Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.02.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-02-11
- Erscheinungsdatum
- 11.02.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140211
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191402115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19140211
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-11
- Monat1914-02
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 34, 11. Februar 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt I. d, Dtschn, Buchhandel. Bibliotheken als Akademicbibliotheken fortan vorzugsweise pflegen sollten, genauer umgrenzt; die Bestände der Rothschilöschen Bibliothek auf sprachwissenschaftlichem Gebiete wurden durch die der Stadt bibliothek ausgeglichen, der Stadtbibliothck fiel die Pflege der klas sischen Archäologie und Philologie zu. Zugleich wurde der Noth- Ichildfchen Bibliothek ein Jahreszuschuß von 4000 Mark zu den An schaffungen gewährt; ihr Vermehrungsetat beträgt tm ganzen 11000 Mark jährlich. So ergänzen sich beide Bibliotheken aufs beste. Natürlich hat jede Bibliothek für sich gesondert ihren bibliographisch- bibliothekswissenschaftlichcn Apparat, ihren kritischen Apparat (Litcratur- zeitungen usw.) und die gangbarsten Quellen- und Nachschlagewerke aus allen übrigen Wissenschaften. Gegenwärtig umfaßt die Rothschildschc Bibliothek rund 75 000 Bände; die Hälfte davon sind Schenkungen, nicht zufällige, sondern ausgewählte Schenkungen, die ihrer Qualität nach Anschaffungen gleichzuachten sind. Schenkungen, die sich nicht zur Aufnahme eignen, werden regelmäßig den anderen Frankfurter Bibliotheken, der Stadt- bibliothek, der Scnckeubergschen, der Stacdelschen Bibliothek, den Volks bibliotheken u. a. zur Verfügung gestellt; so hat z. B. die Stadtbiblio thek in den letzten fünf Jahren 2000 Bände auswählen können. Aus dieser Sichtung erklärt es sich, daß in der jungen Rothschilöschen Anstalt die tote Literatur, die sonst verhältnismäßig groß zu sein pflegt, so gut wie ganz fehlt, und dadurch ist die Ziffer 75 000 erst ins richtige Licht gerückt. Mit den vorhandenen Mitteln die möglichstgroße Leistung zu er zielen, dieses Prinzip kehrt auch bei der Organisation desBeamten - körpers wieder. Die Gliederung in höhere, mittlere und untere Beamte, die bei de» meisten deutschen Bibliotheken erst neuerdings un gebahnt wird, war bei der Nothschildschcn von Anfang vorhanden. Kein Beamter soll Arbeiten verrichten, wofür eine untergeordnete Kraft ausreichend ist, jeder ist in die Lage gesetzt, das Beste zu leisten, dessen er fähig ist. Die Anwärter für den mittleren Dienst sind fast sämtlich Damen, denen hier ein ganz neues Berufsfeld erschlossen wurde; der mittlere Dienst besteht aus 6 Stufen, die zusammen 2 Jahre umfassen: 1, Magazindieust und Ordnungsarbeiten; 2. Anfangsstufe der^eosssio; 0. Bucheinband, Erwcrbskatalog der Fortsetzungswerke und Standorts katalog; 4. Titelaufnahmen, Hilfeleistung bei der Verwertung der Berliner Titeldrucke, bei den Anschaffungen und bei der Führung der Benutzungskataloge; 5. Einheimische Ausleihe; 6. Buchführung, Rech nungswesen, Statistik. Auf jeder Station wird stets nur ein An wärter beschäftigt. In den Winterhalbjahren wird abwechselnd theo retischer und technologischer Unterricht erteilt. Die preußischen Be hörden haben dieses Ausbildungssystem aus freien Stücken anerkannt, und das Praktikantcnzeugnis der Rothschilöschen Bibliothek gilt als ausreichend zur Bewerbung für das staatliche Diplomexamen. Volon täre für den höheren Dienst mit akademischer Bildung durchlaufen diese 0 Stufen in der Regel in der Hälfte der Zeit und arbeiten das zweite Jahr im wesentlichen im Realkatalog, Personal- und Lokal-Repertorium und in den Anschaffungen. Auf leichte Benutzbarkeit legte schon die Gründerin das größte Gewicht; angeregt war sie durch die Bibliotheksbewegung in England und Amerika. Doch weniger Inhalt und Benutzungszicle -er?rs6-I,lbrsr^, sondern ihre Nutzbarkeit nahm sie sich zum Vorbild. Me Bibliothek sollte nicht schöne Literatur zu Unterhaltungszwecken bieten, sondern sollte eine wissenschaftliche sein, mit entsprechenden Be nutzungszielen, aber leichtester Zugänglichkeit. Dies Ziel ist auch ver wirklicht worden. Zunächst wurde ein jedermann zugänglicher Lesesaal mit Handbibliothek und aufliegenden Zeitschriften eingerichtet und da mit die erste Benutzungsgelegenheit dieser Art in Frankfurt geschaffen. Die Benutzungszeiten sind so gelegt, daß die Anstalt jedesmal dann zu gänglich ist, wenn die interessierten Berufe am meisten Bewegungs freiheit genießen: werktags von 11—1 und 4—8 Uhr; jeder wissen schaftlich Arbeitende kann bereits von S Uhr ab zugelassen werden. Besonders zu danken ist es, daß die Bibliothek — im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Bibliotheken — auch Sonntags von 10—1 Uhr geöffnet ist. Die Leihfrist beträgt 6 Wochen, für auswärtige Benutzer 8 Wochen. Zu allen öffentlichen Zeiten ist nicht nur der Lesesaal zu benutzen, sondern auch die Ausleihe im Betrieb. Die Bücher brauchen nicht vorausbestellt, sondern können gleich besorgt und mitgenommen werden; sie werden gegen geringes Entgelt auch in die Wohnung ge bracht und daselbst wieder abgeholt; nicht vorhandene Werke, soweit sie die Hauptfächer der Anstalt betreffen, werden von auswärts unent geltlich besorgt, falls sic in den anderen Frankfurter Bibliotheken nicht vorhanden sind. Der Lesesaal bietet außer der universellen Handbiblio thek von rund 6000 Bänden die neuesten Nummern von 150 Zeit schriften, während 380 weitere Zeitschriften und Sammelwerke auf Wunsch sofort erhältlich sind. Drei Benutzungskataloge, ein Nominal katalog, ein Personal- und Lokalrepertorium und ein Realkatalog sind in je zwei Exemplaren vorhanden, von denen eins dem Publikum zur Verfügung steht. Dem Realkatalog ist ein ausführliches Schlagwort register beigegeben. Wir haben alles dies ausführlicher, als es sonst an dieser Steile zu geschehen pflegt — denn das Börsenblatt ist ein buchhändlerisches Fachblatt, keine Zeitschrift für Bibliothekswesen —, wiedergegebcn, da die Rothschildschc Bibliothek, eine durchaus moderne Bücherei und doch wissenschaftliche Anstalt, in ihrer Anlage, Organisation und ihren Zielen für Hunderte ähnlicher Anstalten vorbildlich sein kann. Mit der Eröffnung der Akademie 1901 stieg die Benutzungszisfer — 1888 6293 Bünde, 1900 19 698 Bände — sehr rasch. 1912 wurden 22 551 Bände verliehen, in den Leseräumen 11459 Bände aus dem Magazin verabfolgt. Lesesaalbenutzer gab es 1912 29 774, die Be nutzung der Handbibliothek und der ausliegenden Zeitschriften ist also eine äußerst rege. Die niitgeteilten Instruktionen über Titelaufnahme, Bucheinband, Ordnung der Bücher, Nominalkatalog, Personal- und Lokalrcpertorium, Realkatalog s87 Seiten), das ausführliche Schlagwortregister zum Realkatalog (164 Spalten), das Verzeichnis der Zeitschriften und Serienwcrke nebst einer Auswahl sonstiger Sammel- und Nachschlage werke (75 Seiten) interessieren natürlich besonders nach der bibliotheks- tcchnischen Seite und sollen deshalb hier keine weitere Berücksichtigung finden. Aber die vorbildliche Frankfurter Bibliothekspolitik darf hier nicht unerwähnt bleiben. Zwischen den drei Hauptbibliothcken, Stadtbibliothek, Sencken- bcrgscher und Rothschildscher Bibliothek, besteht der weitestgehende Leih verkehr. Die Bestände einer jeden der drei Bibliotheken können in jede der beiden anderen Anstalten verbracht und daselbst sowohl in den Lescsälen benutzt, wie nötigenfalls von der Vermittlungsstelle nach Hause verliehen werden. Neben diesen drei größten Bibliotheken kom men aber für die wissenschaftliche Benutzung noch eine erhebliche An zahl anderer Bibliotheken in Frage. Um ihre Schätze ausfindig zu machen und um gleichzeitig entbehrliche Anschaffungen zu verhüten, be darf es eines Gesamtkatalogs aller dieser Anstalten; ihn hat die Rothschildsche Bibliothek augebahnt, indem sie die bisher gedruckten Bücherverzeichnisse der Frankfurter Bibliotheken zu einem einheit lichen alphabetischen S a m m e l k a t a l o g vereinigt hat. Daneben ist sic, ohne mit dem Institut international 6s bidliograpdis in Brüssel konkurrieren zu wollen, zu einer A u s ku n f t s st e l l e für die deutsche Wissenschaft des deutschen Sprachgebiets geworden; die Praxis hat er geben, daß der nationale Wissenschaftsbetrieb ungefähr zweimal soviel einheimische Literatur benötigt wie ausländische und daß die Zu sammensetzung der Bibliotheken dem ungefähr entspricht. Die Grund lage des Sammelkatalogs bildet die für deutsche Gelehrte notwendige deutsche und fremdsprachliche Literatur; auf den seit vielen Jahren in Arbeit befindlichen Preußischen Gesamtkatalog wird natürlich Rück sicht genommen; der Rothschildsche Katalog will hier im wesentlichen ergänzend und zugleich vorbereitend wirken. Er berücksichtigt be sonders Zeitschriftenliteratur aus allen Gebieten, Kunstwissenschaft und Technik, Gebiete, nach deren einheitlicher Verzeichnung sich ein besonderes Bedürfnis geltend machte. Dieser Sammelkatalog wurde 1891 mit den damals zuerst erscheinenden Zugangsverzeichnissen der Stadtbibliothek begonnen, 1904 wurde er auf andere Frankfurter Biblio theken, 1906 auf auswärtige Bibliotheken ausgedehnt. Er zerfällt in eine einheimische Abteilung (152 428 Zettel) und eine auswärtige Ab teilung (159 934 Zettel). Das Format der auswärtigen Abteilung ist das internationale (12)4X7)4 sm); die Zettel der einheimischen Ab teilung entsprechen dem Leidener Katalogsystem (21)4X7 sin), sie eignen sich dazu, in Kapseln vereinigt und dem Publikum zugänglich gemacht zu werden. Die letzten 70 Seiten des Bandes füllt ein Frankfurter Bibliothekenführer, den Or. O. Schiff zusammengestellt hat. Er umfaßt die öffentlichen Bibliotheken (wissenschaftliche und Volks- bibliothcken) und die halböffentlichen (Hochschulbibliothekcn, Biblio theken wissenschaftlicher und künstlerischer Anstalten, Schnlbibliotheken, Behördenbibliotheken, Kirchen-, Korporations- und Vereinsbibliothe- kcn, Firmcnbibliotheken und Mietbüchereien). Dieser Bibliotheken sind 143 mit mehr als 1 200 000 Bänden; davon entfallen auf die wissen schaftlichen Anstalten etwa 1 Million Bände, für deren Vermehrung jährlich etwa 180 000 Mark aufgewendet werden. Dieser Führer ist die Grundlage einer vorsichtigen und gesunden Bibliothekspolitik; eine kleine Ausgabe, die die elf wichtigsten Anstalten umfaßt, soll weiteren Kreisen durch den Buchhandel zugänglich gemacht werden. Dem Texte vorangestellt ist ein Bildnis der Stifterin, der Freiin Hanna Louise v. Rothschild (1850—1892), nach einer Marmorbüstc von G. Herold. 235
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder