Fertige Bücher. ^ 238, S. Oktober 1924. öcehms Tierleben warvonseinemVerfasservonAnfanganalsVolksbuchgedachtund istauch ein echtes Volks buch geworden. Es ist uns Deutschen das Tierbuch schlechthin, der Inbegriff der Natur geschichte, und diesen Erfolg errang es vor allem durch die Persönlichkeit A. E. Brehms. Die neueste, vierte Tierleben-Auslage ist aber nicht mehr das einstige Volksbuch, so sehr sie inwisscnschastlicherHinsichtzweifellosausderHöhesteht.DieallzugründlicheAmarbeitung hat Brehm, den Meister des Wortes und der Feder, den vielgereisten Erforscher der Tier welt, der schon von früher Jugend an mit allem Getier auf Freundschaftsfuß stand und deshalb in Fragen der Tierseelenkunde auch seinen eigenen Standpunkt vertrat, stark in den Hintergrund gedrängt; der „Brehm" in seiner ursprünglichen Form, mit seinen klassischen Schilderungen und seinem starken Persönlichkeitszauber ist in der Bearbeitung wenig erkennbar. „Man bekommt", wie Wilhelm Bölsche sagt, „zuweilen Sehnsucht nach dem Urtext, weil durch die gründliche Umarbeitung manch Strick starker Kunst über malt worden ist." Die hier erscheinende neue Ausgabe hält sich wieder durchaus an den Urtext und stellt, wenn auch in verkürzter Form, das Volksbuch im Sinne Brehms wie der her. Die Auswahl ist so getroffen worden, daß alles Aufgenommene wissenschaftlich einwandfrei und dennoch vom Brehmschen Geiste erfüllt ist. Berücksichtigt wurden in erster Linie alle Tiere der deutschen Heimat, von Ausländern die bekanntesten, besonders fesselnden Vertreter. Was Brehm im Vorwort zur zweiten Auflage seines Werkes er sehnte: daß sich das „Tierleben" immer mehr in gebildeten Familien einbürgern und zu einem Hausschatz im besten Sinne des Wortes werden möge, das wird, wie Verlag und Herausgeber hoffen, der vorliegenden Ausgabe gerade wegen ihrer Beschränkung in hohem Maße beschieden sein. Es darf keine Hausbibliothek mehr geben, in der nicht der Volks-Brehm vertreten ist, der Klassiker der Naturgeschichte, der einerseits reiche Be lehrung spendet und den Naturgenuß vertieft, und andererseits dank seiner herrlichen Sprache und seiner ungemein fesselnden, dramatisch bewegten Schilderungsgabe gleich zeitig erbaut und unterhält. Wo immer man die Bände aufschlägt, da ist ihr Inhalt interessant, zumal er durch reichen Bilderschmuck, durch prächtige Naturaufnahmen und Zeichnungen allererster Künstler wirksame Unterstützung erfährt. Jedem Freund der Natur und der Tierwelt, d. h. also jedem Gebildeten, jedem Jäger und Zagdliebhaber, jedem Lehrer unserer Jugend und nicht zuletzt dieser Jugend selbst wird Brehms unsterb liches Lebenswerk zum unversieglichen Quell des Genusses und der Belehrung.