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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dljchn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 160, 12. Juli 1917. leben habe sich unter dem Gesichtspunkt des Krieges erneuert: Ge schichte, Politik, Länderkunde, Kriegswesen, Landwirtschaft und So zialpolitik seien plötzlich aller Deutsche» persönlichste Angelegenheit ge worden. Die vielen Feldpostausgabc» wertvoller Literatur, älterer und neuerer, die noch viel zahlreicheren volkstümlichen Sammelbände aus allen Literatur- und Wissensgebieten und viele andere neue und nützliche Erscheinungen auf dem deutschen Büchermarkt finden gebüh rende Anerkennung. Gleichwohl hat der Verfasser über Mängel bei Kriegsausbruch zu klagen, die übrigens kaum überraschen werden. Zwar hatte da mals die Organisation sofort eingesetzt; aber es fehlte an planmäßiger Vorbereitung, mit der 1870 Wichern durch seine Felddiakone ein- springen konnte. Nur die deutsche Bahnhofsmission war schon im Frieden auf diese Arbeit eingestellt; viele treue Helferinnen betätig ten sich Tag und Nacht. Aber auf vielen Bahnhöfen zeigte sich Mangel an geeigneten Schriften. Die der Bahnhofsmission wenden sich an das weibliche Geschlecht, die der Jünglingsvereine und anderer Ge meinschaften waren ausschließlich religiösen Inhalts, unmännlich, weichlich, für Soldaten nicht zu brauchen, die dagegen die massenhaft verteilten Ausgaben der Bibelgesellschaften gern annahmen. Was die Verteilung an de» Fronten und in der Etappe au- bctrifft, so haben sich dafür die Feldgeistlichen als wirksamste Helfer erwiesen. Sie erreichen alle Truppenteile der Division und oft auch den einzelnen Mann. Ihnen vertraut dieser gern seine geistigen Be dürfnisse an. Einen anderen Weg hat der Börsenverein der Deutschen Buchhändler beschritten. Auf seinen und des Deutschen Berlegervcr- eins Aufruf wurde ihm reicher Lesestoff zur Verfügung gestellt. 516 000 Bände gingen unter Mitwirkung des Kriegsministeriums sogleich direkt ins Feld und erreichten die einzelnen Heeresgruppen und deren Teile auf dienstlichem Wege. Einen dritten Weg wählte der Deutsche Studentendtensk mit seinen fahrbaren Ausleihebüchereien (»Bildnngs- kaiiouen«). Sie haben sich im allgemeinen bewährt; daß sie aber die beste, wohl gar einzige Lösung der Aufgabe gebracht hätten, be zweifelt der Verfasser aus mancherlei Gründen. Vielleicht der gang barste und jetzt auch am meisten beschrittene sei ein vierter Weg, der der direkten Liebesgabensendungen auf Grund persönlicher Beziehun gen. Wir hoffen und möchten gern auch annehmen, daß sich ans diesen, Wege recht viele gute Bücher im Felde einstellen bei lieben Angehöri gen, Freunden und Bekannten, und zwar nicht nur gelegentlich eines Opscrtages oder einer Buchwoche, sondern dauernd als regelmäßige Beigabe zu möglichst jeder Zigarren- oder anderen freundschaftlichen Sendung. Ungeachtet ihrer scheinbar vollkommenen Regellosigkeit ist übrigens auch diese Verteilungsart der Organisierung nicht ganz ent gangen. Dieser Aufgabe hat sich, wie der Verfasser mitteilt, die deut sche christliche Studentenvereinigung mit Verständnis und gutem Er folg unterzogen. In bezug auf den Inhalt der Schriften haben sich mit der laugen Dauer des Krieges Geschmack und Bedürfnisse der Krieger und entsprechend auch die Richtlinien geändert, die der Gesamtausschutz zu Beginn seiner Arbeit und dann fast zwei Jahre später gelegentlich der Reichsbuchwoche vorgezeichnet hatte. In teilweiser Änderung der früher aufgestellten Normen hatte der Gesamtausschutz damals fol gende Gruppe» empfohlen, wozu bemerkt sei, daß auch diese den jetzigen Anforderungen nicht mehr voll genügen: 1. unterhaltende Bücher, Romane, Novellen, Kalender, Almanache, auch Lesebücher: ferner Zeitschriften allgemeinen Inhalts, be sonders auch illustrierte Familienzeitschristen in ganzen Bän den oder einzelnen Heften, vor allem auch humoristische Schrif ten; 2. Gedichte und Dramen, Ausgaben der deutschen Klassiker, auch einzelne Bände davon; 3. volkstümlich belehrende Schriften aus allen Gebieten, nament lich dem der Geschichte, Länderkunde, Naturwissenschaft und Technik, auch Bücher über Lebens- und Zeitfragen; 4. religiöse Schriften, die für einen Krieger passen. Es braucht hier wohl nicht daran erinnert zu werden, daß eigentliche Kricgsschriften, Schlachtenberichte und dergleichen mehr unseren Feld grauen nicht willkommen sind. Es ist verständlich und bedarf keiner Begründung. Religiösen Inhalt hat der Gesamtausschuß auf 16 vom Hundert der Schriften eingeschränkt, was immerhin noch reichlich sein mag inbetracht der vielen Vereinigungen, die sich ausschließlich damit beschäftigen. Dagegen sollte dem Humor — wie auch Hindenburg drin gend fordert — in allen seinen Formen,, soweit sic gewisse Grenzen innchalten, ein möglichst breiter Raum gewährt sein. Die deutsche Literatur kennt manchen vortrefflichen Mitarbeiter dieser befreienden Richtung; immerhin ist sie an jüngeren Autoren darin nicht eben reich. Mit der betrübend langen Fortdauer des Schützengrabenkricges und -Lebens und inbetracht der gelehrten Bildung vieler unserer Kämpfer hat sich mehr und mehr auch das Verlangen nach Studienbü chern und streng wissenschaftlicher Geistcskost eingestellt, fei's zur Ab lenkung der Gedanken, sei's zur Auffrischung der Kenntnisse, sei's um nicht ganz hinter neuen Forschungsergebnissen znriickzubleiben. Allen diesen Anforderungen wird die dankbar helfende Heimat gern ge recht. »Unser Heer wird getragen von der Liebesarbeit der Heimat , sagt Scheffen und trifft damit das rechte Wort für das gegenseitige Verhältnis und den Wert unserer Opfer daheim. Das inhaltreiche, auch mit Bildern vortrefflich ansgeschmückte Buch erzählt des Wissenswerten noch viel; doch können wir ihm im Nahmen dieses Berichts darin nicht folgen. Sein Studium sei ange legentlich empfohlen. Auch zur Versendung ins Feld dürfte es geeig net sein zur Belehrung lesebedürftiger Krieger und hoffentlich auch zn:n nachhaltigen Segen für unseren Buchhandel. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Die Buch- und Musikalienhandlung Israel Tuch in Koschmin besteht am heutigen Tage 60 Jahre. Sie wurde von Israel Tuch gegründet und hatte anfangs, den damaligen Verhältnissen des Ostens entsprechend, nur einen beschränk te» Absatz. Im Laufe der Zeit entwickelte sic sich jedoch in ganz erfreulicher Weise. Nach dem Tode des Gründers ging das Geschäft am 13. Juli 1888 an seine Witwe, Frau Helene Tuch, über, der ihr Sohn Hermann Tuch bald als Prokurist zur Seite trat. Im Jahre 1900 übernahm dieser dann die Handlung in Besitz, die nun bald einen höheren Aufschwung nahm. Herr Hermann Tuch, der eine vorzügliche buchhändlerischc Ausbildung genossen hatte, beschränkte seine Tätigkeit nicht nur auf seinen Wohnort und Sic Hcimatprovinz, sondern dehnte die Geschäftsverbindungen auf den ganzen Osten aus und erzielte sehr gute Erfolge, sodaß er vielen Verlegern ein wert voller Abnehmer wurde. Er verband mit seinem Betriebe eine gut- eingerichtete Buchdrucker«! und übernahm auch den Kreisblattverlag, ohne deshalb das Sortiment zu vernachlässigen. Dem tüchtigen Berufsgenossen sprechen wir unsere beste» Wünsche zum Ehrentage seines Hauses aus. Wie Luthers Bibel gedruckt wurde. — Im Alter hat Luther ein mal von seiner Bibelübersetzung geäußert: »Es glaubt niemand, was für eine Arbeit sie uns gekostet hat«. Er hat sich die Sache aber auch wahrhaftig nicht leicht gemacht. So nahmen er und Melanchthon die Hilfe ihrer nächsten Freunde in Anspruch, »um die Ausdrücke richtig zu treffen«, ferner erkundeten sie sorgfältig den Wert der alten Münzen und ließen sich sogar durch Spalatins Vermittlung eine Anzahl Edelsteine aus der kurfürstlich sächsischen Schatzkammer zur Ansicht kommen, um die Namen und Farben der in Offenbarung 21 ge nannten Kleinodien genau zu bezeichnen. Große Schwierigkeiten be reitete sodann der Druck zunächst des Neuen Testaments. Eingehend spricht darüber Geh. Konsistorialrat Prof. O. Wikh. Walther in seiner bei E. S. Mittler sc Sohn in Berlin erscheinenden Festschrift »Luthers deutsche Bibel«. Schon vor dem 5. Mai 1522 konnte Luther einen Teil seiner Niederschrift dem Drucker Melchior Lotter in Wittenberg über mitteln. Spalatin erhielt am 10. Mai schon den Anfang des Druckes und Ende des Monats »den ganzen Matthäus«. Der Freund sollte die Bogen dem Kurfürsten Friedrich zeigen, denn nur ihm und dem Fürsten Johann gehe ein Exemplar zu. »Nicht einmal die in der Druckerei Arbeitenden bekämen ein Blatt ausgehäudigt«, weil mau unter allen Umständen verhindern wollte, daß einzelne Teile vielleicht in unberufene Hände gelaugten und von betriebsamen Nachdrucken! sogleich benutzt würden. Aus äußeren Zeichen kan» man schließen, daß gleichzeitig in drei Abteilungen gesetzt und gedruckt wurde, nämlich an den Evangelien mit der Apostelgeschichte, den Briefen und der Offenbarung. Ende Juli waren drei Druckerpresscn in Tätigkeit, und täglich wurden von ihnen 10 000 Blatt (5000 Bogens abgezogen, von jeder einzelnen also 3333 Blätter. Diese Leistung erscheint er staunlich, ist jedoch nicht unmöglich, wenn hinreichend für Arbeits teilung und für Ablösung der Arbeiter gesorgt und an jenen Hellen Tagen vom frühen Morgen bis zum späten Abend unausgesetzt ge schafft wurde. Und auf größte Beschleunigung kam es allen sehr an. So gelang es, den Druck bis zum 21. September zu vollende». Wie viele Exemplare abgezogen wurden, läßt sich nicht mehr errechnen. Der Titel, den Luther seinem Werke, für das er kein Honorar nahm, gab, lautete so einfach wie nur möglich: »Das Neue Testament. Deutsch. Wittenberg«. Seinen Namen gab er nicht an. Der Preis betrug für ein Exemplar dieses Neuen Testaments 114 Gulden, ein hoher Be trag, der einem heutigen Geldwert von etwa 40 .L entspricht. Trotz dem war die ganze Auslage so schnell vergriffen, daß schon im Dezem ber eine neue ansgegeben werden konnte. Verantwort!. Red. i. B.: R > ch a r d « l b e r t i. — Verlag: DerBSrsen verein der Deutschen «uchdändler zn Leipzig, Deutsche» Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Ervcditivn: Leipzig, Gerichtsweg 28 sBuchhSndlerhauss. 816
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