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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1929
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- Deutsch
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62. 14. März 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Daß so drohende Wollen über unserin Hiinmel hängen und insbesondere unsere Wirtschaft beschatten, lassen auch die Kon junkturberichte der letzten Zeit nur zu deutlich erkennen. So schreibt das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe in feinem üblichen Monatsbericht: »Der Rückgang der Konjunktur setzte sich weiter fort. Hierzu trugen nicht nur saisonmäßige Ein flüsse, wie der starke Frost, bei; der Rückgang war vielmehr auch in der allgemeinen Lage der Wirtschaft begründet, die sich in folge der starken öffentlichen Belastung und des hohen Zinsfußes sowie der durch die Reparationsverhandlungen bedingten Unge wißheit der Zukunft und insbesondere auch infolge der Ungeklärt- heit unserer innerpolitischcn und Finanzlage nicht zu erholen vermag. Der Kohlcnabsatz ging trotz gesteigerter Abrufe in Haus brand-Kohlen und Koks gegenüber dem Vormonat zurück. In der eisenschaffenden und der eisenverarbeitenden Industrie ließen Beschäftigung und Auftragseingang weiter nach. Auch in der chemischen Industrie trat ein Rückgang an Aufträgen ein. Die Lage der Textilindustrie war weiterhin schlecht. Handwerk und Einzelhandel klagten über Rückgang der Geschäftstätigkeit, die Kaufkraft der Bevölkerung läßt überall nach. Der Lebenshaltungsindcx ist von 153,1 im Januar auf 154,4 im Februar gestiegen.» Die Geschäftslage der Papierindustrie war nach derselben Quelle uneinheit lich. Während teilweise ein leichtes Nachlassen fcstzustcllen war, wird anderwärts eine leichte Besserung berichtet. Im all gemeinen aber können die Absatzverhältnisse nicht befriedigen und ein Teil der Werke arbeitet wegen unzureichender Aufträge weiterhin mit eingeschränktem Betriebe. Dazu hat der Frost Störungen der Güterbeförderung und der Erzeugung bewirkt. Das Geschäft in Zeitungspapier war gut. Der Absatz von Pack papier war auf dem Jnlandmarkte eingeschränkt, auf dem Aus landmarkte befriedigend. Die Nachfrage nach Kabelpapier ist etwas gestiegen. Die Preise sind auf dem Inland- und Ausland- Markte durchweg sehr gedrückt, die Syndikatspreisc für Zeitungs papier leicht herabgesetzt. Im Papiergroßhandel hat sich die Marktlage nicht verändert. Auch die Geschäftslage im Buch- und Steindruckgewcrbe war uneinheitlich, überwiegend aber nicht be friedigend. Die Preise blieben unter dem Druck eines sehr starken Wettbewerbes unzureichend. Die eingehenden Aufträge sind zur vollen Ausnutzung der Betriebsanlagen nicht ausreichend. Auch über den Absatz nach dem Auslände wird geklagt. Das Anzcigcn- geschäft !m Zeitungsgewcrbe war überwiegend schlecht. Auch die Geschäftslage der Schriftgießereien und der chemigraphischen An stalten hat sich nicht geändert. Endlich heißt es: »Die Geschäfts lage im Einzelhandel litt außerordentlich unter der starken Kälte. Diese hielt, besonders in den ländlichen Bezirken, in denen die Wege infolge der Schneeverwehungen und des starken Frostes nur schwer benutzbar waren, die Käuferschaft von Ein käufen in hohem Maße ab. Außerdem wurde die Kaufkraft der Bevölkerung durch große Ausgaben für Heizmaterial sehr in Anspruch genommen. Es läßt sich aber ganz allgemein auch ein allmählicher, aber stetiger Rückgang der Kaufkraft der Bevölke rung feststellen, ein Rückgang, der sich naturgemäß am ehesten im Einzelhandel auswirken muß. Im Kolonialwarenhandcl wurden vielfach geringere Umsätze als im Vormonat getätigt. Die kalte Witterung beeinflußte hier auch teilweise die Preise. Das gilt besonders für Milch, Butter, Eier, Obst und Südfrüchte, des weiteren auch für Mühlcnfabrikate. Auch die Textilwarenbranche hat im allgemeinen einen Rückgang zu verzeichnen gehabt. Die »Weißen Wochen« erzielten z. Tl. nicht die Ergebnisse des Vor jahres, sodaß auch hier vielfach die Erwartungen nicht erfüllt wurden. Ähnlich lagen die Verhältnisse im Schuhwareneinzel handel. Mit Ausnahme von kräftigem Schuhwcrk und Kamel haar-Artikeln, auch Schnccstiefcln, waren die Umsätze hier über aus gering. Frühjahrsartikel und Kinderschuhe wurden fast über haupt nicht gekauft. Im Drogenhandel brachte verstärkte Nach frage nach Photoartikeln teilweise eine gewisse Belebung. Der Tabakhandel hat die vormonatlichen Umsätze überwiegend nicht erreichen können. Der Kleinhandel mit Eisenwaren profitierte von der kalten Witterung. Gekauft wurden hier Ofen, meist.aber nur einfachster Ausführung, des weiteren Schlittschuhe, Lötlampen und andere Werkzeuge für die Reparatur von Frostschäden.« Die Erfahrungen im Buchhandel dürften nicht anders gewesen sein. Für die Verlagstätigkeit ist allerdings an Hand der Neuankündigungen im Börsenblatt eine gewisse Belebung festzustellen. Im Januar wurden 1188, im Februar 1058 ge zählt, was gegenüber dem Vorjahr ein kleines Mehr bedeutet. — Nach den Berichten des amerikanischen Konsulats für den Bezirk Leipzig sind von hier im Januar Bücher im Werte von ins gesamt rund 250 000 Mk. nach u. S. A. ausgesührt worden, gegen denselben Monat 1928 <220 000 Mk.) wieder eine kleine Zu nahme. In den beiden letzten Jahren insgesamt gestaltete sich die Ausfuhr aus dem Leipziger Bezirk nach den Berichten des Kon sulats wie folgt: 1927 1928 I. Vierteljahr 112 137 8, 132 922 8 2. Vierteljahr 322 495 I, 150 034 K 3. Vierteljahr 180 256 8, 142 019 I 4. Vierteljahr 150 293 8, 142 563 8 insgesamt 765 181 8, 567 538 8 Diese Zahlen beleuchten im übrigen wieder einmal die immer noch überragende Bedeutung der Buchstadt Leipzig, gingen da nach doch 1928 fast 70?s der gesamten deutschen Buchausfuhr nach U. S. Ä. vom Leipziger Bezirk aus. Die Aufgaben der Zeit gegenüber der Literatur. Ein Bericht durch K. H. Bischoff. <S. auch Bbl. Nr. 46, S. L08») Am 8. Februar sprach in dem Vortragssaal der G. A. von Halem Buchhandlungen in Bremen und im Nahmen der Veranstal tungen dieses Hauses der Dichter Rudolf Borchardt zu dem Thema: »Die Aufgaben der Zeit gegenüber der Literatur«. Dieser Vortrag, eine rhetorisch und stilistisch meisterhafte Rede, verdient nicht durch die fesselnde Überschrift, nicht durch die Örtlich keit, an der sie gehalten wurde — einer Buchhandlung nämlich —, nicht durch den Redner selbst (einer außerhalb des Getriebes von Literatur-Götzcn-Geistigkeits-Macherei unter dem Gesetze der seit Jahrhunderten geschmiedeten und in Jahrhunderten nicht veralteten Kunst stehenden Persönlichkeit), sondern durch die Ausführlichkeit Aufhorchen und Aufblicken, mit der buchhändlerische Dinge behan delt wurden. Immer wo wir Buchhändler zum Wort oder zum Schreiben kommen, verfallen mir dem geheimen Zauber der »anderen Berufs- seitc«, den ideellen, kulturellen, geistigen Aufgaben des Buchhan dels, hier nun hörte man einen ausgesprochenen Vertreter dieses Ilbergeschäftlichen in wahrhaftig fast kommerziellen Äußerungen, in der Behandlung buchhandelstcchnischcr Gegenstände, alles freilich in überaus scharfer, oft erschreckend unnachgiebiger Form. Wenn der Weg der deutschen Literatur der Gegenwart ohne eine Biegung oder Umkehr noch einige Jahre so weiter läuft, dann wird in 4, 5 Jahren Deutschland eine Kulturnation 5. Ranges sein! Dies ungefähr ist der Ausgangspunkt von Borchardts Darlegungen. Wie aber begann dieser Weg? fragt er. Er begann im Grunde mit der Spezialisierung des deutschen Verlages, begann insbesondere mit der Erfindung eines rein belletristischen Verlages. Wie schaute im Jahre 1885 das typische Verzeichnis eines deutschen Verlages aus? »Seine Tätigkeit ging bei der spezialisierten wissenschaftlichen Lite ratur anfangcnd bis zu dem Buch für die Kinderstube und den Trak taten für die Frommen durch die ganze Breite des deutschen Volkes, nicht einen einzigen Kreis auslasscnd, in dem gewohnheitsmäßig gelesen wurde«. Solcher Verlag war nicht auf ideeller, sondern auf der realen Grundlage aufgebaut, die auch ein Wagnis, eine mutige Tat gestattete, ohne darum die finanziellen Kräfte zu erschüttern oder nur anzurührcn, die Kräfte, die eben durch Werke der anderen Gebiete immer gestärkt und erneuert wurden. Nun, mit dem Natu ralismus entstand ein Verlag, der eine Art Monopol hatte für das, was man lesen durfte, mußte, sollte, ein ausgesprochen belletristischer Verlag großen und bedeutenden Ausmaßes, dem fast Tag um Tag Mitläufer folgten, und der gleichzeitig die alten Verleger, soweit sie *) Zusatz der Schriftleitung. 287
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