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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-03-29
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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67, 29. März 1920. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. B Dtschn. Buchhandel. »Ein Jahrhundert München!« dachte ich, und schon wieder im Bannkreis des täglichen Lebens, fiel mir ein Buch ein, das vor wenigen Wochen unter diesem Titel bei Hanfstaengl heraus kam. Wie sehr hat uns unser« Not alle Begleiterscheinungen fortschreitender Technik und Kultur entzogen, sodatz wir uns um ein gut Stück zurückversetzt sehen zu dem München des 19. Jahrhunderts! Den Optimisten könnte ein Vergleich unserer eisenbahnlosen Zeit mit den gediegenen SHädtebildern, die uns in jenem Buch vor Augen treten, wohl befriedigen, und man fühlt sich den Leutchen recht nahe, die dort im sonntäglichen Frack, umgeben von Kind und Kegel, nach beschaulichem Sonn tagsspaziergang hinter die Tore der friedlichen Vaterstadt zurück kehren. , Den Burgfrieden im Rücken, ward ich schnell inne, was die guten Münchener bei dem Prachtwetter zuhause gehalten hatte, und ich fand, daß ich im grünen Tannenwald den Fasching vergessen hatte. Der kam mir den» im Vorbeigehen an Lokalen mit Tanzmusik und Stimmenschwall schnell genug in Erinnerung. Wer übrigens weiß, wie der rechte Münchener in vollkommener Wahrung alter Sitte Fasching zu feiern versteht, wer etwa an das schöne KUnstlerfest denkt, das am Tage vor her, mit einfachen Mitteln veranstaltet, zu einer füllen Kund gebung bodenständigen Münchener Sinnes wurde, läßt sich durch das Flattern und Flirren in den lichterstrahlenden Kaffeehäusern nicht in dem Glauben irre machen, daß München im Grunde seines Wesens sich gleich geblieben ist. Auch anderorts scheint man das Vertrauen zu München noch nicht verloren zu haben. Die Übersiedlung bedeutender Ver lagsunternehmen in die Jsarstadt spricht eine beredte Sprache. Nachdem sich Kurt Wolfs mit seinen Firmen hier eingerichtet hat, folgt I. F. Bergmann aus Wiesbaden, von Berlin sind Nösl L Cie. gekommen. Dieser Zuzug läßt in Verbindung mit zahl reichen Neugrllndungen (Dreiländerverlag, Musarionverlag, Phoebnsverlag u. a.) Münchens Bedeutung als Buchhändlcr- stodt nicht wenig erstarken. Als Vorschuß auf seine Erwar tungen von Münchens Unverwüstlichkeit im guten Sinne erhält der Ankommende die Gewißheit, hier alles vereinigt zu sehen, was dem Verleger nottut; er findet eine Kllnstlergemeinde von führender Eigenart, zu der er nun in persönlichen Verkehr treten kann, und großartige Sammlungen, Museen und Ausstellungen lassen ihn freudig erkennen, daß München seine Eigenschaft als Kunstmetropole Deutschlands auch durch die Wirren der Zeit nicht verloren hat, ebensowenig wie es den innerhalb seiner Mauern oft ersehnten Charakter einer Großstadt erhalten wird. Der Vorschuß, von dem ich sprach, besteht fernerhin in der Tatsache, daß es sich hier, trotz allem, immer noch am besten und am billigsten leben läßt. Darüber werden indessen nicht die vergessen, denen es nicht so gut geht, und der gesellige Abend, den neulich »Palm«, der Verein jüngerer Buchhändler, veran« staliete, brachte nach reichlichen Darbietungen seitens der Mit glieder selbst, durch eine Auslosung von Gewinngegenständen, die vom Verlag gespendet waren, eine immerhin ansehnliche Summe zugunsten vom Unglück verfolgter Wiener und Erzge birgler. Die außergewöhnliche Milde dieses Winters bedeutet einen wahren Segen für die Stadt; man denke nur an die geradezu haarsträubenden Kohlennöte vergangener Wochen, die auch unserem Buchgewerbe in empfindlicher Weise zugesetzt haben, als die Buchdrucker ihre Maschinen tags nur ganz wenige Stunden laufen lassen durften und den Setzmaschinen das Gas überhaupt fehlte. Dieser Zustand hat denn auch auf das recht zeitige Erscheinen der Wcihnachtsneuigkcitcn äußerst hemmend gewirkt. Nachdem der Demobilmachungskommissar diese Nöte durch seine Vorschriften geschaffen hatte, um größeren Nöten vorzu beugen, wandte, er seine einschneidende Betätigung dem Arbeits markte zu. Man greift sich oft an den Kopf, wenn man sieht, welche erschreckenden Härten für Unternehmer und Mitarbeiter da entstehen . . . Trotz aller Müh und Not erschien zu Weihnachten der »Deutsche Bücher-Almanach«, mit dem der Münchener Buch händler-Verein eine ständig wiederkehrende Erscheinung geschaf fen hat. Wenn man auch hin und wieder vor der Zeichnung auf dem Umschlag und ihrer farbigen Vergrößerung im Werbe plakat wie vor einem bedenklichen Auswuchs der Moderne ge stutzt hat — dem guten Willen konnte und wollte dies ja keinen Abbruch tun. « Weniger einig war man in der Durchführung des auf 29"/» erhöhten Teucrungszuschlags — weiß Gott nicht etwa, daß man sich über sein« Notwendigkeit im unklaren wäre: in Fachkreisen ist diese voll erkannt, ganz und gar nicht aber, und das ist das Übel, will sich das Bayerische Kricgswucheramt belehren lassen, das schon beim Erheben des 197«igcu Teuerungszuschlags, bis lang freilich ohne Erfolg, ein bestimmtes Veto eingelegt hat. Butter- und Käsehändler, Bäcker und Milchleule haben eben wieder einen Teuerungszuschlag von durchschnittlich 697° einge- fllhrt, Post- und Eisenbahnen neuerdings einen solchen von l997«; wenn der unmündige Untertan dort so vielmichr zahlen mutz, geht es nimmer an, daß man ihm noch für Bücher wenn auch nur 19°,» mehr qbberlangt. So spricht die — Behörde. Und Denken ist nicht jedermanns Sache. Des freut sich niemand mehr als der Papierschieber, der jetzt endlich die Zeit für genügend rentable Betätigung gekommen sieht und in einem Tag mehr Gewinn einsteckt, als der Sortimenter in einem Monat — einschließlich der strittigen 197° —, den günstigsten Fall ge rechnet, verdienen kann. Ein Vorschlag sei hier auch gemacht, um dem erhöhten Teue rungszuschlag aus dem Wege zu gehen und das damit ange- strcbte Ziel doch zu erreichen, ohne ab?r mit dem Kriegswuchcr- amt in Konflikt zu kommen: Der Verlag einige sich einschließ lich des wissenschaftlichen Verlags auf einen in der Hauptsache gleichheitlichen Rabatt , von 35—497» einschließlich der Frei exemplare; der wissenschaftliche Verlag setze Ladenpreise fest, die ihm erlauben, diesen Rabatt zu geben, dann kann man jeden Teuerungszuschlag fallen lassen und dem Sortimenter doch ge nügend zu verdienen geben. 25. Februar 1929. Xadä. Die Liebesgabe im Wandel der Heilen. Es ist immer eine eigene Sache gewesen um die Liebes gabe im übertragenen Sinne. Immer trat mehr die Gabe als die Liebe in die Erscheinung. Die Urform der agrarischen Lie besgabe hat wenig innere Verwandtschaft mit der Liebesgaben zigarre, und bei den staatlichen Millionengaben an die Tages presse zur Verbilligung des Papiereinkaufs (rund eine Mark für das Kilo) ist so wenig wie im agrarischen Falle die Liebe im Spiele. Positive Ähnlichkeiten bestehen in der Unsreiwillig- keit der Zuwendung und hinsichtlich des Sieges der unverzagten Anspruchsnachdrücklichkeit im agrarischen wie im Pressefalle. Es wird nicht bestritten, daß das ganze Wirtschaftsleben unter der Papiernot leidet, und cs ist gewiß schlimm, daß die meisten Fachzeitschriften und die gesamte wissenschaftliche Literatur bis herab zu den untersten Lehr- und Lernbüchern infolge uner schwinglicher Papier- und Herstellungskosten zugrundczugehcn drohen, aber eine »Katastrophe« wäre es doch erst, wenn die Tagcspresse ebenso wie der Buch- und Zeitschriften verlag die letzten Konsequenzen tragen und den vollen Papier preis aus eigener Tasche zahlen müßte. Die »Katastrophen strategie« hat, seit die Papierknappheit besteht, eine Rolle, und zwar eine erfolgreiche gespielt. Eine Zcitlang ist sie zurück- getreten, aber seit der am 23. Februar in Weimar abgehal- tencn Versammlung deutscher Zcitungsvcrleger wird wieder mit Hochdruck gearbeitet, wie ein Bericht »Die Krisis der deutsche» Tagespresse« in Nr. 19 des »Zeitungsberlag« vom 5. März erweist. In diesem Bericht heißt es: »Die Reichsregierung hat Mil liarden zur Verfügung gestellt, Um die leibliche Nahrung des deutschen Volkes einigermaßen zu verbilligen; die vergleichs weise geringe Zahl von Millionen darf nicht gespart werden, die ihm auch die geistige Kost seiner Presse sicherstellt«. Wie hier die Tagespresse gewissermaßen als alleinige Vermittlerin der gei stigen Kost hingestellk wird, so wird des weiteren in dem Ar tikel des »Zeitungsverlags« bei Berichten über Versammlungen 28S
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