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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1922
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- 1922-09-07
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- 07.09.1922
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209, 7. September 1922. Redaktioneller Teil. Wegen der zu hohen Herstellungskosten konnte der beliebte Messeführer des Vereins der Deutschen Musikalienhändler nicht erscheinen, hoffentlich gibt der Verein die Herausgabe nicht für immer auf. Er hatte zwar als Ersatz eine Nummer des Vereins- Wahlzettels als Messeführer bezeichnet, die aber wenig Beachtung fand. über die musikalischen Aufführungen, die während der Messe stets in vollendeter Weise stattfinden und eine große Anziehung?, kraft für viele sind, ist nur zu berichten, daß sie alle stark besucht waren. Im übrigen verweise ich auf die knappe Mitteilung, die kurz vor der Messe hier (Bbl. Nr. 197, S. 1218) erschienen ist und den Opernplan, Konzert« usw. aufführte. Carl Schubert. Wie man heute eine wissenschaftliche Zeitschrift herausgibt *) Von Prof. vr. Friedrich Fredde, Dahlem. Im Jahre 1905 griindete der Verfasser dieser Zeilen ans Ver anlassung einer Reihe von botanischen Systematikern eine Zeitschrift »Repertorium specierum novarum regni vegetabilis«, die den Zweck hatte, in der Literatur aller Völker verstreute Einzelbeschreibungcn neuer Pflanzen zu sammeln und nachzudruckcn, daneben aber auch Ori ginalarbeiten zu bringen. Leider erklärte schon nach einem Jahre der Verlag sich außerstande, die Unternehmung ohne größere Opfer au Geld weiter zu führen, und schweren Herzens entschloß ich mich als Heraus geber, die Zeitschrift, die damals jährlich 24 Bogen stark erschien, in Selbstverlag zu nehmen. Dies war gar nicht so einfach; es handelte sich zwar nur um die Aufbringung eines jährlichen Etats von 2500 Mk., für die damalige Zeit aber eine recht beträchtliche Summe; auch fehlten mir so ziemlich alle Erfahrungen auf buchhändlerischem Gebiete und schließlich jegliches Betriebskapital. Glücklicherweise stellte mir der bis herige Verleger zuvorkommend die Liste der Bezieher zur Verfügung, und da das Repertorium der anderen von mir herausgcgebcnen Zeit schrift, Justs Botanischem Jahresbericht, zunächst als Beilage bcige- geben war, so war die Abonnentcnzahl gleich von Anfang an ver hältnismäßig groß, indessen bei weitem nicht groß genug, um bei dem bil ligen Preise von 10 Mark für 24 Bogen auch nur einigermaßen die Unkosten zu decken. Ta mir aber infolge freundlicher Verwendung des jetzt verstorbenen Prof. Da m m er der Geh. Kommerzienrat Isidor Löwe (i. Fa. Ludwig Löwe) für die nächsten drei Jahrgänge je 300 Mk. versprochen hatte, so ging ich unverzagt an die Arbeit und kam in den folgenden fünf Jahren auf 300, 600, 900, 1500 und schließlich 2200 Mark Unterschuß insgesamt, für jemanden, der nichts zum Zusehen hat, jedenfalls eine ziemlich betrübliche Tatsache. Unterdessen hatte sich das Ziel der Zeitschrift insofern verschoben, als die Originalarbeiten, die be! mir im Gegensatz zu anderen Zeitschriften immer umgehend gedruckt wurden und daher sehr reichlich eingingcn, die Nachdrucke bei weitem überflügelten, das Repertorium dadurch aber als Ouellenwerk immer wichtiger wurde. So stieg die Zahl der Abonnenten bis Anfang 1914 auf 220, d. h. es hielten die Zeitschrift etwa °/» aller überhaupt in Be tracht kommenden Botaniker. Der Umfang des Bandes stieg auf 40 Bo gen, der Preis auf 25 Mark für den Band, d. h. der Bogen kostete etwas über 60 Pf., also soviel wie etwa heute das unbcdruckte Papier. Am 1. April 1014 waren 12 Bände erschienen; der Unterschuß war ver schwunden. Ta ich mir vorgenommen hatte, nichts an der Arbeit zu verdienen, konnte ich nun hoffen, die Zeitschrift immer weiter auszu bauen. Nebenbei hatte ich als »Beiheft« zum Repertorium eine Orchidecnslora von Deutsch-Ncu-Guiuca von vr. Schlechter, 64 Bo gen zu 90 Mark, erscheinen lassen, eine Nebenunternchmung, die natürlich zunächst mit einem gewaltigen Unterschuß abschloß. Da kam der Krieg, und alles brach zusammen wie ein Karten haus. Die Ausländer, die etwa die Hälfte der Zahl der Bezieher ansmachtcn, verschwanden bis auf einige wenige Neutrale; da ich als Führer einer Ersatzkompagnic ziemlich stark beschäftigt war und daher nicht viel für die Sache tun konnte, erschienen auch die einzelnen Num mern der Zeitschrift immer seltener. Der Druckpreis für den Bogen stieg allmählich in die Höhe (jetzt steht er auf weit über 3000 Mk.); die Be- zugsgclder gingen nur sehr langsam ein, und im Jahre 1918 wäre die *) Wir bringen diesen zuerst (etwas kürzer) in der »Schlesischen Zeitung« erschienenen Aufsatz hier zum Abdruck, um zu zeigen, wie ein Mann der Wissenschaft ganz unabhängig zu genau denselben Schlüssen gekommen ist wie der Buchhandel mit seiner Auslandverkaussordnuug. Für letztere unserer Ansicht nach eine schöne Rechtfertigung! Im übrigen sei daran erinnert, daß viele Verleger bei ihren Zeitschriften eben falls längst auf jeden »Uuternehmergcwinn« verzichtet haben nnd mit sehr beträchtlichen Zuschüssen arbeiten. Red. ganze Unternehmung längst zugrunde gegangen, wenn nicht ein Gönner etwa 15 000 Mark in großherziger Werse zur Verfügung gestellt hätte, sodaß die Zeitschrift langsam, aber sicher weiter erscheinen konnte. Da kam als Folge des 9. Novembers das allmähliche Sinken unserer Valuta und dementsprechend das Hcraufgchen des Druckerei- Tarifs. Mit meinen damals etwa 50 Beziehern hätte ich den Preis, der für 30 Bogen nun 30 Mark, also für den Bogen 1 Mark betrug, schon in jener Zeit auf 150 bis 200 Mark heraufsetzen müssen und damit wahrscheinlich den Nest meiner Bezieher verloren; der Bezugs preis beträgt aber auch heute noch nur etwa 90 Mark und vom 31. August ab 150 Dkark. Da kam mir ein glücklicher Gedanke. Ich sagte mir: warum sollen eigentlich die Ausländer, bei denen nebenbei auch alles teurer geworden ist, viel weniger zahlen als früher? Also wurde der Preis festgesetzt auf 30 Mk. — 30 Schilling — 38 Franken — 8 Dollar — 28 skandinavische Kronen usw. Und so ist er auch heute noch nach fast vier Jahren, nur daß ich anstatt »Mark« »Goldmark« schreibe und für das Inland je nach Bedarf Teuerungszuschläge nehme, gegenwärtig also 20Ö-/,, bzw. vom 1. September 400°/o, die aber natürlich auch noch nicht entfernt an die Selbstkosten heranreichen, oder gar an das, was das Ausland zahlen muß; wieviel das ist, möge sich jeder selbst nachrcchnen. Ich will hier nicht auch noch »verstimmend« auf die Ausländer wirken. Aber man kann sich denken, daß bei vielen Beziehern, namentlich bei Neutralen und Nordamcrikancrn, die Empö rung über den »Wucher« nicht gering war. Die Angehörigen der Entente waren darin viel vernünftiger und erkannten den Grundsatz: »Wie du mir, so ich dir« auf Grund ihrer eigenen »Mentalität« viel gerechter an. Abbestellt haben jedenfalls nur ganz wenige, wohl aber bekam ich eine Reihe teils schmerzlich bedauernder, teils ungemütlich grober Briefe, in denen man mir klar zu machen versuchte, daß ich durch eine derartige Preispolitik das Deutschtum nicht beliebter machen würde. Besonders kamen solche Briefe aus Schweden, Holland und der Schiveiz. Den Schweizern machte ich klar, daß es ihnen freistünde, jederzeit in Schweizer Milch oder in Schweizer Schokolade zu zahlen, denn diese Gegenstände seien ja, wenigstens in der Schweiz, ebensowenig bedeutend im Preise gestiegen wie mein Repertorium. Wenn dann mit Bedauern erklärt wurde: »Das ist nun mal leider so!«, konnte ich mit Recht dasselbe erwidern. Im übrigen erkläre ich mich zum Entgegen kommen bei wirklichen Notlagen gern bereit, wie ja die staatlichen Institute Deutsch-Österreichs auch heute noch nur 30 Papiermark zahlen ohne jeden Teuerungszuschlag! Unterdessen ist die Zahl der Abonnenten wieder auf etwa 130 ge stiegen, von denen fast ein Drittel Ausländer sind; cs fehlen also nur noch 00 zu der früheren Anzahl. Alle zwei bis drei Wochen meldet sich ein Nachkäufer aus dem Auslande. Leute, die ich nicht kenne — und ich kenne so ziemlich alle Interessenten —, bekommen nichts. Sorti- meutcr müssen ihre Bezieher angeben und schriftlich die chrenwörtliche Versicherung abgeben, daß die Zeitschrift nicht ins Ausland verschoben wird; in zweifelhaften Fällen bekommen sie eben auch nichts. Im übrigen liefere ich meist direkt. Ich glaube nicht, daß die Zahl der vcr- schobcncn Exemplare sehr groß ist. Andauernde Versuche der Aus länder, »hintenherum« etwas zu erreichen, führen zu nichts, sondern bereiten mir stets das größte Vergnügen. Der Gerechtigkeit halber sei übrigens erwähnt, daß cs eine Reihe von Ausländern gibt, die mein Verfahren für ganz selbstverständlich halten, ja, die sogar Geld senden. So konnte ich infolge einer Spende aus Nordamerika drei Beihefte ganz umsonst drucken und brauchte nur das Papier zu bezahlen. Be zieher des Repertoriums aus dem Auslande mit hoher Valuta be kommen überdies als »Valutarabatt« bald das eine, bald das andere der »Beihefte« unbcrcchnet, was dann meist dazu veranlaßt, nun auch die »Beihefte« zu abonnieren. Was ist nun die Folge dieser »Preispolitik«? Ich habe bisher 18 Bände des Repertoriums und 12 Beihefte erscheinen lassen können und kann unbesorgt die immer mehr anwachscnde Zahl der Manuskripte aus aller Herren Ländern weiter drucken lassen. Das zwölfte Beiheft von dem Breslauer vr. Limpricht »Botanische Reisen in den Hoch gebirgen Chinas und Ost-Tibets« ist 32 Bogen stark mit 9 Karten und 30 Abbildungen auf Tafeln; die Herstellung kostete 136 000 Mark, wovon 20 000 Mark durch Zuschüsse einer Behörde und des »Verbandes für den Fernen Osten« gedeckt sind. Der Preis ist 50 Goldmark, was immer noch etwas weniger ist, als ich hätte vor dem Kriege nehmen müssen, also gleich 12X- Dollar, 60 Franken ober 50 Schilling, für das Inland zunächst noch 300°/» Aufschlag, also 200 Mark in Papier, ein lächerlicher Preis, da mich der Band bei einer Auslage von 1000 Stück selbst 136 Mark kostet. Leider ist der von mir cingeschlagene Weg für Verlagsbuchhand lungen nur schwer gangbar, da für sie eine solche Preispolitik nach der Valuta vom 1. August 1914 schwer durchzuführen ist. Sie müssen daher die Jnlandpreisc sehr viel höher nnsetzen. Auch fehlt ihnen die Beweglich- 127k
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