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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1935
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- 1935-03-12
- Erscheinungsdatum
- 12.03.1935
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sstk 60, 12. März 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. ki-Dtschn. Buchbandcl. Hans Schemm, dem großen Förderer des deutschen Schrifttumes zum Gedenken „Das deutsche Buch ist der Schlüssel zum Herzen des Kindes." Uber Bayreuth, der alten Markgrafenstadt, liegt tiefe Trauer. An der Bahre des Bayerischen Kultusministers, Hauptamtsleiters des NSLB. und Gauleiters der Bayerischen Ostmark, stehen in der Ehrenhall« des »Hauses der Deutschen Erziehung« die Ehren wachen. Mitten aus einem Höhenflüge riß ihn ein jäher Absturz in die Tiefe, — zur Erde zurück. Vor dem zertrümmerten Flugzeug stehen die Menschen und können es nicht fassen, daß Schemm, der Kämpfer und Sieger, ihnen nicht mehr im stürmischen Flug seines idealistischen Geistes den Weg nach oben zeigt. Ein bloßer Zufall nur —: Hans Schemm das Opfer. Ganz Deutschland trauert in diesen Tagen um den Mann, der berufen war, der kulturellen Ent wicklung des neuen Deutschland neue Wege zu weisen. Als Haupt- amtsleitcr des NSLB. und Bayerischer Kultusminister versuchte er alle verfügbaren Mittel in den Dienst der kulturellen Werbung zu setzen. Zu dem deutschen Buch hatte er ganz besondere Bindun gen. In vielen, vielen Gesprächen wies er uns, seine engsten Mit arbeiter, immer wieder auf die Bedeutung des deutschen Schrift tums für das Kind, die Schule und letztlich für das ganze Volk hin. »Wir dürfen nie vergessen«, sagte er einmal, »daß das deutsche Buch der Schlüssel zu dem Herzen des Kindes sein kann«. Als der NSLB. nach der Machtergreifung in die Breite und in die Tiefe wuchs und die Aufgaben in Fülle an Hans Schemm herandrängten, da erkannte er bald auch, daß die Betreuung des Jugcndschristtums vom Lehrerbund geleistet werden müßte. Erst glaubte er die gleichgeschaltctcn Bereinigten Deutschen Prüfungs ausschüsse mit der Aufgabe betrauen zu können. Aber bald wurde es ihm klar, daß die Arbeit im engsten Zusammenhänge mit den Gesamtausgaben des NSLB. von Bayreuth aus verrichtet werden müsse. Im Mai 1933 berief er darum einen Rcichssachbearbeiter für das Jugcndschrifttum in die Reichsamtslcituug. Er mußte als erste Aufgabe die Prüfung der Bücherflut übernehmen und dann eine ganz neue Organisation der Jugcndschristtumsarbcit im NSLB. aufbauen. Das erste Ergebnis der Bcurteilungsarbeit fand seinen Niederschlag in dem Jugendschriftenverzcichnis »Das Ju gendbuch im Dritten Reich«. Dem gab Hans Schemm ein warm herziges Geleitwort mit auf den Weg. Da in ihm lebendig zum Ausdruck kommt, wie Hans Schemm zum Buch, zum deutschen Jugendbuche stand, soll es im Wortlaut folgen: »Im Dritten Reich soll deutsches Wesen in der schöpfe rischen Ganzheit all seiner Quellen und Kräfte, unbeschwert von allen zersetzenden und hemmenden Mächten, zur Auswirkung kommen. Das deutsche Buch ist Ausdruck und Niederschlag deutschen Geistes, deutscher Seele, deutschen Blutes. Befreit und gereinigt von allen wesensfremden Niedergangskräften kann es uns wie der ein treuer Helfer werden am Dombau deutscher Volkheit. Aber nicht ein Volk weltferner Träumer, nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern auch ein Volk der Tat und des politischen Willens kann und will das Buch mitgestaltcn helfen. Das gute deutsche Jugendbuch ist mitberufen, ein Geschlecht her- anzubilden aus der großen fruchtbaren Dreieinheit von Körper, Seele und Geist, von Rasse, Volk und Gott, eine Jugend, die weiß, daß man fest auf 'der Erde, auf dem Boden der Heimat, des Vaterlandes stehen muh, wenn man nach Idealen streben, nach den Sternen greisen will. Keine lebensfremden Stuben hocker und blcichwangigkn Bücherwürmer, sondern ganze Kerle, echte deutsche Männer und Frauen sollen aus unserer Jugend hervorwachsen. Das rechte und das rcchtgcbrauchtc Jugendbuch kann dem dienen. Darum deutsche Eltern und deutsche Schule, deutsche Ju gend- und Wehrvcrbände, gebt dem Heranwachsenden Geschlecht gute, deutsche Bücher in die Hand!« Wie in diesen Worten bewies Hans Schemm noch oft seine Aufmerksamkeit an der Arbeit der Jugendschriftenstelle im NSLB. Er fand in seiner so knapp bemessenen Zeit immer wieder einmal ein paar Minuten, um sich in der Jugcndbücherei umzusehen, sich über den Fortgang der Arbeit berichten zu lassen und selbst Ar beitshinweise zu geben aus seinem lebendigen Darinncnstchen im kulturpolitischen Kampf und ini Kulturausbau des neuen Reiches. Eine seiner letzten Taten für unsere Jugendschriftcnarbeit war seine Genehmigung, die Schriftleitung der »Jugendschriftenwarte« nach Bayreuth zu verlegen und die Zeitschrift selbst in neuer Gestalt und mit erweiterten Zielen herauszubringen. Uns sür die erste von Bayreuth aus erscheinende Nummer der »Jugendschriftenwarte» das in Aussicht gestellte Geleitwort zu schreiben, dazu ließ ihn der jähe Tod nicht mehr kommen. Aber als heiliges Vermächtnis an das deutsche Jugendschrifttum hinterließ er uns drei Ausrufe an die deutschen Erzieher, an die deutschen Eltern, an die deutsche Jugend. Alle gipfeln in dem Gedanken, sich für das deutsche Jugendbuch einzusetzen. Wir werden zu gegebener Zeit die uns nun doppelt teuer gewordenen Dokumente der deutschen Öffent lichkeit übergeben. In ihnen beweist Hans Schemm aufs neue, daß er bis zu seinem Tode ein warmer Freund und Förderer des deut schen Jugendschrifttums und der im NSLB. geleisteten Jugcnd- schristtumsarbeit gewesen ist. Wie aus so vielen anderen Gebieten war Hans Schemm aber auch im pädagogischen Spezialschrifttum richtunggebend. Wenn er auch selbst sich schriftstellerisch auf diesem Gebiete weniger betätigte, so wirkten doch seine Ideen. Für ihn war Erziehersoin nicht Beruf, sondern Berufung. Sein hoher Idealismus, sein klares Denken und sein tiefes Verwurzeltsein in den Ideen des Nationalsozialismus ließen ihn gar bald erkennen, daß es notwendig sei, eine einheit liche Linie auf dem Gebiete des Erziehungswesens zu schassen. Schon im Januar 1931 übertrug ihm der Führer, in Er kenntnis der Wichtigkeit dieser Frage, die Überwachung des ge samten pädagogischen Schrifttums der Partei. In großzügiger Weise verstand er es auch hier, wertvolle Kräfte zu fördern und zu unterstützen. Sein Wirken als Lehrer in der Bayerischen Ostmark, dem ärmsten Gebiete des Deutschen Reiches, ließ ihn erkennen, daß das Schulbuch nur gar zu oft das einzige Buch ist, das Kinder während ihrer Schulzeit in die Hand bekommen. Sollte die Forderung nach Erziehung zum guten Buche nicht ein leeres Wort bleiben, dann mußte der Satz gelten, daß als Schulbuch das beste Buch gerade gut genug sei, nicht nur in seinem Inhalte, sondern auch in seiner Ausstattung. Die Entwicklung der letzten Jahre vor der Macht ergreifung zeigte ihm deutlich, daß Monopolverträge zwischen Schulverwaltung und einzelnen Berlagsanstaltcn einer gesunden Entwicklung des Schulbuches in dieser Hinsicht hinderlich sind. Er vertrat daher den Standpunkt, daß nur ein freier Wettbewerb in gesunder Form wirklich gute Schulbücher hcrvorbringen könne und lehnte daher immer wieder sowohl für die Reichsamtsleitung als auch für einzelne Gliederungen des NS.-Lehrerbundes den Abschluß solcher Verträge ab. Das gleiche Interesse brachte er der Entwicklung der Lehr mittel entgegen. Insbesondere der Ausstattung der Schulen mit Lehrmitteln sür den naturkundlichen Unterricht galt sein beson deres Augenmerk. Beobachtung und Anschauung waren sür ihn die wichtigsten Grundsätze für einen lebensvollen Unterricht. Die sem Gedanken entsprang die Msicht, im Hause der Deutschen Er ziehung Laboratorien zu errichten, in denen Lehrern Gelegenheit gegeben werden soll, neue Versuchsreihen, neue Lehrmittel und neue Anschauungsmittel zu schaffen. Eine ständige Ausstellung der besten Lehrmittel im Hause der Deutschen Erziehung soll der Lehrerschaft zeigen, wie eine Schule ausgestattct sein muß, damit sie ihre Aufgabe voll erfüllen kann; sie soll aber auch fördernd auf die Entwicklung des Lehrmittel wesens wirken. So dankt denn das deutsche Schrifttum ihm Förderungen, die erst im Anfang ihrer Entwicklung stehen. Der NSLB. wird das Erbe Hans Schemms würdig zu wahren wissen. Es geht nicht um heute; das Morgen wird die Früchte reifen lassen. Die deutschen Leser aber dürfen schon heute von dem verstorbenen Staats- Minister die Mahnung nehmen: »Ein Mensch, der nicht liest, wird wie ein Baum sein, der keine Flüchte tragen mag». Henrich Hansen, Pressereferent des Hauptamtes sür Erzieher — NSLB. 195
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