung Hervorrufen, die nicht ohne Rückwirkung auf den Absatz bleiben würde. Es dürfte sich daher empfehlen, daß selbst dort, wo die Goldmarkpreise erhöht werden, doch der Versuch ge macht wird, die Preise für das Ausland in ausländischer Währung in der bisherigen Höhe zu erhalten. Dabei wären unter Umständen die bisherigen Preise als besondere Auslandpreise in fremder Wäh- rung erneut bekannt zu machen. Im Interesse des vertreibenden Buchhandels wird cs überhaupt liegen, wenn alle Preisverände- rungen möglichst rasch und in möglichst einfacher und einheitlicher Form im Börsenblatt zur Kenntnis gebracht werden. Zu hoffen ist, daß diese Umstellung des Buchhandels auf reine Goldrechnung sich ohne größere Erschütterungen vollzieht und daß der Buch handel damit nunmehr in der Tat vereinfachte und klare Verhält- Nisse gewinnt. vr. Menz. Willst du mit den Kinderhänden in des Schicksals Speichen greifen? sGrillparzer.j Lange genug hat der Buchhandel versucht, sich dem Schicksal eut- gegenzustellen, jetzt droht es Liber ihn hinwegzurollen, wenn wir — seine Platzhalter — nicht in letzter Stunde mit festem Willen und entschlossen zur Tat uns ihm entgegenstellen. Deshalb noch einmal mein Nus an alle, die es ernst meinen; es geht ums Ganze — um den deutschen Buchhandel. Wer darf da nach dem Schicksal des Ein zelnen fragen — und wenn es das eigene ist —, wenn es die Ret tung des Ganzen gilt! An zwei Grundbedingungen ist alles gebunden: 1. Der Verleger muß sein Geld so erhalten, das; zwischen Aus lieferung des Buches und Empfang des Geldes für ihn ein Verlust risiko ausgeschlossen ist. Das heißt also: wertbeständiges Geld oder Papiergeld, das aber erst zum Kurse des Empsaugstages gutgeschrieben wird, und zwar, kommt es vor 10 Uhr, zum alten, kommt es nach 10 Uhr, zum neuen Kurse. Hier muß das Sortiment dem Verlag vertrauen: ohne Vertrauen ist nun einmal nichts im Leben anzu fangen, daraus folgt aber: 2. daß das Sortiment seinerseits einen Weg suchen muß, das ^ Risiko von sich abzuwälzen, und da gibt's nur einen einzigen Weg, nämlich den,' einen großen Unterschied zu machen zwischen Zahlung in wertbeständigem Gelbe und Zahlung in Papier. Wer in wertbeständigem Gelbe bezahlt, zahlt die Grundzahl des Verlegers ohne jeden Aufschlag, wer da gegen in Papier bezahlt, zahlt 00°/, mehr. Dieser Zuschlag ist örtlich festzusetzen, denn selbstverständlich kann ein Sortimenter in Berlin und Leipzig sein Geld schneller an den Verlag bringen als einer in Bremen und Hamburg. Hier muß der Ortsvercin zusammcntreten und eine Spanne festsetzen, d-ie er vor der Wucherbehörde jederzeit verantworten kann. Behördlicherseits ist dieser Unterschied der Preis berechnung erlaubt. Auf diese Weise kommen Verlag und Sortiment beide zu ihrem Recht. Wir können wieder in Goldmark miteinander verrechnen, und das Verlustrisiko ist für beide Teile auf das größt mögliche Minimum beschränkt. Wir und mit uns der gesamte Einzelhandel in Bremen haben dieses Verfahren dnrchgeführt und fahren gut dabei. Ich bin sicher, wenn es allgemein angcwendet wird, werden die Verleger auch bald ihre Preise senken können, weil dann die Risiko-Prämie in Wegfall kommen kann. Sind wir bis hierher einig, entsteht die 2. Frage: wie kommen wir zur billigsten und schnellsten Abrechnung zwischen Verlag und Sortiment? Bei der Abrechnung sind wieder zwei Grundbedingungen: 1. der Verlag muß sein Geld schnell erhalten, 2. die Einziehung des Geldes muß auf billigem Wege erfolgen können unter größtmöglicher Ersparnis und Ausnutzung jeglicher Arbeitskraft. Ausnutzung nicht in dem Sinne »Ausbeutung« verstan den, sondern Vermeidung jeder nutzlosen, zeitraubenden, unproduk tiven Arbeit. Ta ist für uns die BAG die gegebene Stelle. Ans welchem Wege die BAG am schnellsten dem Verlag das Geld überweist, ist eine technische Frage, die in Leipzig gelöst werden muß und leicht gelöst werden kann, zumal da das Postscheckkonto bis dahin ganz auf Gold geführt werden muß. Der Sortimenter erhält seine BAG-Zettel, klebt diese auf seine Fakturen, braucht keine Verleger- kouten zu führen, nichts mehr auszurechneu, Spitzensalden zu be gleichen, und alle die nervenaufreibende Arbeit fällt weg; wertvolle aufbauende Arbeit kann wieder geleistet werden. Welche Spesen die BAG erheben muß, kann ich natürlich nicht beurteilen, jedenfalls aber werden die Kosten, die Verleger und Sortimenter mit Zeit, Arbeit und Geld jetzt vergeuden, reichlich ausgewogen werden. Die Verleger könnten diesen Weg über Leipzig, der ihnen Zeit und Geld spart, ihnen wertbeständige Gelder zusichert, leicht beschleunigen, wenn sie denjenigen Sortimentern, die also handeln, einen Extra-Rabatt einrüumtcn und diesen gleich von den Faltuxeu abzögen. Auch die schönwissenschastlichen Verleger müssen endlich dazu übergehen, porto- und emballagcsrei zu liefern; sic müssen gleich den wissenschaftlichen Verlegern einschen, daß Porto und Verpackung In grediens des Buches sind ebenso wie Papier und Druck. Ohne Porto und Verpackung kann der Sortimenter nun einmal nicht in den Besitz des Buches gelangen, und wird ihm eigene Kalkulation verwehrt, so muß der Lieferant es als seine moralische Pflicht anerkennen, diese Spesen in den Verkaufspreis einzukalkulieren. Damit muß auch fürs Sortiment der weitere Abbau des Tcuerungszuschlags erfolgen; es beginnt wieder der freie Wettbewerb, aufgebaut auf Leistung und Gegen leistung. Gänzlich Wegfällen kann derselbe solange nicht, wie Steuern, wie die Umsatzsteuer und die Bctriebssteuer, uns belasten. Die Umstellung auf Gold im Handel erfordert auch, daß unsere Angestellten in Gold ausgezahlt werden. Gold existiert nicht, aber die Auszahlung des Geldes muß so erfolgen, baß Verluste ausge schlossen sind. Wir müssen unfern Angestellten gegenüber wieder Schuldner in Gold werden und nicht in Papiergeld, das heißt, mir müssen ihnen wieder feste Monatsgehälter auf Goldbasis etnräumen und, soweit es möglich, wöchentlich oder halbmonatlich wertbeständig ausbezahlen. Reichen die wertbeständigen Gelder einmal nicht aus, so muß jeder Angestellte das Recht haben, an dem Tage, an dem er gerade Geld braucht, sich soviel Goldmark geben zu lassen, als er notwendig hat zum Tageskurs plus Auswertung. Nur so kann auch in unseren Angestellten Sparsinn erweckt werden, und nur so können sie sich wieder einrichten, weil ihnen nicht mehr das Schreckgespenst vorschwebt: morgen ist mein Geld nichts mehr wert. In der Fest stellung des Gehalts ist natürlich große Vorsicht am Platze. Mehr als 60—75°/o des Friedensgehalts ist im Augenblick wohl nicht mög lich fest zuzusichern, da wir alle völlig im Dunkeln tappen und nicht wissen, wie auf Gold gestellt die Einnahmeu uud Ausgaben sich künftighin gestalten werden, denn darüber sind wir uns alle klar, daß unsere heutigen Geschäftsbücher ein Trug- und Zerrbild der Wirk lichkeit sind, daß sie nur oin Spiegelbild der völligen Entwertung und der vollen Wertlosigkeit der Papiermark wiedcrgebcn.
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