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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1924
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- 1924-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1924
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Redaktioneller Teil. 288, 14. November 1924. Die Stadt der Zeitschriften. Von Wilh. Eule. In einem Bericht des englischen Handelsattaches in Frankfurt a. M. an die englische Regierung wird über das deutsche Zeitschriften- wesen unter andcrm gesagt: »Es gibt in Deutschland wähl kaum einen Handelszweig oder eine Fabrikationsart, die nicht ihre eigenen Organisationen, möglicherweise auch eine eigene Fachzeitung hätten. In ganz Deutschland werden Fabrikanten, die gleiche oder ähnliche Waren Herstellen, entweder persönlich oder durch das gedruckte Wort in Beziehungen zueinander gebracht«. Und als nach Beendigung des Weltkrieges, in dem bekanntlich deutsche Zeitungen und Zeitschriften nur spärlich über die Grenzen gelangten, Frankreichs Sorge auf den Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft gerichtet war, schrieb die fran zösische »Information«, daß das beste Mittel, die Ziele und Ab sichten der deutschen Industrie kennen zu lernen, darin bestünde, daß man die gewerblichen Fachzeitschriften der Deutschen studiere. Treff licher als in diesen beiden Urteilen des Auslandes kann das deutsche Zeitschriftenwesen in seinem Umfang wie in seiner Bedeutung nicht gewürdigt werden. Berücksichtigt man ferner, daß nach der schweren Krisis, die Ende vorigen Jahres über die deutsche Tages- und Fach presse hereingebrocheu war, das Zeitschriftenwesen fast noch mehr als bas Zeitungswesen durch Neugründungen bereichert worden ist, so ist dies ein weiterer Beweis für die ausserordentliche Regsamkeit und Entwicklungsmöglichkeit der deutschen Fachpresse. Im allgemeinen können unsere großen Druckstädte als die Haupt sitze der Zeitschriften angesehen werden. Bon 20 000 Zeitschriften, die im Jahr 1021 in Deutschland erschienen — diese Zahl umfaßt den Begriff Zeitschrift in weitestem Umfange! —, sollten etwa 3000 in Berlin gedruckt werden, auf Leipzig entfielen 500 Zeitschriften, und München, Stuttgart und Frankfurt a. M. wurden in weiterem Ab stande als Zcitschriftendruck- und -verlagsvrte genannt. In Wirklich keit sind aber Druck und Verlag einer Zeitschrift nicht an einen Ort gebunden; wirtschaftliche Erwägungen lassen den in der Großstadt ansässigen Zeitschristenverleger die kleinen und in der Lebenshaltung billigeren Provinzstädte als Druckvrte willkommen erscheinen. Auf diese Weise erklärt es sich auch, daß die deutschen Zeitschriften, trotz der Konzentration der von ihnen vertretenen Interessen auf nur wenige kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkte, über das ganze Land zerstreut sind. Aus der Bevorzugung der Provinz als Druckort einer Zeitschrift erklärt sich auch zum nicht geringen Teil die eigen artige Tatsache, daß in einer deutschen Kleinstadt das Zeitschriften wesen sich zu einer beispiellosen Blüte entfalten konnte, ja mehr noch, daß man im Verhältnis zur Einwohnerzahl und der am Orte er scheinenden Zeitschriften und andererseits der Triebkräfte, die von diesem Ort für das ganze deutsche Zeitschriftenwesen ausgehen, von einer Stadt der Zeitschriften sprechen kann, ähnlich wie Leipzig als Stadt der Bücher und Berlin als Zeitungsstadt gilt: Diese Stadt der Zeitschriften ist Pößneck im Thüringischen. Pößneck zählt heute rund 15 000 Bewohner. Es hat, wie viele deutsche Kleinstädte, die sich einer langen, reichbewegten Vergangen heit erfreuen, einen Marktplatz von außergewöhnlichem Reiz, alter tümliche Winkel und Gäßchen, sowie als schätzenswerteste und ur- väterliche Überlieferung eine gewerbefleißige, zn vielen Künsten und Handfertigkeiten geschickte Bürgerschaft. Goethe soll bei seinem Aufent halt in Pößneck in dieser Stadt das Vorbild zu dem Hohen Liede deutscher Bürgertugend, »Hermann und Dorothea«, gefunden haben, und wenn es dort heißt: Lebhaft wurden die Gassen; denn wohl bevölkert das Städtchen, Mancher Fabriken befliß man sich da und manches Gewerbes . . . , so ist es die Charakterisierung des Wesens einer deutschen Kleinstadt, die noch heute nach mehr als einem Jahrhundert auf Pößneck zutrifft. Zunächst überrascht die Stadt den Besucher durch ihre lebhafte Ge schäftigkeit, das zu allen Tageszeiten ununterbrochene Fluten werk tätiger Menschen. Es dürste wenig Städte von gleicher Größe geben, wo in den Straßen ein gleich starker Verkehr herrscht wie in Pößneck, dies trifft namentlich auf die Breite Straße zu, in der sich von alters her die wichtigsten Geschäfte abwickeln. Vieles gemahnt hier an groß städtische Verhältnisse, und wo sich in diesem Mittelpunkt, wie auch an anderen Stellen der Stadt, Zeugen alter Bauherrlichkeit zu be haupten wußten, so doch nur, um das betriebsame, unternehmungsfrohc Pößneck des 20. Jahrhunderts desto nachdrücklicher erscheinen zu lassen. Pößneck hat ein Dutzend Tuch- und Flanellfabriken, 4 Dampfgerbereien, 2 Porzcllanfabriken und ebensoviel Leder-Lackfabriken. Zu diesen alteingesessenen Industrien kommen noch die verschiedensten anderen Gewerbezweige und als jüngste und bemerkenswerteste Industrie das graphische Gewerbe, das sich mit dem Truck und Verlag von Zeit schriften befaßt. Wie kam es, daß ausgerechnet Pößneck, die thüringische Kleinstadt, die mit den graphischen Zentren Deutschlands doch nur lose in Ver bindung steht, der Sitz eines blühenden Zeitschristenwesens werden konnte? Verwundertes Fragen, das sich mit der aus wirtschaftlichen Erwägungen erfolgten Bevorzugung der Provinz als Drnckort nicht allein erklären läßt; sehr viel mehr ist es die Initiative, der hem mungslose Arbeitsimpuls, der das einmal als richtig erkannte Gebiet gewerblicher Betätigung eisern bis zn den letzten Entwicklungsmöglich keiten verfolgt. Man griff das Zeitschriftenwesen ans — vielleicht hätte man auch den Druck und Verlag von Büchern anfgrcisen kön nen — und sah in ihm Werkzeug und Vollstrecker eines Willens zur Erzielung des Höchstmaßes von Arbeitskraft und Arbeitsleistung. Die Kleinstadt Pößneck druckt und verlegt fast ein halbes Hundert Zeit schriften — morgen sind es wohl schon mehr, denn die Pößneckcr Zcitschriftenverleger sind von einem unvergleichlichen Gründungs eifer und einem beneidenswerten Optimismus für die Entwicklungs möglichkeiten ihres Gewerbes beseelt. Die mannigfachsten Gebiete menschlicher Daseinsäußerungen werden von Pößneck aus mit Zeit schriften versehen, weithin nehmen sie ihren Weg, doch da man in Pößneck mit steigenden Erfolgen steigende Schwingen erhält, so darf es keineswegs als ausgeschlossen gelten, daß Pößnecker Zeitschriften künftighin allenthalben, für alles und für alle in Erscheinung treten. Heute schon darf sich Pößneck mit gutem Recht als Zeitschriftenstadt bezeichnen: das Unbegreifliche und Bewundernswerte, das in der Heranziehung eines ursprünglich orts- und wesensfremden Tätigkeits gebietes und darüber hinaus in dessen geradezu virtuoser Beherrschung liegt, in Pößneck ist es getan! Or. ^.Idort ^ouburAsr: odkl" Oio Verlag 1924. 207 8. kllc. 8.— Jeder, der dieses neue Buch von Albert Neuburger zur Hand nimmt, wird an Paul Eudels »Fälscherkünste« denken, die B. Bücher vor vierzig Jahren in einer deutschen Ausgabe herausgab. Diese gehörte lange zu einem sehr gesuchten Buch auf dem Antiquariats markt, bis der Verlag Fr. Wilh. Grunow im Jahre 1909 eine neue Bearbeitung durch A. Nocßler veranstalten ließ, die sich den Anforde rungen der neuesten Zeit anzupassen suchte. Ter behandelte Stoff bei Eudel und in dem hier angeze gteu Buche ist fast der gleiche, aber schon ein flüchtiges Blättern läßt den ge waltigen Unterschied in der Behandlung gewahr werden. Endel er zählt in der angenehmen französischen Art allerhand Geschichten, die oft ans Unglaubliche grenzen und selten belegt werden. Dagegen verbindet Neuburger das Angenehme mit dem Nützlichen, und man er fährt von ihm nicht nur, wie die Fälschungen zustande kommen, sondern auch die wertvollsten Winke, wie man ihnen auf die Spur kommt, und ferner, wie man Kunstgegenstände zu behandeln hat. Er ist manch mal so gründlich, daß fast die Befürchtung besteht, ein angehender Fälscher könnte sich seine Angaben zunutze machen. In der Einleitung spricht der Verfasser von zwei Lagern, die sich in der Antiquitäten kunde gegenwärtig gegenüberstehen: der Sachverständige im bisherigen Sinne und der Vertreter der Naturwissenschaften. Er gehört zn letzteren, gibt aber selbst zu, daß ersprießliche Arbeit nur geleistet werden kann, wenn sich beide vereinigen, und sein Buch soll der Ver söhnung dienen. Manche der angegebenen Forschungsmethoden werden nur große Museen anwenden können, doch finden sich auch einfache darunter, die jeder Sammler oder Händler leicht selbst außüben kann. Wie groß der Interessentenkreis ist, geht am besten aus einer kurzen Inhaltsübersicht hervor. Es werden behandelt: Alte und neue Bilder, K u n st b l ä t t e r, Handschriften und Druckwerke, Keramiken, Glas und Email, Gegenstände aus Edelmetall, Bronzen, Münzen, Medaillen und Plaketten, Zinn, Waffen und Rüstungen, Ge webe, Bildhauerarbeiten, Möbel und Holzplastiken, Musikinstrumente und endlich Edelsteine und Perlen. Uns liegt wohl das zweite Kapitel am nächsten. Echt oder Fälschung? Diese Frage beschäftigte sicher schon manchen beim Betrachten einer Handzcichnung, eines Siiches, eines Autogramms usw., ja es kommt gar nicht so selten vor. daß sich in einem Druckwerk gefälschte Blätter befinden oder daß solche ganz ge fälscht werden, wie z. B. in Frankreich die Erstausgaben von Racine und Moliöre. Was der Verfasser über die Zusammensetzung des Bleistiftes zu verschiedenen Zeiten, über Harzleimung und tierische Leimung des Papiers, über abgeschnittene und künstlich wieder aus- gefranste Papicrränder, über Fingerabdrücke usw. zu sagen weiß, dürfte
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