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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1922
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- Deutsch
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«edaktwnellcr Teil ^ 73, 27. März 1922. Tiefen zu ergründen, eine gewisse Schwerfülligleit, die aus Angst vor der Banalität auch das einfach Natürliche umgeht. Wir sind deshalb nicht reich an jenen Augenblicksbildern, die sich damit be gnügten, anmutend geschmackvoll das gesellschaftliche Leben und Treiben aufzuzeichnen. Teilweise liegt das nun Wohl auch daran, datz der Begriff der Gesellschaft in Deutschland ein recht ver schwommener ist und war. Trotzdem aber bleibt hier doch Wohl mehr zu leisten, als es dem Reporterstll mit seinen Auszügen aus den Fremden- und Kirchenbüchern möglich scheint. Daß derglei chen Berichte im gefälligen Plauderton nicht erst nach Jahrhun derten, daß sie schon nach Jahrzehnten, zu einer mondänen Chro nik zusammengestellt, einen überraschenden Weitblick gewähren können, nicht nur unterhaltsam bleiben, sondern auch dazu noch geschichtlich merkwürdig weiden können, zeigt die zweibändige Auswahlsammlung seiner Beiträge für die Hamburger Nachrich ten, die ein ausgezeichneter Beobachter, Kenner und vor allein auch Darsteller dessen, was der Franzose la rlo sisgauto nennt (wir haben kein sinngemäßes deutsches Wort dafür), borlegt: Chronik der Gesellschaft unter dem letzten Kai serreich 1894—1814. Von Fedordon Zobeltitz. Al st erVerlag,Hamburg, 1922. Aus dem Bunterlei der Ein zelheiten, die noch immer farbenfrisch leuchten, entsteht ein Pano- ramarundblick, den im ganzen zu genießen ebenso lohnt wie das Verweilen bei dem (wenigstens aus der Zeitung) Bekannten. Wer diese Jahrzehnte selbst miterlebt hat, fragt sich vielleicht wie der Verfasser selbst in seinem Vorwort: ist das alles schon so lange her? Und wer damit begonnen hat, in den Bänden zu blät tern, wird schließlich überrascht sein, ehe er sich versieht, sie durch- gelesen zu haben. Nicht ohne Bedauern mag dann der Buchfreund feststellen, datz der Gründer der »Zeitschrift für Bücherfreunde», der Vorsitzende der »Gesellschaft der Bibliophilen» an keiner Stelle des Buchwesens und der Bücherliebhaberei gedenkt, obschon da und dort auch sie schon der Anlaß zu gesellschaftlichen Ereignissen geworden waren, wie die Eröffnung der Buchweltausstellung 1914, sodaß es der anregenden und geschickten Art des Bericht erstatters, Gegenwart und Vergangenheit zu verflechten, um sei nen Bildern die nötige Perspektive zu geben, nicht schwer gefallen sein würde, auch der Bibliophilie in seiner Auswahl zu gedenken. Aber der Buchfreund wird dem Autor, der die Verhältnisse seiner retrospektiven Rundschau richtig verteilte, schließlich rechtgebcn. Anders als in England und Frankreich ist in dem »bllcherliebcn- den» Deutschland die Bllchcrliebhaberci immer sehr weit davon entfernt gewesen, gesellschaftlich mitzuzählen, und die Erstaufsüh- rung, die Kunstsammlungsversteigeiung, das Wettrennen galten als gesellschaftliche Ereignisse, mit denen das Erscheinen eines neuen »Faust» nicht hätte wetteifern können. Dabet braucht in diesem Zusammenhangs natürlich nicht einmal an den Bildungs träger, als den sich das Buch darstellt, gedacht zu werden, vielmehr nur an die Rolle, die es für den geistigen und künstlerischen Kom fort spielt, an die Betrachtung des Buches als eines Gegenstandes des Genusses, der auch durch seine Äußerlichkeiten einen solche» Genuß verfeinert und verschönt. Die Dame, die beim besten Schneider und in der billigsten Leihbibliothek abonniert ist, ist doch nicht bloß eine Karikatur der Witzblätter. Wenn man sich gegen wärtig fragt, weshalb die Anpassung an die Lebensverteuerung gerade dem Buche so schwer fällt, dann findet man da sine Er klärung: am Buche kann man sparen, soviel man will, als ein Mangel an gutem Ton erscheint das nicht. Erfreulicherweise sind die eigenen Lebensgeschichten aus der Gelehrtenwelt zahlreicher geworden. Was sie meist auszeichnen wird, ist, daß sie in einem Durchschnitt ein Stück Wissenschaftsgeschichte zeigen und so, ob schon in einer vielleicht nach außen hin begrenzteren Sphäre und bisweilen auch nach innen zu nicht ohne Einseitigkeit, Beiträge zur Bildungsgeschichte liefern, die geistige Strömungen häufig sehr viel anschaulicher aufzeigen, als deren Kartierung in einem Lehr buche es vermag. Anspruchslosigkeit Pflegt zudem ihr Vorzug zu sein, denn diese Autobiographen haben es gelernt, die Über- und Unterschätzungen zu vermeiden, auch die eigene Entwicklung methodisch zu analysieren und zu synthetisieren. Und da es ihnen in der Regel an schriftstellerischer Technik nicht fehlen wird, bieten sie abgerundete und abgewogene Darstellungen, die sich gut lesen. ^ 388 Wenn man in ihnen auch keine Abenteuer des lauten Wclttreibens berichtet finden sollte, nach den stillen und trotzdem stürmischen Abenteuern der Seele wird man nicht vergeblich zu suchen brau- chen. Sofern man die harmonische Heranbildung des ganzen Menschen das Humanismusideal nennen darf, so kann man die Autobiographie des berühmten Jndologen an den Universitäten Dorpat, Innsbruck und Wien Leopold von Schroeder, der auch dem größeren Publikum durch seine schönen Übersetzungen wohl- bekannt ist, das Beispiel einer Verwirklichung dieses Ideals neu nen: Lebenserinnerungen vonLeopold v. Schroe der, herausgegeben von Felix v. Schroeder. H. Haessel Verlag, Leipzig, 1921. Es ist die Geschichte eines Lebens, dessen Stütze der Glaube an die geistigen Werte im Menschenleben gewesen ist, und man möchte wünschen, daß sie in einem Lande und in einer Zeit, in der der äußere Erfolg zum Matzstab und der Durchschnittsmensch zum Wertmesser gew »den ist, auch unter der heranreifenden Jugend ihre Leser finde. Daß der Schauplatz dieser Lebensgeschichte zu einem großen Teil« die deutschen Oftseeprovinzen sind, verdient besonders hervorgshzben zu werden. Von allen Deutschen außerhalb der Landesgrenzen des Deutschen Reiches sind vielleicht die Balten am wenigsten im Reich gekannt und verstanden worden. Die landschaftlichen Reize der Ostseeprovinzen hat man vielfach erst im Weltkriege recht wür digen gelernt, nun, wo sein Ausgang den Begriff eines Deutsch land in der Jrredenta geschaffen hat, dürfen auch aus diesem be sonderen Grunde die Lebenserinnerungen Leopold von Schroeders auf eine erhöhte Teilnahme rechnen. Man hat früher im Reiche dem Bestreben der Deutschrussen, ihr Volkstum zu wahren, allzu gern politische Tendenzen zugemessen, die es damals nicht hatte. Die Zeiten mögen sich geändert haben, und auch in solchem histo risch-politischen Zusammenhänge ist diese Autobiographie als ein Beitrag zur Geschichte des baltischen Deutschtums lehrreich. Ihre Professor Hermann Delitsch verdankte Ausstattung beweist, daß sich mit einfachen Mitteln Tüchtiges leisten läßt. Die an mutenden Kopfstücke geben eine geschickte und geschmackvolle Buch gliederung, der Einband, der bis auf den Kopfschnitt das Buch unbeschnitten läßt, folgt damit einer guten Sitte, die in England und den Vereinigten Staaten von Amerika auch für wissenschaft liche Bücher längst üblich und jedenfalls der vorzuziehen ist, schlecht in minderwertige Decken gehängte Bücher scharf zn be schneiden, sodaß dann die Bogenlagen rasch auseinanderfallcn. Ein Umstand, dem man gerade gegenwärtig einige Aufmerksam keit zuwenden sollte. Ein Band, der einen billigen Einband er hielt und derart behandelt wurde, bleibt länger ansehnlich und frisch, was nicht nur den Käufern, sobald sie sich erstdaran gewöhnt haben, sondern auch den Verkäufern wichtig sein wird. Sollte einmal ein dazu berufener, kein Titel zusammenstoppelnder ver meintlicher Literarhistoriker den Versuch wagen, auf der Grund lage von Lebensgeschichten und sonstigen persönlichen Lebens- urkundcn wie Briefwechseln usw. eine Geschichte des deutschen Gelehrtentums zu schreiben, so dürfte er finden, daß hier die Quellen für die Organisationstechnik der Wissenschaften verhält nismäßig sparsam fließen. (Im umgekehrten Verhältnis etwa in den verwandten amerikanischen Werken, wo die »führenden» Ge lehrten Wert darauf legen, ebenso als Praktiker wie als Theore tiker geschätzt zu werden.) Berliner Briefe. ii. (I siehe Bbl. Nr. 18.) Statistisches über »Buch und Bild». — Neue Kataloge von Graupe. — Ausstellung in der Gutenberg-Buchhandlung und im Graphischen Kabi nett. — 7VÜV neue Firmen! — »Schnellbllckprllfer». — Der frühere Leiter des Kriegspresseamtes Oberstleutnant Würtz 1. Die Abschlußergebnisse der Ausstellung »BuchundBildz die vom 12. November bis 4. Dezember vergangenen Jahres im Kunstgewerbemuseum stattsand, liegen nunmehr vor. Auch aus den nackten Zahlen ergibt sich ein Bild von der Be deutung und dem Erfolge dieser ersten großzügig angelegten Ber- sliner Schau des Buchhandels. Die Gesamtein nahmen betrugen 282 772.05 davon haben die Platzmieten
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