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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1922
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- 1922-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1922
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Redaktioneller Teil. Xr 280, 2. Dezember l422. war, bindende Beschlüsse voll unmittelbar greifbarer Ergebnisse zu fassen. Es ist ja aber eben Zweck und Absicht dieser Ausspra- chcn allein, Anregungen zu geben und die Dinge in Fluß zu bringen. In den Verhandlungen spielten naturgemäß auch die einzel nen steuerlichen Probleme eine große Rolle. Im Mittelpunkt stand vor allem die Frage der Lagerbewertung, außerdem wurde die Möglichkeit, Beziehungen zwischen Umsatz und Reingewinn herzustellen, erörtert. Eine Fülle von Einzelmaterial wurde da bei vorgetragen. Auf diese Ding« hier einzugehen, würde jedoch zu weit führen. Praktische Ergebnisse sind aus einer Behand lung dieser Dinge überhaupt nur für den Einzelsall zu gewinnen. Die Aussprache ergab dagegen gerade, daß die Aufstellung allge meiner Richtlinien dafür nicht nur undurchführbar, sondern auch ganz unangebracht wäre. Jeder einzelne Betrieb muß indivi duell behandelt werden und individuell Vorgehen. Alles Sche matisieren und Uniformieren könnte nur vom übel werden. Auch die Organisationen können in dieser Hinsicht nicht eingreisen. Einhellig war man in Jena vielmehr der Ansicht, daß nur eine den lokalen Bedingungen Rechnung tragende, dezentralisiert« Be ratung durch Sachverständige eine Förderung zu bringen vermag. An dieser Stelle ist nun aber auf einen Zusammenhang hin zuweisen, der nicht übersehen werden darf. Jede fachmännische Steuerberatung verlangt eine eingehende Beschäftigung mit den zugrundeliegenden Verhältnissen und kostet infolgedessen Geld. Selbstverständlich muß das Beratuugswesen von den Steuerinter essenten selbst finanziert werden. Dabei ergibt sich nun aber, daß in vielen Fällen die mögliche Steuerersparuis durch die Kosten der fachmännischen Überprüfung und Beratung mehr als ausgewogen wird. Namentlich bet kleineren Geschäften wird sich ein solches Mißverhältnis ergeben, was ohne weiteres den Verzicht aus die Anrufung eines teuren Sachverständigen in diesen Fällen nahe legt. Mithin ergibt sich, daß die ganze Frage überhaupt nur für solche Firmen praktisch wird, deren Umsatz eine Heranziehung be sonderer Sachverständiger angebracht erscheinen läßt. Für diese Interessenten dürfte sich dann aber empfehlen, sich nach Städten oder nach Bezirken zusammenzuschließen und für diesen Bereich sachverständige Berater zu gewinnen, die auch wirklich dem Buch handel das nötige Verständnis und Interesse entgegenbringen. In einzelnen Städten, wie in Stuttgart und München vor allem, ist das bereits der Fall. In anderen Bezirken, wie in Thüringen, in Hannover, sind Beziehungen gleicher Art ebenfalls schon angc- knüpft. Des weiteren ist bekannt, daß auf Grund der jetzt in Jena gewordenen Anregung auch noch in anderen Städten ähn liche Einrichtungen vorbereitet werden. Auf diese Weis« kann unter Ausnutzung der bereits gemachten Erfahrungen ein sich immer weiter ausbreitendes Netz von Sachverständigen entstehen, das schließlich einmal das ganze Reich und den gesamten Buch handel umfaßt. Einem solchen organischen Wachsen muß in der Tat die Entwicklung überlassen bleiben. Verfehlt wäre es. von oben herab nach einem theoretischen System eine Organisation schaffen zu wollen, die vermutlich der Idee nach vollkommener und größer wäre, dennoch aber an innerer Schwäche kranken müßte, weil sic nicht von natürlichen Kräften getragen würde. Die Anrufung der Sachverständigen muß auch durchaus dem freien Willen der interessierten Kreise überlassen bleiben. Das gebietet, wie gesagt, schon die Finanzierungsfrage, das empfiehlt sich aber auch aus dem Grunde, weil nur der einzelne Kaufmann selbst entscheiden kann, wie weit er solche Beratung nötig hat und wie weit er sich davon glaubt Vorteil versprechen zu dürfen. Auch hier kann es sich also in keinem Fall um eine Zwangsorga nisation handeln, sie mutz vielmehr freiwillig bleiben. Die Sach, verständigen werden auch stets individuell auf Grund der ört- l.ichen Verhältnisse vorzugehen haben, sodaß, selbst wenn unter dcn Sachverständigen ihrerseits nun ein engerer Zusammenschluß hprbeigeführt wird und eine Verständigung über die einheitliche Beurteilung grundsätzlicher Fragen zu erreichen ist, doch auch hier von irgendwelchen Zwangsvorschriften und irgendwelcher Schematisierung abgesehen werden muß. Ein solcher Zusammenschluß unter den für den Buchhandel interessierten Steuersachverständigen dürfte sich in der Tat drin- gend empfehlen. Aus den Kreisen der bereits vorhandenen Sach. l«>sr verständigen selbst ist in Jena dem Gedanken freudig zugestimmt worden. Es gibt ja immerhin grundsätzliche Fragen genug, über die eine Verständigung zu gemeinsamer Behandlung herbeizu- fllhren allen Beteiligte» von Vorteil ist. Je größer die Zahl der Sachverständigen im Wege des natürlichen Ausbaues der Stcuer- beratung wird, desto mehr wird es daraus ankommen, daß sich diese Sachverständigen möglichst regelmäßig im Jahre einmal n essen, um in gemeinsamer Aussprache sich selbst und die Inter essen des Buchhandels zu fördern. Dringend notwendig erscheint auch, daß ein Archiv über das gesamte die Steuerfragen betref fende Material angelegt und unterhalten wird, das den Sachver ständigen sowohl wie dem einzelnen Mitglied, das sich unmittel bar über die vorhandenen Gesetzesbestimmungen, Ausführungs- Vorschriften und Entscheidungen zuständiger Stellen unterrichten will, zur Verfügung zu stehen hätte. Dem Einzelnen ist es unter den heutigen Verhältnissen kaum noch möglich, die unendliche Fülle der Verlautbarungen so gründlich zu verfolgen, daß er sich selbst aus dem laufenden halten könnte. Hier zeigt sich eine Aufgabe, die zum Vorteil der einzelnen die Organisation zu übernehmen hat. Di« gegebene Stelle dafür ist naturgemäß die Geschäftsstelle des Börsenvereins, die ja schon heute von selbst derartige Arbeiten leisten muß und ohne besondere Anstrengung und Kosten dieses Arbeitsgebiet weiter ausbauen kann. Vermag sie auch Steuerberatung im Sinne eines sachverständigen Fach manns schwerlich zu übernehmen, da ihr Zeit und Möglichkeit zu genügender Versenkung in die individuellen Verhältnisse kaum gegeben sein dürften, so kann sie doch wenigstens in dem Umfange, daß sie Auskunft über das vorhandene Archivmaterial erteilt, auch denjenigen Mitgliedern Hilfe bringen, die einen Steuersach- verständigen entweder nicht zur Hand haben oder anzurufen sich nicht entschließen können. Die Geschäftsstelle wird die Arbeit aber auch nötigenfalls durch Nachweisung von Sachverständigen und durch Vermittlung des Verkehrs dieser untereinander ergän zen können. So etwa läßt sich nach der Aussprache in Jena das uni- reißen, was bei dem heutigen Stand über das Problem der Steuerberatung im Buchhandel auszufllhren wäre. Darüber hin aus mutz aber noch aus einen weiteren Gedanken hingewiesen werden. Die Steuerberatung muß sich stets auf die vorhandenen Steuervorschriften stützen. Sie kann sich davon nicht unabhängig machen, selbst wenn klar erkennbar ist, daß die geldlich denkende Steuergesetzgebung dem zu wirtschaftlichen Handeln Genötigten Unsinniges und Verderbliches zumntet. Das gilt ja in erster Linie für die Besteuerung von Gewinnen, die lediglich durch die Differenz zwischen den an sich unvergleichbaren Zahlen hervor gezaubert werden, in Wahrheit aber Schall und Rauch sind und oft nur tatsächliche Verluste verschleiern. Soll die Steuergesetz gebung hier zu einer Umkehr gebracht werden und durch Ane.- kennung der tatsächlichen Verhältnisse Befreiung von dem wirt schaftlich Unerträglichen bringen, so kann dies nun und nimmer auf dem Wege der Steuerberatung und -Veranlagung erfolgen, hier muß vielmehr ergänzend eine ganz andere Bemühung -in- setzen, die nämlich, die gesetzgebenden Faktoren selber zu einer Reform der Steuervorschriften zu veranlassen. Es ist bekannt, daß sich darum seit langem die Vertreter der Wirtschaft ernstUch bemühen. Die Handelskammern, der Industrie« und Handelstag, der Hansabund, der Reichsvcrband der deutschen Industrie und zahlreiche andere Körperschaften und Vertretungen wirtschaft licher Kreis« haben bei allen Gelegenheiten immer wieder Ent schließungen gefaßt und Eingaben an die Behörden gerichtet, die diesem Zweck dienen sollen. Auch der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hat sich verschiedentlich schon daran beteiligt und im gleichen Sinne ausgesprochen. Die auf di« Änderung der Steuergesetzgebung gerichteten Bemühungen müssen auch weiter hin fortgesetzt werden. Letzten Endes kommt wohl alles darauf an, daß es gelingt, wieder einen wertbeständigen Maßstab zu ge winnen, der Buchführung, Bilanz und Steuerveranlagung von dcn Schwierigkeiten des ständig schwankenden Geldwerts befreit. Ist das erreicht, dann werden auch die Nöte, die heute eine sorg fältige fachmännische Steuerberatung notwendig machen, über wunden sein.
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