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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Musik, Kunst, Geschichte, Philosophie umfassend, auch die dahin gehörige Graphik indcgrisfen. Eine erstaunliche Belesenheit, verbunden mit stark sarkastischer Ausdrucksweise, gibt den Äuße rungen des mit sanguinischem Tciupcrament begabten, Wohl höheren Sechzigers einen besondere» Reiz, mag es nun sein, daß er sich über Reformalionsliteratur, Shakespeare, Gottsched oder die Romantiker verbreitet, Hilfsmittel, Kataloge, Preise, Persönlichkeiten des Slutiquariats, alles ist dem Professor wohl bekannt und geläufig durch Jahrzehnte her. Die Biographie die ses Sammlcr-Gelehrlen zu schreiben, wäre ein interessanter Vor wurf, denn ein bewegtes Leben liegt wohl hinter ihm; ein Anf- uud Rlcdersteigen, ein Wechseln des Wohnortes mit de» Bücher- massen und sonstigen Sammlungen an antiken Möbeln, Porzel lan, Gemälden und anderem, Thüringen, Schlesien, Hessen - Wei mar, Wien, München, Berlin, Frankfurt a, M, lösen sich in bunter Reihe ab für de» Wohnsitz, ganze Bibliotheken werden dabei zer streut und von neuem znsammengestellt. Erst in letzter Zeit wurde das Rokokoschloß Branushard, Besitz des Professors von Bam berg, wohin er seine Sammlungen llbergeführt hatte, durch eine katastrophale Ausplünderung heimgcsucht infolge der französi sche» Besetzung: Bücher, Möbel, Porzellan, Silber verschwanden in Abwesenheit des Besitzers, Aber stets wußte bisher der ela stische Alte mit der geliebten Pelzkappe, rauchend und schwere Bücherpaketc selbst schleppend, Ersatz zu schaffen und den Schaden z» heben — so hoffentlich auch jetzt auf guten -Ersatz, Reden den großen Farbsuchsammlungen der Herren Iah, 4! etter, Grunelius, den auserlesenen Blättern und Hand- zeichnuugcn Frankfurter Künstler im Besitz von Herrn N e st l e, der modernen Graphiksammlung des Herrn Otto Aschaffen- bürg, des musikhistorischen Museums des Herrn 4!, Mans - köpf, den reichen Sammlungen des Herrn Baron Gold- sch in i d t - N o t h s ch i l d und anderer Liebhaber möchte ich nur noch zweier Frankfurter Sammler gedenken, ihre Sanunlungc» flüchtig streifend, die ein gemeinsames, energisches Borwärlsschrci- irn und Ausdauen ihres Sammclgebieles verbinde!, Herr P a u l Hirsch, bekannt in erster Linie durch seine reichhaltige Musi- kalieusammlung nebst entsprechender, musikhistorischer Literatur, Partituren von Opern, Shmphonien in Originalausgaben, Kam- mermustkwerke in Erstausgaben, Gesamtausgaben der Klassiker, viele Seltenheiten der früheren Jahrhunderte bilden ein geschlos jenes Ganzes, das in einem Saale vereinigt dem Zweck ent gegenreift, den Musikstudierende» der Frankfurter Universität und sonstigen Interessenten zur Verfügung gestellt zu iverdcn für gewisse Stunden des Tages, Hirschs Sammelgediet gehl aber über die Mustkspeziaiitäl hinaus; der an den Mnstksaal anstoßende Arbciisraum des schönen Hauses in der Reuen Mainzer Straße, umfangreich und hoch, umsaßt eine ansgewählte Bibliothek deut scher und ausländischer Literatur in Gesamt- und Einzel-Aus gaben, unter denen wieder Goethe, Heine, C. T, A, Hoffman» und andere Dichter besonders eingehend vertreten sind: Kunst literalnr, Bibliographie, Geschichte, alles in möglicktst schönen Exemplaren in Original-Broschüren oder -Einbänden der Zeit. Und da das Wort Einbände hier gefallen ist, so sei hier auch der Gattin des Sammlers gedacht. Habe ich früher gesagt, der rich tige Sammler müsse eigentlich »»verheiratet sein, so gilt doch null!, regula sins oxvepbooe, Frau Hirsch ist die verständnisvolle Sammlergenossin ihres Gatten und Pflegt als Spezialgebiet den Bucheinband, der von den Anfängen dis zur Jetztzeit geschichtlich und von der Dame auch technisch ausübend studiert wird, in einer Bereinigung von wertvollen Einbänden, Trotz manckn-r Meinnngsverscknedenhciten in der Beurteilung der gesammelten Schätze seitens des Ehepaares eine wohltuende seltene Erschel- uuug gleicher bibliophiler Neigungen Wie das Sammelgebiet immer das Besen des Sammlers spiegelt, so auch hier, die Musik ist nicht nur der Kernpunkt der Hirschsche» Bibliothek, Herr Hirsch ist ihr auch ausübend ergeben, im eigenen Hansguarlrtt eine gute ttalie»isck>e Bratsche spielend wie als geschätztes Mit glied der Bachgemeinde: die Fälle waren zu zählen, in denen ich ihn und die Gattin auf ihren Plätzen an den Kammermustk- -abende» vermißte: er durch die Brillengläser die Partitur ver folgend, bisweilen lächelnd dem Rachbar eine kritische Au- imerkung machend. Auch der Bruder, Herr Robert von Hirsch, gehört, wie noch mancher nicht von mir genannte Sammler, in den Rei gen der mich umschlingenden Erinnerungen, die ich abkürze, um nicht der ermüdenden Breite zu Versalien, Zuni Schluß will ich noch eines passionierten Frank surter Sammlers gedenken: des Herrn Hofjuwelicrs Lonts Koch, Außer in sich geschlossenen Kollektionen, wie einer Ring-Sammlung, der Vereinigung von gra phischen Blättern Haus Thomas in Erst- und Probe drucken, dein radierten Werke Fritz Boehles, dessen monumentale Blätter das Treppenhaus der Wohnung gerahmt schmücken, in Frühdrucken, wie denn wohl kaum davon eine Ra dicrung fehlt, besitzt Koch eine Autographensammlung, die gegen wärtig wohl mit die bedeutendst« Deutschlands sein dürfte, welche sich in Prioathand befindet. Die Sammlung, umfassend nach allen Richtungen angelegt, ist besonders reich in den Gebieten der deutschen Literatur und gipfelt hier in zahlreichen Briefen Goethes, Schillers, Heiner: ReformationSzeit, Dreißigjähriger Krieg, Napoleon-Kreis sind glänzend vertreten; ein von Bei trägen der Goethe-Zeit Uberquellendes Stammbuch mit Eintra gungen fas! aller hervorragenden Persönlichkeiten sticht glänzend hervor. Und doch muh man den Preis der Musikabteilung reichen. Eine derartige Fülle von Originalbriesen Beethovens und Mo zarts, Schuberts usw,, nebst musikalischen Original-Manu skripten dieser und älterer Meister, darunter namentlich Seb, Bach, Händel, Gluck, Haydn bis zu Wagner und Brahms, ist jetzt Wohl nicht mehr zu vereinigen möglich. Man erbebt un willkürlich, hält inan Schuberts Winterreise, eine Mozartschc Symphonie oder eine Bachschc Klavier- oder Orgelkompositiou in der Hand, Ruhig, klug und in vornehmer Weise ist der Be sitzer unablässig darauf bedacht, seinen Schatz zu mehren; mancher feste Stock, von anderer Hand zusammengebracht, hat sich mit der Kochschen Kollektion vereinigt, so ein großer Teil der bekann ten Sammlung des Bankiers Carl Meiner! aus Dessau und dir kostbaren Musikmanuskriptc, welche früher im Besitz eines Berliner -Sammlers sich befanden, AVer abgesehen von der glück lichen Hand und dem rechtzeitigen Zugreisen bei sich darbietender Gelegenheit, die dazu gehören, um solche Sammlung vcrwirl- lichen zu können, bleibt das Verdienst des zielbewussten Samm leis nicht minder bedeutend. Auch Tochter und Schwiegersohn Kochs, Herr und Frau Will» Dreysus, gehören in ihrer Betätigung voll in den Kreis der Bibliophilen, Eine erlesene Kollektion voir Alma- »achen, Einpänden und seltenen Drncken, eine in ihrer Art beson ders reizvolle Märchen-Sammiimg seien hervorgehobcn. Hier wiederholt sich der seiiene Fa» der Übereinstimmung in de» bibliophilen Zielen der Ehegatten, Roch etwas sei mroergessen: Reken diesen über reichliche Mittel verfügenden Sammlern, die ihr Ziel erreicht haben und sich des sicheren Besitzes ihrer kostbaren Kollektionen erfreuen können, gedenke ich der werdenden Sammler, deren AuSreifung früh unterbrochen oder durch äußere Verhältnisse gehemmt wor den ist. Gerade i» dem llndcfriediglsein des Verlangens er scheinen diese Sammler.Eharaklere anziehend, da sie der gleiche Enihnsiasnins für die Sache seidsi beseelt wie die großen Saumt ier, derselbe aber vielleicht »och innerlicher ist, weil jugendlicher. Zwei Gestatten will ich andcntend berausheben. Beide begannen als Schüler mit sehr bescheidenem Taschengeld ihre erste» An känse z» mackten. Der frische Schüler vom Gveihe-Ginnnasinm, dem das Sam, mein und Betrachten von Stickten und Handzeichnungen lieber war als das Lernen: wie häusig kam er, mit den Schulbüchern unterm An», erhitzt hergelaufen, eine freie Stunde nutzend, um nach reiflicher Abwägung der Umstände dieser Radierung oder jener Skizze den Vorzug zu geben >md das Blatt seiner Anfangs mappe einzuverieiben, tauschte, wenn das Geld nicht ausreichic, kam drei- bis biennal wegen desselben Kupferstiches, ahnnngs- los, was für Mähe er dein alternden Antiquar verursache mit Wiederherbeisuchimg des Gewünschten, Zuletzt besuchte er mich 1«iö
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