8802 X- 265, 1b. November 1928. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d-Dtschn. Buchhandel. D Edwin Erich Dwinger/D Das sibirische Tagebuch. 20. Tsd. geh. 4.50, in Leinen 6.80 l/r/cr/e.' Frei/ierr von Lersner vormals I^räsit/ent c/er cleu/sc/ien ^vieckense/ekeFafion in Versailles Da ich in Versailles und Paris die Verhandlungen zur Befreiung unserer Kriegsgefangenen geführt habe, hat mich Dwingers Buch ganz besonders gepackt. Es ist eines der erschütternd sten Dokumente des Weltkrieges. So packend ist es geschrieben, daß den Leser die Spannung in keinem Augenblick verläßt. Trotz all dem Furchtbaren, Entsetzlichen, das Dwinger schildert, ist sein Buck ein tapferes Bekenntnis zum deutschen Vaterlande, für daS zahllose Deutsche „ohne Frontbericht" den Heldentod erlitten und unmenschliche Leiden durch- kämpft haben. Der Deukscde Das Buch gehört zu den wenigen Kriegsbüchern, die ethisch und weltanschaulich Charakter zeigen. Dabei ist die künstlerische Gestaltung so stark, daß DwingerS Buch literarisch ohne Zweifel zu den besten Leistungen dieser Art gehört. 6 Auch dies Buch ist das wieRemarqueS nicht von einem Schriftsteller „geschrieben" worden, sondern das Wort, das Leid und die Sehnsucht von Hunderttausenden hat sich in einem Menschen niedergeschlagen wie eine geologische Schicht im Meere. Der ehemalige europäische Kriegsgefangene aller Länder wird dieses Buch in einem durchrasen. Es ist keine Literatur, keine spannend fabulierende Epik, sondern ein mächtiger Rundturm, aus Feldsteinen und Menschenknochen ge mauert, ein Mal zum Gedächtnis unserer Verschollenen. Der XunLkwart Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man es neben dem Buche Ludwig Renns das erschütterndste Dokument dieser Jahre nennt. DerskunSS«ke//e /ür Vok^sbückiereien Die Aufzeichnungen haben nicht das innerlich Abgebrochene so vieler Tagebücher, sondern schmieden sich kraft der erschütternden Ereignisse, gesehen durch ein und dieselbe Persönlichkeit, zusammen zu einem monumentalen, unzerteilbaren Erlebnis- block. Sie sind wiedergegeben ohne besonderes äußerliches Bemühen um Kunst und Sprache, und dennoch ist auch die literarische Form fast als vollendet zu bezeichnen. Eugen Diederichs Verlag in Jena