Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19230813
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192308138
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19230813
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-08
- Tag1923-08-13
- Monat1923-08
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.V 187, 13. August 1923. Redaktioneller Teil. Die Spitzenorganisationen des Buchhandels würden diesem den größten Dienst erweisen, ihn aus drohenden chaotischen Zuständen im Zahlungsverkehr zu besreien und ihm einen gesunden kurzfristigen Kredit« und Abrechnungsverkehr wieder zurückgeben, wenn sie dem Grundzahlabrechnungsverkehr einmütige Annahme im Buchhandel verschaffen könnten. Ich bin überzeugt, daß einem diesbezüglichen Aufruf aller Spitzenverbände sich der Buchhan del, Verlag, Sortiment, Kommissionsgeschäft und Zwlschenbuch- handcl genau so einmütig anschließen würde, wie es im Herbst 1922 nach Königsberg geschah. Der Grundzahlabrechnungsverkehr ist nichts weiter als eine Weiterentwicklung des Systems Grundzahl mal Schlüsselzahl, das dem Buchhandel schon soviel Segen und Zeitersparnis gebracht hat und das nur daran leidet, daß es bisher noch nicht bis zu dieser Konsequenz weiterentwickelt wurde. Es wäre töricht, anzunehmen, daß der Grundzahlabrech-? nungsverkehr etwa schon der Schlußstein auf dem durch die Markentwerlung vorgeschriebenen Leidenswege des Buchhandels sei. So schnell paßt sich das Wirtschaftsleben eines Volkes oder auch nur einer Branche nicht einem so katastrophalen wirtschaft lichen Vorgang, wie es die Markentwertung ist, an. Eine weitere Vervollkommnung, der wir m. E. zustreben müssen, wäre, daß in Deutschland überhaupt zwei Währungen allgemein und zwingend cingcführt würden: eine Goldmark, die nicht Zahlungsmittel ist, sondern nur Ausdrucksmittel für die wertbeständige Höhe jedes Rechtsgeschäftes, also für jede entstehende Kaufpreisforderung, jede Gehalts- und Lohnforderung usw., und die Papiermark, die wie bisher zunächst noch das allgemeine Zahlungsmittel bleiben muß und für die täglich der Kurs nach Angebot und Nachfrage genau so festgestellt wird, wie es zurzeit aus den Börsen für die ausländischen Währungen geschieht. Der Tageskurs der Papier mark zur Goldmark würde also den Tageskursen der Papiermark zu den wichtigsten Edelwährungen annähernd entsprechen. Ich denke mir dabel, daß das Ausdrucksmittel »Goldmark- dem Werte nach ungefähr unserer alten Friedcnsgoldmark - - 14 Dollar ist, so daß das Resultat sein müßte, daß der Papiermarkkurs der Goldmark stets etwa 25?? des Dollarkurses betrogen müßte, aber weniger als dieser rein politischen oder rein spekulativen Einwir kungen der Auslandsbörsen unterworsen wäre. Jede -kn Goldmark ausgedrllckte Forderung wird dann also je nach dem Tageskurs der Papiermark im Zahlungsfall« ein« solche Menge an Papiermark ergeben, daß diese Gegenleistung eine wertbeständige ist, die Forderung also der Geldentwertung entzogen war. Ich bin nicht Volkswirtschaftler und kann daher nicht ermessen, welche Hin dernisse sich der Einführung eines solchen Doppel-Währungssystems im Reiche entgegcnstellen. Im Buchhandel erscheint mir dieses System durchaus durchführbar, wenn man in unserer Branche zu- nächst statt Goldmark — Grundzahl und statt Tageskurs'— Schlüs selzahl setzt. Eln besonderes Problem wird noch die Lösung der Frage sein, auf welchem Wege es technisch möglich sein wird, di« Schlüsselzahl kurzfristig zu notieren, um sie besser und schneller als bisher der wirklichen buchhändlerischen Geldentwertung (Produk- tionsunkosten) anzupassen. Vielleicht muß man dazu übergehen, die Schlüsselzahl täglich durch die Telegrammagenturen der Tages presse gewissermaßen als Notierung des Buchhändlerkurses zu ver- ösfentlichen. Könnt« aber das Reich selbst zu einem solchen Doppel-Wäh- rungsshstem übergehen, so würde alsbald im nächsten Stadium der Entwicklung für den Buchhandel sich die Notwendigkeit ergeben, auf sein« eigene Doppelwährung (Grundzahl und Schlüsselzahl - Kurs) zu verzichten und sich der Doppelwährung des Reiches anzupassen. Dann würde endlich auch der von vielen ersehnte Zustand «intreten, daß das Buch auch in Deutschland wieder seinen Weltmarktpreis erhält. Valutaordnung und Außenhandelskontrolle würden überflüssig werden, denn anstelle der Grundzahl würde dann die Reichsgold- mark treten und anstelle der Schlüsselzahl (des Buchhändler-Kurses) der tägliche Kurs der Papiermark. Der Übergang von unserem eigenen buchhändlerischen Währungsshstem (Grundzahl und Schlüs- sclzahl-Kurs) zu einem Reichswährungsshstem in Gold erscheint mir aber für den Buchhandel erst dann möglich, wenn ein solches Reichs währungssystem allgemein eingeführt ist und wenn die Entwicklung unserer buchhändlerischen Schlüsselzahl soweit fortgeschritten ist, daß die Multiplikation von dann bestehender Grundzahl mit Schlüs selzahl denselben Papiermarkprcis ergibt, als diejenige von Gold markpreis des Buches mit Tageskurs der Papiermark. Da es noch geraume Zeit dauern wird, bis dieser Zustand erreicht ist, namcnt- (ich dann, wenn der Dollar immer wieder unserer Schlüsselzahl enteilt, bleibt dem Buchhandel nichts übrig, als sich durch den vor geschlagenen Grundzahlabrechnungsverkehr zunächst in seiner eigenen Branche vor der Markenlwertung zu schützen. Des halb ist der Grundzahlabrechnungsverkehr nicht der Schlußstein, sondern nur ein weiterer Schritt aus dem Wege der Ausschaltung der Biarkentwertung im geschäftlichen Verkehr und das Gebot der Stund«, wenn unsere Betriebe und mit ihnen nicht alle, die davon leben, allmählich, aber sicher der Markentwertung zum Opfer fallen sollen. Auch die vorgeschlagene Doppelwährung des Reiches, Gold mark als Ausdrucksmittel der Forderungen, Papiermark als Zah lungsmittel, könnte nicht «ine Endcntwicklung, sondern wiederum nur «in Durchgangsstadium zu einer stabilen Rcichswährung wer den, die sowohl Ausdrucksmittel wie Zahlungsmittel sein müßte. Das Problem der Schaffung einer wirklich stabilen Reichswährung, wie unsere alte Goldwährung, die Ausdrucksmittel und Zahlungs mittel war, erscheint zunächst aber noch in weiter Ferne. Die Schaffung einer solchen stabilen Reichswährung hängt leider nicht von unserem eigenen Willen, sondern von der endgültigen Fest setzung der Reparationslasten im Rahmen der Leistungsfähigkeit Deutschlands, verbunden mit der Einführung neuer Steuersysteme ab, die das Budget des Reiches und der Staaten wieder zum Aus gleich bringen müssen. Auch sind zur Stützung und Stabilisierung einer solchen neuen Reichswährung wertbeständige und voll gedeckte Anleihen des Reiches notwendig, die im In- und Ausland« gern ge kauft werden und daher dem Reich einen Devisenstand sichern, der als Regulator des Kurses einer neuen Reichswährung zu dienen hat. Bevor dies« Voraussetzungen ersüllt sind, würde jede neue Währung von vornherein wieder dem Währungs verfall ausgesetzt sein. Es ist also müßig, sich heute schon über dieses angestrebte Endziel in unseren Kreisen den Kops zu zer brechen. Di« Gedanken, di« ich hier ausführ« und den leitenden Köpfen des Buchhandels nunmehr dringend ans Herz lege, sind keineswegs neu. Sie sind wiederholt im Börsenblatt, zumeist mit der Über schrift »Die letzte Konsequenz der Schlüsselzahl-, behandelt worden, nachdem sie zu Kantate 1923 von den Herren Deutsch aus Wien, Schnabel aus Prien und anderen zur Debatte gestellt worden wa ren. Auch eine von der Hauptversammlung des Börsenvercins zu Kantate 1923 besonders eingesetzte Kommission hat sich mit diesem Problem eingehend beschäftigt. Wenn sie noch vor wenigen Wochen zu einem negativen Resultat gekommen ist, so hat dies sicher daran gelegen, daß die Nol der sich überstürzenden Markentwerlung da mals noch nicht so dringend hinter dem Problem stand als heute. Tatsächlich ist in der Kommission von verschiedenen Seiten erklärt worden, daß das damals für einen Österreicher schon völlig ver ständliche System für deutsche Verhältnisse noch nicht reif sei. Jetzt ist es auch für deutsche Verhältnisse reif geworden! Man darf nicht vergessen, daß die Beratungen der Kommission zu einer Zeit geführt wurden, in der der deutsch« Verlag noch willig Papicr- markkredile von Monatsdauer und länger gewährte und glaubte, die daraus entstehende Geldentwertung mit in Kauf nehmen zu kön nen, ja durch Gründung der Bag einen gewissen Markkredit dem Sortiment noch selbst anbot. Wie die Dinge damals lagen, ist also das negative Resultat der Kommissionssitzung verständlich. Jetzt ist der Verlag nicht mehr in der Lage, diese Markkrcditc auszuhal- ten, da seine Lieferanten inzwischen fast ausschließlich zur Gold markberechnung übergegangen sind. So geht der Verlag in seinen täglichen Börsenblattinseraten, durch die er jeden Papiermarkkredit ausschließt oder auf wenige Tage beschränkt, einfach zur Tagesord nung über, und auch das Sortiment sieht sich vor die Frage gestellt, entweder alle Ware nur noch gegen Vorfaktur und Voreinsendung des Betrages, gegen Postnachnahme oder bar über Leipzig zu er- halten, oder dem Verlag durch Annahme von Grundzahl-Fakturen und Begleichung derselben zur Schlüsselzahl des Zahlungstagcs eine Kontenführung und mäßige Kreditgewährung auf wertbeständi ger Grundlage wieder zu ermöglichen. Ich bin überzeugt, daß, 1139
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder