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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1922
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- 1922-07-17
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1922
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- Deutsch
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jdk 184, 17, Juli 1922. Fettige Bücher, ,.t. »pch». »u««<„,dQi, ?tzK3 Balzacs kostbarer Ring Von Leon Gozlan Im Verlage von Paul Steegemann, Hannover, erscheint soeben unter dem Titel „Der intime Balzac" von Leon Gozlan in der Übertragung von Ossip Kalenter ein Buch Balzac.Aneldoten, dessen lebte sran- zösische Ausgabe 18SS erfolgte, und das bisher noch nicht in das Deutsche übertragen wurde. Mit einem Nachwort von Artur Schurig, Preis M, IVO,— gut gebunden. Wir bringen an dieser Stelle eine kleine Probe. Einmal lies Balzac um Mitternacht aus Les Jardies weg und rannte von ungefähr nach Paris zu seinem Freunde Lau- rent Jan, Es war etwa 2 Uhr morgens, als er dort klingelte. Laurent Jan hatte in dieser Winternacht einen guten und festen Schlaf, Balzac klingelte wie ein Rasender, weckte sämtliche Be- wohner des Hauses und schließlich auch den Portier, der, empört wie alle Portiers, die man in ihren zarten Träumen stört, ihn anschrie: „Was ist denn los? Wer ist da? Zu wem wollen Sie? Wer sind Sie eigentlich?" Indem der Portier noch fragte und sluchte, gelangte Balzac zum Schlafzimmer des Freundes. Zu Tode erschrocken über die Erscheinung, rieb sich Laurent Jan die Augen, richtete sich in den Kissen aus und stotterte: „Bist du es, Prosper?" „Ich bin's," gab Balzac zur Antwort, steh aus! Wir wollen aufbrechen!" „Ausbrechen?" „Jawohl, ausbrechen , . . Aber steh nur auf, ich will dir indes erzählen . . ." „Nein, ehe ich ausstehe, möchte ich wissen, wohin du mich zu führen gedenkst." „Nun, freue dich! Wir reisen unverzüglich zum Großmogul." „Bist du verrückt?" „Wir werden alsbald encrm reich, so reich wie ein ganzes Imperium, so reich wie der Mogul selber." „Hm . , ." begann Laurent Jan schüchtern einzuwenden, „ehe ich meine Koffer packe, möchte ich doch etwas genauer wissen, was wir um diese Zeit beim Großmogul wollen," „Halte dich nur dazu!" brüllte Balzac ihn an, „wir haben durch deine Bummelei schon über eine Million verloren,.. Die Zeit vergeht, und wir müssen noch Gozlan holen , . ." „Ach, Gozlan kommt mit zum Mogul?" „Er wird mitkommen, denn auch er soll einen Teil der un ermeßlichen Schätze erhalten, die uns beim Großmogul erwarten," An dieser Stelle erhob sich Laurent Jan, fand sich gelassen in dqs Schicksal, hundert- oder zweihundertfacher Millionär zu werden, kleidete sich schlotternd an und fragte schließlich, als er fertig war: „Aber , , , nochmals... was wollen wir denn beim Groß mogul ... da es nun doch einmal ausgemacht zu sein scheint, daß ich dich dorthin begleite , . ?" „Was wir dort wollen?" wiederholte Balzac düster. „Ja ... die Frage dürfte Wohl erlaubt sein . . . ?" Balzac nahm ihn geheimnisvoll bei der Hand und führte ihn an die Lampe: „Siehst du diesen Ring?" „Na, ich sehe ihn, er kostet etwa drei Groschen." „Halt den Mund und sieh besser hin!" „Na, denn vier. Es ist doch nicht der Rede wert." „Dieser Ring wurde mir bei meiner letzten Reise durch Deutschland in Wien von dem berühmten Historiker Herrn von Hammer geschenkt, verstehst du . ..?" „Nun und . . .?" „Und Herr von Hammer sagte lächelnd, den Wert dieses kleinen Geschenkes würde ich erst später erkennen. Ich trug diesen Ring, ohne an jene Worte zu denken, und glaubte, höchstens einen Edelstein zu besitzen, wie es auch andere gibt. Nun . . . erstens sind in diesen Stein arabische Schristzeichen eingraviert . . Diese Schristzeichen . . . Aber ich will nichts von der großartigen Ueberraschung vorwegnehmen .. . Gestern also auf der Soriäe beim Gesandten von Neapel siel es mir ein, den Gesandten der osmanischen Pforte um den Sinn der Zeichen zu befragen ... Ich zeige den Ring . . . Der türkische Gesandte hat kaum einen Blick darauf geworfen, als er auch schon laut ausschrie, daß die ganze Gesellschaft zusammen- fährt. „Sie besitzen einen Ring", erklärte er, indem er sich bis auf den Boden vor mir verneigte, „den weiland der Prophet getragen hat; der Name des Propheten steht daraus Ec wurde dem Großmogul vor ungefähr hundert Jahren von den Eng- ländern gestohlen und an einen deutschen Fürsten verkauft." Ich unterbrach ihn sogleich mit den Worten: „Er wurde mir in Wien von Herrn von Hammer geschenkt." „Reisen Sie eilends zum Großmogul", sagte der Gesandte, „denn er hat Tonnen von Gold und Diamanten ausgesetzt sür den, der ihm den Ring des Propheten zurückbringt, und Sie werden heim kehren . . . mit den Tonnen." Stell dir vor, wie mich das aufregte! Also ... ich komme nun, mein lieber Jan, und will dich abholen, aus daß wir mit Gozlan zusammen den Ring des Propheten dem Großmogul zurückbringen . . . dem Großmogul, der in seiner Freude bis zum dritten Himmel steigen wird . . . den Ring des Propheten . . . Komm. . . komm ... die Tonnen . . ." „Und deswegen störst du mich mitten in der Nacht?" sagte Laurent Jan. „Findest du vielleicht die Belohnung zu niedrig?" meint Balzac, der nicht begriff, wie man bei den märchenhaften Aus sichten so gleichgültig bleiben konnte. „Ich bot dir drei Groschen dafür und bleibe bei meinem ersten Angebot", sagte Laurent und zog sich aus. Alle die Worte aufzuschreiben, mit denen Balzac den Skeptizismus des Freundes belegte, geht nicht an. Mit auf wallender Gewalt und voller Bissigkeit, wild wie ein Löwe und ganz seinem Zorne hingegeben, donnerte er gegen Laurent Jan, bis er endlich erschöpft zusammenbrach und auf den Teppich seines guten Freundes nicderstürzte, wo er schlief bis zum anderen Morgen und von den Schätzen des Großmoguls träunite. — Balzac sprach von jenem Tage an nur mit großer Zurückhaltung vom Ring des Propheten und trug ihn höchst selten am Finger. (Leipziger Tageblatt.) Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. 8S. Fahraana. 1044
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