1132 X- 60, 12. März 1935. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Ludwig Friedrich Barthel einer der kraftvollsten jungen deutschen Dichter, der sich bisher durch verschiedene größere Verdichtungen — darunter das prachtvolle Tannenbcrg-Requiem — einen Namen geschaffen hat, tritt demnächst mit seinem ersten Prvsaband an die Öffentlichkeit. Dieser wird wie alle künftigen Werke des aus dem Main fränkischen stammenden Dichters in unserem Verlage erscheinen. Bereits am 14. März gelangt zur Versendung Das Leben ruft Erzählungen geh. 2.40, in Leinen 3.80 Barthel geht es in seinen Erzählungen darum, zu zeigen, wie Menschen die mitten im hastenden Leben unserer Zeit stehen, plötzlich durch irgendein Ereignis gezwungen werden, den von außen an sie herantretenden Fragen eine von innen her kommende Antwort entgegenzustellen. Antwort geben heißt hier eine Ent scheidung fällen, die das ganze Sein des Menschen bestimmt und ihn unter Umständen von Grund aus wandelt. Selten ist das Erlebnis der Kriegskamerad schaft so tief und eindringlich gestaltet wie in jener Erzählung, wo der Tod das Leben zweier Kameraden schicksalhaft verbindet und eine ganz unerwartete Wir kung auf dritte ausübt und dadurch von sich aus neues Menschentum prägt. Und dann die herrliche Schi-Novelle, wo die Ausgelassenheit junger lebensfroher Menschen Triumphe feiert und die stumme Welt der winterlichen Berge in das Treiben der Menschen hineinleuchtet und Veränderungen sehr merkwürdiger Art schafft. Die ewige Melodie der Liebe wird hier mit ganz neuen Akkorden zum Klingen gebracht von einem, der weiß, daß echte Dichtung ohne klare sprachliche Formgebung nicht bestehen kann. Barthel ist ein Meister der Sprache, der sich an unseren besten Prosadichtern geschult hat und um dessen Namen sich ähnlich wie um Caroffa oder Binding bald ein eigener Leserkreis scharen wird. Eugen Diederichö Verlag in Jena