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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1929
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- 1929-11-14
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- 14.11.1929
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264, 14. November 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Sofern jedoch unsere Verleger bisher mit dem Herausbrlngen von neuem Lefematerial wirklich etwas hinter denen der führenden europäischen Nationen zurückgeblieben sind, so haben sie gerade in jüngster Zeit einen erstaunlichen Eise? entwickelt, um solchen Unter schied auszugleichen, wenn nicht gar die europäische Konkurrenz noch zu überflügeln. Den Beweis dafür liefert eine von Publishers' Weekly veröffentlichte Zusammenstellung der Herbstangebote an neuen Büchern, an welchen sämtliche großen Verlagsfirmcn des Landes mit überraschender Unternehmungslust beteiligt sind, und zwar sind es über 5000 neue Bücher, deren erfolgtes oder nahe bevorstehendes Er scheinen angekündigt wird. Ta, wie oben erwähnt, die Summe für das ganze letzte Jahr insgesamt etwa 9000 betrug, so läßt sich ein solches Übermaß an Geschäftseifer unserer Buchverleger wohl haupt sächlich daraus erklären, daß sie von neuem in den Fehler verfallen, ihre Hauptaufmerksamkeit dem Herbst- und Wintergeschäft zuzuwen den, anstatt ihre Veröffentlichungen ziemlich gleichmäßig über das Jahr zu verteilen und damit den Grund zu einem Geschäft von be friedigender Stetigkeit zu legen. Im folgenden nennen wir einige Verleger mit der Zahl der von ihnen angekündigten Neuigkeiten. An der Spitze steht die Houghton, Mifflin Co. mit 71 Neuig keiten, darunter »William tks kir8t, Lismarelc'Z dlaster« von Paul Wiegler und Oreat War«, Preisroman von Mary Lee. Es folgen Harper L Brothers mit 68, darunter »Beethoven« von Romain Rolland und »America 8et b'ree« von Graf Hermann Keyser ling, — D. Apple ton L Co. 68, darunter »Stvesemann« von Rochus von Nheinbaben und »Ibo lls>v Osrmauy« von Philipp Scheidemann, — Harcourt, Brace <L Co. 66, darunter »Walther Nathenau« von Graf Harry Keßler urrd »Iravel viarx« von Graf Hermann Keyserling, — Macmillan Co. 66, darunter »Ibe prines ok Waleg« von W. und L. Townsend und »Schumann-Heink« von Mary Lmvton, — H o r a c e L i v e r i g h t 53, darunter »American IraZecly« von Theodore Dreiser und »Oreat Oeimau 8toris8« von Lewis Mclville, — D o u b l e d a y, Daran L Co. 48, — darunter »Norm ok Nool« von Ernst Jünger und »Beethoven« von Robert Schauffler, — Lippincott- Philadelphia 45, darunter »Leeres ok Spionage« von W. Lüdccke und »iVleet Uro Oormarw« von H. A. Philips, — Cen tury Co. 44, — L i t t l e, B r o w n L C o. 41, darunter einen Neu druck von »^11 Huiek on tlro W68tern k'ront« von E. M. Nemargue sin drei Monaten 218 270 Ex. verkauft) und »?aleon8 ok Trance« von Chs. Nordhoff, — Dodd, Me ad L C o. 40, darunter »War« von Ludwig Nenn und »Ulbert, I(in§ ok kolZianZ« von E. Graham, — Fred. A. Stokes Co. 39, — Coward McCann 32, darunter »Goethe« von I. M. Carre, — Macaulay 32, darunter »?6ver Hou86« von Walter von Holländer und -Memoria« von Edw. Westermarck, — B o b b s - M e r r i l l Co. in Indianapolis 30, — T h o m a s A. C r o w e ll L C o. 29, — N o b. M. M c B r i d e L C o. 29, — Penn Publishing Co. in Philadelphia 27, — Walter V. Mc Kee 27, — William Morrow L Co. 26, — P a y s o n - C l a r k e 24, — D. van Nostrand Co. 23, — W. B. Saunders Co. 23, — Simon L Schu ster 22, darunter »Inttlo dlovel8« von Arthur Schnitzler, I. H. Sears L Co. 20, — I o h n D a y 19, — Dutton (John Macrae) 19, — Farrar L Ninehart 19, — G. P. P u t n a m s' S o n s 18, — B r e n t a n o ' s 18, — Charles Scribner's Sons 18, — Covici-Friede 17, — Ma crae, Smith L Co. in Philadelphia 17, — M i n t o n, B a l ch L C o. 17, — V i k i n g P r e ß 16, — I v e s W a s h b u r n C o. 16, L o u i s C a r r i e r L C o. 16, — I n t e r n a t i o n a l P u b l i s h i n g Co. 14, — L o n g m a n s, Green L Co. 14, — Dial Preß 13, — Duffielö L C o. 13 usw. Im Gegensatz zu den meisten geschäftlichen und gewerblichen Zweigen des Landes wenden unsere Verleger und Sortimenter den endlosen Kongreßdebatten, bei welchen es sich um eine Änderung der Zollgesetzgebung handelt, geringes Interesse zu. Während für zahl reiche Geschäftszweige laut Versicherung ihrer Wortführer eine Er leichterung oder Erschwerung der Einfuhr eine Lebensfrage bedeutet, ist der amerikanische Buchhandel ganz zufrieden, wenn an den der zeitigen Verhältnissen, auf die er eingerichtet ist, nichts geändert wird*). Eine Ausnahme bildet der kartographische Verlag, und zwar hatte der Landkartenverlag Rand, Mc Nally <L Co. in Chicago beantragt, den für Landkarten in Pos. 1310 des Zollgesctzes vom Jahre 1922 vorgesehenen Satz von 2555 auf 75A zu erhöhen. Ein so starker Ausschlag wurde von der Firma deswegen für notwendig be funden, weil der kürzlich von ihr herausgebrachte »Goodc Atlas« von einem Konkurrcnzwerke, dem »Modern Atlas« von D. Appleton L Co. in New Aork mit Hilfe aus England importierter Platten im Preise stark unterboten werde. Das sei hauptsächlich auf den Unterschied in den Herstellungskosten hüben und drüben zurückzuführen, da dem hiesigen Druckerlohn von H 1.12 die Stunde ein solcher von § 21.54 d i e W o ch c in England, K 12.91 in Frankreich und Z 9.20 in Deutschland gegenübcrstehe. Wenngleich das Ansuchen der Chicagoer Firma augenscheinlich als etwas übertrieben angesehen worden ist. enthält doch sowohl der bereits angenommene Tarifentwurs des Ne- präsentanten-Hauses als auch der zur Zeit dem Senat zur Be ratung vorliegende Entwurf von dessen Finanzausschuß einen Aus schlag des betr. Satzes von 25^ auf 40?L des Wertes. Von größerer und allgemeiner Bedeutung ist der soeben von dem Senat gefaßte Beschluß, der sich auf das Verbot der Einfuhr von Büchern unsittlichen und aufrührerischen Inhalts bezieht. Das erstere Verbot findet sich nicht nur in dem derzeitigen Gesetz, sondern auch in seinen Vorgängern, es sind darin Druckschriften, Bilder, Zeichnungen anstößigen Inhalts bzw. unsittlichen Zwecken dienende Gegenstände aller Art eingeschlossen. Der in unseren Negierungs kreisen herrschende »Sowjetschrecken« hatte daun den Anlaß zu einer vom Repräsentanten-Hause wie auch von dem Senatsausschuß gut- gehcißenen Erweiterung des Verbots auf Bücher aufrührerischen In haltes gegeben, wozu noch Bücher kommen sollen, die die Aufforde rung zu Verrat und zu Lebensgefährdung oder Tötung des Präsi denten der Vereinigten Staaten enthalten*). Letztere Bestimmung war dem Senatsausschuß noch nicht weitgehend genug, und so enthält der Senatscntwurf eine Erweiterung auf »jede Person in den Vereinigten Staaten«. Bei Beratung der Tarisparagraphen ist jedoch von dem Senat der überraschende Beschluß gefaßt worden, die sich auf die Einfuhr unsittlicher Bücher, Broschüren, oder sonstiger Druckschriften beziehende Bestimmung ganz fallen zu lassen. Es ist aber zu be rücksichtigen, daß der Beschluß mit nur 88 gegen 36 Stimmen gefaßt worden ist, auch hängt die endgültige Gestaltung der neuen Zollgesetz gebung davon ab, daß es bei Zusammenkunft der Mitglieder beider Ausschüsse zu einer Einigung kommt, und das Nepräsentanten-Haus kann auf der Fassung seines Entwurfes bestehen. Schließlich wird zur Zeit auch die Möglichkeit besprochen, daß es überhaupt zu keiner neuen Zollgesetzgebung kommt, da sowohl zu befürchten ist, daß die beiden Häuser vor Schluß der Tagung sich nicht werden einigen können, als auch weil selbst im Falle einer Einigung Präsident Hoovcr aus Enttäuschung über das seinen Wünschen und Ansichten widersprechende Verhalten des Kongresses gegen dessen Beschluß sein Veto einlegen kann. Immerhin hat der Widerruf des Verbotes der Einfuhr von Büchern anstößigen Inhaltes laut Senatsbcschluß im ganzen Lande viel Aufsehen erregt; er ist hauptsächlich dem mutigen Auftreten eines liberal und dabei republikanisch gesinnten Vertreters des Staates New Mexico, Senator Bronson Cutting, zu danken, der in seinen Ausführungen in energischer Weise die zur Zeit von der Zollbehörde ausgeübte Zensur bekämpfte. Wie er mitteilte, hat das dazu geführt, daß im Verein mit der Postbehörde, die eine ähnliche Aufsicht über den Inhalt von Poststücken ausübt, ein Index ausgestellt worden ist, welcher nicht weniger als 739 Werke verschiedener ausländischer Autoren umfaßt, davon 379 spanische, 231 französische, 5 italienische, 10 deutsche und 114 englische Bücher, die zum Schutze der Moral dem amerikanischen Lesepublikum von der Zollbehörde vorenthalten wer den. Dazu kommt die auffällige Tatsache, daß Rousseau in spanischer Übersetzung nicht zulässig ist, dagegen im Original oder in Englisch eingcführt werden darf, daß ferner die Zollbehörde »Tausend und eine Nacht« in französischer Ausgabe für anstößig erachtet, jedoch nicht in englischer Sprache, und selbst »Lysistrata« von Aristophanes auf der Liste der verbotenen Bücher steht, ebenso Voltaires »Candide«. Auch das sensationelle deutsche Kriegsbuch »Im Westen nichts Neues« hat bei der Debatte eine glänzende Reklame erhalten, denn es wurde von mehreren Rednern für ein Meisterwerk erklärt, das als solches in ganz Europa anerkannt worden sei. Trotzdem ist gegen die Einfuhr einer englischen Übersetzung von seiten der Zollbehörde ein Verbot ergangen. Allerdings weist mit Rücksicht auf den amerikanischen, stark puritanischen Geschmack auch die hier von Little, Brown L Co. heraus gegebene Übersetzung des Buches starke Kürzungen auf, es sollen gegen dreißig Seiten der deutschen Originalausgabe ausgemerzt worden sein. *) S. dazu auch den Artikel »Zoll- und Zensurfragen in den Ver einigten Staaten« in Nr. 194. 1204
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