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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Kedallwneller Teil. 244, 29. Oktober 1920. Vor drei oder vier Tagen besuchte mich in Dresden aus der Durch, reife ein Student, den der Zufall im Abteil des Eisenbahnwagens mit einem Papierhändler zusammengeführt hatte. Die beiden waren ins Gespräch gekommen und hatten sich über wirtschaftliche Fragen und Absatzgebiete unterhalten. Dabei soll der Papiergrossist geäußert haben, der Umstand, daß die deutsche Valuta wieder einmal zurück- gehe, sei für ihn günstig. Das Ausland beginne jetzt neuerlich zu kaufen; er habe bereits erhebliche Aufträge benachbarter Staaten und auch die erforderlichen Aussuhlbewilligungen in Händen. Doch ich möchte zum Schluß kommen: Sobald, allgemein gesprochen, die Herstcllungsvcrhältnisse ge sündere und erschwinglichere sein werden, ist aus Hebung und Be lebung zu hassen. Hand in Hand damit (denn selbstverständlich kann sich ein Wandel nicht aus das Sondergebiet des Buchhandels allein erstrecken) dürste auch die Valuta steigen und die Auslandverord nung sich selbst — automatisch — mehr und mehr ausschalten. Aber sollen wir darauf warten? Solange wir an den sattsam bekannten Zeiterscheinungen kranken, halte ich für das Verkehrteste und Kurz- sichtigste auf der Welt den Versuch, das Ausland, voran die Ausland- deutschen, auch weiterhin durch ausgezwnngene Gesetze in Mitleiden schaft zu ziehen. Sie leiden schon mit unter der notgedrungen gering wertigeren Ausstattung der Bände. Und sie würden gern ein Mehr entrichten, wenn die gelieferten Werke Dauerhaftigkeit versprächen wie die Urkunden, die wir gestern im Marburger Schlosse zu sehen bekamen. England, Frankreich und andere Staaten überschütten die Welt mit unentgeltlicher oder ganz billiger Propagandaliteratur. Sie suchen allen Völkern der Erde mehr und mehr zu beweisen, warum Deutschland (»nach bußfertigem eigenem Zuständnis«) die alleinige Schuld am Weltkriege trage. Wir aber sind zwar in der Lage, in gehaltvollen Werken und in Flugschriften ein gutes Stück Gegenteil zu beweisen und für unsere Sache zu werben. Jedoch wir liefern diese Werbeschriften nur, wenn der Bezieher 100 oder 200 Prozent Zuschlag dafür zahlt. Soll ich Ihnen noch mehr erzählen? - Borsitzender Herr Walther Jäh (Halle a. S.>: Ich danke Herrn Minden für seine sehr interessanten Ausführungen und bitte nunmehr Herrn Hofrat Or Meiner, das Wort zu nehmen. Herr Hosrat Lr Arthur Meiner (Leipzig): Ich könnte Ihnen mit einem Referat dienen, aber ich glaube, es wird Sie mehr interessieren, nicht die Entwicklungsgeschichte der Valutaordnung zu hören, sondern Erwiderungen aus das, was Herr Minden Ihnen vorgetragen hat. Deshalb will ich ganz frei hier sprechen. Herr Minden hat unter Ihrem Beifall die Valutaordnung angegrissen und ihre Mängel ge kennzeichnet. Ich gebe Ihnen vollkommen recht, die Valutaordnung hat große Mängel gehabt und hat sie auch heute. Es war ein Fehler, sie in Kraft zu setzen, ehe die Organisation fertig war und die Ver bindung mit dem Reich hergestcllt, die Aussuhrkontrolle angeordnet war. Wie sind die Dinge aber gelaufen? Es war vor einem Jahre auf der Verbandsversammlung in Würzburg, daß über die Valuta- vrdnung gesprochen wurde und von der einen Seite gesagt wurde, wir brauchten keine Bestimmungen, wir müßten srci bleiben und das Buch so billig wie möglich hinausgegeben werden. Aus der anderen Seite hieß es: wenn wir die Ware verschleudern, kann sich das auslän dische Sortiment nicht mehr für das deutsche Buch interessieren, es muß eine Bindung eintreten, weil schon damals eine Anzahl Verleger mit Auslandsausschlag lieferten und im Ausland eine große Verwirrung eintrat. Infolge des Kurssturzes sei das Buch im Ausland zu billig geworden, und es müßte verteuert werden, weil der ausländische Sortimenter zu dem geringen Preise, der ihm übrig bleibe, seine Spesen nicht mehr decken könnte. Das vcranlaßtc die Gesellschaft sür Auslandbuchhandel, ihre Mitglieder zu befragen, und es wurde von ihr an den Börsenverein die Bitte gerichtet, Zwangskurse festzusetzen. Diese wurden in einer Sitzung in Berlin beschlossen und nunmehr danach geliefert. Der Börsenverein trat in Verhandlungen mit dem Verlegerverein und dem Sortimentcrverein. Ich bedaure auf das lebhafteste, daß damals die Verhandlungen mit dem Verlegerverein soviel Zeit gekostet haben. Der Berlegerverein hat dem Verlag da durch Millionen Schaden zugefügt, denn es konnte nach dem Ausland geschleudert werden, wie es ganz unverantwortlich war. Nicht nur die Sortimenter haben ihre Lager gefüllt, sondern das Publikum hat 1S12 Dutzende von Exemplaren aus Spekulation gekauft. Diese haben sie den Sortimentern bei Inkraftsetzung der Verkaussordnung sür Aus- landliescrungen mit einem gewissen Aufschlag angcboten. Daß es so weit gekommen ist, ist die Schuld der Verzögerung der Verhand lungen mit dem Berlegerverein. Als die Einigung zustande kanr, mußte erst die Reichsregierung befragt und bewegt werden, das Aus fuhrverbot zu erlassen. Auch darüber verging sehr viel Zeit, und als es kam, kam der Kapp-Putsch, so daß es unmöglich war, die Ausfuhr- organisation rechtzeitig glatt durchzuführen. Diese Umstände haben die Verkaussordnung in Mißkredit gebracht. Es sind Beispiele vor- gcbracht, daß die Verkaussordnung nach mancher Richtung undurch führbar wäre und Mängel hätte. Ich gebe zu daß sic Mängel hat, und wer die Verordnungen nicht mit Liebe und Verständnis liest, wird Fehler bei der Ausführung machen. Daß sie allein Veran lassung ist, den Verkauf nach dem Ausland zu verhindern, ist eine Ver allgemeinerung, die nicht zutrifst. Es ist leider eine Eigentümlichkeit der Deutschen, daß sie verallgemeinern, wenn irgend etwas ihnen nicht angenehm ist. Die Einzelheiten, die Herr Minden vorgetragen hat, will ich nun versuchen zu entkrästen. Ich gebe zu, daß die Verkaussordnung für Auslandlieferungen ein Mißtrauen unter die Buchhändler gebracht hat, das vorher nicht bestand. Das liegt daran, daß die Herren vom Sortiment ihrer Pflicht nicht Nachkommen und den Verlegern nicht melden, was sie ins Ausland verkauft haben. Das ist gewiß manchmal schwer, aber es ist mehr ins Ausland geliesert, als den Verlegern ge- meldet ist. Daß der Verleger darüber erzürnt ist und nunmehr allge mein Mißtrauen gegen den Exporteur hat, dürfen Sie ihm nicht übel nehmen. Während früher der Satz unbestritten war, daß von den Exporlbuchhandlungen die meisten Bücher ins Ausland gingen, muß nach den jetzigen Meldungen festgestellt werden, daß der Exporteur jetzt säst gar keinen Absatz mehr ins Ausland hat. Daß das nicht richtig ist, steht fest, und es muß dem Sortimenter das Gewissen geschärft werden, daß er dem Verleger zusührt, was ihm nach der Ordnung gebührt. — Es ist weiterhin von der Wirkung der Valutaordnung nach außen gesprochen. Wir haben wohl alle die Ausführungen ge lesen, dis in der letzten Zeit in politischen Zeitungen und auch in Fach- blättern stehen. Es ist mir erst heute wieder eine Nummer der Nach richten des Auslandinstitutes vom 1. September zugegangen, in der steht, daß die Verteuerung der Bücher ein Unglück sür Deutschland wäre usw. Es liegt in der menschlichen Natur, daß derjenige, der ge hasst hat, etwas billig zu bekommen, schimpst, wenn er mehr be zahlen muß. Aber wenn der Käufer ausgeklärt wird, warum eine solche Verteuerung notwendig ist, wird er meist zugeben, daß sie un erläßlich ist. Herr Minden hat zugegeben, daß bei entsprechender Bearbeitung des Ausländers er bei dicsem ein Verständnis gesunden hat. Freilich der deutsche Professor, der ins Ausland reist und von seinem ausländischen Kollegen hört, daß dieser höhere Preise be zahlen muß als die Inländer, fühlt sofort nicht mehr deutsch und hält solche Maßnahmen als Bewucherung. Wir können es verstehen, daß ein Auslanddeutscher über die erhöhten Preise verstimmt ist, wir können es aber nicht verstehen, daß ein Jnlanddeutscher, der für einige Wochen ins Ausland reist, durch die Meinung des Auslandes sich von seinen deutschen Gefühlen sosort abbringen läßt. — Es ist gesagt worden, der Umsatz wäre größer geworden, wenn ohne Zu schlag geliefert worden wäre. Aber das war ja gerade die Absicht, warum die Ordnung eingesührt ist. Es waren ja nicht mehr so -viele Bücher da, um ins Ausland abgesetzt zu werden. Ohne die Verkauss ordnung wären wohl viel größere Quantitäten ins Ausland gegangen, aber sür Deutschland wäre nichts mehr übriggeblieben. Tie Neu produktion hätte zwar die Lücke schließen können, aber die Preise be tragen ein Mehrfaches von damals. , 8 tz ' W ist ferner gesagt worden, die Auslandvcrkaussordnung stelle eine Zwangswirtschaft dar. Das ist richtig. Zwangswirtschaft ist unerfreulich. Ich bin selbst kein Freund davon. Sie war aber im Kriege notwendig. Die Zwangswirtschaft muß natürlich wieder ab gebaut werden. Ist aber die Zeit, die Zwangswirtschaft sofort zu beseitigen, schon gekommen? Ich glaube, man kann mit ihrer so fortigen Aufhebung mehr Unheil anrichten, als sie angerichtet hat. Man muß fragen: was ist das kleinere Übel? Ich bin der größte Gegner, die Zwangswirtschaft für alle Ewigkeit sestzuhalten, aber ich halte die Zeit der Aufhebung heute noch nicht für gekommen, die Aushebung würde uns mehr schaden als nützen.
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