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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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X- 325, 27. September 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. schaden dieser Art außerhalb der Versicherungen gegen Feuers gefahr ständen und luden zur Extra-Versicherung ein. Am 29. September ließ ich durch einen Notar einen Protest aufnehmen und der Gesamtschaden, den ich hatte, wurde auf 3748 ? festgestellt. Obgleich in den Zeitungen stand, daß auch der Präsident der Argentinischen Republik angeordnet hätte, den durch den Pöbel verursachten Schaden wieder gutzumachen, ist mir jedoch bis heute (1930) noch keine Entschädigung gezahlt loorden. Die beiden zertrümmerten Schaufenster ließ ich etwa ein Jahr lang so, wie sie waren, alsdann ließ ich keine Kristall scheiben wie vordem einsetzen, sondern ließ ein starkes Eisen gestell für jedes Schaufenster machen; ein Schaufenster hatte dann 99 und das andere 77 kleine Scheiben. So blieb es bis zum Jahre 1927, wo ich auszog und das Haus verkaufte. 11m die Nachfrage nach Schulbüchern der unteren Klassen zu decken, ließ ich im Jahre 1917 auch einen Nachdruck von Hentschel L Költzsch, Rechensibel, mit den nötigen Abänderungen für hie sige Verhältnisse Herstellen. Es folgte dann ein Nachdruck vom Religionsbuch von Ludwig Wangemann und dann ein Volks liederbuch mit 450 Volksliedern für Schule und Haus. Das Jahr 1917 brachte mir noch eine besondere Überraschung. Ein Schnüff ler hatte herausgefuuden, daß Bücher und Zeitschriften keine Muster wären (ich hatte dieselben immer als karcot Receipt empfangen) und daß die Zollbehörde hätte Spesen berechnen müssen. Für alle mit Hamburger Dampfern in den letzten 10 Jahren empfangenen Sendungen hätte ich den Betrag (in Gold pesos zu Mk. 4.20) nachzuzahlen. Es handelte sich um etwa 300 Sendungen, aus je 1—3 Kisten oder Ballen bestehend, und es kamen die Jahre 1907—1914 in Frage; das Frühere war ver jährt. Für jede Sendung hatte ich je nach Gewicht 3—6 Gold pesos nachzuzahlen. Über jede dieser 300 Sendungen ging mir zu wiederholten Malen je ein Einschreibebrief zu, die dann immer in Partien zu 50—60 Stück eintrafen und zur Zahlung aufforderten. Mein Zollagent, den ich um Rat fragte, riet mir an, nicht zu zahlen, sondern abzuwarten, ob die Behörde tat sächlich zur Eintreibung und Pfändung schreiten würde, da jeder Fall einzeln behandelt werden müßte und das eine ungeheuer liche Arbeit für sie sein würde. Schließlich könnte ich, wenn die Pfändung stattfinden sollte, noch im Augenblick der Pfändung ohne jede Mehrkosten zahlen. Diesen Rat befolgte ich, und ob gleich ich von Zeit zu Zeit aufs Neue mit Einschreibebriefen be glückt wurde, fand eine anderweitige Belästigung nicht statt. Endlich, nach 7 Jahren, im Jahre 1924, stellte sich ein Vertreter der Zollbehörde bei mir vor und ersuchte um Auskunft, warum ich nicht bezahlt hätte. Ich erklärte ihm, daß ich immer alles, was gefordert wurde, bezahlt hätte und nichts schulde; außerdem glaubte ich, daß jetzt alles verjährt sein müsse. Und richtig ergab sich, daß gerade am Tage vorher der letzte Fall verjährt war. Im Jahre 1918, als sämtliche Märchen- und Bilderbücher geräumt waren, ließ ich vier Ausgaben der Grimmschen Märchen sowie neun verschiedene Bilderbücher Hersteilen, sodaß zu Weih nachten 1918 deutsche Bilder- und Märchenbücher die Kinder herzen erfreuen konnten. Dadurch hatte ich Weihnachten 1918 das beste Weihnachtsgeschäft seit meiner Geschäftsgründung. Im November 1918 wurde ich zum ersten Vorsitzenden des Deutschen Kriegervereins in Buenos Aires gewählt. 1919, am 28. Juli, verlor ich meinen 27 Jahre alten Sohn Robert, der nach seiner Lehrzeit seit 1909 in meiner Buchhandlung als erster Gehilfe tätig war, durch den Tod und ich wurde somit meiner besten Hilfe beraubt. Am 18. September 1919 lud ich sämtliche Kollegen der hier ansässigen deutschen Buchhandlungen zu einer Aussprache über gemeinsame Interessen und Preisfestsetzungen ein. Das Proto koll über diese Sitzung besagt das Folgende: »Erschienen waren die Herren Kollegen Karl Balzer, Hans Fändrich, Karl Sey- boldt, Gustav Krause und Reinhard Krause; entschuldigt durch Brief waren die Herren Beutelspacher und vr. Voges von der Firma Gmo. van Woerden L Co., letztere Firma hatte den Herrn Joss Becker in Vertretung gesandt. Herr Kollege Krause erösfnete die Sitzung um 8.45 Uhr, begrüßte die Anwesenden und dankte für ihr Erscheinen. Es wurde Herrn Krause für seine Initiative lebhafter Beifall gespendet und für seine Einladung gedankt, da alle von dem Wunsche beseelt waren, in Einigkeit gemeinsam zu handeln usw.« Dieser Bereinigung traten dann später alle am hiesigen Platze ansässigen deutschen Buchhändler bei. Am 10. Oktober 1919 konnte ich als Vorsitzender die Grün dung der »Freien Vereinigung deutscher Buchhändler Buenos Aires- dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler in Leipzig Mitteilen. Und am gleichen Tage mußte die Vereinigung, die soeben ins Leben getreten war, den folgenden Notschrei an den Börsen verein der Deutschen Buchhändler in Leipzig senden: »Wir waren zuerst der Meinung, daß die deutschen Verleger den Exportzu schlag für alle nach dem Ausland an Privatpersonen abgehende Sendungen in Anrechnung bringen würden, um die Ausland buchhändler zu schützen und sie für die vielen Verluste, die sie während der langen Kriegsjahre hindurch wegen ihrer Nationa lität — Schwarze Liste, Zerstörung ihrer Geschäfte usw. — er leiden mußten, zu entschädigen. Nun ist gerade das Gegenteil der Fall, jetzt soll der Auslandbuchhandel noch von den eigenen Landsleuten erdrosselt werden. Wir wenden uns mit der drin genden Bitte an den Börsenverein, unsere Notlage in Erwägung zu ziehen und Abhilfe zu schaffen, usw.» Anfang März 1920 traf die Antwort ein, die etwa besagte, daß die von uns be fürchteten Gefahren nicht eintrcten würden, daß die Ver kaufsordnung eine Sicherung für den Auslandbuchhandel dar stelle, wie sie selbst vor dem Kriege nicht möglich gewesen sei, und daß der Auslandbuchhandel, der durch die Verkaufsordnung ganz besonders unterstützt und gestützt würde, einen Aufschwung und keinen Niedergang erfahren würde. " (Schluß folgt.) Französische Kultureinflüfse im Ausland. Wir entnehmen diese interessanten, von uns unwesentlich gekürzten Ausführungen der Zeitschrift »Der Ausland- deutsche«, 2. Augustheft 1930, Verlag des Deutschen Aus landinstituts, Stuttgart. Die Schriftltg. Es ist eine bekannte Tatsache, daß der Absatz deutscher Bücher im Auslände gegenüber der Vorkriegszeit ganz erheblich zurückgegangen ist. Die Gründe sind neben noch nicht erloschenen politischen Gegen einstellungen besonders die folgenden: der verhältnismäßig hohe Preis der deutschen Bücher und die verhältnismäßig hohen geistigen Anfor derungen, welche sie stellen. Wir sagen in beiden Fällen »verhältnis mäßig« — denn die englischen Bücher sind zweifellos noch teurer, haben aber die menschenreiche und kaufkräftige englische Welt als Ab satzgebiet; und andererseits erscheint ja zweifellos auch bei uns viel Schund, aber daß im allgemeinen die gedanklichen Ansprüche, welche die deutsche literarische Erzeugung an den Leser stellt, bedeutender sind als anderswo, wird sich im Ernste wohl nicht leugnen lassen. Der Boden, welchen das deutsche Buch im Auslande verloren hat, ist hauptsächlich vom französischen Buche erobert worden. Neben dem verhältnismäßig billigen Preise, welcher auch heute für diese noch immer größtenteils auf holzhaltigem Papier gedruckten und in jeder Weise schlecht ausgestatteten Erzeugnisse angesetzt werden kann, fallen hier besonders innere Eigenschaften ins Gewicht: die angenehme und kultivierte Art, in der der Franzose in seinen Romanen von mensch lichen, gesellschaftlichen und geistigen Dingen zu plaudern weiß, die in Reichweite von jedermann sind. Wir reden hier nicht von dem Schrifttum höherer Ernsthaftigkeit, dessen Vorhandensein in Frank reich ja niemand abstreiten wird, sondern von dem weit hinauf- und hinabreichenden Bezirk des besseren Unterhaltungsromanes, dem Deutschland, oft genug zwischen wirklicher Tiefe und Plattheit geteilt, nicht sehr viel an die Seite zu stellen hat. Diese Bücher werden nicht nur in der Ursprache, deren starke Verbreitung natürlich in den letzten 15 Jahren keineswegs zurllck- gegangen ist, sondern auch in überaus zahlreichen Übersetzungen allerorts gelesen. Einen interessanten Begriff vom Umfang dieser Übersetzungstätigkeit gibt der erste Dritteljahresbericht von 1930 des Verlages Albin Michel in Paris, welcher eben erscheint. Dieser Verlag ist keiner der größten und keiner der kleinsten, ein typischer bedeutender Verlag von besserer Unterhaltungsliteratur. In einem Anhang wird mitgeteilt, welche Übersetzungen ösr Verlagswerke kürz lich erschienen sind oder in Bälde erscheinen werden. Es wird betont, 935
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