68. 22. März 1912. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3739 -vorn. Möücherr ZurrArnu ^VonSrauDr.Emanuete^. LM-Meijec Das erste Preßurteil über dieses allen reifenden Töchtern, Gattinnen,Müttern und Volkserziehern gewidmete Buch. Tübinger Chronik: ^Doirr Zu Drcru. ^VonArau dr.Enmmiele^ L.M.Megec . . . Keule schreiben soviele Leute über Dinge, von denen sie sich nur einbilden etwas zu »erstehen, soviel Unberufene mit oder ohne berühmten Namen — das ist ja die Hauptsache — erlauben sich, über Dinge zu reden, die ihnen ihrer Natur nicht nur, sondern auch ihrem Wissen, ihrer Vorbildung nach ganz fern liegen, daß es nicht überflüssig ist, die Kompetenz des Schreibers des vorliegenden Buches von vorn herein in der berührten Frage zu betonen und zu unterstreichen, ganz besonders in einer so delikaten Frage, wie cs die der sexuellen Aufklärung, der sexuellen Ethik ist, da weckt es gleich Vertrauen, von dem Autor zu wisse», wer und was er ist. Und Vertrauen ist in dieser ganzen Frage die Hauptsache, gegenseitiges Vertrauen. Das Buch enthält ein Bild der Verfasserin, und dieses Bild muß bei allen, die Frau vr. Meyer nicht persönlich kenne», dies Vertrauen noch vertiefen. Zu diesem mütterlichen, im schönsten Sinne des Wortes guten Gesicht muh man Vertrauen haben, und selten blicken aus Augen so viel Liebe und Güte, verbunden mit Energie und Kraft. Sie haben viel gesehen im Leben, viel weibliches Elend und männliche Brutalität, aber auch viel weibliche Schwäche und Unvernunft und männliche Kraft, Einsicht und Größe. Aber ihre Güte, Liebe und Milde konnten aller Jammer, alles Elend nicht ersticken, sondern nur vertiefen und mehre» . . . Was steht nun in dem Buch? Das wäre mit wenig Worten ebensowenig zu sagen wie in einer ganzen Artikelserie. Man lese es eben I Im ganzen erscheint uns das Buch, wie schon frühere Arbeiten von Frau Or. Meyer als Kampf- und Anklageschrift gegen das eigene Geschlecht fast noch mehr, wie gegen die Männer. Zwar diese werden rauh ungefaßt und von ihnen wird - nichts Unmögliches zwar, aber sehr, sehr viel, für den guten Durchschnitt selbst zuviel verlangt, mit ihnen wird sehr scharf ins Gericht ge gangen und Abrechnung gehalten. Aber das scheint uns doch nicht die Hauptsache zu sein, sondern das Buch will vielmehr die vielen Tausend und Millionen Frauen aus ihrem faulen Schlaf Wecken, aus dem sie sich selbst nicht zu reihen vermögen. Gegen die täglichen Sünden wider sich selbst, gegen ihr Geschlecht und ihre Persönlichkeit, die ihren tiefsten und eigentliche» Grund in einer geistigen Trägheit, in einer faulen Moral namentlich unserer Mütter haben, gegen die eifert die Verfasserin fest zupackcnd, nichts beschönigend mit beredter Ueber- zeugungskrast. Gewiß: der Man» sündigt viel gegen das Weib, aber mehr noch sündigt diese gegen sich selbst. Unbewußt oft, weil cs sich über die einfachsten Fragen gar nicht klar ist. Das Buch sollte» am meisten Mütter lesen, junge und alte, und daraus lernen! Lernen für die Erziehung ihrer Töchter vor allem. Die Jugend ist heute vielfach weiter wie dje Eltern, sic könnte oft noch viel gesünder sei», wenn die Eltern, die Mütter vor allem, reifer wären und mehr Veranttvortlichkcitsgefühl ihren Kindern gegenüber be säßen In dieHand jeder Frau, jeder Muttcr,j edcr Gattin gehörte dies wundervolle, starke Buch. DasBuch wendet sich auch analle sozialen Kreise, ja an die sogen, gebildeten noch mehr, wie an die unteren. Denn die Sünden sind hier oft noch größer als unten. Verlogenheit, Unmoral, falsche Scham, Prüderie und vielfach sogar hygienische Ver nachlässigung sind unten wie oben zu Hause. Ja, vielfach sind die Mädchen unserer oberen Gesellschaft noch viel mehr einer konventionelle» und daher falschen Erziehung ausgesetzt, wie die der unteren, in denen die Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Er ziehung inehr verschwinden, oft zum Wohl der Mädchen. DiesBuch schrieb eine gute Mutter, es wird Fra» vr. Meyer ungezählte Kinder werben, direkt und indirekt. Mögen nun. was am meisten zu wünschen wäre, möglichst viele deutsche Mütter das Buch lesen und aus ihm für ihre Töchter lernen, oder mögen reife junge Mäd chen selbst dazu greifen! lir. Erler. Das Buch ist hier vorrätig! Ohne Kaufzwang gern zur Ansicht In feiner Ausstattung kartoniert M. 2.—, schön gebunden M. 3.— Strecker 6- Schröder, Verlag in Stuttgart 488*