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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. Börsenblatt s, d Dtschn. Buchhandel. 6>, 16. März 1914. Weltausstellungen solche große, wiederholte Ausgaben gehabt, daß ihr für dieses Mal der Betrag von 250 krs. für den Quadrat meter zuzüglich der mit der Beteiligung sonst verbundenen Un kosten zu hoch erschien. Auch ein letzter Appell des unermüdlichen Vaudeveld durch Zirkular vom 5. Februar und im äournal äs >!> librairis vom 15. Februar war nicht imstande, einen Um schwung hervorzurufeu. » « * In der gelesensten Brüsseler Tageszeitung »Es 8oir« vom 10. Februar wurde eine Plauderei über die »intellektuelle Mit telmäßigkeit« in Belgien veröffentlicht, die geeignet war, die Auf merksamkeit des Buchhändlers zu erregen. Die vom Schreiber dieses bei früheren Gelegenheiten mehrfach betonte Teil- nahmlosigkeit gegenüber den literarischen Erzeugnissen nicht nur Belgiens, sondern auch des Auslandes wird unter anderem durch folgende Sätze bestätigt: »Selten sind in Belgien diejenigen Men schen iiber 30 Jahre, die der Lektüre und dem uneigennützigen Studium einen Platz in ihrem Leben einräumen. Und dies er klärt die Tatsache, daß unser Land, das zurzeit so viele Schrift steller erzeugt, bedeutend weniger Überfluß aufweist an solchen, die ihre Werke lesen. Um die Literatur zu verstehen und zu lieben, ist eine Vorbildung bzw. Vorbereitung erforderlich, die unfern Landsleuten nur zu sehr fehlt. Es ist bei uns ein zu großer Abstand zwischen der Elite und der Masse der Nation. Mit eini gen Ausnahmen ist das Volk bei uns sehr unwissend, und der Mittelstand ist kaum viel gebildeter. Was uns fehlt, ist der Appetit nach Wissen als Selbstzweck. Wir haben die bedauerliche Tendenz, von aller Wissenschaft nur das zu nehmen, was uns Nutzen und Erfolg in unfern kleinen persönlichen Angelegenhei ten verspricht. Wir lernen, um eine Prüfung zu bestehen, ein Diplom und eine Stellung zu erhalten. Dann werden die Bücher weggelegt, und wir begnügen uns damit, unsere Berufspslichten gewissenhaft zu erfüllen.« Diese Ausführungen scheinen m. E. aber nichts spezifisch Belgisches an sich zu haben und geben eher ein allgemeines Zeitbild wieder. Denn in welchem Lande wird nicht darüber geklagt — nicht nur von den Buchhändlern —, daß zu wenig gelesen wird? Die zu der erwähnten »Elite« in erster Linie zu rechnenden Bibliophilen haben einen neuen Verein gebildet, der in seiner Exklusivität soweit geht, seine Mitgliederzahl auf 50 zu beschrän ken. Er führt den Titel »Ess Oinguauts. Fooiötä äs bidlioplülss« und hat im Gegensatz zu allen andern belgischen Bibliophilen- Vereinigungen und besonders zu der vor wenigen Jahren in Brüssel gegründeten 8ooists äss Liblioptülss st Isonopbilss, über die ich noch in meinem letzten Briefe zu berichten hatte, nicht die »retrospektive Bibliophilie«, d. h. die Liebe zum alten Buche, son dern die Pflege des modernen Druckwerkes auf sein Panier ge schrieben. Er will die Werke der zeitgenössischen belgischen Auto ren in typographischen Meisterwerken und von modernen Künst lern illustriert herausgeben, ganz wie die berühmten französischen und englischen Gesellschaften und Privatpressen. Der Jahresbei trag von 150 krs. soll die »Gesellschaft der Fünfzig« in die Lage setzen, jedes Jahr ein derartiges Werk zu verlegen, dessen Auf lage auf die gleiche Zahl beschränkt bleibt. Etwas Snobismus und Spekulatiousgeist sind also von diesem neuen verlegerischeu Kollektivunternehmen nicht zu trennen, dessen Geschäftsführung in den Händen von G. Verehcken, dem bekannten Inhaber der Buch handlung Dechenne et fils, liegt. — Die Freunde alter Bücher seien auf den preiswerten Katalog der Ausstellung aufmerksam gemacht, welche die Gesellschaft der Lütticher Bibliophilen bei Gelegenheit ihres 50jährigen Jubiläums veranstaltet hatte. Er ist von Univ.-Bibliothekar Brassinne verfaßt und verzeichnet 25 Handschriften, Drucke des 15. bis 18. Jahrhunderts in chronologi scher Anordnung, Einbände, Stiche, Exlibris (8", 86 Seiten mit 8 Beilagen, Preis 50 sts.) » » <- Eine der seltenen literarischen Monatsschriften in Belgien, die von der sonst üblichen nationalen Eitelkeit, der Verherrli chung in Kunst und Literatur, frei sind und auch das Ausland zu Worte kommen lassen, ist die jetzt im 7. Jahrgange stehende »V i o intsllsotuslls«. Sie wird von Georges Rench und Jean de Bare in vorzüglicher Weise geleitet. Wenn ich sie hier be sonders erwähne, so geschieht dies in erster Linie deshalb, weil sie dem modernen literarischen Schaffen Deutschlands ein großes Verständnis entgegenbringt, abgesehen davon, daß auch ihre po litischen Artikel — wieder im Gegensatz zu den meisten andern Zeitschriften — Deutschland volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Es vergeht kaum eine Nummer, die nicht irgendeine Ab handlung über einen deutschen Schriftsteller oder die Übersetzung von Auszügen aus solchen brächte. So enthält die Januar-Num mer einen Aufsatz aus der Feder des bekannten Schriftstellers Georges Eeckhoud über Levetzows »Bogen des Philoktet« mit übersetzten Textproben; die Februar-Nummer spricht in ihrer »Esttrs ä'^llsmaAus« über die Romane von Thomas und Hein rich Mann (Der Tod in Venedig, Der Untertan), Kellermanu (Der Tunnel), G. O. Knoop, Kurt Martens, Sexau (Ewiger Durst), Herzog (Wir sterben nicht) u. a. Die letzten Nummern des vori gen Jahres brachten das Ergebnis einer originellen Umfrage bei reichsdeutschen und österreichischen Schriftstellern über die Literatur Deutsch-Österreichs und ihr Verhältnis zu derjenigen Deutschlands. Auch eine im Januar abgeschlossene, jetzt als Son derdruck vorliegende Artikelreihe von J.-B. Lecomte »Ea gussticm das lanZuss« verdient als einer der verständigsten, hinreichend unparteiisch, wenngleich flämenfreundlich, und sius ira st stuäio geschriebenen Beiträge zur Lösung der flämischen Frage, die lei der fortfährt, die Köpfe zu erhitzen, unsre Beachtung. Lecomte wehrt sich gegen den immer mehr drohenden engherzigen Sepa ratismus und schließt in Anspielung auf die belgische Devise »U'Union kalt la korss (Eendracht maakt Macht)« mit der schönen Definition: Es ärapsau bsl^s s^mboliss l'uuiou des Eutins st das Osrmains. * Denkmäler für Schriftsteller sind hierzulande nicht gerade häufig. Der im vorigen Sommer verstorbene Camille Lemon- nier soll ein solches in dem von ihm zeit seines Lebens bewohnten Jxelles erhalten, in demselben Stadtviertel, das bereits das künstlerische Denkmal für Charles de Coster, den Eulenspiegel- Dichter, schmückt, für den Lemonnier als einer der ersten mit seinem ganzen dichterischen Temperament eingetreten ist. Der Preis für das Lemonnier-Ddnkmal ist soeben ausgeschrieben worden, nachdem durch eine vom »8oir« veranstaltete, öffentliche Sammlung bereits wenige Tage nach dem Tode des Schriftstel lers die Summe von 20 000 krs. aufgebracht worden war. Ein schönes Zeichen für die weitherzigen Ansichten und das intellek tuelle Interesse unsres Souveräns bildet die Tatsache, daß sich der König an dieser Sammlung ebenfalls beteiligte, trotz der ausgesprochenen sozialistischen Überzeugung Lemouniers. Auch eine ganze Reihe liberaler Stadtverwaltungen, Brüssel und Jxel les voran, haben ihren Obolus redlich und reichlich dazu beige tragen. Ein im Januarheft der katholischen »üsvus äs Lei^igus« erschienener Artikel über Lemonnier von dem bekannten Litera turhistoriker Abbs Halflauts läßt uns die Beurteilung kennen, die Lemonniers Lcbenswerk im anderen Lager erfährt. Der Dichter wird in demselben bei aller Anerkennung des Reichtums und der Kraft seiner Sprache als der »Verherrlichet des Instinkts« cha rakterisiert. Bei dem Interesse, das unsre belgische Literatur und besonders die Hauptwerke Lemonniers auch in Deutschland finden, dürften diese Feststellungen nicht unnütz sein. Mit den Verdiensten eines anderen Sozialisten — hier hat diese Bezeichnung allerdings einen wesentlich anderen Sinn und weniger herben Klang als das deutsche »Sozialdemokrat« — hat sich die Presse um die Jahreswende zu beschäftigen gehabt. Es ist Henri Lafontaine, der Gründer und Leiter des Institut International äs öiblloAiapbis, in gewissem Grade einer unsrer Berufsgenossen, der mit dem letzten Nobelpreis für den Frieden ausgezeichnet worden ist. Diese Auszeichnung hat in allen Krei sen und bei allen Richtungen die größte Genugtuung hervorge rufen, und das »kleine Belgien« ist stolz darauf, daß wieder einer der Seinigen dieser hohen Ehrung teilhaftig geworden ist. La- 403
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