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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1929
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- 1929-11-14
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- 14.11.1929
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X° 2K4, 14. November 1829. Redaktioneller Teil. BSrl-nbl-tl I. d. Dtlchn. Buch und Arbeiter. Ein Buchhändler trat kürzlich an dieses Problem etwa mit folgenden Gedanken heran: Fragt man, ob die Arbeiter überhaupt Bücher lesen, so muh man mit Nein und mit Ja antworten. Beides ist richtig. Denn die Anschauung, daß das Buch als geistiges Gut lebensnotwendig ist, hat sich zwar allmählich bei einer be stimmten Arbeiterschicht durchgesetzt, im ganzen sind aber diese Stim men noch vereinzelt. So haben auch die letzten zehn Jahre vieles am Verhältnis des Arbeiters zum Buchkaufe verbessert, Entschei dendes haben sie aber nicht zu ändern vermocht. Welche Hinder nisse halten den Arbeiter heute vom Buche fern? Natürlich seine wirtschaftliche Lage. Wo das Geld nur knapp zum äußeren Lebensunterhalt reicht, können keine Bücher gekauft werden. Aber gestehen wir offen, daß, so wahr und so richtig das ist, diese Tatsache doch mitunter auch als Entschuldigung gebraucht wird, wo sie nicht am Platze ist. Ein gewisser Prozentsatz der Arbeiter schaft lebt nicht mit dem äußersten Existenzminimum, sondern mit einem darüber hinausreichenden, gewiß sehr bescheidenen Spiel raum. Und ob man diese kleinen Summen, es werden vielleicht ein paar Mark im Monat sein, für Bücher aufwendet oder in leichteren Genüssen anlegt, das ist nicht mehr eine materielle Frage, sondern eine Frage der Anschauung. Aber wahr ist, daß, wenn der Arbeiter schon Bücher kauft, er doch nur wenige im Jahr kaufen kann. Deshalb besteht die Forderung nach dem billigen B u ch zu Recht. Sie ist in den letzten Jahren immer stärker geworden und hat verschiedene vorläufige, aber noch keine endgültigen Lösun gen entstehen lassen. Ungefähr diese Sätze leiteten, wie gesagt, einen Aufsatz ein, der vom buchhändlerischen Standpunkte aus das Problem zu behan deln suchte, der aber in seinen Betrachtungen über die literarischen Interessen des Arbeiters fehlging. Wie aber sind die Leseibedürfnisse der Ar beiterschaft tatsächlich gelagert? Dafür geben die — leider in Deutschland noch sehr seltenen — sogenannten »Kreuz statistiken« großer, sorgfältig ausgestatteter Öffentlicher Bücherhallen, die von der Arbeiterschaft gut besucht sind, Auskunft. Diese statisti schen Ermittelungen setzen die Entleihungen aus den einzelnen Literaturgruppen der Volksbüchereien in Beziehung zu den Berufen oder Gesellschaftsschichten der Leserschast. Von Interesse — und die Ansichten mancher Buchhändler berich tigend — sind z. B. solche Erhebungen bei den männliche n Arbe i- terlesern der Lübecker Öffentlichen Bücher hallen. An erwachsenen männlichen Handarbeitern waren hier im Jahre 1928 1188 als aktive Leser eingetragen. Sie entliehen während jenes Jahres insgesamt 20 823 Bände. Das stärkste Inter esse legten sie, wie übrigens fast alle Gruppen männlicher Leser, für solche Bücher an den Tag, die spannend geschrieben sind, seien es gute Romane oder Erlebnisschriften belehrenden Inhaltes. In der Nachfrage nach sozialer, gesellschaftswissenschaftlicher und wirtschafts politischer Literatur, die in den Lübecker Bücherhallen gut vertreten ist, stehen die männlichen Handarbeiter zwar den anderen Leser gruppen voran, doch zeigt die Statistik hierin ein literarisches Inter esse zweiter Ordnung auch beim Arbeiterleser dieser Studt mit starker gewerkschaftlicher und politischer Arbeiterbewegung. An erster Stelle verzeichnet die Statistik für die männlichen Handarbeiter die Entleihung von Abenteurerromanen mit 4408 Bänden; es folgen belehrende Schriften der Erd- u. Völkerkunde sowie Reisebeschreibun gen mit nahezu 3000, soziale Romane mit 2011, historische Romane mit 2000, Bauernromane mit 1754 Entleihungen; in weiterem Ab stande folgten humoristische Werke mit 970, Heimatromane mit 953, Familienromane mit 882, geschichtliche belehrende Werke mit 874, Biographien mit 640, technisches Schrifttum mit 566, Weltanschau ungsromane mit 555, Naturwissenschaften mit 530, Politik, Sozial- wtssenschaft, Wirtschaft und Recht mit 411, Jugendschriften mit 371, Sport mit 236, Darstellende Kunst und Musik mit 160, Dramatische und lyrische Dichtung mit 158, Philosophie, Bildungswesen, Jugend fragen mit 133, Heimatkunde mit 114 entliehenen Bänden. Die rest lichen sieben Literaturgruppen der Statistik verzeichnen jede weniger als 100 Bände Entleihungen durch männliche erwachsene Hand arbeiter. Die weibliche Handarbeiterin bevorzugt, wie die Kreuz statistik erweist, besonders den Frauen- und Familienroman; es folgen Bauern- und soziale Romane, Abenteurerromane, Weltan schauungsromane, Heimaterzählungen, humoristische Schriften, solche der Erd- und Völkerkunde sowie Neisebeschreibungen, Jugend- schrisieu. Die anderen Literaturgruppen folgen in großem Abstande. Bei den männlichen Lehrlingen rücken Erd- und Völker kunde, Neisebeschreibungen, der soziale Roman, Werke über Technik und Gewerbe stärker in den Vordergrund. Die Jugendschriften stehen an vierter Stelle. Natürlich nehmen fesselnde Erzählungen den ersten Platz gerade bei den jugendlichen Lesergruppen ein, wäh rend die Entleihung von Lyrik an 23. Stelle unter den 33 Gruppen des Schrifttums steht. Eine besondere Arbeitcr-Gewcrkschastsbibliothek ist am Orte nicht vorhanden. Größere Bestände der früheren »Genossenschastsbiblio- thek« wurden seinerzeit den öffentlichen Bibliotheken der Stadt über wiesen. Diese von den Lübecker Bücherhallen im »Jahresbericht der Lübecker öffentlichen staatlichen Bibliotheken 1928« auch siir die ande ren Bcrufsgruppen (und zwar nach Männern, Frauen und Jugend lichen getrennt) durchgeführte Krcuzstatistik ist ein aufschlußreicher Beitrag auch zum Kapitel »Buch und Arbeiter« und hat, wie ein Hin weis in Nr. 226 des Börsenblattes für den Deutschen Buchhandel zeigt, auch die berechtigte Aufmerksamkeit des Buchhandels gefunden. In der Öffentlichen Bücherhalle hat der Leser: unter guten Schriften aller einschlägigen Literaturgebiete reiche und freie Wahl, unab hängig vom Preise des Buches. Seine literarischen Interessen dürften sich also hier am klarsten erweisen. vr. Willy Pieth, Bibliothcksdirektor. Vom amerikanischen Büchermarkt. Von Egon Eilenhauer, New Dort. jBllchcrproduktion. — Herbst- und Weihnachtsbüchcrmarkt. — Zoll gesetzgebung. — Einfuhr vou Büchern anstößigen Inhalts.! Von jeher ist hierzulande die Annahme verbreitet, daß das durch den Konsum von Büchern seinen Ausdruck findende literarische Be dürfnis des amerikanischen Volkes hinter dem großer europäischer Länder, insbesondere Deutschlands, weit zurücksteht. Vor allem zeigt sich dabei die Neigung, von der Zahl der literarischen Neuerscheinun gen eines Landes auf die Zahl der verkauften Bücher zu schließen, und die Tatsache, daß die amerikanischen Verleger weniger Bücher im Jahr herausbringen, als das anderwärts geschieht, wird als Beleg dafür genommen, daß der Bedarf an Büchern hier geringer sei. Das ist natürlich kein Beweis, solange die Höhe der gedruckten und ver kauften Auflagen nicht bekannt ist, denn bei der Zählung spielt ein neues Buch, von welchem eine Viertel Million Exemplare Verbrei tung findet, dieselbe Rolle wie ein wissenschaftliches Werk, dessen Auflage nur wenige Hundert Exemplare beträgt. Den einzigen An halt für die Gesamtzahl der hier im Laufe des Jahres für den Ver kauf fertiggestellten Bücher und Druckschriften liefert der Bundes- Census, dessen neueste Angaben sich auf das Jahr 1927 beziehen, und zwar wird für diese Zeit eine Gesamtproduktion von etwa 200 Mil lionen gebundenen Büchern gemeldet, wozu noch etwa ebensoviel Bro schüren kommen. Immerhin weisen diese Ziffern, die sich mit denen für andere Länder mangels entsprechender Angaben nicht vergleichen lassen, auf ein weitverbreitetes Leseinteresse hin, wobei noch in Be tracht kommt, daß die öffentliche Bibliothek hierzulande eine größere Rolle spielt als in den meisten anderen Ländern. Allein von diesen Volksinstituten werden im Laufe des Jahres über 100 Millionen Bücher verbreitet. Ihre Zahl in allen Teilen des Landes wird mit 5800 angegeben, wozu noch 2000 College- und Universitätsbibliotheken, ferner 2700 Hochschul- und 800 Handelsschul-Bibliotheken kommen. Zur Versorgung dieser Anstalten wie des kaufenden Publikums mit der gewünschten Literatur jeder Art gibt es in unserem Lande etwa 5900 Buchfurndlungen bzw. Geschästsläden, die auch Bücher und Zeit schriften vertreiben. Was die Zahl der literarischen Neuerscheinungen anlangt, so liegen für dieses Jahr ziemlich zuverlässige Statistiken vor, die einen Vergleich zwischen den entsprechenden Verhältnissen hier und z. B. in England ermöglichen. Wie aus Mitteilungen in »Publishers' Weekly« ersichtlich ist, sind von amerikanischen Verlegern 1928 auf 23 Gebieten insgesamt 7614 neue Bücher herausgebracht worden, dazu 1562 Neuauflagen. Nach dem Londoner Publishers' Circular waren es in England zusammen 9396 neue Bücher und 3787 Neu auflagen. Diese Ziffern liefern ein wahrscheinlich zutreffendes Bild von der Unternehmungslust der beiderseitigen Verleger, den Markt mit neuem Lesematerial zu versorgen, jedoch nicht von der Gesamt produktion an neuen Büchern. Mit Deutschland läßt sich ein ähn licher Vergleich schwer durchführen, da die Gesamtsumme der von daher gemeldeten Neuerscheinungen auf dem Büchermärkte in üblicher Weise zahlreiche Druckschriften umfaßt, die hier nicht mitgezählt wer den. Nach dieser Zählung wäre das literarische Bedürfnis Deutsch lands etwa viermal so groß wie das Amerikas. Einen besseren Ver gleich ermöglichen die Mitteilungen über die Büchereingänge der Kongreßbibliothek in Washington, da von jeder im Lande erscheinen den Veröffentlichung zwecks Wahrung des Urheberrechtes Exemplare dorthin eingesandt werden müssen. Im letzten Jahre waren es 33 986 solcher Eingänge. 1203
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