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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1931
- Strukturtyp
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- 1931-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1931
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- Deutsch
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X? 120, 28. Mai 1831. Redallioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Daniel Defoe. Von Max Hof mann. Daniel Defoe, dessen Todestag sich jetzt zum 200. Male jährte (-s- 36. 4. 1731j, ist nicht nur als Dichter des Robinson Crusoe von Bedeutung. Er gehört zu den Hauptvorkämpfern der englischen Auf klärung und hat seinen sozialreformerischen Ideen in vielen seiner Schriften, und nicht zum wenigsten in seinem oben genannten Haupt werk, Ausdruck gegeben. In bunter Folge verfaßte er religiöse, wirt schaftliche und politische Streitschriften, Erbauungsbücher, Romane und belehrende Werke. Die Zahl seiner Schriften ist enorm, selbst wenn man die abrechnet, bei denen die Verfasserschaft nicht klar erwiesen ist. Defoes Stil ist einfach und klar, durch lebendige Schilde rungen, bisweilen auch durch Paradoxien und beißende Ironie belebt. Gerühmt wird besonders seine Anschaulichkeit, die selbst die unglaub lichsten und abstraktesten Dinge begreiflich zu machen« versteht, und das verschafft selbst seinen längst veralteten politischen und wirt schaftlichen Streitschriften eine gewisse Lesbarkeit. Die wichtigsten Werke Defoes sind in zeitlicher Reihenfolge etwa folgende: 1684: ^ Ireatwe a^ainst tks l^urks: Abhandlung gegen die Türken (die damals Wien belagerten). 1686 : 8pecu1um erapeZownorum: Spiegel der hochkirchlichen Geist lichkeit (in dem erapessvvvn genannten Talar). 1692—94; gedruckt 1697: Ds83y on krojeets: Versuch über Projekte. (Eins der wichtigsten seiner wirtschaftspolitischen Werke mit vielen Vorschlägen für später durchgeführte gemeinnützige Un ternehmungen; Deutsch u. a. 1890 v. H. Fischer unter dem Titel »Soziale Fragen vor 20Y Jahren«. Uber das Werk: E. G. Jacob »Daniel Dekoes D8sa^ on?rojeets«. Eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Studie«. Leipzig 1929.) 1701: Ide Irue-born DnZIi8dm3w: Der Vollbürtige Engländer. (Ein satirisches Gedicht auf die »Völkischen« Kreise in En-g- land, die dem König, Wilhelm III. v. Oranten, seine hollän dische Abstammung vorwarfen. Demgegenüber wird gezeigt, daß die Engländer ihre Hauptvorzüge gerade dem Umstand ver dankten, daß sie ein Mischvolk sind. Dies Gedicht trug dem Verfasser die Anerkennung der Hofkreise und des Ministeriums ein, nachdem er schon für den D883Z? on Drojeets ein Geldgeschenk des Königs erhalten hatte.) 1702: Ike 8kort68t VVay witli tb>o Dwsenters: Der kürzeste Weg, mit den Puritanern fertig zu werden. (Eine ironische Auf forderung an die Hochkirche, jetzt mit Feuer und Schwert, Galgen und Galeere vorzugehen. Hierfür wurde Defoe zu einer Geld buße, Pranger und Gefängnis verurteilt. Seine Antwort darauf war:) 1703: H. to tde Dittor^: Hymne auf den Pranger (der dem Dichter die Sympathien des mahgebendcn Publikums verschafft hatte). 1704: OivinA ^lins no Cdarit^ 3nr1 Lmplozünß tko ?oor 3 Orie- V3nee to tbo Nation: Almosen geben (ist) keine Wohltätigkeit und Ausnutzung der Armeil (ist) ein Unglück für die Nation. 1706: ^ 1>U6 Relation ok tke ^pparition ok one bl?8. Veal usw.: Wahrhaftiger Bericht über die Erscheinung einer Frau Vcal usw. (Eine mit höchster Kunst glaubhaft gemachte Gespenster geschichte — zur Empfehlung eines Erbauuugsbuchs über den Tod und das Leben nach dem Tode.) 1709: Ui8tory ok tbe Union: Geschichte der Vereinigung (Englands und Schottlands). (An dieser hatte Defoe selbst als Publizist und amtlicher englischer Unterhändler in Edinburgh teilgcnom- men. Sein bis dahin ausführlichstes Werk, als Geschichts- guelle heute noch wichtig.) 1715: Appeal to Uollour 3nck 1u8tiee: Appell an das Ehr- und Rech sgefühl. (Eine Rechtfertigung seines politischen Verhal tens mit Klagen über den vielen Undank, Defoes letztes grö ßeres politisches Einzelmerk.) 1716(—18?): I'tie Ranrih Inatruetor: Der Hauslehrer. (Ein er bauliches und belehrendes Volksbuch, vielleicht in mehreren Bänden.) 1719: l'ke Dike and 8tranA6 8urpri8ing ^<lventure8 ok Rot>in8on Ou8oe ok Vork, Mariner: Das Leben und die sonderbaren überraschenden Abenteuer Robinson Crusoes aus Dork, eines Matrosen. (Drei Teile, von denen aber nur der erste das be kannte Volksbuch bildet. Im zweiten führt Robinson Crusoe eine Schar von Abenteurern durch Sibirien nach China, der dritte enthält moralisierende Betrachtungen über den ersten. Der tiefere Gehalt des ersten Teils fehlt in den beiden an deren.) 1720: Ide Dike, ^civentureg anck ?^r3ei68 ok tke k'amorw Captain 8in§1eton: Leben, Abenteuer und Seeräubersahrten des be kannten Kapitäns Singleton. (Wegen Meuterei ausgesetzte Matrosen marschieren quer durch Afrika. Ein zweiter Teil er zählt Seeräuberfahrten, die die Bande nach ihrer Rückkehr in die Heimat unternimmt. Deutsche Bearbeitung von O. Zimmer mann: »Kapitän Bobs erste Fahrt oder quer durch bas dun kelste Afrika vor mehr als 200 Jahren«. Braunschweig j1914j.) 1721—24: Die vier Gauner- und Dirnengeschichten, die neben Ro binson Crusoe zu den bekannteren Werken des Dichters ge hören. (Deutsch zum Teil unter dem Titel: »Die Romane des Daniel Defoe in deutschen Übersetzungen« Hrsg, von I. Gra- bisch. 4 Teile: Moll Flanders, Denkwürdigkeiten eines eng lischen Edelmanues, Oberst Hannes, Singleton. München 1919.) in Oernmn^ 3nä VV3I-8 in DnZlanä krom tke Vear 1632 to tke Vear 1648: Erinnerungen eines Kavaliers, oder militäri sches Tagebuch der Kriege in Deutschland und der Kriege in England von 1632—1648. (Kriegsschilderungen in der Art von Grimmelshausens Simplicius Simplicissimus.) 1722: l'ke Dortun68 3ncl dÜ8kortun68 ok tke k'amou8 dloU Rlanckero, xvko >V38 dorn in Neunte: Glück und Unglück der berühmten Moll Flanders, die geboren war im Newgate-Gefängnis. (Ge schichte einer Diebin und Dirne. Deutsch auch von H. und A. Möller van den Bruck. Berlin 1918.) 1723: l'ke Uwtorx 3ncl Remarkakle Dike ok tke trulz? Uonorabls Colonel .laeque: Die Geschichte und das bemerkenswerte Leben des »Wirklich ehrenwerten« Oberst Jacque (— eines Zuhäl ters, Diebs, Virginischen Sklaven und Soldaten, der schließ lich Oberst und — wie aus dem »Uonorable« hervorgeht — Parlamentsmitglied wird). 1724: Ike Rortunate K4i8tre88, or. . . Dackx Roxana . . .: Die wech selnde Schicksale erlebende Maitresse oder . . . Madam Roxana. . . 1725: ^ Nexv Vo^a^e rouncl tke VVorlcl: Eine neue Reise um die Welt. (Eine außerordentlich geschickte Kompilation in her vorragendem Stil.) 1726: ^ journal ok tke ?Iaxue Vear: Ein Tagebuch aus dem Pest jahr (1666). (Die Schrift macht den Eindruck des Selbst erlebten, doch beruht die Schilderung schwerlich auf persönlicher Erinnerung, da Defoe 1665 kaum 6 Jahre alt war. Deutsch von H. Steinitzer: »Die Pest in London«. München 1926.) 1726—28: l'ke Coinplete DnZIwk 1r3cie8M3n: Der vollkommne englische Geschäftsmann. (Defoes Idealbild eines Kapita listen, viel gepriesen, aber auch viel angegriffen, da der Tra- desman nur Werte kennt, die sich in barer Münze aus- drllcken lassen.) In der Geschichte des Buchwesens ist Defoe als der erste be kannt, der eine Zeitung herausgab, die im heutigen Sinn Nach richten, politische Betrachtungen und Feuilleton verband. Diese Kom bination lag nahe, nachdem die regelmäßige Nachrichtenübermitte lung allmählich zu einem Bedürfnis des Publikums geworden war und fast ebenso oft Flugblätter mit Erörterungen über die Tages ereignisse erschienen. Im Gefängnis arbeitete Defoe den Plan aus, den er nach seiner Entlassung 1704 sofort durchführte. Sein Blatt »Revier« erschien viermal wöchentlich mindestens bis 1712 und ent hielt Nachrichten über die Ereignisse der ganzen Welt mit mehr oder weniger ausführlichen Erläuterungen Defoes. Eine Beilage »l'ke 8e3nck3l Club« brachte Berichte über Fragen der Literatur, Kunst, Wissenschaft und Moral. Diese wurde das Vorbild der be rühmten englischen moralischen Zeitschriften, die direkt und durch ihre Nachahmungen auf dem Festland so viel zur Verbreitung des Geistes der Aufklärung beitrugen. Wenn man bedenkt, daß Defoe diese Zeitung fast ganz ohne Mitarbeiter schrieb und dabei noch Zeit fand, umfangreiche politische, wirtschaftliche und historische Abhand lungen zu verfassen, für seine Auftraggeber schwierige Verhandlun gen — z. B. die über die Union mit Schottland — zu führen und schließlich sich noch an kaufmännischen Unternehmungen zu beteili gen, so beweist das eine erstaunliche Arbeitskraft. Noch einige Worte über das Leben Defoes. Daniel Defoe — eigentlich Foe — wurde zwischen 1659 und 1663 in London als Sohn eines sektiererischen Schlächtermeisters geboren. Er sollte ursprüng lich Prediger werden, gab aber bas Studium bald auf und erlernte die Strumpfwirkerei. Am Neujahrstug 1684 heiratete er Mary Tuffley, die ihm 7 Kinder schenkte und ihn um ein Jahr überlebte. 1686 nahm er an dem Aufstand des puritanischen Herzogs von Mon- mouth gegen den katholischen König Jacob II. teil. Nach dessen Scheitern mußte er ins Ausland flüchten, wo er Agenturen für Be rufsgenossen übernahm. Auf Grund einer Amnestie 1687 zurttckge- 525
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