Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1914
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- 1914-03-17
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- 17.03.1914
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62, 17. März 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. sei erwähnt, daß es, namentlich in letzter Zeit, von ausländi schen Komponistennamen und Ti 1 eln in den Anzeigen wimmelt, wobei es sich häufig nur um einfache deutsche Werke und Autoren handelt, die entsprechend »frisiert« wurden. Ist das eines deutschen Musikverlages würdig? Leider hat es den Anschein, als ob unser Ansehen überhaupt nicht mehr auf der früheren Höhe ist. Einerseits mag es daran liegen, daß die Komponisten, dank gewissen Einflüs sen, die unserem Stande zukommende Hochachtung häufig ver missen lassen, dann aber auch, daß wir es jedem ermög lichen, unser Berufsgenosse zu werden. Ein klei ner Musiker, der kaum richtig schreiben kann, braucht nur von sich oder einem Kollegen einige Sachen zu verlegen, die er unter seinesgleichen durch Hausieren vertreibt, und wir nehmen ihn in unsere Mitte auf. Er genießt den Leipziger Verkehr, wird bereitwilligst über die ihm fehlenden Fachkenntnisse aufgeklärt und ist mit einem Wort: unser Kollege. Das geht zu weit, da mutz mehr Zurückhaltung geübt werden. Kein anderer Beruf, weder akademischer noch kaufmännischer — und einst nahmen wir zwischen diesen eine besondere Stellung ein —, keine Handwerkerinnung tut das. Und nun noch die gelegentlichen Sortimentsverle ger! Es liegt mir vollständig fern, in der Verbindung von Sortiment und Verlag einen Mißstand sehen zu wollen. Wenn aber ein Sortimenter, dem jede Erfahrung auf dem Gebiete des Verlags mangelt, seine geringen Mittel, die er zur gesunden Ausbauung des Sortiments so gut anwenden könnte, in Verlagswerken seiner Kunden festlegt, dann ist dieses ein M ißstand. Ich habe infolge meiner langjährigen persönlichen Verbindung mit den meisten Sortimentern häufig Gelegenheit ge habt, vor der Herausgabe des ersten Werkes zu warnen, unter Hinweis darauf, daß der betr. Händler seine anderen kompo nierenden Käufer dann auf dem Halse hat, und wo meine wohl gemeinte Ansicht nicht beachtet wurde, hat die Zukunft mir meistens recht gegeben. Das Verlagsgeschäft ist wahrlich nicht aufRosen gebettet, und die Sortimenter würden zu ganz anderen Urteilen kommen, könnten sie sich einen Einblick in die Bücher von nach ihrer Meinung glänzend prosperierenden Firmen verschaffen. Es ist wirklich kein Wunder, wenn die Händlerrabatte immer mehr eingeschränkt werden, denn jeder ist sich selbst der Nächste. Vergessen wir nie, daß nur in gemeinsamer Tätigkeit von Verlag und Sortiment gedeihliche Resultate erzielt wer den können, und daß beide Zweige des Handels eng auf einander angewiesen sind. Darum sollten beide Teile bemüht sein, zur Verhütung weiterer Mitzstände das Ihrige bei zutragen, aber nicht getrennt, sondern in enger Ver einigung zum Wohle des gesamten Musikalien handels. Nachschrift der Redaktion: Die brieflichen Ausführungen des Herrn Verfassers, auf die in dem Artikel Bezug genommen ist, erfolgten bei Gelegenheit einer Aus einandersetzung zwischen ihm und der Redaktion über die Dauer der Schutzfrist von Musikalien. Während wir in Über einstimmung mit dem weitaus größten Teile des Musikalienhan dels der Beibehaltung der 30jährigen Schutzfrist für Bücher und Musikalien das Wort reden, weil wir diese Frist im Hinblick auf die außerordentlich geringe Zahl der Werke, die ihre Lebenskraft über diese Zeit hinaus noch bewahren, für durchaus zureichend halten, glaubt der Verfasser die Erhöhung eines Schutzes auf 50 Jahre für Musikalien mit der Verschieden heit beider Produkte begründen zu können. Ohne den Streit hier austragen zu wollen, der nach dem ergebnislosen Ansturm der Wagnerfreunde gegen die 30jährige Schutzfrist praktisch auf Jahre hinaus als erledigt angesehen werden kann, möchten wir doch nicht unterlassen, daraus hinzuweisen, daß alles das, was der Verfasser als Mitzstände im Musikalienhandel bezeichnet, als Mitzstände im gesamten Buchhandel empfunden wird. Daran wird auch nichts geändert durch die von dem Verfasser mit Recht hervorgehobene Tatsache der größeren Verbreitung des Buches gegenüber dem Musikstück infolge der geringeren technischen und künstlerischen Voraussetzungen für die Benutzung des er- steren, es sei denn, daß die Mitzstände gerade aus diesem Grunde sich im Buchhandel noch empfindlicher bemerkbar machen als im Musikalienhandel. Diese Erkenntnis derWesensverwandtschaft zwi schen Buch und Musikstück und denen, die ihnen dienen, gibt den Ausführungen des Verfassers eine weit über die Grenzen seines engeren Fachgebietes hinausgehende Bedeutung, auch wenn man sich mit einzelnen seiner Forderungen nicht einverstanden er klären kann. Mit der Beschränkung des Buch- und Musikalien handels auf die »wirklich gelernten« Buch- und Musikalienhänd ler wird eine Zeit nichts anzufangen wissen, die zwar von der Gewerbefreiheit zur Gewerbeordnung übergegangen ist, aber doch zu ihrem eigenen Heile nicht die Freiheit des Handels einer so vagen Begriffsbestimmung, wie sie die Forderung des Herrn Wernthal zum Ausdruck bringt, opfern wird. Auch der Ver urteilung der billigen Ausgaben wird man sich nur insoweit an schließen können, als die Sucht, alles und anallefür billiges Geld zu liefern,in einer so bedrohlichenWeise um sich greift,daß das Publikum die Matzstäbe in allen den Fällen verliert, wo eine gleich billige Lieferung nicht möglich ist. Diese Gefahr zeigt sich im Buch-, wie im Musikalienhandel, nur daß sie im letzteren in folge der engeren Begrenzung des Abnehmerkreises noch stärker zutage tritt und notwendigerweise auch nicht ohne Rückwirkung auf die reguläre, nicht für Massenabsatz geeignete Produktion bleiben wird. Aus diesem Grunde wird man die Mahnung des Herrn Wernthal an die Verleger, sich Beschränkung in der Her ausgabe der billigen Kollektionen aufzuerlegen, für durchaus be rechtigt ansehen müssen und nur wünschen können, daß ihr auch im Buchhandel Beachtung geschenkt wird. Anderseits ist aber nicht zu verkennen, daß, wie das billige Buch Tausende von Käufern angelockt hat, die bisher über haupt nicht für die Literatur in Frage kamen, auch die billigen Aus gaben im Musikalienhandel ihre Werbekraft an vollständig neuen Käuferkreisen erprobt haben. Und dieses Neuland sollen die Mu sikalienhändler den Warenhäusern überlassen, bloß weil diese die billigen Ausgaben auch führen? Heißt das nicht, sich der Mög lichkeit berauben, diese Käuferkreise überhaript zu gewinnen, den Kampf um ihre Entwicklung und Weiterführung aufgeben, ehe er noch begonnen hat? Will man auch diejenigen noch in die großen Warenbasare Hineintreiben, die nur deswegen den Fuß dahinsetzen, weil sie fürchten, anderswo für ihre paar Nickel nicht das zu erhalten, was sie suchen? Hat der Buchhandel vielleicht etwas von seinem Ansehen verloren, daß er sich der billigen Ausgaben von Reclam, Meyer, Hendel usw. angenommen und sie Tausenden und Abertausenden zugängig gemacht hat? Wer wollte leugnen, daß er in demselben Maße an Bedeutung gewonnen hat, in dem er sein Arbeitsfeld erweiterte und nicht nur Wirkungen in die Tiefe, sondern auch in die Breite erstrebte? Dadurch aber, daß er den Interessen anderer zu dienen suchte, hat er auch am besten seine eigenen Interessen wahrgenommen. Denn darüber kann doch wohl kein Zweifel bestehen, daß ein Berufsstand, dem volkswirt schaftlich bestimmte Aufgaben zugewiesen sind, sich nicht auf die Dauer den seitens des Publikums an ihn gestellten Forderungen entziehen kann. Geschieht es dennoch, so wird er sich nicht dar über beschweren dürfen, wenn diese Aufgaben von anderer Seite aus übernommen werden, die sich den Wünschen und Forderun gen der Käufer besser anzupassen versteht. Dieses Anpassungsver mögen wird man den Warenhäusern nicht absprechen dürfen, und es wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch dann nicht versagen, wenn das Publikum, zu größerer Selbständigkeit und Urteils fähigkeit gelangt, größere Ansprüche an Auswahl und Qualität der Artikel stellt. Dann wird Wohl auch die Ernte da eingebracht wer den, wo die Aussaat erfolgte, und es ist mehr als wahrschein lich, daß letzten Endes auch die Hoffnungen jener ent täuscht werden, die jetzt schon in den durch das Warenhaus er zogenen Käufern künftige Kunden ihres Geschäfts sehen möchten. Ehe es soweit kommt, wird manchem Geschäftsmann der Atem ausgegangen und der Anschluß verpaßt sein, so daß es ihm ähn lich ergehen könnte, wie dem bei der Teilung der Erde zu spät gekommenen Dichter. 411
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