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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1929
- Strukturtyp
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- 1929-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1929
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- Deutsch
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MMMfck-mDeMckmVllcklMM Nr. 264 (N. 140). Leipzig, Donnerstag den 14. November 1929. 86. Jahrgang. RAMLomller TA An den Verlag! Der deutsche Sortimentsbuchhandel befindet sich, wie all gemein bekannt, in einer schweren Absatzkrise und kämpft fast ausnahmslos um feine Existenz. Das bevorstehende Weihnachts geschäft und der von ihm erhoffte erhöhte Umsatz ist für viele der letzte Rettungsanker. Nun wird aber dieser Umsatz nach den Erfahrungen aus früheren Jahren mangels genügender Einsicht oft genug stark beschnitten. Wie oft hört der Sortimenter von feinem Kunden, daß ein größeres und teureres Buch nicht im Sortiment gekauft wird, weil es durch B e r m ittlung eines verwandten oder bekannten Verlegers, Ver lagsan gestell- ten oder Redakteurs billiger beschafft werden kann. Der artige Mitteilungen sind fast niemals Bluff, sie beruhen auf Tatsachen; werden doch oft genug die Namen der betreffen den Mittelspersonen, darunter Verleger von Rang, offen ge nannt. Unsere Bitte an die Kollegen vom Verlag ist deshalb eine zwiefache. Wir bitten Sie, ausnahmslos keine Gefälligkeits geschäfte der genannten Art mit Verwandten und Bekannten zu tätigen; sie schädigen das schwer kämpfende Sortiment, zerstören den Ladenpreis und das geschäftliche Ansehen des Buchhandels. Eine Ablehnung solcher Gefälligkeiten mit dieser Begründung wird von jedem Einsich tigen gewürdigt werden. Wir bitten Sie ferner, in Ihrem Betriebe Vorsorge treffen zu wollen, daß Ihre buchhändlcrischcn Angestellten über den eigenen Bedarf, auch den zu Persönlichen Geschenkzwecken, hinaus keine Bücherbesorgung für Verwandte über Bekannte mit oder ohne Zwischengewinn tätigen. Die Kontrolle hierüber sollte bei einigem guten Willen nicht so schwer sein, weil schon die Gehalts höhe der bücherbezichcnden Angestellten und die Art der bezoge nen Bücher einen brauchbaren Gradmesser abgcben. In dxn ge mischten Großbetrieben des Buchhandels sollten andere als buchhändlerische Angestellte überhaupt nicht zu direkten Bücherbeschaffungen ermächtigt sein. Endlich bittet der Unterzeichnete Vorstand den Gesamtver lag, bei der Auslieferung, besonders im Weihnachtsmonat, darauf zu achten, daß nicht, wie das immer wieder vorkommt, Ni ch tb u ch h k nd l e r auf Grund von eigens für diesen Zweck hergestellten, oft ganz primitiven Verlangzetteln beliefert wer den. Der »Drang -des Weihnachtsgeschäfts» ist für derartige Lie ferungen keine ausreichende Entschuldigung, da jeder gewiegte Auslieferer die in Frage kommenden Sortimentsfirmen kennt. Werden unsere Bitten vom Verlag erfüllt, so wird sicher nicht ein einziges Buch weniger verkauft werden, das Sortiment aber wird einen erheblichen Teil der ihm sonst entgehenden Um sätze tätigen können, seine Kauf- und Zahlungskraft wird, nicht zuletzt im Interesse des Verlags, gestärkt werden. Berlin, den 10. November 1929. Der Vorstand der Deutschen Buchhändlergilde. Paul Milchmann. Albert Disderich. Egon Freiherr v. Welchem. Friedrich Alt. Hans Langewieschc. Warum ich nach Amerika reiste. Von KLlmLn Lantos. Der Name Amerika erweckt bei jedem europäischen oder zu mindest bei jedem ungarischen Verleger folgende Gedanken: Aus lagenhöhe von Millionen Exemplaren, rasendes Produktions- tcmpo, sicherer Erfolg. Auf alle Fälle gibt es dort die sichere Möglichkeit, eine Minimalanzahl von Exemplaren zu verkaufen, sodaß dabei jedes Risiko gänzlich ausgeschlossen ist. Meine Firma, die Verlagsanstalt Geni u s, hat die fremd sprachigen Verlagsrechte des deutsch in der Vossischcn Zeitung erschienenen und in Buchform 'demnächst bei der Firma Ullstein erscheinenden Romans: Das Lager am llssuri (eigentlich Die Garnison von Sibirien) von Rodion Bkariovits erworben. Im Mai dieses Jahres ist zufällig in der amerika nischen Presse eine etwas romantisch klingende kleine Notiz er schienen, in der unter anderem zu lesen >var, daß ein völlig unbe kannter ungarischer Verfasser in einem kleinen ficbenbürgischen Dorfe einen Roman geschrieben und auf eigene Kosten in wenigen Exemplaren habe drucken lassen. Bon diesem Roman nahm niemand Kenntnis, bis nach einem Jahre einige Exemplare ihren Weg nach Budapest fanden, die dann von Hand zu Hand gingen und 'das Werk endlich durch die Berlagsanstalt Genius in moderner, vornehmer typographischer Ausstattung veröffent licht wurde und sodann einen noch nie dagewesenen Erfolg er zielte. Diese Nachricht erregte dermaßen die Phantasie der ameri kanischen Verleger, daß wir fast zu gleicher Zeit von fünf ver schiedenen amerikanischen Verlegern teils mittelbar, teils un mittelbar, miteinander konkurrierende Angebote erhielten. Unter diesen fünf Angeboten befand sich eins der wohlbekannten, ange sehenen Firma Liveright (Verleger von Dreiser, Anderson, OMeilly, Hacket, Emil Ludwig usw.). Sie überbot alle anderen und bemühte sich dermaßen um den Erwerb des Werkes, daß ich es ihr überließ, zu gleicher Zeit mich jedoch auch ent schloß, zu Geschäfts- und Studienzwccken möglichst eingehend mit eigenen Augen mich 'davon zu überzeugen, auf welche Weife ein amerikanischer Verleger aus einem Buch einen Erfolg macht, das ihm so gut wie unbekannt ist und das er bloß infolge einer interessanten Tagesnachricht erworben hat. Dies war die Veranlassung meiner Reise nach Amerika. In den letzten Jahren hatte ich wiederholt deutsche, französi sche und englische Verleger besucht und so ist mir der Unterschied zwischen der Mentalität des amerikanischen und des europäischen Verlegers ziemlich klar geworden. Der erste Unterschied, der mir auffiel, ist der, daß der europäische Geschäftsmann feine Pläne und Programme bis zum letzten Moment geheim hält, der Amerikaner cs dagegen vorzicht, feine Geschäftsangelegcnheitcn vor der Öffentlichkeit abzuwickeln. Als ich bei Gelegenheit der ersten Besprechung einige kritische Bemerkungen über die amerikanischen Vcrkaufsmethodcn machte, bot mir Herr Liveright in seinem Betriebe sofort ein eigenes Büro an und instruierte seine Abteilungsleiter, mir alle nötigen Daten zur Verfügung zu stellen, um in das ganze Geschäft Ein blick gewinnen zu können. So weit mir europäische Verleger be kannt sind, würde keiner etwas Ähnliches getan haben. 1201
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