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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1929-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1929
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- Deutsch
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Worte kommen lassen. Gänzlich verfehlt wäre es aber, wie neu lich in einem Berliner Blatt vorgeschlagcn wurde, eine Steuer zugunsten der Dichterakademie auf diejenigen Übersetzungen zu legen, deren Erscheinen nur durch ein »unterwertiges» Autoren honorar ermöglicht worden ist, wobei ein »Normalbuchhonorar» von 10 Prozsnt und ein »Normalzeitungsromanhonorar» den Maßstab geben sollen. Aus dem Berordnungswege ist die gewiß dringend erwünschte Besserung des Niveaus im Übersetzungs- Wesen keineswegs erreichbar, sondern nur durch eine Läuterung des Publikumsgeschmacks, durch stärkeres Verantwortungsbewußt sein bei Übersetzern und Verlegern und vor allem durch Be sinnung aus die wesentlichsten Aufgaben der heutigen Belletristik in den Reihen unserer deutschen Schriftsteller selbst. Bucherfolg und Titelgebung. Eine Randbemerkung zu dem Aufsatz von vr. Otto Vcttmann in Nr. 42 vom 19. Februar. Von vr. Gustav Manz (Berlin). Mit der Teilnahme des Fachmannes habe ich den Aufsatz von vr. Bettmann gelesen, der sich mit dem Titel des modernen Buches beschäftigt und dabei so hübsche geschichtliche Erinnerungen aufdeckt. Freilich bin ich Fachmann aus einer anderen Fakultät; aber zu ständig immerhin! Denn wer als literarischer Schriftleiter eines großen Berliner Blattes drei Jahrzehnte lang die Aufgabe hatte, für den ihm verantwortlich überlassenen Teil der Zeitung die Ro mane und Novellen zu lesen, abzu lehnen oder abzu- drucken, den hat ebenso wie den Schriftsteller selbst und den Buchhändler die Praxis belehrt, wie wichtig für den Erfolg die rich tige Titelgebung ist. Selbstverständlich habe auch ich dabei den Grundsatz gehabt, bei dem Nachdenken über den endgültigen Wortlaut eines Titels nicht dem Geschmacke des Publikums Zugeständnisse zu machen, son dern aus dem Inhalt des Buches selbst jene glücklichste Titelfassung herauszufinden, die vielleicht dazu beitragen könnte, den erwarteten Erfolg noch zu fördern und zu beschleunigen. Ein paar persön liche Erinnerungen können da nicht übergangen werden. Zunächst sei noch die Bemerkung vorausgeschickt, daß sich mir im Laufe der Jahre immer mehr die Beobachtung aufdrängte, daß auch ein gutgefundcner, sachlich berechtigter Titel nur dann seine beste Fassung gefunden habe, wenn ihm die flüssigste Form der Sprechbarkeit gegeben sei. Ein Beispiel möge das be leuchten. Ich habe im Jahre 1902 zuerst im Nomanteil der »Täg lichen Rundschau« den dann durch einen so großen Bucherfolg aus gezeichneten Roman der Frau Elisabeth v. Heyking veröffentlicht: »Briefe, die ihn nicht erreichten«. So heißt der Roman in seiner Buchausgabe, und so hieß er auch in unserm Blatt als Vorabdruck —, etwa von der sechsten oder siebenten Fortsetzung an! Bis dahin aber lautete er: »Briefe, die ihn nicht mehr erreichten«. Kaum sah ich das zum erstenmal gedruckt, kaum hatte ich es halblaut vor mich hingesprochen, so hatte ich das Empfin den, als ob ich stolperte. Kein Wimder, denn der Ausklang des Titels »nicht mehr erreichten« war schwerfällig durch die gedehnte Silbe des Wortes »mehr«, welches gleichsam in einen Daktylus hineingepreßt wurde, der dieses Gewicht nicht zu tragen imstande war. Plötzlich kam mir der Gedanke, dieses Wörtchen »mehr« heraus zulassen, dadurch den Titel in jenen flüssigen vierhebigen Trochäus umzuwandeln, der mir von Jugendzeiten aus Scheffels »Trompeter von Säckingen« noch so freundlich im Ohr klang. Vielleicht kam auch dazu die Erinnerung an den durchaus gleichen Rhythmus in dem Noinantitel der Beatrice Harraden »Schiffe, die sich nachts be gegnen«. Ich kann das heute nicht mehr genau feststellen, weiß nur noch, daß ich diesen chirurgischen Eingriff, die Entfernung eines überflüssigen Gliedes, auf eigene Faust unternahm; denn die Ver fasserin lebte damals in Mexiko, so daß ich meine eigenwillige Tat nicht erst durch das Hin und Her eines Briefwechsels bestätigt haben wollte. Die Erzählerin selbst aber dankte mir später, als wir uns in Berlin trafen, ganz besonders herzlich, denn ihr feines Sprachgefühl sagte auch ihr, daß die leichte Sprechbarkeit eines Titels einen gewissen Anteil am Erfolge des Buches habe. Noch mancherlei ähnliche Erfahrungen durfte ich im Laufe der Jahre machen. Für die Lebensgeschichte eines Landmädchens, dessen Wissensdrang so stark war, daß es schließlich das väterliche Dorf verließ, um in Leipzig an der Universität Vorlesungen zu hören, fand ich mit Zustimmung der mir gern vertrauenden Verfasserin den Titel »Von der Pflugschar in den Hörsaal« — wie man sieht, auch hier das Bestreben, geschickt zu rhythmisieren und durch die Wiederholung genau desselben Sprechklanges den Titel ins Ohr einzuschmeicheln. Gemeinsame Arbeit mit einem gleich falls über diese Dinge nachdenkenden Berufsgenossen ergab zum Beispiel für ein gleichfalls sehr erfolgreiches Buch von Johannes Gillhoff, das ich zuerst im Vorabdruck unseres Blattes dargeboten hatte, den endgültigen Titel: »Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer«. Ursprünglich hatten wir nur sagen wollen »Jürnjakob Swehn«. Dann aber setzten wir die nähere Bezeich nung »der Amerikafahrer« hinzu, um eben durch diesen erweiterten Titel eine vorbereitende sachliche Andeutung über den Inhalt des Buches zu geben. Ähnliche Titelfindungen waren auch — in diesem Falle mit dem Verfasser selbst, mit seinem Rat oder mit seiner Zustimmung ausgeheckt — die folgenden der später ebenfalls in Büchern vereinigten humoristischen Neiseskizzen von Stefan von Kotze: »Aus Papuas Kulturmorgen« und »Im europäischen Hinterhaus«. Wie ich auf letzteren Titel für eine Sammlung von Balkanskizzen gekommen war, wird den kundi gen Fachmann nicht besonders überraschen. Karl Emil Franzos hatte einst für jene Gegenden das prachtvolle Wort »Halbasien« gefunden. Nach so etwas ähnlichem suchten wir, durften natürlich keine Wieder holung bringen, und so ergab sich schließlich gleichsam durch eine Änderung des Gesichtswinkels statt »Halbasien« der Ausdruck »Euro päisches Hinterhaus«. Unter den Dutzenden von Erzählern, mit denen mich meine Tätigkeit als Schriftleiter zusammengebracht hat, war selber ein glücklicher Titelfinder der bekannte Weltreisende Kurt Faber. Sein Erstlingswerk erschien in der »Täglichen Rundschau«; es hieß damals »Die Reise des Bowhe ad«; ich beneidete den Ver fasser darum, daß er dann für die Buchausgabe den rascher aus klärenden und dabei durchaus sachlichen Titel fand: »Unter Eskimos und Walfischfängern«, und später einmal für eine weitere Artikelreihe mit glücklicher Benutzung des Stabreimes »Durch Pampa und Puna«. Aber neben solchen treffsicheren Titelentdeckern habe ich auch manchen Erzähler kennengelernt, dessen Sachlichkeit bis zur Nüchternheit ging, und der durchaus nicht ein- sehen wollte, daß der Titel eines Buches in gewissem Sinn eben eine Art Plakatwirkung haben müsse, daß er (mir als Zeitungs mann lag das besonders nahe!) etwas darzustellen habe, was man geschriebene Rhetorik nennen dürfte. Freilich, darüber sind wir uns wohl alle klar, der Titel allein tut's nicht! Wenn er nur Fassade ist, hinter der sich nichts Wert volles verbirgt, dann kann er noch so laut rufen, es wird niemand auf ihn hören! ätutlxarter dleue8 laxblatt 1928. 3ur Weibs des T'g.Lblatt-l'ul-m- LtuttZart. 4°. 126 8. In OanLleinen geb. IO Alk. Wenn in einer Verlagsstadt wie Stuttgart ein Zeitungsverlag das erste Unternehmen ist, das ein Hochhaus errichtet, so ist dies sehr bezeichnend. Ein Buchverlag könnte sich gegenwärtig einen sol chen Luxus nicht leisten. Die großen Stuttgarter Buchverlage be finden sich auch soweit abseits von der inneren Altstadt, daß ihnen immer noch eine Ausdehnung ins Horizontale möglich ist. Eine popu läre Tageszeitung aber, die nahe am Herzen der Altstadt erscheint und sich bei den hohen Grundstückspreiscn seitwärts nicht mehr aus dehnen kann, muß ihren Bau in die Höhe treiben, da cs für sie natürlich wesentlich ist, ihren Platz zu behaupten (diesmal im wört lichen Sinne genommen). Ob es notwendig war, in Stuttgart schon so in die Höhe zu gehen und ob das Turmhaus zur Verschönerung des Stadtbilds beiträgt, sind Fragen, über die die Ansichten der Zeitgenossen einstweilen noch geteilt sind. Aus Anlaß der Eröffnung des Turmhauses erschien außer einer umfangreichen Festnummcr des Tagblatts die obige Festschrift, die nach einem einführenden Artikel eine Beschreibung und eine künst lerische Würdigung des Gebäudes enthält. Dann folgt im Anschluß an eine Skizze der Entwicklung Stuttgarts in den letzten 85 Jahren eine kurze Geschichte des Tagblatts in dieser Zeit. Den letzten Teil bildet eine Darstellung des Tagblatt-Betriebs, d. h. der Zeitung und der zugehörigen Druckerei. Eingestreut sind zahlreiche Bilder, außer wenigen älteren namentlich solche aus der Jetztzeit, im besonderen Ansichten des Turmhauses und Bilder aus den darin befindlichen Betrieben. Die Festschrift is^ gediegen und vornehm ausgestattet und legt zugleich ein Zeugnis von der hohen Leistungsfähigkeit der Tag- blatt-Druckerei ab. Tony Kellen.
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