Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19201029
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192010293
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19201029
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-10
- Tag1920-10-29
- Monat1920-10
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. X- 244, 29. Oktober 1920. inncrn könne. Unterm 20. Juli wurde mir alsdann geantwortet, daß ein abermaliger Umlaus besseren Erfolg gezeitigt habe. Ein Aus lieferer habe sich besonnen, daß am 11. und am 19. Mai je 100 Stück an die und die Firma abgegeben worden seien. Also schrieb ich an die betreffende Firma, die sich muckschenmäuschenstill verhalten hatte, teilte ihr unterm 23. Juli mit, daß sie am 11. Mai 100 broschierte und am 19. Mai 100 gebundene Bände des und des Werkes bezogen habe, daß die Exemplare laut mir zugegangener Originalbestätigung in der und der ausländischen Stadt eingetrofsen seien und daß ich dringend darum ersuchen müsse, mir nunmehr den entsallenden Zuschlag zu entrichten. Am 26. Juli erwiderte der Inhaber des Geschäfts, er käme eben von der Urlaubsreise zurück. Nur dadurch sei die Angelegen- heit in Rückstand geraten, sie werde sosort erledigt werden. Zwei Tage später begründete er ausführlich, warum ich den bctrefscnden Zuschlag doch noch ermäßigen solle, und als ich daraufhin kurzerhand ein telegraphisches Ultimatum stellte, kam endlich postwendend ein Scheck in Höhe von 1428.S0 Mark. Ich enthalte mich jedes Kommentars und jeder Ergänzung durch weitere Beispiele. Der Wahlspruch meines Hauses, seit es vor vierzig Jahren von meinem Vater gegründet wurde, lautet: »Klar und wahr!« Sie können sich, verehrte Anwesende, somit vorstcllcn, welche Ge fühle es in mir auslösen muß, wenn ich gezwungen bin, alten Ge schäftsfreunden manchmal mit Mißtrauen gegenüberzutreten. Viele Kreuzbänder und Postpakete haben meine Expedition verlassen, ohne daß ich Zweifel hinsichtlich der beabsichtigten Verwendung losge- wordcn wäre. Eine Rückfrage hätte vermutlich zu nichts geführt und wahrscheinlich überdies, wie es im Leben nun einmal ist, gerade den Unrichtigen getroffen. Es ist eine schiefe Ebene, auf der wir uns be- sinken. Der Weg geht bergein — und rechts und links vom Wege Winken lgleich den reifen Früchten von Obstbäumenj allerhand Ver lockungen, die magnetische Kraft ausüben, um dann desto schneller und nachdrücklicher dem Abgrunde entgegenzusühren. So schmerzlich das eben Angedeutete auch berühren mag: es spielt immerhin eine untergeordnete Rolle. Was im eigenen Hause vorgeht, können wir wenigstens unter uns abmachen. Viel gefähr licher ist die Wirkung nach außen, die von Monat zu Monat weitere Kreise gezogen hat. Und vergessen Sie, bitte, nicht, daß unser ganzes Unterfangen um so grotesker wirken muß, je weiter der Beobachter vom Schauplatz entfernt wohnt. Es will mir fast als ein gutes Vorzeichen erscheinen, daß wir gestern aus unseren Plätzen ein Blatt mit der Überschrist: »Institut für Deutschtum im Ausland an der Universität Marburg« versanden. Möge die alte Lahnstadt der Boden für das rechte Verstehen und Ver ständnis sein, im Sinne unzähliger Auslanddeutscher. Hören Sie nur einige Sätze eines Briefes aus Mexiko an. Darin heißt es: -Ihre Valutaordnung ist das tollste Gebilde binnenländischen Schematis mus. Weil es für Deutschland nicht gut ist, Butter und Gebrauchs- Gegenstände, die es selbst nötig hat, auszuführcn, meint man, daß da.-selbe auch sür Bücher zuträfe. Bei Büchern aber liegt die Sache ganz anders. Der wesentliche Inhalt eines Buches ist der Geist und das Wissen, das der Verfasser hincingelegt hat. Dieser Geist unserer Gelehrten und Schriftsteller ist ein unerschöpflicher Born. Ein Aus verkauf Deutschlands in dieser Hinsicht kann niemals eintreten.» Gewiß liegt in diesen stolzen, schlichten und wohlgemeinten Zeilen ein gewisses Verkennen. Aber eine Verordnung, die so umständlich ist, daß sie an ihrer Verzwicktheit und Weitschweifigkeit fast zu ersticken drohte und daß sie einer Totgeburt verfl.... ähnelte, kann doch unmöglich von aller Welt auch nur begriffen werden. Und vom Auslandsortimenter dürfen wir nicht verlangen, daß er sich in alle diese hochwissenschaftlich ausgeklügelten Paragraphen mit so viel Lust und Liebe vertieft, daß sie sein geistiges Eigentum werden. Gar mancher betrachtet den Mantel des Gesetzes schlechthin als Mantel der Verhüllung und sagt sich: der deutsche Buchhandel ist in die Reihen der Schieber und Wucherer eingetrcten; er legt mehr Wert auf ein- maligen Schein- oder Riesengewinn, als auf dauerndes festgegründetes Zusammenarbeiten. Wir aber weisen diese Borwürfe durch lang atmige Reden und endlose Korrespondenzen zurück, die im Grunde genommen sehr selten ihren Zweck ersüllen. Im übrigen gucken wir sein säuberlich zu, ducken uns unter die Vorschriften der Valuta ordnung und spielen die Rolle des »Hans im Glück«. Unter den Bedenken, die vor Einführung der Verordnung geltend gemacht wurden, hieß es: die vorgeschlagenen Maßnahmen seien un- 1308 durchsührbar (Umgehungen, Unterbietungen, Schleichhandel, Schädi gung des ordnungsmäßigen Händlers im In- und Auslande). Wer wagt zu behaupten, daß diese Befürchtungen nicht voll eingetrofsen sind, ja erheblich Übertrossen wurden? Selbst ein stark beschäftigter Berliner Modearzt wird kaum soviel Rezepte schreiben, wie zwischen deutschen und außerdeutschen Firmen betreffs Umgehung der Aus landverordnung ausgetauscht worden sind. Auch mir selbst wurden verschiedentlich Winke gegeben, deren Durchführbarkeit Wohl ein. leuchtete, die ich aber gleichwohl dorthin ablegte, wohin sie nach meinem Empfinden allein gehören, nämlich in den Papierkorb. Hier berühren sich die moralische und die praktische Seite. Die Auslandverordnung erzieht zur Unmoral und ist zugleich praktisch undurchführbar. Bereits der Grund, aus dem sie erwuchs, ist nicht sest gefügt. Sollte sie nun wirklich schon einmal cingcsührt werden, so hätte das erstens mindestens einige Monate srüher der Fall sein müssen. Zweitens wäre es unbedingt erforderlich gewesen, daß das gesetzliche Ausfuhrverbot nicht zwei Monate später, sondern gleich zeitig mit der Verordnung in Kraft trat, drittens war es ein un geheurer Fehler, über die beabsichtigten Maßnahmen schon im vor hinein soviel Aufhebens zu machen und davon in alle Welt hinaus zuposaunen. Wir ermunterten gewissermaßen alle Auslandsirmen: »Stopft euch eure Lager recht voll. Wenn auf einem Regal noch Platz ist, so schiebt die Bücher zusammen, und schasst Raum sür neue Bände. Bestellt aus Deutschland, soviel ihr könnt. Ihr kriegt die Bücher heute noch sür einen Pappenstiel, aber in vier oder sechs Wochen <viclleicht auch schon früher!!!) müßt ihr das Vielsache zahlen.« Etwa wie ein Jahrmarktverkäufer am letzten Tage ausrust: »Kaust, Leute, kaust, so billige Gelegenheit kriegt ihr nie wieder, und morgen bin ich nicht mehr hier!« Nun, nachdem das Ausland sich auf lange hinaus vollgehamstert hatte, traten wir aus den Plan und diktierten: »Ihr bekommt Bücher aus Deutschland nur noch, wenn ihr sounlso viel mehr dafür entrichtet.« Man spricht in Deutschland jetzt allgemein Vo7i einem Käufer streik, der in verhältnismäßiger Geschlossenheit durchgesührt wird, um eine Gesundung des Wirtschaftslebens und einen Preisabbau, wenn möglich, herbeizuführen. Trotzdem viel Schuldlose darunter leiden, liegt in dem Gedanken mancherlei Beachtens- und Befolgenswertes. Deshalb schließen sich weite Kreise, die noch leidlich kauskräjtig sind, an, sich dadurch dies oder jenes ruhig entgehen lassend. Einen ähn lichen Käuferstreik führte und sührt uns gegenüber der Auslandbuch handel durch. Und er kann es um so leichter, als er einerseits mit deutschen Büchern überreichlich vorversorgt war und andererseits zu erheblichem Teile Gelegenheit findet, Neuerscheinungen und sonst be nötigte Bände aus Umgchungswegen zuschlagfrei zu erhalten. Unter den Gründen, die sür die Valutaordnung geltend gemacht wurden, befand sich des weiteren ein Hinweis auf die Notwendigkeit, ausländische Zahlungsmittel zu beschaffen. Nun, ich glaube, wenn wir ungefähr in alter Weise weitergelicsert hätten, wäre bedeutend mehr fremdes Geld nach Deutschland geflossen, als es in Rückwirkung des Ausfuhrverbotes tatsächlich der Fall war. (Man hätte denn durch weg unbedrucktes Papier zu hohem Preise exportieren müssen. Eine Lösung, die buchhändlcrisch Wohl überhaupt unerörtert gelassen werden kann.) Einschränkend und richtig wurde seinerzeit hinzugefügt: »Gewiß sällt die Ziffer unseres Bücherexports sür unsere Zahlungs bilanz nicht sonderlich ins Gewicht.« Das allgemeine Interesse des Staatsganzen geht zweifellos über Nutz und Frommen des einzelnen. Aber warum mußte sich der Buchhandel eine Zwangsjacke anlegen, wenn das möglicherweise zu erzielende Ergebnis auch in günstigem Falle nicht sonderlich ins Gewicht sollen konnte? lind um eine Zwangs jacke handelt es sich doch, wenn wir ehrlich sind. Wir rusen in alle Welt hinaus, daß wir zwar Sklaven der Entente, im übrigen, dank unserer Verfassung, aber das freieste Volk der Erde seien. Indes: trotzdem wir uns, übertriebenermaßen, als Frönlinge des Auslandes hinstellen, schickte sich der Buchhandel an, diesem Ge setze vorzuschreiben. Und wiewohl wir uns, andererseits, der größten Erdenfreiheit rühmen, dürfen wir kein Postpaket nach jenseits der Grenzen ohne weiteres aus den Weg bringen, dürfen wir dies und jenes und drittes nicht. Alles ist weitläufig und verkehrerschwerend umständlicher fast als zu manchen Zeiten des Krieges. Wir werden bevormundet, müssen es als besondere Gunst betrachten, daß wir Erlaubnis haben, ein Rezensionsexemplar ungestempelt und abgabe- frei hinauszusenden, und will ich ein Stück eines von mir selbst ver
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder