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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1923
- Strukturtyp
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- 1923-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1923
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Redaktioneller Teil. 182, 14. Juli 1923. sind durch Leipziger Kommissionäre vertreten. Unter den neuen usw. Firmen befinden sich 35 Einzelfirmen, 3 Gesellschaften mit be schränkter Haftung und 1 Aktiengesellschaft. Die geographisch« Ver teilung der 39 neugegründeten usw. Firmen ist folgend«: Europa 39 1. Deutschland 25 Baden 1 Bayern 1 Preußen 15 Brandenburg 9 Ostpreußen l Pommern 1 Rheinprovinz 3 Westfalen 1 Sachsen 7 Thüringen 1 Sachsen-Gotha 1 2. Deutsch-Österreich 2 3. Die übrigen europäischen Staaten 12 Großbritannien 1 Polen 4 Rumänien 2 Schweden 1 Tschechoslowakei 3 Ungarn l Zusammen 39 Firmen. 4 Firmen wurden in Leipzig neugegründet. Sachwertfieber. Von GeorgKluge« Stuttgart. Aus der Unterhaltung mit einem geschäftlichen Freunde sind in mir Gedanken aufgestiegen, die ich wegen ihres Gegensatzes zu den herrschenden Anschauungen zur Diskussion stellen möchte. Man erinnere sich zunächst der Zeit unmittelbar nach dem Kriege, als die Preissteigerungen ans andern Gebieten begannen, während das Buch billig blieb. Wir freuten uns über das flott« Geschäft, das einsetztc, und unterstützten betriebsam den Sturm auf unser Lager. Es verschlug uns nichts, die Bücher in großen und größten Mengen über die Grenzen zu bringen, zum Inlandspreise. Wir waren im schönsten Zuge, mit unfern Sachwerten aufzuräumen, als die Auslandsverordnung Halt gebot. In Deutschland ging der Ausverkauf noch lange weiter. Die Billigkeit des Buches wurde in allen Tonarten gepriesen, bis einer einsah, daß die Substanz des Verlages dabei flöten ging. Die Wichtigkeit des Sachwertes wurde erkannt und die Phrase, vom billigen Buche verlassen. Es regnete Preiserhöhungen, und da sie noch in eine Zeit sielen, wo es vielen Volksgenossen reichlich gut, manchmal sogar sehr gut ging, so kam ein Geldregen hinzu, der angenehm auf Verleger wie Sortimenter herabrieselte. Der Preis schien Nebensache, Hauptsache war, das; man liefern konnte. Mit Eifer suchte jeder sich einzudecken und das aufgefangene Geld in Sachwerten anzulegcn. Die vorher ver schleuderte Ware wurde schleunigst wiederhergestellt. Und sie haben rechtbehalten, die so taten. Aber nun folgte — wie stets, wenn alle sich auf ein Gleiches stürzen — ein Preisaufschwung bei den begehrten Stoffen des Buchgewerbes, der jedes vernünftige Maß überstieg. Und damit bin ich am Beginn meiner Betrachtung. Denn cs ist noch heut« meine Meinring, daß weniger die de- kannten wirtschaftlichen Gründe als vielmehr die wahnsinnige Lust am Geldverbrauch diese Hausse hervorgerufen haben. Nicht nur eine starke Entwertung unserer Währung, sondern auch eine früher nie gekannte Machtllberhebung der Lieferanten waren damit ver knüpft. Freilich, die Jagd der Steuerbehörden auf bares Geld — heute gehl man übrigens auch den Sachwerten energisch zuleibc — förderte nur das Bemühen, es weniger erkennbar im Lager imtcrzubringen. Indessen: hätte es einem Volke, das immerhin einen Krieg verloren hatte, nicht näher liegen müssen, sich jetzt ernstlich auf Einfachheit und Sparsamkeit cinzustellcn? Mußte gleich wieder die Sintflut der Neuerscheinungen hereiubrechen, und mußten sich zu den vielen Verlegern, die Goethes Faust heraus gegeben haben, neue gesellen, die mit eben diesem oder einem anderen nicht minder bekannten Werke ihr Geschäft eröffnet«»? Wäre nicht eine Schonung, «ine Streckung der so kostbar gewordenen, dem Buche dienenden Stoffe geboten gewesen? War es nötig, die Lieferanten derart mit Aufträgen zu überschütten, ^daß cs ihnen gar nicht in den Sinn kam, von ihrem hohen Pferde her- unteizusteigen? Nun, jeder will eben leben und, wenn es irgend geht, Verlagsbnchhändlcr sein. Diese Methode dM Geldverachlung wurde ja nicht im Buchhandel allein geübt; sie war allgemein, und wir alle wurden von ihr mitgerissen. Hier gilt cs nur darauf hinzuweisen, daß sie möglicherweise nicht die richtig« war, daß ohne sie vielleicht «in günstigeres Bild unserer Zeit entstanden wäre und Wohl empfohlen werden könnte — wie nun die Dinge liegen —, einmal damit zu wechseln. Das ist es eben: Die Lag« ist nicht mehr die gleiche. Immer weniger erhalten wir für das Geld, und die Preis« zwingen zu Gcldabgaben, die sich nur noch in Millionen ausdrücken. Das Geld ist rar und kaum noch aufzutreiben. Was tun wir, wenn der Geldwert eines Tages über den Sachwert zu stehen kommt, wir, di« mit einer zum Leben nicht notwendigen Ware handeln? Ein mal und zu seiner Zeit ist alles richtig gewesen; wenn sich di« Welt aber dreht, muß man sich umzustellen vermögen. Konnten wir früher fernen Negervölkern Hemden liefern, so müssen wir heute froh sein, solche für uns selbst anschaffen zu können. Ich meine, daß wir nicht immer nach neuen Unternehmungen aus schauen, sondern sie eher unterlassen sollten. Suchen wir ein mal mit dem Vorhandenen auszukommen und Enthaltsamkeit zu üben, den Satz vor Augen, daß eine Ware, nach der nicht gefragt und die nicht verlangt wird, naturgemäß billiger werden muß. Sobald wir das Geld nicht mehr mit vollen Händen hinaus werfen, wird die Achtung vor ihm wieder steigen. Wenn wir sehen müssen, daß arme Studenten sich Abschriften von Lehrbüchern machen, weil sie sic nicht kaufen können, so sollte die Herstellung von Überflüssigkeiten, der wir die hohen Materialpreise verdanken, im Gesetzwege verboten werden. Zweifellos hat uns die Geschäftsgebarung, Geldwerte beharr lich in Sachwerte umzuwandcln, dem Zusammenbruch näherge bracht als die Lebensführung einzelner Schlemmer. Hamsterei muß volkswirtschaftlich verderblich; wirken. Große Vorräte ver führen zur Opulenz, und vielleicht ist die Sonntagszigarre zum Tagespreise billiger als diejenige ans dem wohlfeil erworbenen Kistchen. Es könnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn es in einer trostlosen Zeit wie der unsrigen ungestraft möglich wäre, mehr Bücher zu drucken und zu lesen als in den Zeiten der Fülle und des Glanzes. Ist es nun leider Tatsache, daß sich die Zahl derer, die Bücher Herstellen, rind solcher, die sie ver kaufen, nicht vermindert hat, so wissen wir in bezug ans das Lesen, daß ein großer Stand unseres Volkes an dem Unvermögen dahinsiccht, sich auch nur die notwendigen Werke zu seiner Fort bildung, seiner Dascinsfreude zu verschaffen, während Wagenladun gen von Luxnslcder und Büttenpapier für die Herren Raffke L Snobs unterwegs sind, die nicht zu lesen, nur zu prunken Pflegen. Aus diesem lebensgefährlichen und börsenähnlichen Treiben müssen wir Buchhändler je eher je besser heraus. Sind wir Jobber geworden, die am ganzen Leibe nach Konjunktur riechen und den Profit allem Gemeinschaftsgefühl voranstellen? Worauf läuft denn jede übertriebene Eindeckung hinaus? Daraus, daß der andere um so weniger habe und das Wenige um so teurer be zahl«. Tie Gesundung kann nur in der Enthaltung liegen. Wenn jeder jeden Preis bezahlt und die Begehr- und die Forderungs maschine keinen Augenblick stillsteht, kann uns leicht ein schlimmes Ende ereilen. Beim Lesen dieser Zeilen dürfte mancher denken: Das ist ein Verleger, der den rechten Moment versäumt hat, nun verärgert ist und sich vor sich selber zu rechtfertigen sucht. Offenbar pfeift er auf dem letzten Papierbogen. Das ist zufällig nicht der Fall, lind sollte mich je etwas ärgern, so könnte es nur die Anmaßung der Fabrikanten sein, die unsere Aufträge neuerdings mit einer unbeschreiblichen Geste entgegennehmen. Wer heute noch an sie — wie er früher getan — schreiben wollte: »Nachstehenden Auf trag erteile ich Ihnen unter folgenden Bedingungen usw.-, würde sich bei ihnen bloß lächerlich machen. Die Bedingungen werden
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