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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1930
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- Deutsch
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^ 2W, 27. September IS30. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. daß das Verzeichnis kein vollständiges sein. Es handelt sich um Autoren wie etwa Pierre Benoit, Francis Carco, Clement Vautel, Tristan Bernard, Louis Dumur (dieser ein Welschschweizer, welcher zu der kleinen dortigen Gruppe politisch großfranzösischer Observanz ge hört); die meisten andern der Verfasser sind weniger bekannt oder noch völlige Anfänger. Im ganzen werden 45 Werke (darunter zwei große Gesamtausgaben) von 27 Autoren namhaft gemacht. Von diesen werden Übersetzungen genannt: 13 italienische, 13 tschechische, 13 spa nische, 12 englische, 10 holländische, 10 deutsche, 9 polnische, 6 unga rische, 5 dänisch-norwegische, 4 schwedische, 4 rumänische, 3 finnische und 2 portugiesische. Es ist leicht Vorzustellen, was das insgesamt für eine Auflagezisfer bedeutet und was für eine Woge französischen Einflusses im Ausland. Selbstverständlich begnügt man sich aber nicht mit dieser Expan sion, welche auf den Geleisen der Literatur sozusagen von selbst er folgt. Sondern man fördert die Sprach- und Kulturausbreitung noch bewußt und unter Einsatz erheblicher Mittel. So bewilligte erst kürz lich die französische Kammer einen Kredit von mehreren Millionen für die Übersetzung französischer wissenschaftlicher Werke in ausländische Sprachen; zur Begründung wurde in kaum verhüllter Weise auf den deutschen, hier immer noch beachtlichen Wettbewerb hingewiesen, demgegenüber man dem französischen Ver leger zu Hilfe kommen müsse, die bekannte »eiarte« der französischen Wissenschaft ins Licht zu setzen.. Sehr viel weitergreifende Pläne sind in Vorbereitung. Interessant für die Art, in welcher der Franzose vor dem Aus land mit der ganzen Absolutheit seines Nationalbewußtseins auch zu seiner Kulturexpansion steht, ist es, in der führenden Literatur- Wochenschrift »I-.es Xouvelles 1^ i t t e r a i r e s« die Spalte zu verfolgen, in welcher das literarische und theatralische Leben der Welt abgehandelt wird: »?roviuee et Ltran^er«. Diese Zeitschrift folgt keineswegs der Linie eines überhitzten Chauvinis mus, sondern bringt zum Beispiel auch nicht selten verständnisvolle Besprechungen deutscher Literatur, ohne darum natürlich, was in Frankreich selbstverständlich ist, von einer durchaus nationalen Ein stellung abzurücken. Mit großem inneren Anteil werden allwöchent lich die Bemühungen geschildert, im Auslande die Berührung zwi schen französischer und einheimischer Geistigkeit herzustellen und die französische Kultur zu propagieren. Ganz besonders lebhaft geht man neuerdings hiermit in den neuen Oststaaten vor, welche ja im allgemeinen bisher zwangsläufig eher der deutschen Sprache und Kultur zugewandt waren. Die politischen Entwicklungen seit dem Kriege haben hierin einen Umschwung gebracht. Polen ge hört dem französischen Kultureinfluß natürlich von vornherein. Aber auch in der Tschechoslowakei wird lebhaft und mit Erfolg in dieser Richtung gearbeitet, wozu auch die Tschechen selber helfende Hand bieten. Den Kultureinfluß des ringsumgebenden deutschen Sprachgebietes glaubt man hier wohl in den Wind schlagen zu kön nen; eine andere Frage ist die, wie sich die Tschechen, welche kulturell doch zu Mitteleuropa gehören, mit der auch ohne jede nationale Vor eingenommenheit unstreitbar festzustellenden kulturellen Rückständig keit Frankreichs etwa in Theaterwesen, Baukunst und Kunstgewerbe abfinden werden. Immerhin zeigt sich ja zum Beispiel in der Schweiz und Holland, wie der französische Kultureinfluß darunter keines wegs leidet, daß man ihm in diesen Dingen nicht folgt. — Inter essant ist, aus der erwähnten Zeitschrift zu entnehmen, daß man sich auch in den Ostsee-Staaten erhebliche Mühe gibt, in eine bis her kaum bestrittene Domäne deutschen Kultureinflusses einzudrin gen. Ein Bericht aus Riga spricht von Theatergastspielen, von Auf führungen französischer Stücke in lettischen Theatern, von Übersetzun gen französischer Literatur — ferner auch von Übersetzungen lettischer Werke ins Französische, Entsendung von Letten zu Studienzwecken nach Paris, beide auf Staatskosten, kulturelle Verbriiderungsredeu hochgestellter Persönlichkeiten usw.*). Dem ganzen Wesen des fran zösischen Geistes entsprechend handelt es sich dabei natürlich nicht um eine einfühlende Pflege der noch recht rudimentären lettischen Kultur, sondern man bezeugt den Letten, wenn man ihnen etwas Angenehmes und Ermutigendes sagen will, daß sie im Grunde von derselben Art seien wie die Franzosen, auch bereits in Theater und Literatur Ansätze zu französischer Eleganz und Leichtigkeit zeigten, sich allerdings noch sehr in dieser Richtung zu bemühen hätten, wenn sie auf die Dauer zu etwas kommen wollten. L. 6. *) Wir fügen hinzu, daß neuerdings in Riga auch ein franzö sisches Lyzeum eröffnet worden ist, das vorzugsweise von lettischen Kindern besucht wird. Die Schriftltg. 936 Sprachleben und Sprachschätzen. Im Zusammenhang mit der vor einiger Zeit im Börsenblatt geführten Diskussion über gegenwärtige Sprachzu stände (bei der sich in Nr. 75 und 92 die Herren Ehlers, Robert Voigt länder, R. Lutz und L. Deubner beteiligt haben) ist auf zwei Bücher einzugchcn, die, beide vor kurzem in neuer Auflage erschienen, für den Geschäftsgebranch von Verlegern und Sortimentern nützlich sein können. Zuerst das »ableitcnde Wörterbuch der deutschen Sprache« von vr. E. W a s s e r z i e h e r: »Woher?«. Das Buch ist 1918 zum erstenmal erschienen, heute liegt bereits das 62.—70. Tausend vor. (Achte, vermehrte u. verbesserte Ausl., nach dem Tode des Verfassers von Prof. P. Herthum besorgt. Ferd. Tümmlers Verlag, Berlin u. Bonn 1930. 245 S., geb. 7.— NM.) Diese Auflagenziffer ver dankt es dem Umstand, daß es etymologisch und kultur geschichtlich zugleich gehalten ist und ganz im Sinne von Rudolf Hildebrand an der Sprache Volkskunde und deutsche Ge schichte entwickeln will. Deshalb ist das Wörterbuch auch für den noch von Nutzen, der ohne bestimmten Einzelheiten nachzugehen sich einfach einmal mit dem Sinn der täglich gebrauchten Wörter be schäftigen möchte und hier nun auf ihre Geschichte und ihren Ur sprung gebracht wird und zwar auf dem kürzesten, einfachsten Wege. Eine solche Beschäftigung mit dem Wörterbuch, auch wenn sie nicht systematisch betrieben wird, fördert in umgekehrter Richtung den eigenen mündlichen und schriftlichen Ausdruck. — Dem eigentlichen Wörterbuch gehen 60 kurze Artikel voran, in denen zu einzelnen Fragen der Sprachgeschichte, Sprachlehre, Stilistik und der Kultur geschichte das Wortmaterial zusammengetragen ist. Eine Ordnung dieser Artikel nach Sachgebieten wäre der bisherigen alphabetischen Anordnung vorzuziehen! Den Fremdwörtern hat Wasserzieher besondere Aufmerk samkeit geschenkt. Bei jedem ist die Zeit, in der es übernommen wurde, vermerkt; das spielt für den heutigen Gebrauch natürlich eine Nolle. In der Beurteilung des Fremdwortes braucht man sich Wasserzieher allerdings nicht unbedingt anzuschließcn. Er gehört mit zu jenen Sprachreinigern, die leicht einen Schritt zu weit gehen und die man dann mit der Sprache selbst widerlegen muß! So ist z. B. »Hochziel« keineswegs eine »gelungene Ver deutschung« für »Ideal«, wie es S. 51 heißt, ebensowenig »Gegen füßler« für »Antipode« (das eher passende »Gegenspieler« ist nicht angeführt). Solche »Übersetzungen« werden Übersetzungen bleiben und nicht in die wirkliche Sprache eingehen. Eigentlich müßte es von vornherein klar sein, daß Hoch-ziel, ein zusammengesetztes Wort, außerdem ein Wort, das durch »hoch« einen metaphorischen Einschlag bekommt, unmöglich so prägnant sein kann wie es hier, von einem Begriff, gefordert wird. Ein anderer Fehler ist der, daß in be stimmten Fällen ein eingedeutschtes Wort empfohlen wird, wo das fremde und das deutsche Wort bereits in verschiedenen Be deutungen nebeneinander gebraucht werden, über diese Be- dcutungsunterschiede kann nicht hinweggegangen werden! So decken sich »Elemente« und »Anfaugsgründe« nicht, sondern »Elemente« hat natürlich eine weiterreichende Bedeutung. »Rendezvous« ist kein »Treffpunkt«, sondern dieser ist nur der geographische Ort für ein Tressen, zu dem heute übrigens jedermann ganz einfach »Ver abredung« sagt. Das Wort »Rundreise« wird von Reisebüros ge braucht, »Tournee« hingegen bleibt ein Spezialausdruck der Konzert agenturen. Selbst zwischen »empfindsam« und »sentimental« liegen noch Bedcutungsunterschiede, die sich ganz klar festhalten lassen. »Empfindsam« ist heute einmal ein Begriff der Kulturgeschichte (man vergröbert, wenn man das 18. Jahrhundert »sentimental« nennt), zweitens benennt es oder bezeichnet es positiv eben den Zustand, den man mehr negativ »sentimental« nennt. — Gegenüber dem doktrinären Fremdworttilgen muß man die Stellung Goethes zum »Purismus«, wie man das damals nannte, immer wieder in Erinnerung rufen. »Ich verfluche allen negativen Purismus, daß man ein Wort nicht brauchen soll, in welchem eine andere Sprache vieles oder zarteres gefaßt hat.« Statt dessen spricht Goethe vom »asirmativen Purismus«, bei dem gefragt wird, ob, wenn nicht wir, vielleicht »der Nachbar das entscheidende Wort« hat. — Diese Sätze werden immerfort gelten! Das zweite, hier zu erwähnende Buch stammt von vr. Th. Matthias: »Sprachleben und Sprachschäden, ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs« (6., verbesserte u. vermehrte Ausl.; Friedrich Brandstetter, Leipzig, 1930. XII, 479 S. Groß-Oktav, geb. 14.—NM.). Für den eigentlichen Geschäftsgebrauch ist dieses Buch noch mehr zu gebrauchen wie das erste. Es ist eine regelrechte Sprachlehre, die aber zunächst nicht von den Regeln, sondern geschickterweise von den Fehlern ausgeht und die gerade bei einzelnen schwierigen
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