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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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durch die Kantateversammlung erlassen worden, aber selbständig hat sich über diese Notstandsorduung eine größere Anzahl von Kreis vereinen hinweggesetzt und sich gesagt: ob der Börsenverein ein verstanden ist oder nicht, ist uns gleichgültig, wir können nicht mehr mit 10 Prozent Teuerungszuschlag auskommen und müssen höhere Ausschläge haben. Das ist der Ausgangspunkt der Krisis, denn mit demselben Recht, mit welchem das Sortiment 1919 erklärt hat: wir machen, was wir wollen, wir achten die Notstandsordnung nicht mehr, sagt heute der Verlegerverein: Börsenverein, bestimme, was du willst, wir machen, was wir wollen. Wenn wir objektiv die Dinge zu beurteilen versuchen, müssen wir auch an unser eigenes Herz mit schlagen und sagen, daß wir nicht schuldlos sind. Halten wir uns die Entwicklung der Angelegenheit klar vor Augen, so ist in den Aus führungen meiner Herren Vorredner bereits klipp und klar zum Aus- druck gebracht, daß es nicht die 10 oder 20 Prozent der Notstands ordnung sind, die den Verlag zu seiner Stellungnahme veranlaßten, sondern die Grundlage unserer Satzungen, die angegriffen und ver ändert werden soll, ob mit Recht oder Unrecht, werde ich nachher er örtern. Aber ich halte es doch für notwendig, vorher noch folgendes zu sagen. Wir haben ganz klar heute ohne jede Einschränkung von seiten des Vertreters des Sortiments, der Gilde, die Erklärung erhalten, daß das Sortiment nicht gewillt sei, die neue Notstandsordnung, die am 17. Juli erlassen ist, zu halten. Der Herr Vertreter der Gilde hat erklärt: wir sind nicht in der Lage, die Notstandsordnung durch- zusühren, und werden infolgedessen auch die Notstandsordnung nicht halten. Was tut der Verlag anderes? Er erklärt, er könne die Not standsordnung nicht durchführen, und wir wissen, daß er nicht gewillt ist, eine andere Notstandsordnung zu akzeptieren und für sich ver- kindlich zu machen. Es ist keine Frage, daß damit selbstverständlich an die Grundlagen unserer Satzungen die Axt gelegt ist, denn es ist von beiden Seiten die Gefolgschaft dem Börsenverein versagt. Ich möchte nur mit wenigen Worten Ihnen schildern, was für Verhält nisse cintreten und bereits eingetreten sind. Wenn wir nicht selbst die Kraft und Macht besitzen, die Tinge so zu regeln, wie es in unserem Interesse richtig erscheint, so werden andere Stellen, die die Macht dazu besitzen, nunmehr durch ihr Eingreifen Ordnung in den Buch handel wieder hercinzubringen versuchen. Ich bedauere es außer ordentlich, daß der Verlegcrvcrein den ersten Schritt in die Öffent lichkeit getan hat und diese in einer Weise angeblich aufzuklären ver sucht hat, die jedenfalls aus seiten der Öffentlichkeit zu falschen Schlüssen geführt hat. Ich bedauere es tief, daß der Berlegervereins- vorstand sich an das Reichswirtschastsministerium gewandt hat mit dem Ersuchen, den Börsenverein anzuweisen, die Verkaufsordnung für Auslandlieserungen seinen Wünschen entsprechend abzuändcrn. Wir müssen klaren Auges die Dinge ansehen und versuchen, die letzten Konsequenzen aus den Vorgängen zu ziehen. Für mich ist es klar, daß, wenn wir selbst nicht eine Regelung ermöglichen, andere Stellen dies tun werden. Es ist im gesamten Wirtschaftsleben seither zu beobachten gewesen, daß da, wo nicht die einzelnen Gruppen eines Gewerbes sich zu einigen verstanden, das Reichswirtschastsministerium die Regelung zu übernehmen für sich in Anspruch genommen hat. Es wird auch hierbei uns nicht anders werden. Das Reichswirtschasts ministerium wird eben versuchen, zwischen Verlag und Sortiment auszugleichen. Als am Sonntag nach unseren Verhandlungen in Leipzig in der Rassischen Zeitung der Artikel des Verlcgervereins erschien, wurde mir bereits am Montag im Reichswirtschaftsmini sterium erklärt: -Gleichen Sie aus; bislang wird der Börsenverein als Spitzenvertretung angesehen, aber sehen Sie zu, allein fertig zu werden.« Wenn es uns nicht gelingen kann, in unseren Angelegen- Heiken selbst zu einer Einigung zu kommen, werden die Angestellten, die schon mehrfach den Versuch gemacht haben, mitzuredcn, hinzu gezogen werden. Es kommen die Autoren, die auch heute bereits Schritte im Reichswirtschastsministerium getan haben, um in Wirt- schastsfragen, dis den Buchhandel betreffen, mit gehört zu werden. Es kommen auch noch die Akademiker, die Hochschullehrer mit an den Verhandlungstisch. Bei dem großen Interesse, das für die Fragen des Buchhandels vorhanden ist, ist es dem Wirtschaftsnnnistcrium nicht möglich, die Kreise, die sich an den Verhandlungstisch gesetzt sehen wollen, zurückzuhalten. Wohin kommen wir, wenn wir unsere eigenen Interessen vor weiteren Kreisen behandeln müssen! Aber Sie müssen gerecht sein, das, was Sie dem Verlage vorweifen, die Satzungen und Ordnungen des Bürsenvcrcins nicht zu halten, haben 1280 Sie getan im Juni und Juli 1919, und cs ist auch heute wieder er klärt worden von dem Herrn Vertreter der Gilde, der gesagt hat: wir richten uns nicht nach der Notstandsordnung. Ich glaube, ich ge- nicße das Vertrauen der Kollegen, daß ich dem Sortiment nicht irgendetwas anhänge, was nicht der Fall ist. Seit mehr als zwanzig Jahren ist es mein Bestreben, dem Sortiment zu helfen und ihm die Existenzsähigkeit und Möglichkeit zu schassen, weil ich erkannt habe, daß nur ein lebenssähiges Sortiment auch für den Verlag nutzbringend arbeiten kann. Wenn wir uns nun hier an unsere eigene Brust ge schlagen und uns darüber Klarheit verschasft haben, daß auch uns ein wesentlicher Teil der Schuld an der jetzigen Misere trifft, so können wir uns doch nicht verhehlen, daß, wenn wir eine Besserung herbei- sühren wollen, wir den Versuch machen müssen, das Grundübel, das uns in diese Krisis geführt hat, zu beseitigen. Mit Überkleisterung kommen wir heute nicht mehr weiter, dazu sind die Dinge viel zu weit gediehen und sind in viel zu weite Kreise gekommen. Sie haben uns derartig an die Nerven gefaßt, daß wir uns sagen müssen: mit einfachen Ausgleichsbeschlüssen, Majoritätsbeschlüssen usw. kommen wir nicht weiter. Die Furcht, die der Verlag heute hat, auf Grund der heutigen Satzungen überstimmt zu werden, die Furcht, die er haben muß, daß ihm seine Lebensbedingungen unter Umständen durch einen Majoritätsbeschluß, in welchem das Sortiment den Aus schlag gibt, genommen werden, ist berechtigt. Wir müssen diesen Dingen nachgehen und können nicht achtlos daran vorübergehen, denn sonst überkleistern wir heute den Riß, um in vier Wochen vor einem weit größeren zu stehen. Versuchen wir, uns darüber klar zu werden, in welcher Weise es möglich ist, den Grundpfeiler, auf welchem der Börsenverein aufgebaut ist, zu verstärken und neu zu verankern. Darüber ist sür mich kein Zweifel, daß, wenn der Börsenverein nicht bestände, er jetzt geschaffen werden müßte. Tie Arbeitsgemeinschaft ist nicht allein ein Schlagwort, sondern eine unbedingte Notwendigkeit, um in unserem Berufe zwischen Verlag und Sortiment die Ausgleiche zu schassen. Wir haben sie seit fast einem Jahrhundert im Börsen verein, und diese Arbeitsgemeinschaft darf nicht zertrümmert werden, sondern muß erhalten werden und wird erhalten werden können, wenn für die gegenseitigen Interessen ein Verständnis vorhanden ist, wenn der Sortimenter in der Lage ist, sich in die Lebensfragen des Verlages hineinzudenken, und umgekehrt. Unsere Satzungen, wie wir sie heute als buchhändlerisches Gesetz haben, sind recht und gut gewesen bis vor wenigen Jahren. Heute sind sie in vielen Dingen nicht mehr durchzuführen. Alles ist in Fluß. Durch den glorreichen 9. November ist alles in Deutschland auseinandergerissen, ^ein Stein aus dem anderen geblieben. Auch im Buchhandel fällt das alte Ge bäude zusammen, und wir müssen die Trümmer Zusammentragen, um mit diesen ein neues Gebäude auszusühren, in dem Sortiment und Verlag einmütig Zusammenleben. Nach welchen Gesichtspunkten können wir hier nunmehr an eine Änderung unserer Satzungen gehen? Es ist sür mich, der ich mich schon seit Jahren mit den Dingen be schäftige, nur eine Möglichkeit: es muß aus den Satzungen heraus der Gedanke, daß der Börsenverein allgemeingültige, Verlag und Sortiment bindende Bestimmungen über den Verkehr mit dem Publi kum und über den Verkehr der Buchhändler untereinander zu treffen hat. Es bleibt noch genug übrig, daß auch damit noch ein wohnliches Haus geschaffen werden kann, in welchem wir existieren können, allerdings mit einer gewissen Bewegungsfreiheit für beide Teile. Es ist nicht angängig, daß eine Majorität, zusammengesetzt aus Kon sumenten und Kleinhändlern, die Bestimmungen diktiert, unter denen die Produzenten ihrerseits die Lieferungen vorzunehmen haben; das ist für die Folge nicht möglich. So bin ich zu gewissen Richtlinien ge kommen, die vielleicht die Möglichkeit geben, uns zu verständigen. Ich habe bereits als erster in der Ossentlichkeit 1916 in Goslar zum Ausdruck gebracht, daß die Verhältnisse im Buchhandel sich sür die Folge derartig gestalten werden, daß der Sortimenter mit dem vom Verleger festgesetzten Ladenpreis nicht mehr auskommen kann. Ich habe in Goslar den Rat gegeben, Besorgungsgebühren zu nehmen, die auf die Ladenpreise zu schlagen sind. Wir haben die Bcsorgungs- gebühren nachher in der Form von Teuerungszuschlägen in die Not standsordnung ausgenommen, und an diesem Gedanken möchte ich weiter sesthalten. Es ist nicht möglich, daß wir mit dem Ladenpreis auskommen; es wird vielleicht für die Folge nicht möglich sein, daß mit einem 20prozentigen Teuerungszuschlag auszukommen ist. Andererseits ist es dem Verlag nicht möglich, 'Ihnen den Rabatt zu
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