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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.04.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1926-04-17
- Erscheinungsdatum
- 17.04.1926
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- Deutsch
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X! 89, 17, April 1S26. Redaktionell«! Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Jeweils in der ersten Monatshälste wurden in ganz Deutsch land gemeldet aus Konkurse Geschäftsaufsichten Jan. Febr. März Jan. Fcbr. März 3 7 7 2 7 1 Papierhandel u. dgl. 5 15 6 7 10 6 Verlagsgewerbe; Buch-, Kunst- u.Musikalienhandel 6 5 10 6 3 3 Die Handelskammer Leipzig hatte für ihren Bericht schon im Februar eine stärkere Zurückhaltung des Verlags bei seinen Druckaufträgen feststellen können. Nach den Zahlen der Neuankündigungen im Börsenblatt scheint sich diese Produktionseinschränkung nunmehr in der Tat allgemeiner bemerkbar machen zu wollen, während wir im letzten Bericht noch Ziveifcl daran äußern mußten. Es wurden an erstmalig ange kündigten Neuerscheinungen und Neuauflagen gezählt: 1913 1914 1921 1922 1923 1924 1926 Januar 1192 982 1299 1056 989 800 1096 Februar 1303 1085 1249 1173 1275 1177 1115 März 938 1163 1231 1402 1422 1235 1217 zusammen I. Vierteljahr 3433 3230 3779 3631 3686 3212 3428 Von einem Rückgang kann aber doch nur den Zahlen der Jnflationsjahre gegenüber gesprochen werden. Sonst ist der Stand heute ungefähr derselbe wie der von 1913. Gegen das erste Stabili sationsjahr 1924 indessen (ebenso gegen 1914) ist sogar immer noch ein nicht unbeträchtliches Mehr festzustellen. Angesichts dieser Lage verlangt naturgemäß das Problem der Absatznot weiter ständig aufmerksamstes Studium. Hier dürsten noch immer die Verkäufe zu herabgesetzten Preisen und ihre unter Umständen planmäßig vorzunehmende Organisation im Vordergrund des Interesses stehen. Sehr treffend hat die Mo natsschrift »Zeitwende« kürzlich dazu Stellung genommen. Wir geben den Artikel nachstehend im Wortlaut wieder: Von der Not des Buches. Wenn heute zwei und drei zusainmenstehen und sich von den schlechten Zeiten sowie den letzten Vergnügungen unterhalten, kommt regelmäßig die Redensart vor, daß man sich einfach kein Buch mehr kaufen kann. Und das muß wahr sein, denn in der Tat werden seit Monaten sozusagen keine Bücher mehr gekauft, und der Buch handel geht daran zugrunde. Ebenso wahr ist, daß man heute sparen muß — das Geld ist knapp, das Leben teuer —, und wo konnte man besser sparen als beim Buch? Man kann ja seine alten Bücher wieder einmal lesen, man kann auch, ohne sich etwas dabei zu denken, Bücher von Hand zu Hand verleihen; das Wort »Schwarz leser«, das soeben neben »Schwarzhörer«, »Schwarzfahrer« usw. auftancht, ist ein dummes und namentlich kein ganz ungefährliches Wort. Vor allem aber sollen sich die Buchhändler insgesamt ja nicht einbildcn, daß ihre Bücher unentbehrlich seien wie Seiden strümpfe und Stöckelschuh, wie Zigarren und Bier, oder gar wie das tägliche Brot, — das sollen sie nur einmal merken, dann wer den sie schon billiger werden. Also: »Bücher miissen billiger werden!« Unter dieser Devise hat kürzlich in einer der größten deutschen Zeitungen ein ernsthafter Mann eingehend vorgeschlagcn, der deutsche Verlagsbuchhanöel solle sich dazu verstehen, jetzt und auch künftig hin regelmäßig die Verkaufspreise für seine Neuerscheinungen nach einer bestimmten Frist allgemein herabzusetzen, um so die Neste der Auflagen los zu werden und die Bücher billig unter die Leute zu bringen, womit beiden Teilen in ihren Nöten geholfen sei. Und siehe da! Der vorgeschlagene »große Ausverkauf findet seine über- Wie kommen Sie zu dieser perfiden Behauptung? Wir empfeh len Ihnen, Ihre sehr gut bezahlte Stellung sofort nieöerzulegen und stempeln zu gehen, damit Sie am eignen Leibe erfahren, was es heißt: mit einer Frau leben zu müssen bei einer wöchentlichen Unterstützung von dreizehn Mark! Wir haben Sie jedenfalls auf unserer Liste als einen der ersten vorgcmerkt, der ganz gehörig vermöbelt werden soll, wenn demnächst der große Krach beginnt. Kommunistische Partei Deutschlands. raschend schnelle Verwirklichung« in der Veranstaltung »billiger Bücherwochen«, indem die Sortimentsbuchhändler ganzer Städte ihre Lagerbestände zu wesentlich ermäßigten Preisen seilbieten, in der Herabsetzung der Katalogpreise eines bedeutenden Antiquariats gleich um 60 Prozent usf. Kurz: »Die Bücherfreunde haben jetzt gute Zeit«. Für den Augenblick mag es so scheinen, allein bei näherer Betrachtung wird sich zeigen, daß der häufigere und gar gewohnheitsmäßige Genuß jenes kurzen Vorteils eines »großen Ausverkaufs« dem Buchhandel wie dem Bücherfreund äußerst s^'- bekommen muß. Zunächst steht fest, daß der ernsthafte, geistige Werte schaffende Verlagsbuchhandel unmöglich von vornherein auf den Ramsch eingestellt werden kann und daß die Nestauflagen, ein so belastender Faktor sie in den Rechnungen auch sind, für seine Öko nomie nicht bestimmend sein dürfen. Wie es aber um den Absatz der Neuerscheinungen zu normalen Verkaufspreisen bestellt sein würde, wenn das Publikum auf deren Herabsetzung innerhalb einer gewissen Frist (die bei der dann eintretenden Zurückhaltung natür lich immer kürzer werden würde) zählen und warten könnte, mag jeder aus sich selbst entnehmen. Es wäre das Ende der Wirtschaft, das Ende der Produktion. Wenn vom Buchhandel zu irgendeiner Zeit eine Herabsetzung seiner Preise bis zur Hälfte zugestanden wird, so ist nur zweierlei möglich: Entweder waren diese Preise zuvor in einer schlechthin wucherischen Weise überspannt, oder aber der Buchhandel befindet sich in der Notlage, seine Substanz unterm Preis veräußern, ver schleudern zu müssen, um nur die notwendigsten Subsistenzmittel zurückzugewinnen. Bisher war es im deutschen Buchhandel bestimmt nicht Sitte, den »Neupreis« auf Herabsetzung, auf Ramsch zu kalku lieren; nur die Einführung eines alljährlichen Inventurausver kaufs zu halben Preisen müßte diese Praxis unbedingt im Gefolge haben. Womit aber nichts gewonnen, sondern, wie gesagt, alles ver loren wäre: es müßten dann eben auch die »ermäßigten« Preise so hoch berechnet werden, daß der Buchhandel dabei bestehen könnte, was er bei den jetzigen Herabsetzungen nicht mehr vermag. Denn tatsächlich und ohne die geringste Übertreibung handelt es sich bei jenen in erschreckendem Maße sich häufenden Vorgängen um die wirkliche Not eines in seiner Existenz unmittelbar bedrohten Stan des. Eines Standes zumal, mit dessen Schicksal das ganze geistige Leben ans Gedeih und Verderb verbunden ist. Gute Bücher können vom Verleger und vom Sortimenter aus erst dann billiger werden, wenn die Kosten der Bnchherstellung, Papier, Satz, Druck, Buchbinderei usw., billiger geworden sind, wovon bisher nichts ver lautet ist und auch nicht viel verlauten kann. Wenn daher jetzt und in nächster Zukunft deutsche Bücher massenweise weit unter den durch die tatsächlichen Herstellungskosten bedingten Preisen auf die Märkte kommen, so wird diesen Massen im stillen eine unheimliche Ähnlichkeit mit Konkursmassen anhaftcn, und die Bücherfreunde wer den an dieser »guten Zeit« nur eine sehr gemischte Freude haben können. Wir haben schon bis zum Überdruß den Spruch gehört, nach dem Zusammenbruch seien uns nur noch unsere geistigen Werte ge blieben. Niemand denkt so ernstlich hierüber nach, daß er sich der höchst realen Verpflichtung bewußt würde, die diesen Tatbestand für jeden einzelnen einschließt. Geht das deutsche Buch zugrunde, so ist damit nicht nur ein Erwerbszweig wie jeder andere auch ver nichtet, sondern die Existenz des deutschen Geisteslebens schlechthin in Frage gestellt. Seine Träger, die geistig Schassenden, können schließlich auch nicht bloß von Lorbeer und billigem Zeitungslob leben; wer wird es sich wohl noch leisten können, mit Ernst und Hingabe geistigen Dingen nachzugehen, wenn das »Volk- der Dichter und Denker« — keine Bücher mehr kauft? Diese Sparsamkeit kann uns noch recht teuer zu stehen kommen. Auf das Ganze ge sehen ist es wirtschaftlicher, statt dreier zwangsläufig herabgesetzten Bücher e i n gutes Buch zu dem »hohen« normalen Preis zu kaufen, wobei auch noch zu beachten ist, daß schon im eigenen Interesse unter den gegenwärtigen Verhältnissen wohl kein Verleger seine Preise auch nur um einen Pfennig höher ansetzen wird, als nach seinen eigenen Spesen unumgänglich nötig ist. Vor allem aber muß — nicht nur im Interesse des Buchhandels — mit der Suggestion, »man« könne sich bei den teuren Zeiten und den teuren Bücher preisen heutzutage kein Buch mehr kaufen, gründlich aufgeräumt werden. W. E. W. Es ist in erster Linie zu wünschen, daß diese Ausführungen außerhalb des Buchhandels in Käufer- und Leserkreisen aufrüt telnd wirken, und zu diesem Zweck sollten sie weiteste Verbreitung finden. In diesem Sinne muß immer und immer wieder Propa ganda gemacht und Aufklärungsarbeit geleistet werden. Erst die Überwindung der allgemeinen Kaufunlust schafft die notwendige 481
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