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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1926
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- Deutsch
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X- 93. 22. April 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dischn. Buchhandel, »Schmelztiegel« Amerika brauchl sie, um aus dem Einwandercr- konglomerat eine Nation zusammenzuschweißen, Das kommt für uns nicht in Frage, obwohl auch Deutschland wohl eine große, alles mitreißende Bewegung brauchen könnte, die es zu geistiger Einheit sammelt. Sieht man aber davon auch ab, so bleibt an dem amerikanischen Vorbild doch zu studieren, wie mit den ver schiedensten Mitteln aus ein einheitliches großes Ziel hingearbcitet werden kann, wie insbesondere die Jugend zu gewinnen ist. Es sei wiederholt, der deutsche Buchhandel kann diese amerikanischen -eäucLiiva.-Unternchmungen selbstverständlich nicht einfach kopie ren, Aber er kann sich hier sür seine Werbung gemeinschastlichcr Art in vieler Hinsicht anregen lassen. Das Ziel muß meines Er achtens sein, eine Bewegung namentlich in der Jugend zu ent- sachen, daß es jeder Deutsche als selbstverständliche Ausgabe betrach tet, in irgendeiner Weise praktisch bepder Förderung des deutschen Schrifttums mitzuwirken. Es muß gewissermaßen zu einer Art Volksdicnst sür das Buch kommen. Nicht der Buchhandel soll große öffentliche Veranstaltungen zugunsten des deutschen Buches inszenieren; das muß aus dem Volk der Dichter und Denker selbst hervorgehcn. Freilich stimmt eins bedenklich und skeptisch: macht nicht die Zerrissenheit unseres Volkes alle Hoffnung auf die Ver wirklichung eines solchen Zieles zunichte? Liegt hier nicht ein Hemmnis für alle wirklich aussichtsreiche gemeinschaftliche Buch- wcrbung? An dieser Frage wird der Buchhandel, wenn er das Problem gemeinschastlichcr Werbung erwägt, nicht vorübergehcn dürfen. Unter Umständen wird man den Mut haben müssen, hier vielleicht gegebene Grenzen anzuerkennen und die Ziele ent sprechend zu revidieren. Auch die Frage der gemeinschaftlichen Werbung kann jedenfalls nur ohne Illusionen gelöst und über haupt bearbeitet werden. Zll den Kantate-Anträoen. Von Fritz Schnabel, z, Zt. London. Zur diesjährigen Kantatcvcrsammlung liegen zwei Anträge vor. Der erste Antrag des Kollegen Gustav Ruprecht in Göttinger, läuft daraus hinaus, die Fraktur type zur allei nigen Drucktype des Börsenvereins zu ernennen. Während die Türkei und Japan dazu übergehen, ihre Schrist- zcichcn im Verkehr mit der Außenwelt durch die lateinischen Schristzcichen zu ersetzen, sind wir in Deutschland bemüht, unsere deutsche Schrift überall und immer beizubehalten, und es war sür mich außerordentlich interessant, daß z, B, gelegentlich des Propa gandakursus in meiner Abteilung ein heftiger Streit darüber ent brannte, ob Antiqua überhaupt angewendet werden dürfe. Ich will den guten Bestrebungen des Buchhändlerischen Fraktur bundes nicht zu nahe treten, und nur ungern setze ich mich der Gesahr aus, sür einen schlechten Deutschen gehalten zu werden. Aber trotzdem halte ich es sür angebracht, auf die Folgen auf merksam zu machen, die der alleinige Gebrauch der Frakturschrist mit sich bringen würde. Es wird zwar in Deutschland wissen schaftlich bewiesen, daß Fraklurschrisl lesbarer sei als Antiqua und auch für den Ausländer sehr gut lesbar sei, daß z, B, die englischen Zeitungsköpse ja auch in Fraktur gedruckt seien usw. Ich will den Streit: Antiqua oder Fraktur nicht erneut herauf- bcschwören. Wer oft lm,Ausland ist oder ständig mit Ausländern zu tun hat, macht immer wieder die Erfahrung, daß Ausländer -die in Antiqua gedruckten Bücher den in Fraktur gedruckten Vor zieher! und daß auch Zeitschriften, die in Antiqua gedruckt sind, Im Ausland weit eher und sicherer gelesen werden als Fraktur- zeitschristen. Wem deshalb an der Ausbreitung seines Buches im Ausland gelegen ist, der wird — wie das z, B, bei den wissen schaftlichen Büchern z, T, schon der Fall ist — die Antiqua als Drucktype benutzen müssen. Nun kann es aber auch Vorkommen, daß sich der Börsen- verein mit seinen Veröffentlichungen an das breiteste Ausland wendet. Da erscheint es mir gefährlich, den diktatorischen Para graphen 2 des Antrages Ruprecht in dieser Form anzunchmcn. Der Paragraph lautet: »Die Hauptversammlung wolle fernerhin beschließen, daß der Börsenvercin bei allen seinen Veröffent lichungen (Rundschreiben, Werbeschriften und Werbezeitschriften) grundsätzlich die Frakturschrist anzuwenden habe». Mir würde es richtiger erscheinen, daß Work -grundsätzlich» durch das schöne Wort -tunlichst- zu ersetzen. Ich glaube nicht, daß die Anwendung der Antiqua Vatcrlandsvcrrat ist, und wer fremde Sprachen kennt, weiß genau, daß unsere schöne deutsche Sprache eine außerordentlich komplizierte und schwer erlernbare Sprache ist. Es gibt keine Nation, deren Sprachgewandtheit der unsrigen gleichkommt, und deshalb sollten wir da, wo wir Wert aus die Verbindung mit der Welt legen, uns zur Antiqua bekennen dürfen. Ich glaube, daß wir trotzdem dabei ganz gute Deutsche sein können, denn es kommt weniger daraus a», in welcher Type wir drucken, sondern mehr, was wir drucken. Der zweite Antrag bezweckt die Einführung eines Werbebeitrages und die Vergrößerung des Werbeaus- schusses. Man hat in den letzten Jahren im Buchhandel sehr viel und sehr laut von Werbung geredet, und trotz allem sind die Begriffe über buchhändlerische Werbung zum Teil noch durchaus unklar und verworren. Ich würde die Einführung eines solchen Werbebcitrages mit dankbarer Freude begrüßen, wenn damit gleichzeitig die Gelegenheit gegeben wäre, eine wirklich umfassende, großzügige deutsche Buchpropaganda einzuleiten, Zu einer solchen großzügigen Arbeit gehört aber nicht allein Geld, es gehört auch dazu viel Opserbercitschast, viel Gcmeinsinn und Einigkeit, Haben wir in allen größeren Städten die genügende Zahl von opferbereiten Chcss und Angestellten, die eine großangelcgle Buch propaganda ohne egoistische Motive durchsühren würden? Haben wir die Möglichkeit, alle guten, neu auftauchendcn Propaganda- idcen einmal in der einen oder anderen Stadt aus ihre Durch führbarkeit hin zu prüfen? Haben wir tatsächlich heute schon ein so vitales Interesse an der Buchpropaganda? Im letzten Jahr ist im Börsenblatt eine Reihe von z, T. sehr guten Artikeln über Buchpropaganda erschienen, die säst alle ohne Echo blieben, sodaß ich mir ganz ernsthaft die Frage vorlcge: Sind örtliche Kurse, die das ABC aller Buchpropaganda vermitteln, heule nicht weit wichtiger als große Taten, die in der Anlage groß, in der Aus führung klein bleiben. Wenn wir heute von Gemeinschastswer- bung sprechen, denken die meisten an Plakate »Kaust Bücher zu jedem Fest», an Inserate ähnlichen Inhaltes usw. Eine wirtlich großzügige Gemeinschaftsarbeit hätte aber ganz wo anders zu beginnen, und es wäre eine dankenswerte Aufgabe, den Plan einer solchen großzügigen deutschen Buchwerbung einmal im Börsenblatt zu umreißen. Blcnn der Plan von wirklichen Fachleuten ausgestellt wird, dann dürste sich bald Herausstellen, daß uns zu einer solchen Arbeit nicht das Geld, aber v o r c r st die Menschen sehlen. Eine solche Arbeit würde unter anderm als unerläßliche Voraussetzung eine weit engere Fühlungnahme mit Behörden, Lehrern, Volkshochschulen usw. be dingen, Eine solche Arbeit würde serncr, da sie in erster Linie nur Lcscpropaganda, nicht Verkausspropaganda sein kann, vor- aussctzen, daß der Buchhändler wirklich wieder in dem geistigen Leben seiner Stadt zu einer Bedeutung kommt, die er einstmals besaß. Eine solche Propaganda würde nicht zuletzt auch die Mit arbeit unserer Autoren voraussctzen — Mitarbeit nicht um Geld oder Geldeswert, sondern um der Ehre und der Pflicht willen. Kurz, wo solche Ausgaben vor uns liegen, kommt cs meiner Ansicht nach mehr darauf an, nur Schritt sür Schritt vor- zugchen. Der Antrag KI i n k h a r d t - M a r c u s bezweckt in erster Linie, Mittel sür eine vermehrte Buchwerbung bereitzustellen. Sehen wir einmal davon ab, daß das vorgeschlagene Stafsel- system wahrscheinlich nicht durchführbar sein wird und durch ein anderes System verbessert werden muß, Sehen wir ferner davon ab, daß hier nur die Mitglieder des Börsenvereins mit einem Beitrag belastet werden, während die Nichtmitglieder des Börsen- vereins, also alle die Firmen, die außerdem im Adreßbuch ver zeichnet sind, von einer Abgabe vollständig freiblcibcn. Auch hier müßte eine andere, naheliegende Lösung gesunden werden. Diese beiden Schönheitsfehler des Antrages sind leicht auszumerzen. Die weit größere und brennendere Frage ist aber, ob die Innere Struk tur des Buchhandels heute schon so weit ist, daß wir jetzt mit dieser großen allgemeinen Buchwcrbung beginnen können. Meiner An sicht nach (und ich spreche doch leider aus Erfahrung) müßte zu- b03
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