V- 235, 19. Oktober >920. Fertige Bücher. Vörs-ublaU f. d. Lljchn. Buchh-nd-r II18 8 Was ziehe ich an? Die Miags-Ansgabe der Hamburger Aachrichten v. 6. Ott. schreibt: Ich möchte woh! mal dabei sein, wenn Fritz Ebert eine Herrsngescllschast gibt. Oder, da ich in diesem Kreise wohl nicht hoffähig bin: wenigstens an einer Soareh bei Kriegsgewinnler« oder Schiebers teiinehmen - und beobachten, was da wohl die Gäste anhaben. Ich sehe schon In eoniuMsii-un schwarze Köttäwchrs mit hellgrauen, ausgekrempelten Büxen und gelben Schuhen aus Iuchtsn oder Schewroh, zu deutsch: Ziegenlsder. And ich sehe zwanzig- ringerige Pfoten und glänzende Schmalzstulle, und Brillantnadeln von Eigröße ganz oben in der Halsbinde, die den Adamsapfel pieken. Es ist ja gar nicht zu verlangen, daß diese neue» Geister alle wissen, wie sie sich anziehen sollen, um nicht spaßig auszusehen, denn heutzutage wird die Krage, was man anziehen soll, begleitet von der Anterstage: Was habe ich Anziehbares, und wie richte ich mich damit ein? And von einen, Reichspräsidenten unserer Tage muß erwartet werden, daß er auch bescheidenere Größe» an die Sonne seines Hofstaates sichre. Wenn man vier Schränke voll Kleidung hat, dann ist es leicht, sich zurechtputzen zu lassen. Aber wer hat das heute? Wer in unseren Tagen Wert daraus legt, an Kleidung zu spare» und doch immer nett und „richtig" angszogen zu gehen, dem kan» ein Führer durch die Kleider politik gewiß nichts schaden. Es gibt ein ganz famoses Buch von paul-I»l!»S: „Was ziehe ich an? Ein Ratgeber sür die Herrenwelt." (Erschienen bei Nr. Eysler L Co., Berlin.) Ich wundere mich gar nicht, daß davon nun schon diesünste Auflage erschienen ist. Sie mußte kommen; denn die Hilf- und Ratlosigkeit in diesen Geschmackssragen hat seit November 1918 Riesendimensionen angenommen. N-r Verfasser versteht seine Sache und faßt sie richtig an. Er denkt nicht daran, uns irgend welche Moden einhämmern zu wollen; Modesragen überläßt er den Modezeitungen. Nein was er bringt, wechselt nicht wie die launische Mode; er spricht nur von gutem Geschmack, von gesellschaftlicher Wohlanständigkeit und den Möglichkeiten, ihr mit de» eben vorhandenen Mitteln zu genügen. Deshalb beschränkt er sich auch nicht aus die Regeln über den Anzug bet siebenunddreißig verschiedenen Gelegenheiten (Besuch und Besuchempsang, Mahl und Gesellschaften, Bälle, Hochzeiten, Polterabende, Haus, Wirtshaus, Reisen hier und da, Radfahren, Seebad, Ge birge, Spiele, Sport usw.), sondern er widmet auch den Zutaten (Wäsche, Halsbinde, Stock, Schum,Orden, Schmucksachen, Riechwasscr, ja sogar derHaar-und Barttracht) eigene Abschnitte. Man komme nur nicht damit: heute sollten solche Bücher nicht geschrieben werden. Grade heute! Nenn warum? Einmal wissen viele, die was haben, nicht, was sie damit ansangen sollen; zum andern wissen viele, die wenig haben, nicht, was sie gleichwohl damit anfangen können. And gerade heute, wo es uns so bös ergeht, sotten wir wenigstens das mttnshmen, was wir haben können; sollen nicht verlumpen und dem naserümpfende» Auslande nicht den Triumph gönnen, uns zu Kalmücken gemacht zu haben, sondern wollen sehe», wie wir dieses verarmte Leben auch äußerlich mit Stil und Geschmack und Haltung erstellen kö Das interessante, hübsch aus gestattete Buch iß hier vorrätig! Preis: Geheftet Gebunden M. -1Z.— Obigen Text stellen wir als Echaufensterplakat zur Verfügung! Günstige Bezugsbedingungen auf beigefügtem Bestellzettel / Wir bitten um gefl. Verwendung! TSr L ^ 8 L « r «L » l r» li b r t L r» 8 S 8