X- 221, 23. September 1931. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. 5073 In Rürze erscheint: Matter Muschg G,»the>» Die Geheimnisse des Erzählers XI, »Sg Seiten gr.r». Geheftet RM rA.—,in Leinen RM I».— Anhalt: Landschaft. Vitzius. Priester. Mutter Erde. Wiedergeburt. Sage. Mythus. Richtung. Politik. Realismus. Sprache. Kunst. Bildnis. Jeremias. Jeremias Gotthelf steht mit seiner ganzen Erscheinung außerhalb der klassizistisch-bürgerlichen Tradition, die das Äunstschaffen des Jahrhunderts beherrschte. Er ist deshalb über den Erfüllern dieses Ideals bei nahe vergessen worden, obschon Gottfried Leller und andere aufseine dämonische Größe hingewiesen haben. Der Schweizer Literarhistoriker Walter Muschg zeichnet auf Grund eines reichen unveröffentlichten Ma terials ein ganz neues Bild des Dichters. Ls gehört zu den Merkmalen seines Buches, daß es zum ersten Male die Sagen- und Mythendichtung Gotthelfs in die Betrachtung einbezieht. Die in einem beson deren Lapitel erzählte Biographie kommt einer Entdeckung -es Menschen Bitzius gleich. Jeremias Gotthelf erscheint als Nachfahr einer volksepischen Tradition, die einst durch einen Luther, Rabelais, Grimmelshausen verkörpert war. Seine Stellung in der eigenen Zeit macht ihn zu einer Brudergestalt des späten Tolstoi, zu einem Propheten und Richter von erschütternder Aktualität. Er ist als Erzähler mit Balzac, als Mythendichter mit Bachofen, als religiöser Schöpfer mit Rierkegaard und Nietzsche zu vergleichen. Die Lektüre des Werkes ist ein hoher künstlerischer Genuß. Das neue Gotthelf-Bild wird Anlaß zu neuer, fruchtbarer Beschäftigung mit dem Dichter geben. T E. H. Decksche Verlagsbuchhandlung München BörsenRalt f. b. Deutschen Buchhandel. 96. Jahrgang. 70I