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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
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Redaktioneller Teil. 167, 22. Juli 1914. Börlciitlo" f. d !!'uckil!0i:d7l. Pforten geöffnet hat und mit ihren unendlich vielseitigen Anregun gen auch hier befruchtend wirkt. Die kaufmännischen Wissenschaf ten und Fertigkeiten haben auf dieser Ausstellung besondere Wür digung erfahren. Einmal ist ein eigener großen Pavillon »Der Kaufmann« da, dessen Kernpunkt eine umfangreiche Ausstellung über das kaufmännische Unterrichtswesen bildet, die aber nach der praktischen Seite hin durch eine außerordentlich reichhaltige Aus stellung der verschiedenartigsten im kaufmännischen Gewerbe be nötigten Hilfsmittel und Einrichtungen ergänzt wird. Daneben führen uns auch andere Sonderausstellungen auf kaufmännisches Gebiet, so die Halle der Stenographie, des Esperanto u. a. In der folgenden Artikelserie soll nun der Versuch gemacht werden, zu zeigen, was die erwähnten Abteilungen der Ausstellung dem Buch händler im allgemeinen, speziell aber an Anregungen auf rein kaufmännischem Gebiete zu bieten vermögen. Die Halle »Der Kaufmann«. I. Die Halle »Der Kaufmann« zerfällt in drei Abteilungen: eine hi storische, eine das moderne kaufmännische Unterrichtswesen dar stellende, die beide den Mittelbau der Halle in Anspruch nehmen, und eine umfangreiche Industrie-Abteilung, die in den beiden Seitenflügeln untergebracht ist. Wenn auch diese letztere Ab teilung mit ihren mannigfaltigen Anregungen auf dem Gebiete der Geschäftsorganisation und der Bureaueinrichtung den kauf männisch denkeirden Buchhändler in erster Linie interessie ren wird und sie deshalb auch in der vorliegenden Besprechung ganz besonders berücksichtigt werden soll, so wird doch der buch händlerische Besucher auch die beiden ersten Abteilungen nicht ohne Genuß durchwandern. Verkörpern sie doch zwei der Haupt stützen unseres deutschen Handels, die Tradition und die Fach ausbildung, ohne die wohl der deutsche Kaufmann und mit ihm auch der deutsche Buchhändler nie die Stellung errungen haben würden, die sie jetzt einnehmen. Wir betreten die Halle durch den Haupteingang. Rechts und links davon finden wir zwei Dioramen der Leipziger Messe, rich tiger gesagt, eins, denn das andere verbirgt sich jetzt, zwei Mo nate nach der Eröffnung der Ausstellung, noch hinter einer grü nen Leinwand. Das erste zeigt ein Stück des alten Leipzig um 1800 und zwar den Brühl an der Ecke der Nikolaistratze. Die bei gefügten ausführlichen Erläuterungen erübrigen ein weiteres Ein gehen an dieser Stelle. Der Buchhändler wird mit Genugtuung bemerken, daß unter den verschiedenen Gewerben auch der Buch handel vertreten ist, sogar durch einen »fliegenden« Buchhändler. Ein enger Torweg führt dann nach dem Hauptraum der histori schen Ausstellung, dem Architekt Klinke-Harzburg die Gestalt des Hofes eines alten deutschen Handelshauses mit eingebauten Lau ben gegeben hat. Links im Torweg befindet sich die »Dunkel kammer des Kaufmanns«, eine Zusammenstellung von Fälschungen und, im dunkelsten Winkel, von Geheimmitteln. Den gesamten Hintergrund des .Hofes bildet eine riesige, vom Bibliothekar der Leipziger Handelskammer, Siegfried Moltke, bearbeitete und ent worfene Karte der Handelswege Europas zu Beginn des ZOjähri- gen Krieges. In der Mitte des Raumes erhebt sich erhöht das Modell eines alten Hansaschiffes, die umliegenden Vitrinen zeigen die Siegel der alten Hansastädte, Photographien alter Hansa-Urkunden usw. Die Lauben links und rechts enthalten verschiedenartiges Material aus der Geschichte einzelner alter deutscher Handelsstädte, insbesondere Hamburgs, Münchens, Frankfurts, Braunschweigs und Erfurts. Was hier au alteu Urkunden, Zunftordnungen, Handelsbllchern, Bildern usw. zu sammengestellt ist, bietet für den Kenner Stoff zu stundenlanger Betrachtung. Auch der Buchhändler wird, abgesehen vom Anti quar, der sich ja hier auf seinem ureigensten Gebiete befindet, so manches für sich finden: das Haus des Buchhändlers Leutert in München, ein altes Gedenkblatt für den unglücklichen Palm u. a. ^;n den Lauben lH (4, n und I ist die Sonderausstellung Ungarns untergebracht, die einen kleinen Teil der anläßlich des 7. Inter nationalen Wirtschaftskurses im Herbst 1913 in Budapest veran stalteten Ausstellung für ungarische Wirtschaftsgeschichte bildet Der Buchhändler wird hier in Nische l? mit Interesse eine aus dem Jahre 1772 stammende Vorschrift für den ungarischen Buch- 1162 Handel bemerken (Nr. 8 der Sammlung). Ehe wir in das Ober geschoß hinaufsteigen, werfen wir noch einen Blick in die am Fuße der linken Treppe gelegene »Schreckenskammer von Ge schmacklosigkeiten«, wo an Beispiel und Gegenbeispiel die zahl reichen Geschmacksverirrungen in den Verkaufsgegenständen, be sonders des Kleinhandels, vorgeführt werden. Der Buchhändler wird hier so manchen alten Bekannten wiederfinden: überladene Titelblätter von Musikalien und Zeitschriften, Ansichtskarten mit mehr oder minder »sinnigen« Sprüchen (»Heut gibt's Geburtstag, da stell' ich mich ein, da will ich natürlich doch auch bei dir sein«), Reiseandenken u. a. Im großen und ganzen wird man sagen müssen, daß der Buchhandel bei der Zusammenstellung recht glimpflich davongekommen ist. Es wäre da so manches auszu stellen gewesen. Vor allem vermissen wir eine gewisse Art von Bucheinbänden, die, bei einem hohen Ladenpreis des Werkes, einen auffallend geringen Wert darstellen und auch hinsichtlich des künstlerischen Geschmacks sehr anfechtbar sind. Im Obergeschoß befindet sich eine S o n d e r au s st e l lun g aus der Geschichte der Hansa. Wenige Besucher ver irren sich hier herauf. Was hier gezeigt wird, ist ja auch nicht in teressant im gewöhnlichen Ausstellungssinne. Keine »geschmack vollen« Dekorationen, keine »modernen« Einrichtungen. Ernst und nüchtern, aber erinnerungsschwer bietet sich das aus dem Lübecker Museum für Kunst- und Kulturgeschichte stammende Kon tor aus der deutschen Brücke in Bergen dem Beschauer dar, mit seinen düsteren Holzwänden, seiner alten, mit Stockfischen bela denen Kaufmannswage, seiner harten Bettstatt. Wir gedenken mit einer gewissen Wehmut der Zeiten, wo der deutsche Kaufmann, mehr als heute, im wahrsten Sinne des Wortes die Welt be herrschte. Es ist uns, als bekämen das ausgestellte Diorama des alten Lübecks und das Modell des Bergener Kontors Leben und füllten sich mit selbstbewußt daherschreitenden markigen deut schen Kaufmannsgestalten. Draußen im Gang wird wiederum der Antiquar seine Helle Freude haben. Die Vitrinen sind an- gefüllt mit einer reichen Sammlung alter kaufmännischer Lehr bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert, Lehrbücher des Rech nens, der Buchführung und der allgemeinen kaufmännischen Wis senschaften; daneben wiederum alte Geschäftsbücher aus den Ta gen der Hansa. Die noch vorhandenen Nischen, sowie die Aus gänge zum Obergeschoß enthalten Darstellungen über den Umfang des Hansahandels, Städteansichten, Siegel, Urkunden usw. Im Erdgeschoß werfen wir noch einen Blick in die Nischen U und 0 der Abteilung Verkehrslehre, die wiederum historische Samm lungen von Verkehrskarten, Modellen verschiedener Verkehrs mittel und Ähnliches zeigen. Besonderes Interesse erregt hier die Fahrkartensammlung des Oberbahnhofsvorstehers Saupe, und in dieser wiederum die ausgestellten Fahrkarten aus den Anfängen des sächsischen Eisenbahnwesens. Zur Verkehrslehre gehört auch die links vom Haupteingang gelegene Nische mit den Model len von Schiffen und Eisenbahnen. Die folgenden Abteilungen können hier leider nur kurz ge streift werden. Nicht etwa deshalb, weil sie des Lehrreichen und Interessanten zu wenig böten; im Gegenteil, es ist erstaunlich, was in den Abteilungen Warenkunde, Verkehrs- und Wirt schaftsgeographie und Kaufmännisches Unter richtswesen alles zusammengetragen ist. Besonders unser Nachbarstaat Österreich beweist, auf welch hoher Stufe sein kauf männisches Unterrichtswesen, vor allem auch auf den beiden ge nannten Spezialgebieten steht, und wie er in dieser Beziehung zweifellos unser deutsches Vaterland, in dem die Entwicklung et was später eingesetzt hat, noch überragt. Aber diese Ausstellun gen richten sich naturgemäß in erster Linie an den HandelSschul- mann, den Warenkundler, den Wirtschaftsgeographen, den Han delslehrer, und es würde im Rahmen eines Fachblattartikels zn weit führen, sollte die Ausstellung auch nur einigermaßen gründ lich gewürdigt werden. Wer Zeit zur Verfügung hat, der ver weile hier etwas länger: er wird in der Abteilung Warenkunde (Raum IV) mit ihren Stufengängen aller erdenklichen Handels waren, ihren Wandtafeln und Modellen, ihrem Laboratorium, in der Abteilung Wirtschafts- und Verkehrsgeographie (Raum V) mit den kunstvollen Modellen und den anschaulichen Bildern, in der Sammlung von Ersatzstoffen (Raum VI), die die Werdegänge
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