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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1922
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- 1922-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1922
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Redaktioneller Teil. ld!° 128, 3. Juni 1922. Konz rnbtldunq tm Buchgewerbe. Die Not der Zeit drängt so manche Fragen auf, die bei nor maler, friedlicher Fortentwicklung der wirtschaftlichen Verhält nisse niemals aufgetaucht wären, deren Beantwortung aber durch das unaufhaltsame Fortschreiten der Inflation und deren Wirt- schaftliche Folgen akut geworden ist. Reben dem Sozialisierungs- gedanken, der sich allerdings bereits überlebt hat, ist es das Pro blem der Erhöhung der Produktionsfähigkeit und vor allem der Erzielung größter Wirtschaftlichkeit unserer Produktion, womit Berufene und Unberufene mit mehr oder weniger Geschick und Verstand sich teils theoretisch, teils praktisch beschäftigen. Das treibende Moment ist überall dasselbe: unserer darniederliegen- den Wirtschaft aufzuhelfen, damit die schaffende Menschheit sich wieder Wohl und glücklich fühlen möge. Solange freilich unter dem sogenannten Friedensvertrag von Versailles zum Himmel schreiendes Unrecht als Recht gilt und das deutsche Volk samt seiner Arbeiterschaft dieses Sklavenjoch nicht abzuschütteln ver mag, weil die übrige Welt gleichgültig und achselzuckend solche Rechtsbeugung mit ansiehl, solange muß leider alles Flickwerk bleiben und dient höchstens dazu, den Auflösungsprozeß hinaus zuschieben. Aber das kann uns nicht hindern, schon jetzt Mittel und Wege zu suchen, unsere Wirtschaft neu aufzubauen, — lebt doch in uns allen die Gewißheit, daß über kurz oder lang doch das Recht siegen muß und die Sklavenketten jenes schmachvollen Vertrages zerbrechen werden an den Lebensnotwendigkeiten der gesamten Weltwirtschaft. Die logische Fortentwicklung unserer Wirtschaftsweise, vom Kleinmeister angesangen über den Klein- zum Großbetrieb, führt auf die »Konzernbildung«. Diese darf ja nicht verwechselt werden mit Trustbildung, die ihrerseits durch Zusammenfassung mög lichst gleicher Wirtschaftszweige lediglich die Bekämpfung der Konkurrenz und diktatorische Festlegung bestimmter Preise zum Ziele hat, Konzernbildung bedeutet vielmehr die wirtschaftliche Entwicklung sowohl in vertikaler wie in horizontaler Richtung, d. h. von der Rohstoffgewinnung an bis zum Ferttgerzeugnis die Zusammenfassung aller in diesen Kreis gehörigen produk tiven, bisher einzeln dastehenden Wirtschaftszweige. Bisher war es in der Hauptsache die Schwerindustrie, welche — z. B. schon in der Zeit vor dem Kriege — diesen Weg beschritten hat, und zwar nicht nur unter dem Zwang der Ver hältnisse, sondern im Hinblick auf selbstgesteckte Ziele. Andere Wirtschaftszweige sind gefolgt, zum Teil freiwillig, zum Teil unter dem Drucke der wirtschaftlichen Verhältnisse, die in man chen Fällen einen Zusammenschluß dringend erheischen. Auch im graphischen Gewerbe traten in letzter Zeit Bestre bungen zur Konzernbildung deutlich hervor, und es ist unver- kennbar, daß dabei in erster Linie eine gewisse wirtschaftliche Notlage die treibende Kraft ist. Das Buchgewerbe geht mit Rie senschritten einer Krise entgegen, und die Frage wird brennend, ob eine sich in gesunden Bahnen bewegende Konzeinbildung nicht dazu angetan wäre, die Bllcherhcrstellung tatsächlich zu verbil ligen. Wenn man bedenkt, wie viele unproduktive Kräfte mit Zwischengewinnen in der Bücherherstellung ihr mehr oder weni ger bequemes Dasein fristen; wenn man weiter bedenkt, wie viele produktive Kräfte in unwirtschaftlicher Weise oft dem gleichen Zwecke dienen, so kann man sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß eine Zusammenfassung aller produktiven Kräfte und deren Konzentration auf das Endprodukt nicht nur die Einsparung einer Menge Energie, sondern auch die Erhaltung in ganz er klecklichen Zahlen ausdrückbarer Werte zur Folge haben müßte. Dazu kommt noch, und keineswegs in letzter Linie, wenn auch weniger für die Staatsfinanzen als für die Industrie erwünscht, die Einsparung vieler Millionen an Umsatzsteuer, die in ihrer Gesamtheit ungemein verteuernd auf das Endprodukt wirkt. Der Weg vom Baum zum fertigen Buchdist nämlich ziem lich lang, zumal da, in die verschiedenen Produktionszweige des graphischen Gewerbes cinmündend, noch eine Menge anderer Wirtschaftszweige hinzutritt. Irgendein Holzhändler lebt da von, Wälder zu kaufen, sie abholzen zu lassen und das Holz mit Gewinn an Zellulose- und Holzschliff-Fabriken zu verkaufen. Ist er ein Fachmann, der das Holz für eigene Rechnung schlagen, zersägen und sortieren läßt, so ist seine Tätigkeit nützlich pro duktiv und hat, da sie auch nicht ohne Risiko ist, ohne Zweifel Daseinsberechtigung. Andere indessen leben davon, bereits ge schlagenes und sortiertes Papierholz aufzukaufen und mit erheb lichem Zwischengewinn einfach zu verschieben. Hier handelt es sich um ein höchst überflüssiges Schmarotzerdafein, welches das Rohprodukt nur unnütz zu verteuern geeignet ist. Ähnlich ver hält es sich mit den zur Herstellung von Zellulose, Holzschliff und Papier erforderlichen chemischen Produkten. Auch zwischen Papierfabrik und Verbraucher, d. h. in unserem Falle zwischen den Buchdrucker oder den Verleger schieben sich mindestens einer, vielfach aber mehrere Zwischenhändler ein, die mehr oder weniger Prozente lediglich dadurch verdienen, daß sie die Aufträge der Verbraucher an die von ihnen vertretenen Fabriken weiterleiten. Dieser Zwischenhandel ist gewiß berechtigt, soweit es sich um eine solide, gewissenhafte Vertretung Handel!, um Leute, die, mit fachtechnischem Wissen ausgestattet, in der Lage sind, durch sach gemäße Ratschläge dem Verbraucher in jedem Falle das für seinen besonderen Zweck geeignete Papier zu vermitteln. Wie oft aber kommt es vor, daß Druckpapier als Spekulationsobjekt ! von einer Hand in die andere geschoben wird, bevor es zum Ver braucher gelangt, zumal in Zeiten einer Rohstoffknappheit, wie wir sie soeben wieder zu verzeichnen haben! Das gleiche ge- schielst bei der gesamten Rohstoffbeschaffung der Bücher herstel- ; lenden Industrie, ob es sich um Schriftmetall, ob um Farben, ' Pappe, Heftgaze, Heftzwirn, Leder, Textilien, Klebstoffe oder der gleichen handelt, — überall verdient berechtigter und unberech tigter Zwischenhandel, überall und bei jedem Geschäft steckt der Staat seine Umsatzsteuer ein, die als indirekte Steuer den Ver braucher trifft. Bei unserer gegenwärtigen Wirtschaftsform allerdings können wir des Zwischenhandels noch keinesfalls ent- raten, eine gesunde und langsam fortschreitende Konzernbildung wird einen großen Teil dieser unproduktiven Wirtschaftskräfte ausschalten und überflüssig machen. Ein anderer Umstand, der für die Konzernbildung im Sinne dieser Abhandlung spricht, ist die unerträgliche Abhängigkeit von den Rohstofflieferanten, besonders in Zeiten von Rohstofsknapp- heit, wie wir sie zur Zeit der Rohstosfbewirtschaftung während des Krieges durch das Reich empfunden haben und jetzt wieder, wenn auch in anderer Weise, aufs unangenehmste empfinden. Jeder Geschäfts- und Betriebsleiter von Werken der Fertig industrie, mehr oder weniger auch von Halbfabrikationsbetrieben, kennt diese Schmerzen. Viele Millionen an Werten gingen und gehen fortgesetzt verloren durch Überschreitung oder gar Ver säumnis von Rohstosflieferfristen, sowie durch die schlechte Be schaffenheit der Rohstoffe selbst. Endlich auch vom Standpunkt des Qualitätsgedankens aus wäre der buchgewerbliche Konzern ein Instrument, das Buch in handwerklicher und künstlerischer Hinsicht zur höchsten Vollendung zu bringen. Man denke nur an die vielerlei Faktoren, die einer in jeder Beziehung glücklichen Lösung des handwerklichen und künstleri schen Gedankens auf dem langen Wege der Herstellung des Buches hindernd in den Weg treten, überall hat der Techniker mit Materialschwierigkeiten zu kämpfen, die zum Schaden des Endprodukts nur in den seltensten Fällen alle glücklich über wunden werden. Dies liegt natürlich daran, daß Druckpapiere und Einbandmalerialien gekauft werden müssen, wie sie eben gerade angeboten werden, irgendeine Einflußnahme auf die Art der Herstellung derselben ist ausgeschaltet, und doch wäre es drin gendes Erfordernis, daß alle bei der Herstellung von Büchern in Betracht kommenden Rohstoff- und Materialfabrikanten, ein schließlich des Buchdruckers, in engstem Kontakt mit den Tech nikern des Bucheinbandes ständen, um so ein Druck- und Ein bandmaterial zu erzielen, das in bezug auf materialgerechte Ver arbeitung keinerlei Schwierigkeiten mehr bietet. Könnte ein mit praktischem Wissen auch aus andern Gebieten ausgestatteter Ein bandfachmann schon von der Papier- und sonstigen Rohstoffher stellung an bestimmend Mitwirken, so würden nicht so viele hoch- stehende Geiftesprodukte in fragwürdiger Gestaltung und Ge wandung die Büchereien verunzieren; wie es denn überhaupt sinnlos ist, daß innere und äußere Gestaltung von Büchern viel fach über die Köpfe der Techniker hinweg von Leuten bestimmt
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