2394 Börse,iblatt f. d, Mich». Buchhandel Künftig erscheinende Bücher. ^ 62, 17. März 1914. SSS» flnzeige einer EnüeMärzzurzillssabcgclangcnüenwichtigenNeuerscheinung Wieder einmal spricht in einem neuen Buche der bestbckannte „Dichter" Wilhelm Ruland zu uns, wieder als Meister der Sprache, als weltkundiger, historisch geschulter Beobachter. Daö Buch erscheint unter dem Titel: Schul- und Schicksal Ein Novellenbuch von Leute vom Rhein Heinrich Beckers Lebensgang — Der Aebtundvierziger Aus dem Inhalt: Rünstlerblut Frühlingsstürme — Die Seele der Venus — Immortellen Der Märchenonkel „Die drei Erzählungen spielen auf Münchener und „Die drei Erzählungen beleben rheinischen Boden." italienischem Boden." Daö Novellenbuch ist auf den Grundton des Leides gestimmt, das in dein beständigsten aller menschlichen Urtriebe wurzelt: der Liebe der Geschlechter zueinander. Von ihr, so beißt es in einer Tagebuchstelle der Sammlung, wird unser Dasein bestimmt. Wer sie nicht zähmt oder an dieser höchsten Gewalt sich ver sündigt, der muß sich stark genug fühlen, daö L>chwerste zu ertragen. Strauchelt oder stürzt er mit zerbrochener Lebenskraft, dann offenbart die sogenannte Schicksalötücke sicb zuletzt als eigene Schuld. Diese einigende Grund idee verleiht den ernsten Liebesgeschichten einen nicht geringen sittlichen Wert. Man möchte das gedankenreiche Buch in manchen jungen Händen wissen, es könnte manchen Halt geben oder Trost. Die Ewigkeit des Zwie spaltes zwischen Schuld und Schicksal wird in diesen sieben Erzählungen höchst eigenartig illustriert, z Äußerlich gliedert sich die Sammlung in zwei Teile. Der erste enthält die sympathischsten Gestalten des Buches. Da sind in knappen, kräftigen Strichen zwei wertvolle Kulturbilöer vom Rhein, die fest aus dem Boden dieser Landschaft stehen. Mit wachsender Teilnahme verfolgen wir die Lebenswege zweier einfacher Menschen aus einer interessanten Vergangenheit. Von ihnen gehört der treuherzige Torwächter von Bonn, dieser seltsame Philosoph der napolconischen Epoche, der urwüchsige Fuhrmann Bühl, ein Kampf genosse von Gottfried Kinkel und Karl Schurz, der 48iger Bewegung an. Mit echt rheinischer GemütS- wärme und eindringlicher Kenntnis der Zeitgeschichte hat hier ein Freund des schlichten Bürgertums zwei kernigen Männern aus dem Volk ein Denkmal gesetzt, das packt und cingreift. In wirksamem Kontrast hierzu stehen die Künstlernaturen der übrigen Novellen, die jene an Knappbeit und Erfindungsgabe überragen. Hier ist Münchener unö Italienischer Hoben in echten Farben gezeichnet. Die Handlung steigert sich dort zu ergreifender Tragik. Weisen die Einzelgeschicbtcn stofflich und sprachlich die stärksten Gegensätze auf, so verleugnet sich nirgends der historisch geschulte und weltkundige Beobachter, der die Sprache meistert und sie dem Stoff stets anzupassen versteht. Ohne Weich lichkeit, mit schlichtem Ernst werden in den mannigfaltigsten Typen die Wechselbeziehungen zwischen menschlichem Verschulden und höherer Schickung beleuchtet. Manches gescheite und beherzigenswert^ Wort wird da gesagt und das soziale Gewissen sowie das sittliche Empfinden des Lesers unmerklich geschärft. Der spannende Ausbau und die starke seelische Vertiefung der Geschehnisse machen dieses Novcllenbuch zu einer ebenso unterhaltenden als nachdenklichen Lektüre. Es wird die Lesergcmciude Nulands, dessen Schriften rasch zu hohen Aussagen gelangt sind, wesentlich vergrößern. Wenn die Presse von den früheren Erscheinungen Rulands sagte: „ein prächtiges Werk, in dem noch alte Poesie lebt", oder „diese Sammlung hat dem Kronjuwel (Rbcin) Deutschlands Tausende von neuen Freunden erworben" usw., so bin ich überzeugt, daß das neue Rulandbuch mindestens den früheren Werken gleichgestellt wird, daß es sich mindestens denselben großen Anhängcrkreis erwerben wird, wie jene. Ich liefere einmal bar zur Probe jeöe/lnzahl mit 607o, Einbänöe no., wenn bis 30. März bestellt. Nach Erscheinen 25^> in Kommission, bar, Partie 7/6. München Hugo Schmidt Verlag MIIIII» l IIÜI ßlls ! !ü!! I N« I II III W