^ 257, 3. November 1922. Fertige Bücher. — Preisänderungen. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 12213 Beilage zur Vossischen Zeitung vom 29. Oktober 1922 Neues von Zakob Schaffner. Es sind nur zwei kurze Novellen. Die eine heisst »Tic Mutter«, die andere »Das neue Sakrament« ((zusammen unter dem Titel »Fragen« bei E. Runge, Berlin-Lichterfelde, erschie nen). Die erste finde ich ausgezeichnet, in die zweite habe ich mich verliebt. Sie wirkt auf mich wie die novellistisch gewor dene Stimmung in einer Berglandschaft Albrecht Altdorfers. Felsen, Wald, Tal, Bach, abendliche Dämmerung und als Staffage ein Räuber, der auf sein Opfer lauert. Man kann auch sagen: ein Räuber am Wege, rings um ihn her eine still verglühende Berglandschast, die an seiner Bestürzung zur Schalltrommel wird. Das Ganze zierlich, phantasicvoll, manie riert gemalt, mit kosmischem Einschlag, eben in der Art Alt dorfers. Beste Donauschule sozusagen! Fast alle Schweizer haben diesen tiefsinnigen Manieristen-Zug; sie alle haben jene eigensinnige Empfindsamkeit, die so oft starkknochigen Men schen eigen ist. Der Mörder sitzt mit einem Endchen Bleirohr in der Tasche da und wird zum Opfer feiner selbst. Sternen- nacht und Mörderschicksal verschlingen sich zum Ornament. Ich kenne nicht viel von Schaffner. In seinen letzten Erzählungen erschien mir der Schweizer zu sehr im Berliner Milieu verirrt. Hier ist er wieder ganz ein Eigner. Seine Ahnen heißen Jean Paul und Gottfried Keller. Er ist der Stärkste unter jenen Nachfolgern Kellers (Otto Stoeßl gehört dazu und Robert Walser), die das Barocke und das artistische Element Kellers ausbilden, die mit ehrfürchtiger Lebensironie, mit spielendem Tiefsinn Einzelschicksal und Weltall als geheim nisvolle Einheit sehen. Sehr deutsch! Alles durchsetzt von klu gen, etwas spitzen Gedanken, das Ganze kapriziös besinnlich angeschaut und intellektuell aufs zierlichste ziseliert. Auch in der Sprache zeigt sich die spröde, empfindsame Eigenart, in der Wahl der knapp geformten, überraschend wirkenden Adjek tive, in einer fast kokett sprunghaften Psychoanalyse, in der Lust das menschliche Schauerliche so vor die blauen Gründe der Ewigkeit zu stellen, daß es zur Arabeske wird. Nicht anders ist es in der »Mutter«. Die kleine Novelle mit dem Oedipuszug ist nicht ganz so straff wie die andere; aber auch sie ist ein kleines Meisterwerk jener Ueberrcdungskunst, die es glaublich macht, daß dieses Leben sich nur episodisch vor dem Hintergrund eines zwar unsichtbaren, aber wesentlicheren Lebens abspiclt. Beide Novellen handeln von jener Selbst vernichtung des Menschen, die man nur religiös deuten kann. Sie behandeln das Unaussprechliche, das Unausdenkbare der Seele, das schrecklich und süß in einem ist, Sie verbinde» mit jedem Alltag das Unermeßliche. Karl 8 eli 8 k1161-. Grundzahlen: M. 2.- drosch., M. 3.— in^Halbleinen, M. 6.— in Haldleder Schlüsselzahl des Börsenverems KW« MW Mlin-Wlnwe Ernst petrich 12 Tusch- und Federzeichnungen Z) aus Ostfriesland mit einem Geleitwort von l)r. Benninghoff „Man muß es Verlag und Künstler danken, daß sie es trotz der heutigen Verhältnisse unternehmen, solche gute Kunst dar- zubieten... Oie Mappe eignet sich zweisellos sehr als Seschenkstiick." (Leerer Anz -BI.) Bilbgröpe 19x24 cm, auch kleiner. Kartongr. 24x32 cm Vollst. Mappe 3 SV (Grundzahl, Schlüsselzahl des B>V.) Carl Schünemann / Verlag / Bremen Zwei Werke für den Weihnachtstisch Ludwig Richter A als Radierer von Walter Hoffmann mit LI Rupfcrticfdruckcn Grundzahl: Kart. M. z.—, geb. M. 4.— Bismarck und die Juden unter Benutzung unveröffentlichter (Quellen von Otto Johlinger Mit Faksimile mehrerer Briefe halbleinen geb. Grundzahl M. 4.— S Die angegebenen Preise sind Grundpreis welche mit der jeweils geltenden Schlüsselzahl des Börsenvercins zu multiplizieren sind. Dietrich Reimer Verlag Berlin Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. 8S rZahr«ana. 1800