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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1922
- Strukturtyp
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- 1922-07-17
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1922
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- Deutsch
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164. 17. Juli 1922. Redaktioneller Teil. Analyse der Strömungen und Richtungen in der deutschen Dramen dichtung zu eigen macht, wird jederzeit wissen, wo er den nicht aufge- flihrten Dichter einzuordnen und wie er ihn zu bewerten hat. Freyhan geht im allgemeinen von dem Naturalismus aus. Was er über das Grundverhältnis von Kunst und Wirklichkeit und dessen Abwandlungen zu sagen weiß, gehört.meines Erachtens zu den klarsten und erschöp fendsten Darstellungen über diese vielfach umstrittene Frage. Unbedingt muß ihm beigestimmt werden, wenn er den Naturalismus als eine Er scheinung nicht nur von außerordentlicher Tragweite für die Befruch tung der kü n st l e r i s ch e n Produktion, auch nicht bloß als eine ethische Erweckung der damaligen dichterischen Generation bezeichnet, sondern auch als eine Einstellung von entscheidender philosophi scher Gerechtigkeit. Der Hauptteil des Buches setzt mit dem ersten Kapitel »Dynamis« (Wirklichkeit der Kräfte) ein. Das in der Bloß legung der Kräfte bestehende Prinzip, die Verdichtung dieses Prinzips zur Auflösung des Milieus ins Dynamische (Fritz von Unruh, »Offi ziere«), die weitere Verdichtung dieses Prinzips (Georg Kaiser, »Von Morgens bis Mitternachts«, »Die Koralle«, »Gas« 1 und II, «Die Bür ger von Calais«), das Satyrspiel des Prinzips (Sternheim, »Bürger Schippe!«, »Der Snob«, »Perlebcrg«, »Die Marquise von Arcis«) und die Überspitzung des Prinzips (August Stramm, »Kräfte«) werden aus führlich behandelt. Im zweiten Kapitel: »Ekstasis« (Wirklichkeit der Verzückung) erscheint als Prinzip Nietzsches Lehre vom Dionysischen im Lichte des Gegcnwartsdramas, wobei der Wirklichkeitsbegriff der »Geburt der Tragödie« und Nietzsches Deutung des Apollinischen und Dionysischen erläutert werden. Anch hier verfolgt der Verfasser die Ver dichtung des Prinzips im Dionysischen als dem Alogischen (Pannwitz »Die Befreiung des Oedipus«), im Dionysischen als Ethos (Fritz v. Un- rxh, »Ein Geschlecht«, »Platz«, Ernst Toller, »Die Wandlung«, Rein hard Goering, »Seeschlacht«, Franz Werfel, »Spiegelmensch«) und im Dionysischen als Stil (Hanns Johst, »Der junge Mensch«, ein ekstatisches Szenarium, Walter Hasenclcver, »Antigone«), das Dionysische des Rau mes jArenaj. Abermals zeigt sich die Überspitzung des Prinzips (Oskar Kokoschka, »Der brennende Dornbusch«, Walter Hasenclever, »Die Menschen«). Das dritte Kapitel »Synthesis« weist die gleiche Struktur auf. Die Gesamtwirklichkcit ist zum Prinzip geworden. Die Verdichtung des Prinzips zeigt sich in der realistisch gegründeten Ge samtwirklichkeit (Anton Wildgans, »Armut«, »Liebe«, »Dies irae«, Wal ter Hasenclevcr, »Der Sohn«) und in der metaphysisch betonten Gesamt wirklichkeit (Reinhard Sorge, »Der Bettler«, Paul Kornfeld, »Himmel und Hölle«, »Die Verführung«, Ernst Barlach, »Die echten Sedemunds«, Rolf Lauckner, »Der Sturz des Apostels Paulus«. Ein besonderer Ab schnitt ist der Spezialisierung des Prinzips im historischen Drama ge widmet (Hanns Johst, »Der Einsame«, Hermann von Boctticher, »Friedrich der Große«). Das Schlußwort bringt einen Rückblick auf die neuen Gehalte, die Behandlung der Gefahr der neuen Stile und eine Betrachtung über den Expressionismus. Es könnte scheinen, als ob diese Gliederung den Hintergrund einer reinen Gelehrtenarbeit bilde und den Leser von bestimmten wissenschaft lichen Voraussetzungen abhängig mache. Demgegenüber kann gar nicht lebhaft genug anerkannt werden, daß dieses Buch nichts weniger als wissenschaftlich-trocken ist. Ein ungemein flüssiger, das Verständnis fördernder und erleichternder Stil ist dem Verfasser zu eigen, sodaß es ein Vergnügen ist, seinen Ausführungen zu folgen. Das Ganze in seinen ungemein beziehungsreichen und gehaltvollen Darlegungen muß als eine Arbeit aus einem Guß bezeichnet werden, die ihrer Art nach ans dem Büchermarkt einen dauernden Platz finden und als Geschenk werk für jung und alt einen hervorragenden Wert behalten wird. Der Verlag hat diesem Umstande mit bestem Verständnis Rechnung getragen und das Buch auch äußerlich recht gut ausgestattet. ?. Kleine Mitteilungen. Im Prozeß um die Wirtschaftsordnung lautet das erstinstanzliche Urteil, wie wir hören, auf Klagcabweisung, d. h. also zugunsten des Gildeantrages. Ob die Kläger Berufung einlegen, steht noch nicht fest. Frankfurter Buchmesse. — Im Nahmen der 7. Frankfurter Inter nationalen Messe, die vom 8. bis 14. Oktober d. I. stattfindct, wird auch die Abteilung Buchmesse wiederkehren und mancherlei Verbesse rungen innerer und äußerer Art zeigen. Das Interesse der Verleger- kreise an der Frankfurter Buchmesse ist, wie man ans Frankfurt schreibt, ständig im Wachsen, insbesondere beteiligt sich neuerdings in steigendem Maße auch der wissenschaftliche Verlag. Die Räume des Hauses der Bücher werden zur kommenden Herbstmesse vervollständigt und besser. ihrem Zwecke angepaßt, sodaß die Buchmesse nunmehr ein Heim besitzt, das seiner Sonderbestimmnng entsprechend ausgebaut ist. — Auskünfte für Interessenten erteilt das Meßamt, Frankfurt a. M. Eine wissenschaftlich-technische Ausstellung in Leipzig. — In den Hallen der Leipziger Technischen Messe und der Hygiene-Messe findet vom 16. bis 24. September bei Gelegenheit der Hundertjahrfeier der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte eine wissenschaftlich-tech nische Ausstellung statt, die den gesamten Forschungs-, Unterrichts- und Betriebsbedarf der Naturwissenschaften und der Medizin einschließlich der Hochschulen, Kliniken, Krankenhäuser, Heil- und Pflege-Anstalten und Sanatorien umfaßt. Tagung des Deutschen Büchercivcrbandcö. — Der im September 1921 gegründete Büchereiverband hielt am 6. und 7. Juni in Cassel tn Verbindung mit der Jahresversammlung des »Vereins Deutscher Bibliothekare« seine erste Hauptversammlung ab. Durch den Verband hat der Gedanke des Zusammenschlusses aller deutschen Volksbiblio- thckare ohne Unterschied ihrer büchereipolitischen Richtung nun endlich seine Verwirklichung erfahren. Auch die Bibliothekare Deutsch-Öster reichs soll der Deutsche Büchereiverband ausnehmen. Zweck des Ver bandes ist, die Selbständigkeit des volksbibliothckarischen Berufs zu fördern und im Zusammenhang damit der Bedeutung der deutschen volkstümlichen Bücherei im Nahmen der öffentlichen Bildungsmittcl Anerkennung zu verschaffen, sowie durch Reich, Länder und Gemeinden ihre ideelle und wirtschaftliche Förderung zu betreiben. Der Verband tritt insbesondere mit Nachdruck ein für den Gedanken der Zentral- und Beratungsstellen für das volkstümliche Büchereiwesen, ohne dabei aber im Dienst« einer der bestehenden Richtungen zu arbeiten. Den Hauptgegenstand der Verhandlungen in Cassel bildete neben der Be ratung der Satzungen die Frage der Ausbildung für den Haupt- und nebenamtlichen Dienst an Volksbüchereien. Die von dem Referenten Prof. vr. Fritz-Charlottenburg in Übereinstimmung mit dem Kor referenten Walter Hofmann-Leipzig aufgestellten Thesen, die sich für die grundsätzliche Trennung der volksbibliothckarischen Ausbildung von der Vorbereitung für den Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken aus- sprachen, wurden einstimmig angenommen. — In den Vorstand wurden gewählt: Büchereidirektor Prof. Or. Fritz-Charlottenburg als Vor sitzender, Büchercileitcr Setzer-München (Gewerkschaftsbücherei) als Stellvertretender Vorsitzender, Bibliothekar vr. Ho mann-Char lottenburg als Schriftführer, Bllchcreileiterin Frl. vr. Nathan- Neukölln als Schatzmeister, Bibliotheksdirektor vr. Schümm-Essen, Bibliothekar I)r. Waas-Mainz, Bibliothekarin Frl. Jerrmann- Hamburg, Büchereileiter M a e d e r-Tressingen (Württemberg) als Bei sitzer. — Die Tagung, die zum ersten Male das Bild einer Gesamt vertretung der deutschen Volksbibliothekare zeigte, war von 60 Teil nehmern aus allen Gegenden Deutschlands besucht. Eine deutsche wissenschaftliche Bibliothek für Polnisch-Schlesico. — Um in dem an Polen fallenden Teil von Oberschlesien den 400 000 Deutschen geistiges Rüstzeug bereitzustellen im Kampfe um die Er haltung des Volkstums und um für die Fortbildung der Lehrerschaft an den höheren wie an den niederen Schulen sowie für die Arbeit des Deutschen Volkshochschulbundes einen Mittelpunkt zu schaffen, hat der Verband deutscher Volksbüchereien in Kattowitz die Gründung einer deutschen wissenschaftlichen Bibliothek in Aussicht genommen. Ein vorläufig ausreichendes Gebäude steht dafür zur Ver fügung. Geschulte bibliothekarische Kräfte zur fachmännischen Er schließung und Verarbeitung der Bestände werden aus dem Reiche ge wonnen. Da der Verband aber nicht über genügend Geldmittel ver fügt, um einen wissenschaftlichen Bestand zu erwerben, bittet er um geschenkweise Überlassung von Doppelstücken an Büchern aüS deutschen Bibliotheken. Vereinigung von Förderern und Freunden der Universität Leipzig. — Die 2. Hauptversammlung und Festsitzung dieser Vereinigung fand am 8. Juli in Leipzig statt und wurde vom Vorsitzenden Herrn Hofrat vr. Meiner mit einer kurzen Begrüßung eröffnet. Er führte aus, daß man vor einem Jahr bei der ersten Versammlung der Ver einigung nicht geahnt hätte, daß das Vaterland auch heute noch nicht ivicder zu einem geordneteren politischen und Wirtschaftsleben gekom men sein würde. Nur Arbeit und Fleiß könne es erreichen, uns über Außen- und Jnncnfeinde hinwcgzuhelfen. Aus den Ziffern des Schatz meisters ist hervorzuheben: Im Berichtsjahr sind rund anderthalb Mil lionen Mark neu hinzugetreten, sodaß der Vereinigung volle 7 Mil lionen Mark bislang für ihre hohen Aufgaben zur Verfügung gestellt wurden. Neue Mitglieder find aus Leipzig und Umgebung, Chemnitz, Dresden, Mittweida, Plauen usw. mit etwa 800 000 Mark hinzuge kommen, während nicht weniger als rund 750 000 Mark von bisherigen Förderern zuslossen. Im Berichtsjahr ist zunächst eine Million Mark vom Vermögen abgezweigt, um gemäß dem vorjährigen Beschluß eine »August Stern-Stiftung« für Habilitanten ins Leben zu rufen. In '1920/21 leistete die Vereinigung etwa 750 000 Mark Beihilfen, in 995
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